Die Stille der Nacht

Autor: chanti95
veröffentlicht am: 28.03.2011


Hallo Leute! Und wieder einmal fange ich eine Liebesgeschichte an. Ich hoffe, sie gefällt euch. Teilt mir bitte eure Meinung zu der Geschichte mit, ich freue mich über jedes Kommentar.
Chantal

Die Stille der Nacht


Hören konnte ich nur meinen eigenen Atem und das rhythmische Schlagen meines Herzens. Meine Füsse schlugen regelmässig auf den harten Boden auf, doch meine durchtrainierten Beine federten jeden einzelnen Aufprall ab. Ich spürte jeden Muskel in meinem Körper, ich war mir meiner Kraft bewusst. Ich rannte über den Kiesweg hinunter zu einem kleinen Wäldchen, an dessen Rand drei Pferde angebunden waren; ein Schimmelwallach, eine braune Stute und ein rabenschwarzer Hengst. Alle drei waren gesattelt und gezäumt, die Reiter selbst standen etwas abseits. Einer der Reiter, ich vermutete, es war ein Mann, lag am Boden. Die anderen zwei hatten sich über ihn gebeugt. Das war meine Chance, ich verlangsamte meinen Schritt und ging auf die Pferde zu. Der Schwarze war der Erste, der mich entdeckte, jedoch gab er keinen Laut von sich, sondern stellte nur seine Ohren auf und blickte in meine Richtung. Als die anderen beiden Pferde mich entdeckten, schnaubte der Wallach kurz, doch glücklicherweise waren alle drei still. Als ich bei den stolzen Tieren angekommen war, zog mich der Blick des Hengstes in seinen Bann. Er war wohl das schönste Pferd, welches ich je erblickt hatte. Seine Muskeln zeichneten sich unter dem Fell ab, welches einen wunderschönen Glanz hatte. Ich entschied mich kurzerhand für dieses Tier, weil er von Kraft nur so strotzte. Als ich ihn vom Baum binden wollte, entdeckte ich drei Satteltaschen, alle drei mit einem Zeichen darauf. Ich liess vom Zaum des Hengstes ab und schaute mir die Satteltaschen an. Auf der ersten Satteltasche war eine weisse Taube abgebildet, ich vermutete mal, diese Satteltasche gehörte zu dem Wallach, denn dieselbe weisse Taube war auf seiner Schabracke zu finden. Auf der zweiten Tasche war ein löwenähnliches Tier gestickt, die Tasche gehörte zu der Stute. Auf der vordersten Satteltasche war ein schwarzer Wolf eingestickt. Mir war sofort klar: Das ist die Satteltasche des Schwarzen. Ich öffnete die Satteltasche und fand nützliches Zeug vor. Neben Striegel, Hufkratzer, Bürste und einem Tuch war noch ein Sack Pferdefutter vorhanden. Ausserdem fand ich ein paar Jeanshosen, ein recht grosses, schwarzes Shirt und ein graues Hemd, alles Männerklamotten. Ich fand einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten, ausserdem noch etwas zu Essen. Ein Halfter und ein Strick waren ebenfalls darin verstaut, ich fand auch noch ein recht grosses, Schweizer Taschenmesser. Ich öffnete noch schnell die anderen beiden Satteltaschen und durchsuchte sie, fand jedoch fast nur das Gleiche. Nur eines nahm ich aus der Satteltasche der Stute, zwei meiner Lieblings-Schokoriegel. Ich packte sie schnell in die Satteltasche, nahm diese und ging wieder auf den schwarzen Hengst zu. Ich streichelte ihm kurz über die Nüstern und schwang die Satteltaschen über den schwarzen Westernsattel. Als sie am Sattel befestigt waren, trippelte der Schwarze nervös, allerdings gab er keinen Laut von sich. Ich schaute nach den Reitern und bemerkte, dass zwei von den dreien auf die Pferde zu kamen. Der dritte Reiter lag regungslos am Boden. Der Wind wehte die Stimmen der anderen beiden Reiter hinüber.
“Endlich ist er tot. Wenn wir ihn liegen lassen, wird seine Leiche sicher aufgefressen. Das ist gut. Dann müssen wir uns nicht auch noch mit dem herumschlagen“, sagte der grosse, schlanke Reiter.
„Aber war das nicht ein bisschen krass? Wir hätten ihn doch nicht gleich umbringen müssen. Und was machen wir jetzt mit Malik? Einen so schönen Hengst können wir doch nicht einfach erschiessen!“, warf der andere ein. Er war nicht ganz so gross wie der andere, dafür war er stämmiger gebaut. Im Mondschein konnte ich erkennen, dass seine Augen stahlblau aufblitzten.
Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Die beiden hatten den dritten Reiter umgebracht! Und Malik, war das nicht ein arabischer Name? Doch, bei uns im Stall hatte ein Pferd so geheissen. Die Übersetzung war, glaub ich, König. Es musste der Schwarze gemeint sein, er war als einziger ein Hengst. Gut, hatte ich mir ihn ausgesucht. Ich band ihn schnell los, schaute noch einmal zurück zu den beiden Reitern und schwang mich aufs Pferd. Malik wollte schon bocken, doch da ertönten die Stimmen der beiden Reiter.
“Hey! Da klaut jemand Malik!“, hörte ich den Schlanken rufen.
„Komm schon!“, schrie der andere. Ich konnte hören, wie sie angerannt kamen und gab Malik die Sporen. Dieser setzte sich zwar in Bewegung, jedoch wurde er nicht so schnell, wie ich erwartet hatte. Er trabte langsam, während ich einen Blick nach hinten wagte. Ich erschrak, denn einer der beiden Reiter war schon aufgestiegen. Gerade stiess er seine Fersen in die Flanken der Stute, diese machte einen Satz und kam in einem wilden Galopp angerannt. Ich schnalzte mit der Zunge, bohrte meine Fersen in die Flanken meines Pferdes. Endlich wurde er schneller und wechselte ebenfalls zum Galopp. Malik raste dem Waldrand entlang, ich hörte seinen Atem und schaute vorsichtig über die Schulter. Ich sah einen weissen Punkt, der immer wie kleiner wurde und sich scheinbar schnell entfernte. Nur noch eine kurze Zeit lang liess ich das schwarze Pferd galoppieren. Dann zog ich probeweise sanft an den Zügeln, woraufhin Malik sofort langsamer wurde. Ich liess ihn Schritt gehen und überlegte, was ich gerade getan hatte. Ich hatte das Geständnis der Mörder eines Pferdebesitzers mitgehört und hatte dann das Pferd des Toten geklaut. Doch konnte man es noch Diebstahl nennen, wenn der Besitzer tot war? Ich wusste es nicht. Aber ich wusste, dass ich Ärger am Hals hatte. Ich trieb Malik noch mal an, so dass er im Trab lief. Wir ritten nicht einmal mehr eine Stunde, bis es anfing, zu dämmern. Die Sonne ging links von mir auf, das hiess, ich ritt gegen Süden. Genau die Richtung, in der mein Ziel lag. Ich ritt immer noch dem Wald entlang, doch die Bäume wurden immer spärlicher. Bald darauf erreichten wir einen Bach. Malik blieb nur zu gern stehen, um etwas zu trinken. Ich sprang von seinem Rücken hinunter und führte ihn dem Bach entlang hinein in den Wald. Wir folgten dem Bach eine kurze Zeit lang und kamen auf einer Lichtung an. Ich entschloss mich, hier zu rasten und neue Kräfte zu tanken, da ich erschöpft war. Ich kramte in den Satteltaschen herum, bis ich das Halfter und den Strick gefunden hatte, und machte mich daran, Malik dieses nun anzuziehen. Dies gestaltete sich schwieriger als erwartet, weil der eigensinnige Hengst seinen Kopf einfach nicht senken wollte. Ich versuchte ihn mehrere Male dazu zu bewegen, jedoch blieb er stur. Also versuchte ich ihm das Halfter so anzuziehen, was mir nach dem dritten Versuch auch gelang. Ich hatte also das Zaumzeug und den Strick in der Hand und wollte den Hengst an einem Baum anbinden. Schon wieder gehorchte mir Malik nicht, sondern rammte seine Hufe in den Boden und blieb wie angewurzelt stehen. Ich redete besänftigend auf ihn ein und zog immer wieder sachte am Strick. Malik war es dann scheinbar zu blöd und kam einfach mit. Ich führe ihn zu einer kräftigen Eiche und band den Strick um einen tiefen, dicken Ast. Ich wusch das Zaumzeug im Bach aus und hängte es dann an einen weiteren Ast. Nun machte ich mich daran, den Sattel und die Schabracke abzunehmen. Vorsichtig streichelte ich den Hengst und löste den Sattelgurt. Dann packte ich den Sattel samt Decke und nahm beides vom starken Rücken des Schwarzen. Ich legte den Sattel sowie die Decke zwischen die Wurzeln des Baumes, wo es recht gemütlich aussah. Moos überwucherte die Zwischenräume der Wurzeln und gaben dem Boden ein flauschiges Aussehen. Ich nahm den Striegel und die Bürste aus der Satteltasche und bürstete sorgfältig das Fell des Tieres. Der Hengst liess es sich gefallen, zuckte jedoch immer wieder mal mit den Ohren. Beim Putzen entdeckte ich, dass Malik nicht ganz schwarz war, sondern einen silbernen Streifen auf dem Rücken hatte. Kein Wunder, dass ich ihn übersehen hatte, denn der Streifen war nicht besonders lang und wurde von dem Sattel gänzlich verdeckt.
Nachdem ich Malik fertig geputzt hatte, rieb ich ihn mit dem Tuch gründlich ab, so dass sein Fell wunderschön glänzte. Er hatte seinen Namen wirklich verdient, so wie er da stand, sah er einfach königlich aus!
Der Schwarze hatte seinen Kopf inzwischen schon gesenkt, um an dem spärlichen Gras zu rupfen. Ich ging zu der Satteltasche und nahm eine Hand voll Pferdefutter aus dem Sack. Ich hielt Malik die hohle Hand hin, damit er fressen konnte. Misstrauisch beäugte er mich, schnupperte kurz am Futter und frass dann alles auf.
Plötzlich hörte ich ein Knacken und jemanden fluchen. Ich hastete zu der Satteltasche und packte das Taschenmesser. Ich klappte es auf und versteckte mich hinter dem Baum. Vorsichtig lugte ich hinter dem Baum hervor und entdeckte einen jungen Mann mit einem Pferd. Der Mann war keiner der beiden Reiter, und das liess mich erleichtert Seufzen. Scheinbar hatte er es gehört und runzelte nun die Stirn.
„Hallo? Ich bin mit friedlichen Absichten hier. Du brauchst dich nicht zu verstecken“, sagte er. Natürlich wusste er, wo ich war, denn schliesslich war Malik an diesem Baum angebunden. Ich trat hervor. Als er das Messer in meiner Hand sah, zog er scharf die Luft ein.
„Reine Vorsichtsmassnahme“, erklärte ich kurz und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich musterte ihn und sein Pferd. Der Mann war recht gross, auf jeden Fall grösser als ich. Er hatte blondes, dreckiges Haar, welches ihm in alle verschiedenen Richtungen vom Kopf abstand. Er hatte einen Drei-Tages-Bart und seine Kleidung, ein graues Hemd und schwarze, kurze Jeans waren zerschlissen und dreckig. Er war stämmig gebaut und hatte grüne Augen. Forschend schaute er mich an. Mein Blick wandere zu dem Pferd, es war scheinbar ein Wallach. Er war noch grösser als der Mann und wie Malik schwarz, allerdings war er an der linken Hinterhand hoch weiss gestiefelt. Sein Kopf wurde von einem weissen Stern und einer Schnippe verschönert.
Neben mir schnaubte Malik verächtlich, wodurch der Wallach nervös mit seinen Ohren zuckte.
„Wer bist du und wieso bist du hier?“, fragte ich den Mann. Er schnaubte, fast so wie Malik eben, dennoch beantwortete er meine Frage.
„Mein Name ist Damian. Ich..“ Er zögerte, ich hörte das heraus. Er wollte mir nicht alles erzählen. „Ich suche einen Freund von mir, er reitet einen schwarzen Hengst und ich dachte, vielleicht wäre er es. Wer bist du?“






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