Gideon - der etwas andere Vampirjäger - Teil 3

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 07.04.2011


Der nächste Morgen begann wie jeder andere. Gideon stand auf, machte sich Spiegeleier, aß ein Toast dazu. Aber heute musste er unbedingt duschen, denn nachdem er gestern solange im Wald rumgerannt war, fühlte er sich nicht sonderlich sauber. Also ging er ins Bad, zog sich aus, stellte sich in die Dusche – und schrie auf, denn das Wasser war eiskalt. Er begann heftig zu schlottern, stellte das Wasser ab und kletterte aus der Wanne. Dabei rutschte er in einer Pfütze aus, stürzte zu Boden und hörte es widerlich knacken. Schien so, als würde er seinem Namen mal wieder alle Ehre machen, denn seine Hand fühlte sich eindeutig gebrochen an. Seufzend stand er auf, zog sich kompliziert an, packte seinen Schlüssel, verließ die Wohnung und machte sich auf die Suche nach dem Krankenhaus.

Sie wurde von einem Sonnenstrahl geweckt und seufzte glücklich. Sie war froh, dass sie nicht zu den Vampiren gehörte, die sich verstecken mussten, wenn die Sonne aufging. Schon als Kind war sie gerne draußen gewesen und hatte mit ihrem Hund gespielt. Picasso, nach ihrem Lieblingskünstler. Sie lächelte traurig. Picasso war ihr bester und einziger Freund gewesen. Er war mit in dem Auto gewesen. Dass sie nicht drin gesessen hatte, hatte daran gelegen, dass sie in der Schule gewesen war. Sie schloss die Augen und ihre gute Laune war wie weggeblasen. Es tat weh, daran zu denken.
Schnell stand sie auf und sah sich um. Was sollte sie heute tun? Eine Hand legte sie an ihren Hals. Auf jeden Fall jagen gehen. Mit der anderen hob sie ihre Tasche auf und schulterte sie. Vielleicht fand sie ja auch noch eine schöne Stelle, die sie zeichnen konnte. Sie hoffte es so sehr, denn sonst würde sie wieder vor Langeweile umkommen. Ein leises Kichern kam über ihre Lippen. Als ob sie sterben konnte!

Gideon ging weiter und sah sich um. Vielleicht hätte er jemanden nach dem Weg fragen sollen, aber irgendwie hatte er keine Lust darauf gehabt. Also ging er weiter.

Sie verließ die Jugendherberge und schaute sich um. Dann ging sie los und vertiefte sich in ihren Gedanken. So sehr, dass sie den Mann nicht bemerkte und mit ihm zusammenstieß.

Gideon fiel zu Boden und somit auf die eh schon gebrochene Hand. „Aaaau ..“, wimmerte er. Sie kniete sich neben ihn und sah ihn erschrocken an. „Oh nein, tut mir so leid!“ Er sah zu ihr und runzelte die Stirn. „Dich kenn ich.“ Sie sah ihn einen Moment an und grinste dann. „Du wolltest mich umbringen, weil du dachtest, ich wäre ein Vampir. Komm, ich helf dir.“ Sie half ihm hoch und sah sich seine Hand an. „Du solltest in ein Krankenhaus gehen.“ „Da wollte ich gerade hin, aber bisher hab ich es noch nicht gefunden.“ „Ich weiß wo es ist, ich zeig dir den Weg.“ Sie ging los und lächelte. „Ich heiße übrigens Jane.“ „Ich bin Gideon“, erwiderte er und musterte sie. Sie war wirklich hübsch und er fragte sich, ob sie sich dessen bewusst war. Und ihr Bild gestern war echt toll gewesen. Und er war ein Idiot, weil er gedacht hatte, sie wär ein Vampir. „Tut mir wirklich leid, das gestern.“ „Schon okay.“ Sie zuckte mit den Schultern. Er sah sie weiter an. „Ich würde .. dich wirklich gern .. irgendwie zum Essen einladen .. oder so .. als Entschädigung.“ Nicht, dass er Geld hätte um mit ihr in ein großes Restaurant gehen zu können, aber für ein Diner oder so würde es reichen.

Sie zögerte. Konnte sie das annehmen? Immerhin sagte sie nicht die Wahrheit. Und er roch so gut. Ob er sich beißen lassen würde? Schnell verwarf sie den Gedanken. Nein. Sie jagte keine Menschen, nur Tiere. Wenn sie Menschenblut brauchte, brach sie ins Krankenhaus ein und nahm sich Spenderblut. Sie hatte .. Angst, dass sie die Menschen töten würde, wenn sie sie beißt. Dass sie nicht mehr aufhören kann zu trinken. Sie warf ihm einen Blick zu. Er war süß, aber sie konnte keinem Mann vertrauen, nicht nach dem, was ihr Onkel ihr angetan hatte. Er hatte sie regelmäßig grün und blau geschlagen, in irgendwelchen Räumen eingesperrt und ihr wenig zu essen gegeben. Irgendwann würde sie sich rächen.
„Ich .. ich weiß nicht.“ „Ach, komm schon .. nur ein Essen, mehr nicht.“ Er sah auf den Boden. „Ich weiß, dass ich nicht grad .. gutaussehend bin. Aber ich kenn hier noch niemanden und .. ich find dich sympathisch. Ich würde wirklich gern mit dir essen gehen. Nur essen.“ Sie sah ihn noch eine Weile an und nickte dann. „Okay, gerne.“ Sie lächelte und hielt ihm die Tür zum Krankenhaus auf. Er sah sie an. „Kommst du mit rein?“ „Nein!“, rief sie und schaute ihn erschrocken an. „Ach ja. Du kannst kein Blut sehen.“ Er lächelte. Sie runzelte die Stirn, erinnerte sich dann aber daran, dass sie geflüchtet war, als er angefangen hatte zu bluten und nickte. „Genau. Ich kann kein Blut sehen. Wo wohnst du? Dann komm ich heute Abend vorbei.“ Er sagte seine Adresse und schaute dann weg. „Aber du kommst wirklich?“ Sie nickte. „Ich versprech es dir.“ Und mit diesen Worten verschwand sie.

Er ging ins Krankenhaus, sprach am Empfang vor und wartete dann darauf, geröntgt zu werden. In der Zeit dachte er über Jane nach. Er war schon immer jemand gewesen, der tierisch schnell Gefühle entwickelte, was vermutlich daran lag, dass er als Kind niemanden gehabt hatte. Sobald er ein paar Worte mit jemandem sprach, wünschte er sich schon, dass er mit der Person befreundet war und das war jetzt auch bei Jane der Fall. Mindestens befreundet wollte er mit ihr sein.
Er mochte ihre Art. Und ihre Augen. Sie waren moosgrün und sahen wunderschön zu ihren haselnussbraunen Augen aus. Wenn sie lächelte, begannen sie zu strahlen, aber sobald sie aufhörte, legte sich ein Schatten über sie. Er fragte sich, was ihr wohl passiert war und hatte das Gefühl, sie schützen zu müssen, vor allem, was ihr wehtun könnte. Er wollte, dass sie sich sicher und geborgen fühlte und .. er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, als er bemerkte, dass er gerade auf dem besten Weg war, sich in sie zu verlieben.





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