Die Stille der Nacht - Teil 10

Autor: chanti95
veröffentlicht am: 25.04.2011


Entschuldige, Cri.Chan, dass ich deine Bitte nicht erfüllen kann, aber hoffentlich bist du auch mit diesem "kurzen" Teil zufrieden. ;)

Dies merkte Tom scheinbar auch, denn er schaute mich fragend an. Ich schüttelte nur den Kopf und machte mich daran, unser Mittagslager aufzuräumen, denn wir hatten viel Zeit zum Geschichten erzählen gebraucht. Kurz darauf waren wir auch schon wieder losgeritten. Nach ein paar Stunden entdeckte Tom etwas.
„Schau mal da!“
Er zeigte mit dem Finger auf unsere linke Seite, nicht weit von unserem Weg entfernt. Ich spähte hinüber und sah, was er mir zeigen wollte: Dort drüben lag ein kleiner See, der in der Sonne nur so glitzerte und funkelte. Ich war einen kurzen Moment lang überwältigt von dem schönen Anblick, bis ich mich wieder gefasst hatte.
„Komm, wir reiten dorthin“, schlug ich vor und schlug mit Malik die Richtung ein. Schweigend ritten Tom und ich nebeneinander, unterbrachen die Stille nur für kurze Unterhaltungen, wenn einem von uns wieder eine Frage eingefallen war. Allerdings hatten wir beide nicht wirklich Lust auf ein Gespräch, also schwiegen wir lieber.
Gegen den Abend erreichten wir dann den See. Es war noch schöner, als ich gehofft hatte. Der See selbst lag in einer kleinen Vertiefung, die von Bäumen und Sträuchern umgeben war. Es war sonnig und trotzdem schattig. Wunderbar um sich kurze Zeit zu verstecken. Freudig ritt ich mit Malik in das kleine Versteck und sprang dann von seinem Rücken hinunter. Ich musste lauthals lachen, weil ich in diesem einen Moment alle Sorgen vergessen hatte. Ich hatte ein tolles Pferd, einen netten, jungen Mann an meiner Seite und den perfekten Ort. Einfach wunderbar!
Tom kam zu mir hingeritten und stieg von Jalisa ab. Er führte die Stute zu einem Baum und sattelte sie dort ab. Ich führte Malik ebenfalls zu den Bäumen, ich band ihn etwas entfernt von Jalisa ebenfalls an einen Baum und streichelte ihm über den Hals. Ich sattelte ihn ab, holte das Halfter und den Strick hervor und zäumte ihn ab. Nachdem das Halfter angemacht war und ich mit dem Strick das stolze, schwarze Pferd an den Baum gebunden hatte, machte ich mich daran, den Rappen zu putzen. Heute wurde Malik richtig verwöhnt. Ich gab ihm noch etwas Futter und ging dann zu Tom.
„Meinst du, wir können die Pferde einfach so rumlaufen lassen? Ich meine, damit sie Gras fressen können und trinken können, wann sie wollen.“
„Wir können es mal versuchen. Damian weiss von diesem Platz nichts, also werden wir hier ein paar Tage Zeit haben, um uns auszuruhen“, schlug Tom vor. Ich nickte und bereitete erst einmal das Lager vor. Wir wählten einen Platz zwischen ein paar Bäumen, nahe dem Ufer. Ich legte ein paar Steine für das Lagerfeuer in die Mitte, bereitete unsere Schlafsäcke davor aus und sammelte dann, zusammen mit Tom, trockenes Holz. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich ihn verträumt anstarrte. Tom schien das entweder nicht zu merken, oder er ignorierte es einfach.
Als die Sonne dann entgültig untergegangen war, konnten wir stolz darauf sein, wie unser Lager aussah. Wir hatten genügend Vorräte für etwa eine Woche, die Pferde waren in einer provisorischen Koppel untergebracht worden und auf unserem Feuer brutzelten ein Fisch und ein paar Kartoffeln in einer Steingrube. Dazu gab es noch Brot mit ein paar Beeren, die wir während dem Holz einsammeln gefunden hatten, da ich Fisch nicht essen konnte. Erschöpft, jedoch zufrieden, setzten wir uns auf unsere Schlafsäcke und schauten zu, wie unser Essen im Feuer garte.
„Tom?“, fragte ich. Etwas erschrocken antwortete er.
„Was ist?“
„Wieso hilfst du mir?“
Ich schaute ihn mit forschendem Blick an. Er hielt meinem Blick stand und mir war es, als würde er mit seinen blauen Augen mein Herz durchbohren.
„Weil ich dich mag“, sagte er und rutschte näher zu mir hinüber.
Ich wusste nicht was machen. Tom war sicherlich ein attraktiver Mann, charmant, einfach perfekt. Aber konnte das wirklich so sein? Ich dachte immer, es gibt den perfekten Mann gar nicht. Konnte es also sein, dass sein Gesicht keine zwanzig Zentimeter vor meinem war?
Ich wusste es nicht. Ich wollte auch nicht darüber nachdenken, sondern rückte ein Stück näher zu ihm. Unsere Hände berührten sich und ich erschauderte, als ob mich ein Blitz getroffen hätte. Dann passierte es: Tom drückte seine wahnsinnig weichen Lippen sanft, jedoch fordernd auf meinen Mund, griff mit seiner rechten Hand in meinen Nacken und zog mich noch näher zu sich hin. Meine Augen waren inzwischen geschlossen und ich genoss seinen Geruch, die Nähe und die Berührung.
Zusammen kippten wir nach hinten, so dass Tom halbwegs auf mir lag, immer noch innig küssend. Mit einem Ellbogen stützte er sich neben mir am Boden ab, so dass nicht sein ganzes Gewicht auf mir lag. Ich hatte inzwischen meine sonnengebräunten Arme um seinen Hals geschlungen, allerdings hatten wir unsere Lippen voneinander getrennt. Wir schauten uns in die Augen und ich war einfach glücklich, mit ihm hier zu liegen.

Am Morgen war ich einmal als Erste wach. Ich lag auf den Schlafsäcken, die wir im Laufe der Nacht nebeneinander ausgelegt hatten, um mehr Platz zu haben. Mein Kopf lag auf Toms Arm, sein rechter Arm umschloss meine Hüfte, fast so wie in dem Zimmer in der Herberge. Ich konnte seinen Atem an meinem Ohr hören, konnte wieder seinen Geruch riechen. Vorsichtig löste ich mich aus der liebevollen Umarmung und kramte aus Toms Tasche eine Seife. Ich suchte mir mein oranges Top, eine saubere Jeans und Unterwäsche aus meiner Satteltasche, fand irgendwo noch ein nicht ganz sauberes Tuch und ging dann an das Ufer heran. Ich entledigte mich meiner Kleidung und sprang dann in das kühle Nass des Sees hinein. Ich brachte eine kurze Strecke im See hinter mich und schrubbte mich dann mit der Seife ab. Ich wusch gleich noch meine dreckige Kleidung und zog mich nach dem Abtrocknen an.
Nachdem die nasse Kleidung an Ästen aufgehängt war, ging ich mit einem Sack voll Pferdefutter zu Malik und Jalisa, die, getrennt voneinander, auf ihren provisorischen Koppeln standen. Sehnsüchtig starrte Malik zu Jalisa hinüber, diese hatte im Moment nur Augen für mich. Ich packte zwei grosse Steine, die beinahe flach waren und legte je einen auf die Koppeln, um danach das Futter darauf zu schütten.
Ich schlich auf leisen Sohlen zurück zu Tom und erschrak fürchterlich. Er war verschwunden!
„Tom?“, fragte ich vorsichtig. Ich bekam keine Antwort, also rief ich noch mal seinen Namen, diesmal jedoch lauter. Wieder keine Antwort. Ich stand auf der Lichtung und sah mich ängstlich um. War Damian schon hier?
Plötzlich packte mich eine kräftige Hand von hinten und hielt mir mit einer Hand den Mund zu. Mit dem anderen Arm umschlang er meine Hüfte und hielt mich fest, so dass ich mich kaum bewegen konnte.






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