Emma - Teil 4

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 09.04.2011


Als Rosie ihren Gesichtsaudruck bemerkte, stieß sie Emma leicht in die Seite und flüsterte: „Warum lächelst du denn so?“
Emma sah Rosie durch einen rosafarbenen Schleier und hörte ihre Stimme kaum, als sie nur ein Wort sagte.
„Daryl.“
Rosie nickte und lehnte sich zurück. „Versteh schon“, meinte sie leicht verträumt. „Ja Daryl ist schon ne Granate.“ Sie kicherte. „Ich glaube, sogar alle fünfer - Mädchen sind in ihn verknallt. Die haben ja schon einen Kollaps gekriegt, als er sich als der neue Schülersprecher vorstellte.“
Emma seufzte. Sie hatte sich schon gedacht, dass viele in Daryl verknallt waren, aber dieses Ausmaß ging weit über ihre Annahme.
„Fünfer?“, sagte sie heiser. Rosie nickte verständnislos. „Ja klar, aber darum musst du dir doch keine Sorgen machen. Ich glaube nicht, dass er sich mit Fünfern abgibt.“
„Und wenn doch?“ Emma beschlich Zweifel, aber Rosie grinste nur, wobei zwei süße Grübchen neben ihrem Mund erschienen.
„Was denn. Bist du etwa an ihm interessiert?“
„Ja“, meinte Emma ehrlich, was Rosie wohl gar nicht erwartet hatte, denn ihr Lächeln verschwand.
„Ach keine Sorge Emma“, sagte sie leichthin. „Ich meine, es ist ja nicht so, dass du irgendwelche Chancen bei ihm hättest…“ Emma schaute Rosie scharf an.
„Wie meinst du das?“, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen und befühlte automatisch ihre Prothese. Eigentlich konnte sie es Rosie gar nicht übelnehmen, wenn sie ihr Bein meinte. Welcher Junge stand schon auf Mädchen mit einem halben Bein? Die rosa Wolken verschwanden und Emmas Sicht klarte sich auf. Sie würde Rosie nicht sauer sein, doch ihre Antwort kam überraschend.
„Ich meinte sie“, sagte Rosie und zeigte auf das schwarzhaarige Mädchen, welches Emma immer noch abschätzend anschaute, wenn sie sie überhaupt ansah. Emma schaute Rosie fragend an.
„Isabelle ist die Schlimmste von Daryls Verehrerinnen“, sagte Rosie flüsternd. „Sie kratzt beinahe jedem die Augen aus, der es wagt, sich mit ihm zu unterhalten.“ Sie tippte sich an die Stirn. „Isabelle hat ne Meise. Sie denkt, Daryl gehört nur ihr, und sie sagt ständig, er wäre doch total in sie verknallt.“ Emma hörte gespannt zu und senkte dann den Kopf.
„Na ja“, murmelte sie. „Stimmt das denn?“
Rosie hob die Schultern. „Ich weiß es nicht genau. Er ist immer höflich und nett zu ihr, aber manchmal merkt man seine Genervtheit. Aber auch nur manchmal.“ Sie schüttelte den Kopf. „Schlecht sieht sie ja nicht aus.“
„Im Gegenteil“, seufzte Emma, alle Hoffnungen dahinziehen sehend.
Rosie schnitt eine Grimasse. „Ich kann gar nicht verstehen, wie sich ein so netter und charmanter Kerl von so einer dummen Schnepfe derart einwickeln lassen kann.“ Emma schaute auf.
„Ich dachte, er wäre genervt“, sagte sie. Konnte Rosie sich denn nicht mal entscheiden? Rosie rollte mit den Augen. „Das ist so eine heikle Sache“, meinte sie. „Vielleicht findet er sie zu attraktiv, um ihr mal die Meinung zu sagen, oder-“
„Oder was?“
„Oder er ist genau so ein Idiot wie andere Kerle hier.“
„Das glaube ich nicht“, protestierte Emma sofort und bekam dann einen verträumten Blick. „Er war doch so nett und süß und…“
„Ja, das weiß ich schon etwas länger als du“, wandte Rosie genervt ein.
Emma zuckte zusammen. „Sag mal bist du etwa auch in ihn-“
„Himmel nein!“ Rosies Augen weiteten sich vor Überraschung.
Dann sagte sie etwas blasiert, als ob Emma ihre Ehre verletzt hätte: „Ich verliebe mich doch nicht in irgendeinen Kerl, nur weil er gut aussieht.“
„Warum nicht?“, fragte Emma naiv grinsend. Jetzt war Rosie sichtlich empört. „Das ist nicht meine Art“, sagte sie und dann schien das Thema für sie abgeschlossen zu sein.
Emma schaute sich zum ersten Mal richtig in der Klasse um. Ziemlich stilvoll, wenn auch nur ein Klassenraum. Und die riesige Eingangshalle hatte auch Eindruck auf sie gemacht. Die Aula war bestimmt noch besser.
„Ist das hier eigentlich eine Schule für Reiche?“, fragte sie nebenbei.
Ein braunhaariges Mädchen neben ihr grinste. „Für gut betuchte, ja“, meinte sie und ihre grünen Augen blitzten. Emma nickte. Das wusste sie nicht. Sie wusste schon, dass ihre Eltern ziemlich wohlhabend waren. Immerhin war ihr Vater Chefarzt im Bonsenkrankenhaus, und ihre Mutter eine erfolgreiche Anwältin. Sie runzelte die Stirn. Dann hätte sie sich schon denken können, dass sie ihre Tochter nicht auf eine gewöhnliche Schule schickten.
„Ich bin übrigens Laurie“, sagte das Mädchen neben ihr freundlich. Emma durchflutete ein warmes Gefühl. Irgendwie nahmen diese grünen Augen sie total ein. „Ich bin Emma“, wollte sie gerade sagen, da schnellte Lauries Hand hervor und packte Emmas Arm- so in etwa. Emma erschrak und zog instinktiv den Arm zurück, doch Laurie blieb ganz ruhig und zog die Hand, zur Faust geballt, zurück. „Ganz ruhig, Emma“, sagte sie amüsiert. „Du hattest dort auf dem Arm nur dieses Prachtexemplar.“ Sie hielt Emma die Faust unter die Augen. Emmas Herz raste immer noch. Musste Laurie sie denn so erschrecken?
Laurie öffnete die Hand. Emma schrie kurz und laut auf, als sie das achtbeinige Monster sah. „NIMM DAS WEG!!“, schrie sie. Gott sei dank war noch kein Lehrer da, denn es wäre ziemlich peinlich gewesen. Emma sprang vom Stuhl. Laurie zuckte zusammen. „Was ist denn los?“, fragte sie und schloss schützend die Hand zur Faust. dann lachte sie kurz. „Das kribbelt“, sagte sie grinsend. Emma weigerte sich, sich wieder hinzusetzen. „Nimm zuerst dieses Viech da weg“, sagte sie bestimmt.
Laurie schaute auf den Weberknecht in ihrer Hand.
„Wow!“, murmelte sie. „So einen habe ich ja lange nicht mehr gesehen.“
Emma stutzte. Streichelte Laurie etwa diese ekelige Spinne? Anscheinend.
Laurie stand auf und trug den Weberknecht zum Fenster, wo sie ihn in die Freiheit entließ. „Oh die Spinnenfrau schlägt wieder zu.“ Emma erkannte diese ätzende Stimme sofort. Isabelle! Sie machte sich über Laurie lustig. Emma wollte schon etwas sagen, aber das war wohl nicht nötig denn Laurie fertigte Isabelle mit einem „Klappe zu, Lästermaul“ ab. Anscheinend kam Isabelle nicht so wirklich bei den Mädchen in dieser Klasse an. Isabelle wurde gleich hysterisch, wobei sie von ihren „Mitzicken“ kräftig unterstützt wurde. Sie hakte auf Laurie ein, doch diese klappte nur die Hand auf und zu, das „Red nur weiter“- Zeichen. Ignoranz konnte Isabelle wohl gar nicht ab und sie wollte sich auch schon auf Laurie stürzten, als sie von einem großen blonden Jungen wieder in den Stuhl zurückgedrückt wurde. Emma staunte über Lauries Selbstbewusstsein. Aber das musste man wohl bei Isabelle haben.
„Lass gut sein, Isabelle“, sagte der blonde Junge besänftigend. „Provozier doch nicht ständig.“ Isabelle warf Laurie noch einen vernichtenden Blick zu, blieb aber sitzen. Der Junge nickte zufrieden und drehte sich um. Mensch hatte der aber dunkle Augen, dachte Emma. Bevor er sich wieder hinsetzte, zwinkerte er Laurie zu. Emma schaute ihre neue Freundin an und staunte. Laurie lief doch glatt rot an und lächelte sich fast um den Verstand. Emma musste innerlich grinsen. Dieses Mädchen wurde mit Isabelle, der Zicke schlechthin, locker fertig, aber erlag dem Charme eines Jungen.
„Na wer ist denn dein Verehrer?“, flüsterte sie Laurie zu und grinste immer noch.
„Er heißt Daniel“, sagte Laurie und ihr Lächeln verschwand schlagartig. „Und er ist nicht mein Verehrer!“ Emma nickte doch sie glaubte Laurie nicht. Wenn er sich nicht für Laurie interessieren würde, hätte er sich as der Sache rausgehalten. Emma fragte sich, ob wohl auch Rosie eine geheime, oder vielleicht auch nicht geheime, Romanze hatte. Schlecht sah sie ja nicht aus. Irgendwie süß mit den Grübchen und den langen blonden Haaren. Und auch Laurie, mit den kurzen wuscheligen braunen Haaren und den schelmischen grünen Augen, war auf ihre Weise attraktiv.
Emma seufzte. Das war zu viel für den ersten Schultag. Diese vielen Gefühle musste sie erst einmal in Ruhe verdauen. Vor allem das Gefühl gegenüber Daryl, welches ihr jetzt nicht mehr so fremd vorkam…

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