Lavendelblaue Augen - Teil 2

Autor: Kyanga
veröffentlicht am: 01.04.2011


SO, hier der zweite Teil.
Sorry dass ich für diese Geschichte hier länger brauche als für die andere, aber diese hier gestaltet sich von den Charakteren her ein bisschen schwieriger.
Ich hoffe sie gefällt euch trotzdem. :)

Lg Dani

___________________________________________________________

Am nächsten Morgen wurde sie von der Sonne, die in ihr Zimmer schien, geweckt. Sie gähnte und räkelte sich noch einen Moment genüsslich im Bett, ehe sie die Augen aufschlug. 'Huch, wo bin ich denn hier gelandet?' fragte sie sich noch leicht verschlafen.
Der Raum war mittelgroß, schön hell und in Weiß und tiefem Smaragdgrün gehalten.
Langsam ließ Ashley ihren Blick über dieses Farbenmeer schweifen.
Grüne Vorhänge aus schwerem Samt, mit goldener Zierborte hingen vor großen, hohen, ganz im Renaissancestil gehaltenen Fenstern, mit dem obligatorischen Spitzbogen.
Grüne und weiße Polster lagen auf kunstvoll geschnitzten Regency-Sesseln, eine weiße,
goldgerahmte Frisiertoilette stand neben einer dick gepolsterten Liege in einem etwas hellerem Grünton und daneben das Himmelbett in dem sie lag, mit weißen Vorhängen, geschnitzten Bettpfosten, grünen und weißen Satinkissen und einer ebenfalls smaragdgrünen Satindecke, unter der sie sich eben noch so schön zusammengerollt hatte.

„Grundgütiger!“ entfuhr es ihr, als sie sich noch einmal umsah. Alles wirkte so elegant und dennoch nicht protzig sondern liebevoll eingerichtet. Schnell sah sie auf die Uhr, verdammt, schon 12!
Mit fahrigen Bewegungen sah sie sich im Zimmer um und entdeckte nirgends ihren Koffer mit ihren Klamotten. Ihre Kleider von gestern Abend lagen ordentlich zusammengefaltet auf einem kleinen Divan neben einer, ebenfalls in Gold, Grün und weiß gehaltenen, Chaiselongue.
Sie stieg eilig aus dem Bett und ging zu dem großen Wandschrank, in den sie am Abend zuvor alle ihre Sachen ordentlich aufgereiht hineingehängt hatte.
Während sie ärgerlich ihre schwarzen Locken zu bändigen versuchte, trat sie an eines der hohen Fenster und blickte hinaus.

Ihr Zimmer lag im 2. Stock des Hauses und sie hatte einen wahrhaft traumhaften Ausblick über das Gelände und die Hofeinfahrt.
Sie ließ ihren Blick durch den Garten schweifen und lächelte erfreut, als sie den geschwungenen Pool entdeckte, der sich unter ihrem Fenster hinter der Terrasse entdeckte.

Schon als kleines Mädchen war sie jeden Abend zu Hause im Pool im Garten geschwommen und auf einmal überkam sie das mittlerweile vertraute Gefühl von Heimweh. Sie erinnerte sich gut an die langen warmen Sommerabende, an denen sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder auf der Terrasse am Rand des Pools gesessen und im Licht von Kerzen und Laternen lustige Brett- und Gesellschaftsspiele gespielt hatten. Es war eine schöne Zeit gewesen.
In ihren Gedanken versunken und mit der Frage beschäftigt, ob sie den Pool wohl benutzen dürfte, übersah sie völlig die Person, die eben dabei war dies zu tun.
Als sie aus ihren Tagträumen wieder auftauchte, verließ der Schwimmer gerade das Becken, um von einem der Startblöcke am Rand des gut 6 Meter breiten und 12 Meter langen Pool ins Wasser zu hechten.
„Wow sieht der gut aus!“ entfuhr es ihr in diesem Moment. Erschrocken hielt sie die Hand vor den Mund. „Denk so was nicht mal“ schalt sie sich in Gedanken. „Das hier ist ein arroganter neureicher Schnösel, der denkt ein Fingerschnippen genügt, damit er bekommt was er will.“
Schnell wand sie sich ab um nicht noch einmal mit Keiths körperlichen Vorzügen konfrontiert zu werden und begab sich hinunter in den Salon.

Die Sonne spiegelte sich auf der Wasseroberfläche des Pools und verwandelte sie in eine glitzernde Oberfläche, als Keith gerade mit kräftigen, weit ausholenden Zügen, seine zwölfte Bahn beendete. Beim Schwimmen konnte er normalerweise komplett abschalten und sich ganz seinem Körper überlassen und Ruhe finden, doch an diesem Morgen kreisten die Gedanken und Überlegungen in seinem Kopf nur um ein Thema: Ashley Beaumont.
Diese Frau faszinierte ihn, dabei war er sich gar nicht mal sicher, ob er sich von seiner Mitarbeiterin überhaupt faszinieren lassen wollte. „Es wäre bestimmt besser“, überlegte er „wenn diese Ashley Beaumont etwas mehr dem Bild entsprechen würde, das ich mir ursprünglich von einer Landschaftsgärtnerin gemacht habe.“
Also eine eher ältere, kräftigere Frau mit wettergegerbter Haut, mit einer lauten befehlenden Stimme und kurzen breiten Hände, die genauso gut Bäume absägen, wie Erde umgraben konnten.
Diese Frau die nun hier aufgetaucht war, war entschieden zu aufregend mit ihrer cremig weißen Haut und ihren lavendelblauen Augen.
Als er das Ende des Beckens erreicht hatte und gerade zu einer Wende ansetzen wollte, ließ ihn ein Schatten am Beckenrand innehalten. Keith sah nach oben und erkannte schemenhaft eine Person.
Er blinzelte sich das Wasser aus den Augen und das Nächste was er sah waren lange wohlgeformte Beine und darüber ein ebenso professioneller Hosenanzug, wie am Abend zuvor.
Obwohl er es nicht verstand, zog sich sein Magen bei diesem Anblick ruckartig zusammen.
„Ein Hosenanzug, bei diesem Wetter?“ spöttelte Keith, während er sich im flacheren Teil des Pools aufrichtete und zu Ashley nach oben sah.
„Entschuldigen Sie, Mr. O`Brian, aber ich trete meinen Kunden nicht gerne in unprofessionellen Outfit entgegen.“ kam die kühle aber höfliche Antwort.
Obwohl sie das „ich“ etwas stärker betonte als nötig gewesen wäre, bemerkte er mit einem leichten schmunzeln.
„Ich wohne hier, ich darf das.“ entgegnete er ihr deshalb ungerührt und stieg lässig aus dem Wasser.
„Wegen dem Thema Wohnen wollte ich mit ihnen sprechen.“ antwortete Ashley wieder in diesem kühlen und unpersönlichen Ton, der Keith dazu brachte sie sich mit blitzenden Augen, offen wogenden Haaren und ohne diesen zugeknöpften Blazer vorzustellen. Diese Vorstellung hatte doch was!
„Ich finde es höchst unprofessionell, dass ich bei ihnen wohne und nicht in dem Hotel im Dorf. Ich werde heute Mittag wieder dorthin zurück fahren.“
Wieder war ihre Stimme gleichmäßig kontrolliert und kühl wie ein Gebirgsbach im Frühling.
„Das halte ich für keine gute Idee Miss Beaumont.“ gab Keith, feixend zurück. „Wenn Sie den Auftrag unbedingt haben wollen, dann werden Sie hier wohnen bleiben müssen. Wissen Sie, ich arbeite zu den unmöglichsten Zeiten und wenn ich auf einmal Nachts um 12 Uhr auf die Idee komme mir den Garten im Mondschein anzusehen um zu schauen wie der Brunnen und die Lichter in der Nacht wirken, will ich sie nicht jedes Mal anrufen müssen.“
Er lächelte sie charmant an und tauchte wieder unter um seinen 20 Bahnen voll zu machen.

Die nun angespannte Stille wurde durch das Klingeln eines Handys unterbrochen, aber er achtet nicht darauf.
Als er beim nächsten Atemzug den Kopf wieder aus dem Wasser hob, hörte er Ashley wie sie mit sanfter Stimme in ihr Handy sprach.
Diese Sanftheit aus ihrem Mund zu hören war so ein extremer Gegensatz zu ihrer sonst so kühlen und höflichen Stimme wenn sie mit ihm sprach, dass er seine Schwimmbewegungen unwillkürlich verlangsamte um ihr zu lauschen.
„Hey, ist ja gut. Jetzt hast du mich ja erreicht. Ja mir geht es gut und dir? Wo ist Schwester Christine? Aber natürlich komm ich dich morgen besuchen, das weißt du doch.“
Als ihr bewusst wurde, dass Keith aufgehört hatte zu schwimmen und sie mit interessiertem Gesicht beobachtete, warf sie ihm einen hochmütigen kühlen Blick zu, drehte sie sich um und verschwand durch die Schiebetüren im Haus.

Verwundert schaute Keith noch eine Weile auf die Stelle an der sie verschwunden war, dann stieg er ebenfalls aus dem Becken und schlang sich ein Handtuch um die Hüften. „Faszinierende Frau.“ dachte er bei sich und ging ebenfalls Richtung Haus. „Sie ist so gegensätzlich.“
Der Tag verging für Ashley wie im Flug.
Sie hatte ihren Hosenanzug mit einer weißen ¾-Hose und einem schlichten sonnengelben T-Shirt vertauscht und schlenderte nun mit einem Block und einem Stift über das große weitläufige Grundstück.
Die Notizen die sie sich machte waren nur grobe Größenangaben und kleine Skizzen um ein Gefühl für das Anwesen zu bekommen. Sie schrieb ihre Einschätzungen und ihre Vorstellungen neben die Skizzen und bevor sie sich versah war es kaum merklich kühler geworden und die Sonne warf im Westen schon lange Schatten.
Auf dem Weg zurück zum Haus fragte sie sich, ob sie wohl heute Abend mit Mr. O`Brian zu Abend essen müsste. Bei diesem Gedanken entrang sich ihr ein tiefer Seufzer.
Was hatte dieser Mann an sich, das sie so extrem kühl reagieren ließ. Sie konnte die Kälte die sie in seiner Nähe ausstrahlte schon selbst fühlen, aber sie konnte es nicht abstellen.
Am Morgen am Pool hatte sie sich vorgenommen es zu versuchen, aber kaum hatte er sie mit seinem lässigen Grinsen angesehen, hatte sie das Gefühl gehabt, gleich wieder in die Luft zu gehen und deshalb war sie wieder außergewöhnlich kühl und zurückhaltend gewesen.
Außer nach seiner Antwort. Wenn nicht in diesem Moment ihre Mutter angerufen hätte, hätte es vielleicht passieren können, dass die sich vergessen und ihm etwas Unverzeihliches entgegengeschleudert hätte. So ein neureicher, arroganter Schnösel!
Sie zwang sich an etwas anderes zu denken als sie die Türen ihres Zimmers erreichte. Sie setzte sich an den zierlichen Schreibtisch und vervollständigte ihre Skizzen und Beobachtungen, als sie auf einmal ein Klopfen an der Tür aus ihren Gedanken riss.
Nachdem sie, immer noch in Gedanken, einige Minuten verwirrt auf die massive, Holztüre mit den geschmackvollen, dezenten vergoldeten Rahmenschnitzereien gestarrt hatte, klopfte es noch einmal, diesmal wenn auch immer noch recht sanft, doch deutlich fordernder.
Seufzend erhob sich Ashley, strich sich eine Haarsträhne die sich aus ihrem Dutt gelöst hatte aus dem Gesicht und ging zu Türe. Als sie die hohe Türe öffnete, stand eine jugendlich gekleidete Frau, von schwer schätzbarem Alter vor ihr und streckte ihr eine zierliche Hand entgegen.
„Tut mir wirklich leid dass ich Sie hier so überfalle“, begann sie auch sogleich das Gespräch, „aber ich bin Mrs. O'Brian - Keiths Mutter – und wollte mich gerne vorstellen.“
Ashley klappte fast die Kinnlade hinunter. Das sollte Keiths - Mr. O'Brians, wie sie sich im selben Moment korrigierte - Mutter sein? Das konnte nicht sein. So wie sie mitbekommen hatte, war er ungefähr 30. Dann müsste diese Frau ja mindestens 50 sein!
Sie kam nicht dazu weiter zu sprechen, denn Mrs. O'Brian bat sie, ihr in den Salon zum „Dinner“ zu folgen und sprach auch während sie voraus ging weiter auf Ashley ein.

Ashley bekam von dem Gesagten fast nichts mit, da sie damit beschäftigt war, die Frau vor sich zu bewundern. Sie hatte feuerrotes, kurzes lockiges Haar, und einen geschmeidigen Gang. Sie war etwas kleiner als Ashley mit ihren 1,70 m und war um einiges zierlicher als sie.
Plötzlich wurde sie ruckartig aus ihren Gedanken gerissen, als sie den Namen ihres Arbeitgebers hörte. „…Keith hielt es für klug, da ich für meinen Chef einige Tage nach New York reisen muss und Sie unbedingt noch kennen lernen wollte.“
Sie drehte sich, die Treppe hinuntergehend um und fügte mit einem schelmischen Grinsen hinzu: „Ach ja, ich heiße übrigens Rachel und würde es vorziehen wenn wir uns duzen würden. Wäre das in Ordnung?“
Ashley war so fasziniert von der Ausstrahlung dieser Frau, dass die nur nicken konnte.
„Grüne Augen!“ dachte sie gleichzeitig voller staunen. „So hexengrün wie ein Smaragd.“

Beim Betreten des Salons sah Ashley sich bewundernd um. Das Erste was sie wahrnahm, war der gemauerte Kamin, der in die gegenüberliegende Seite des Raumes eingelassen war. Über dem Kamin hing ein atemberaubendes Bild, das ein aufgepeitschtes Meer mit schäumender Gischt und dunklen tosenden Wellen zeigte.
Ashley fühlte sich ungewollt angezogen von den machtvollen Pinselstrichen. Sie entdeckte die Signatur in der unteren rechten Ecke, konnte mit den verschlungenen Buchstaben aber nicht anfangen.
Nachdem sie sich widerwillig losgerissen hatte, bemerkte sie den gedeckten Tisch inmitten des Raumes. „Oh, sehr geschmackvoll.“
Sobald ihr diese unbedachten sarkastischen Wort entschlüpft waren, versuchte sie sich zu entschuldigen. „Tut mir leid, ich…“
„Nicht doch, ich finde es ja auch übertrieben.“ antwortete Rachel lachend.
„Aber die Marie, unsere Haushälterin, ist schon bei uns seit Keith ein kleiner Junge war und mein Vater noch lebte. Sie besteht darauf, alles so zu machen wie damals, als sie noch bei meinem Vater angestellt war. Lassen wir ihr ihren Willen.“
Sie blinzelte Ashley verschwörerisch zu.
In diesem Moment betrat Keith das Zimmer, fing gerade noch den Blick auf, den seine Mutter und Ms. Beaumont - Ashley - tauschten und runzelte die Stirn.

„Ah, da bist du ja.“
Rachel trat an ihren Sohn heran und versuchte ihn in den Arm zu nehmen - was sich als äußerst schwierig gestaltete, da er bestimmt 20 cm größer war als sie.
„Du musst entschuldigen“, wand Rachel sich wieder zu ihr, „aber ich habe meinen Sohn seit 2 Monaten nicht gesehen und werde ihn wegen meinem neuen Auftrag auch die nächsten Wochen nicht sehen können.“
In diesem Moment kam eine kleine, alte Hausangestellte - gekleidet wie im Film mit schwarzem Kleidchen und weißer Schürze - ins Zimmer und verkündete, das Dinner sei nun vorbereitet.





Teil 1 Teil 2


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz