Die Stille der Nacht - Teil 4

Autor: chanti95
veröffentlicht am: 31.03.2011


Hey Leute!
Ich bin über das Wochenende nicht da, deswegen kommt dann Teil fünf frühstens am Montag.
Wenn ihr findet, eure Idee muss unbedingt in die Geschichte, dann schreibt ein Kommentar. Teilt mir auch mit, wie es weiter gehen soll und oder lasst euch einfach überraschen!
Liebe Grüsse und viel Spass!
Chantal




„Was tust du da?“, fragte mich Damians schneidende Stimme. Ich schaute ihm in die Augen, ich wusste, ich konnte mich nicht mehr beherrschen. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so behandelt worden.
„Ich beruhige mein Pferd.“
„`Dein Pferd`?“
„Ja, mein Pferd!“, sagte ich selbstbewusst. Ich wusste, Malik hatte mich als seinen Partner akzeptiert hatte und ich würde nicht zulassen, dass mir jemand diese Verbindung zerstören würde.
Niemand sagte etwas. Bis Tom die Stille unterbrach.
„Damian, ich finde, wir können sie nicht mehr so behandeln. Lass sie auf den Hengst reiten, lass sie am Feuer schlafen. Von mir aus binde sie in der Nacht an, damit sie nicht abhaut, aber behandle sie nicht wie irgend ein halbtotes Wildschwein, das eh sterben wird!“
`Danke, dass du mich mit einem halbtoten Wildschwein vergleichst!`, dachte ich genervt, jedoch glücklich darüber, dass mir Tom zur Seite stand.
Damian schaute giftig zu Tom herüber. Ich war überzeugt, wenn Tom nicht Damians Bruder gewesen wäre, hätte er jetzt eine übergebraten bekommen. Auf das wartete Charlie anscheinend, denn schon wieder sah ich Schadenfreude in seinen Augen aufblitzen.
„Tom, wenn sie uns verrät, ich schwöre dir, ich bringe dich eigenhändig um!“, sagte Damian leise und bedrohlich. Er hatte sich zu seiner vollen Grösse aufgebaut und war damit fast einen ganzen Kopf grösser als ich. Doch auch Tom hatte sich aufgerichtet und er war fast gleich gross wie sein Bruder.
„Das wird sie nicht.“
Ich blickte verwirrt zwischen den Beiden hin und her. Auf der einen Seite war ich froh, dass Tom sich für mich einsetzte, auf der anderen Seite fragte ich mich, weshalb er das überhaupt tat. Was verlangte er dafür von mir? Doch mir blieb keine Zeit zum Nachdenken. Damian stimmte zu, dass Tom mich rund um die Uhr bewachen würde und die Verantwortung für mich trug. Ich würde Malik auch reiten dürfen, allerdings würde er an Toms Stute angebunden sein. Dieser ging auf den Kompromiss ein und ich bemerkte, wie Charlie enttäuscht dreinblickte und auf das Feuer zuging.
Damian ging ebenfalls zum Feuer, nur Tom blieb mit mir bei den Pferden.
„Samantha?“
„Nenn mich nicht so“, sagte ich schnippisch.
„Wieso nicht?“
„Ich hasse den Namen“, antwortete ich wahrheitsgemäss.
„Ich mag ihn. Wie soll ich dich denn sonst nennen? Sammy? Sam?“
„Sam“, antwortete ich knapp und streichelte dem Rappen über den Hals.
„Wieso denkst du, dass er jetzt dein Pferd ist?“, fragte er mich, während er sich um seine braune Stute kümmerte.
„Er hört auf mich. Ich glaube, er hat mich als Partner akzeptiert.“
Ich entdeckte Maliks Satteltasche und stöberte darin nach seinem Halfter, dem Strick, der Bürste und seinem Striegel. Ich zäumte ihn ab und zog ihm das Halfter an, band ihn dann wieder an den Baum.
„Als Partner? Wieso als Partner und nicht als seinen Meister?“
„Die Bindung zwischen Mensch und Tier ist etwas Besonderes. Ich denke nicht, dass der Mensch ein Meister ist. Ich mag Tiere, allerdings will ich nicht ihr Meister sein, vor dem sie Angst haben müssen, sondern ich will ihr Freund sein, mit dem sie sich vertraut fühlen.“
„Ach so.“
Wir putzten beide unsere Pferde, danach fütterten wir sie und schwiegen beide, bis mir etwas einfiel.
„Wie heissen die Pferde eigentlich?“, fragte ich neugierig.
„Das hier“, er zeigte auf seine braune Stute, „ist Jalisa. Wie dein Malik ist sie ein Araber. Jalisa heisst übrigens Freundin“, fügte er augenzwinkernd hinzu.
„Der weisse Wallach gehört Charlie und hört mehr oder weniger auf den Namen Luke. Er ist ein Achal-Tekkiner. Dann hätten wir noch Damians Pferd, der schwarze Wallach. Das ist ein Rocky Mountain Horse. Hat eine ungewöhnliche Farbe, wir vermuten deshalb, dass er nicht reinrassig ist. Genau kann man das nicht sagen, weil Damian ihn selber eingefangen hat. Er heisst Dan.“
„Dan? Einfach nur Dan? Was ist, hat dein Bruder keine Ideen oder was?“, spottete ich über den Einfallsreichtum seines Bruders.
Tom musste schmunzeln. Bei dem Anblick des lächelnden Blondschopfes wurde mir schwindlig. Er gab so ein perfektes Bild ab. Ein blonder, junger Mann mit eisblauen Augen, einem unverschämten Lächeln, brauner Haut und durchtrainierten Körper. Ach, wie war das doch unfair! Ich durfte mich nicht in ihn verlieben, schliesslich hatte er geholfen, jemanden umzubringen. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Diese Männer waren Mörder. Was hinderte sie daran, mich auch umzubringen?
„Weshalb bringt ihr mich nicht um?“, fragte ich direkt hinaus. Tom blieb still. Er schaute mich entsetzt an, das Lächeln war verschwunden. Scheinbar hatte man meine Frage bis zum Feuer gehört, denn Damian erhob sich und kam mit langsamen Schritten auf uns zu.
„Möchtest du denn sterben?“, fragte er mich mit seiner ruhigen Stimme.
Ich brachte keinen Ton heraus. Damian, wie er so dastand und mich lächelnd anstarrte, schüchterte mich ein, also schüttelte ich nur den Kopf.
„Dann stell nicht so dumme Fragen!“, belehrte er mich und ging wieder zum Feuer zurück.
„Ehm, ich denke, du solltest dich waschen“, schlug Tom vor und versuchte, seine Unsicherheit zu überspielen. Wieder nickte ich nur.
„Wir haben leider keine Kleider für dich, aber du kannst Johns Kleidung anziehen. Natürlich nur, wenn du willst!“, fügte er noch schnell hinzu. Ich wurde rot wie eine überreife Tomate. Sollte ich denn etwa nackt herum laufen, oder wie? Ich nahm die lange Jeans aus der Satteltasche, dazu noch das schwarze Shirt. Ich trennte die Jeans auf Kniehöhe mit dem Taschenmesser ab, so dass ich ein zweites Paar kurze Hosen hatte. Die Unterwäsche, die in der Satteltasche war, nahm ich auch noch mit, jedoch verstaute ich sie so, dass Tom sie nicht sehen konnte. Ich folgte ihm zu einer abgelegenen Stelle des Baches, an dem das Wasser tief genug war, um darin zu baden.
„Ich warte dort hinten auf dich“, informierte mich Tom, drückte mir ein Stück Seife in die Hand und liess mich dann alleine. Endlich konnte ich mich wieder mal waschen. Ich legte die Kleidung und die Seife am Ufer ab und schaute mich noch mal um, schliesslich sollte mich keiner der Männer nackt sehen. Als ich mich versichert hatte, dass niemand mir zusah, stieg ich aus meinen dreckigen Kleidern und liess mich ins kühle Wasser gleiten. Wie herrlich es doch war! Doch ich wollte mich beeilen, also nahm ich die Seife und schrubbte mich gründlich ab. Ich wusch meine Haare gründlich, so dass sie wieder blond waren. Danach waren die Kleider dran, auch sie schrubbte ich mit der Seife und bald schon kam die leuchtende, orange Farbe meines Tops wieder zum Vorschein. Meine Jeans wurde wieder sauber, meine Schuhe nahmen ebenfalls eine bessere, äussere Erscheinung an. Ich stieg aus dem Wasser und schlüpfte in die Unterwäsche. Sie war mir natürlich viel zu gross, besonders im Schritt, doch es würde genügen. Ich zog auch noch die restliche Kleidung an, die mir wirklich viel zu gross war. Ich packte meine nassen Kleider und die Seife und ging zu Tom. Der beäugte mich kritisch, schenkte mir jedoch ein verschmitztes Lächeln und ging wieder voran zu dem Lager. Bei den Satteltaschen angekommen, drückte er mir eine Bürste in die Hand, mit der ich die ganzen Knüppeln aus meinem Haar lösen konnte. Ich hängte meine gewaschene Wäsche an den vielen Ästen auf, damit sie trockneten und folgte Tom zum Feuer. Er breitete einen Schlafsack aus und teilte mir mit, dass ich da schlafen könne. Ich nickte ihm dankbar zu und setzte mich auf meinen Platz. Damian schaute mich lächelnd an, während Charlie mir immer wieder vernichtende Blicke zuwarf. Tom verteilte uns etwas zu essen, es gab Bohnen aus der Dose. Kauend fing er ein Gespräch an.
„Damian, wir müssen in ein Dorf. Wir haben fast keine Verpflegung mehr und bei der Gelegenheit können wir auch gleich Kleidung für Sammy kaufen.“
Als Tom meinen Namen gesagt hatte, sog Charlie scharf die Luft ein.
„Weshalb sollten wir Kleidung kaufen? Sie hat doch!“, mischte er sich ein.
„Aber es macht sich ziemlich schlecht, wenn man ein junges Mädchen in zerlumpten Männerklamotten sieht, findest du nicht?“, antwortete Tom schnippisch. Damian hob die Hand. Beide verstummten augenblicklich.
„Ein halben Tagesritt von hier entfernt ist ein Dorf. Ich werde schauen, was ich besorgen kann. Ich verspreche jedoch nichts“, erklärte er.
„Du gehst wieder alleine? Was ist, wenn noch mal so etwas passiert?“, fragte Tom.
„Wenn was passiert?“, fragte ich neugierig. Damian schaute mich belustigt an und Tom grinste mich an, nur Charlie schaute genervt in eine andere Richtung.
„Bevor du.. zu uns gestossen bist, war ich auch einkaufen. Allerdings wollte man mich bestehlen, deshalb war ich länger weg, als geplant. Deshalb bin ich dir begegnet, deshalb ist John gestorben.“
Verdutzt fragte ich nach.
„Was ist passiert? Was macht ihr überhaupt, weshalb reist ihr so herum?“
Niemand antwortete mir, ein bedrückendes Schweigen entstand. Bis Damian sich entschied, die Stille zu brechen.
„Wir sollten versuchen, zu schlafen. Morgen werden wir alle in das Dorf reiten, wir können ja mal schauen, ob er dort eine Möglichkeit zum Übernachten gibt.“
Dann legte er sich nieder und schloss die Augen. Charlie tat es ihm nach, doch ich wusste, dass beide noch wach bleiben würden und darauf warten würden, dass Tom mit mir sprach. Dieser erfüllte ihre Erwartungen nach kurzer Zeit.
„Bleibst du hier oder muss ich dich festbinden?“
Ich zögerte. Natürlich würde ich da bleiben. Ich hatte gar keine andere Wahl. Ich hatte kein Essen, und das einzige Dorf in der Nähe würde kein Schutz bieten.
„Ich bleibe“, sagte ich leise und legte mich hin. Obwohl der Schlafsack den Boden nicht wirklich weicher machte, schlief ich in dieser Nacht wie ein Stein.






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