Sophia & Robert

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 22.03.2011


Hey, hab mich mal an einer neuen Geschichte versucht hoffe sie gefällt euch :)
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Die Ohrfeige, die er ihr gegeben hatte, schallte durch die ganze Küche.
„Dann hau doch ab, wenn du mir nicht glaubst!“, brüllte George und machte ein wegwerfende Handbewegung.
„Das werde ich!“, schrie sie zurück, nicht im Mindesten von der Ohrfeige überrascht. Das hatte sie von ihm erwartet.
„Und erwarte bloß nicht, dass ich wieder zurückgekrochen komme!“ Sophia drehte sich um, schnappte sich ihre Tasche und schlug die Haustür hinter sich zu. Er brüllte ihr noch irgendetwas hinterher, aber das hörte sie nicht mehr. Sie lehnte sich an ihr Fahrrad und seufzte. Dann stieg sie auf und fuhr aus der Einfahrt.

Robert fuhr sich mit der Hand durchs Haar und setzte sich in das Cabrio. Dann öffnete er das Verdeck und fuhr los. Robert Sandler machte sich also wieder auf den Weg zu einer der unzähligen Vorlesungen, die in diesem neu begonnenen Semester stattfanden. Er würde zwei Stunden Professor Smiths unaufhörlichem und eintönigem Geschwafel zuhören und sein Mittagessen wie immer in der langweiligen Mensa einnehmen.
Also dann; wenn es nichts Aufregenderes zu erleben gab…

Sophia fühlte sich gut. Sie hatte es endlich geschafft, Schluss zu machen, nach all den Jahren, die er sie betrogen hatte. Er stritt das natürlich ab, doch all die Sms, die sie auf seinem Handy gelesen hatte, und die garantiert nicht von ihr stammten, sprachen wohl für sich. Wie gut das tat, jetzt hier zu sitzen und den Duft der Freiheit zu genießen. Für Sophia der schönste Duft den es gab. Sie atmete tief ein und bog in der Dämmerung auf die Landstraße.

Robert lehnte sich in seinem Sitz zurück und ließ sich den warmen Wind durch die Haare wehen. Die Sonne ging schon langsam unter, an diesem wunderschönen Aprilabend. Allerdings zogen einige Wolken auf.
Robert strich in Gedanken einen weiteren tag im Kalender ab. Jetzt war er bereits seit zwei Jahren Single.
Na ja, genau zwei Jahre waren es erst morgen, aber es fühlte sich an wie eine kleine Ewigkeit. Obwohl er eigentlich gar nicht mal so schlecht, nein, sogar ziemlich gut aussah, schienen Frauen einen strebsamen Medizinstudenten wie ihn, nicht wirklich interessant zu finden. Aber das war wohl Ansichtssache.
Er lenkte das Cabrio auf die staubige Landstraße und musste lächeln. Eigentlich war das Singleleben gar nicht mal so schlecht.

„Mist“, dachte Sophia, als es zu regnen begann. Erst nur ganz leicht, dann immer stärker und schließlich goss es in Strömen. Sie setzte sich die Kapuze ihres Pullovers auf, eine Jacke hatte sie nicht dabei. Es war ja auch nicht besonders kalt, nur regnete es heftig und bald war sie völlig durchnässt. Sophia erblickte ein rotes Auto, das ihr entgegen kam, allerdings erst noch als kleiner roter Punkt am Horizont. Sophia dachte an die wegwerfenden Handbewegungen von George, wenn sie ihm wieder einmal einen der BHs unter die Nase hielt, die sie in seinem
Schrank gefunden hatte. „Sind deine“, hatte er meistens nur gebrummt und ist abgehauen. Doch die seltsamen Anrufe auf dem AB (immer Frauenstimmen, die sie nicht kannte) und seine „Überstunden“ bis spät in die Nacht, waren genug Beweis, jedenfalls für Sophia. Sie war garantiert nicht der Typ Frauen, der sich so etwas gefallen ließ.
Sie zog sich ihre Kapuze fester, langsam wurde es kühl. Wie schnell das Wetter doch umschlagen konnte. Sie trat fester in die Pedale, doch kaum war sie ein paar Meter gefahren, hörte sie ein lautes Klicken und die Pedalen drehten durch. „Na toll“, murmelte sie und stieg ab. Sie musste nicht lange suchen, bis sie das Problem gefunden hatte. Die Kette war herausgesprungen und zu allem Übel entdeckte sie in größer werdendes Loch im Hinterreifen. Sophia stand auf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Dann stieß sie einen kurzen wütenden Schrei aus und trat mit aller Kraft gegen das Rad. Dieses fiel laut scheppernd um. Der Regen prasselte hörbar auf das Metall. Sophia sah das näher kommende Auto- es war ein rotes Cabrio- und fasste einen spontanen Entschluss. Sie sprang auf, lief auf die Gegenspur und riss die Arme in die Höhe.

Robert schloss das Verdeck, als er merkte, dass es zu regnen begonnen hatte. Die Frau auf der Straße entdeckte er erst, als nur noch 20m zwischen den beiden waren. Sie sprang ein wenig herum, winkte wild mit den Armen und schrie irgendwas. Robert fluchte laut und trat auf die Bremse. Das Cabrio kam rund fünf Meter vor ihr zum stehen.

Robert stieg aus dem Wagen. Er spannte seinen blauen Schirm auf und ging auf die Frau zu.
„Verdammt noch mal!“, rief er Sophia zu, die ihm entgegen kam. „Ich hätte Sie fast überfahren! Sind sie wahnsinnig?“
Sophia schnappte empört nach Luft und wollte schon etwas sagen, aber ließ es dann lieber. Möglicherweise war dieser Mann der einzige, der heute noch hier entlang fuhr.
„Tut mir leid“, sagte sie also nur. „Aber mein Fahrrad hat einen Platten und die Kette ist herausgesprungen.“ Robert blieb stehen, dann seufzte er.
„Schon gut, ich schau mir das mal an“, sagte er. Hier stehenlassen konnte er die Frau nicht. Er gab ihr den Schirm und ging zu dem Fahrrad. Sophia klammerte sich an den Schirm fest. Wie nett von dem Mann, ihr zu helfen, dachte die und versuchte besser erkennen zu können, was der Mann machte. Anscheinend hatte er Schwierigkeiten, denn er stand nach einiger Zeit auf und kam mit öligen schwarzen Händen zu Sophia zurück. Robert schüttelte den Kopf. „Tut mir leid“, meinte er. „Die Kette habe ich wieder rein bekommen, aber den Platten kann ich hier nicht reparieren.“ Er wischte sich die Hände an einem Taschentuch ab. Sophia fröstelte. Ihr war kalt und das kaputte Fahrrad hob ihre Stimmung nicht gerade.
Sie zwang sich zu einem Lächeln, doch es sah gequält aus. Auf einmal hatte Robert Mitleid mit ihr, wie sie da so elend und durchnässt stand. „Nun ja“, sagte er, nach einem Ausweg suchend. „Ich könnte Sie zu ihrem Haus fahren Wo wohnen Sie denn?“
Sophia umklammerte den Schirm fester. Sie schaute Robert einen Moment verzweifelt an, dann brach sie in Tränen aus.
„Ich“, begann sie weinend. „Ich habe kein Haus und auch keine Wohnung.“
Sie traute sich nicht, dem Mann in die Augen zu schauen. Robert, ziemlich verwirrt, brachte nur ein „Wie bitte?“, heraus.
„Na ja“, sagte Sophia, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Ich wurde aus dem Haus meines- Cousins herausgeschmissen, wo ich bis jetzt gewohnt habe.“ Sophia wusste nicht, warum sie behauptet hatte, George sei ihr Cousin, aber seltsamerweise wollte sie nicht, dass der Mann wusste, dass George in Wirklichkeit ihr Ex- Freund war.
Robert seufzte leise. Dann sagte er: „Und Sie haben keine Verwandten, zu denen Sie gehen könnten?“
Sophia schüttelte schniefend den Kopf. „Meine Eltern sind tot und meine Geschwister leben weit weg.“ Ihr wurde immer kälter.
Robert zog eine Augenbraue hoch. Heute würde wohl nichts mehr mit der Uni werden, dachte er und merkte gleichzeitig, dass die Frau fror. Kein Wunder, bei dem dünnen Pullover. Er seufzte wieder. Der sonst so überlegte Robert Sandler fasste in diesem Moment einen, für seine Verhältnisse, verrückten Entschluss.
„Kommen Sie“, sagte er und führte Sophia zum Cabrio. „Sie sind völlig durchnässt. Wir werden schon eine Lösung finden, aber erstmal nehme ich Sie mit zu mir.“
Sophia war gerührt. „Danke“, sagte sie leise und stieg auf den Beifahrersitz. Sie hielt den jetzt geschlossenen Schirm immer noch fest umklammert, doch nun aus Freude und nicht aus Kälte. Sie hörte, wie der Mann ihr Fahrrad in den Kofferraum lud und lächelte. So viel Glück musste man erst einmal haben.






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