Eine kleine Sequenz

Autor: von mir...
veröffentlicht am: 24.01.2006




Es war ein kühler Abend, die Ruhe wurde durch nichts gestört.

Mir war ein bisschen mulmig in dieser Stille, aber dennoch war ich glücklich. Glücklich, weil ich nicht alleine war. Alleine wäre ich traurig gewesen. Aber nein, neben mir saß er, er saß einfach so neben mir, und schaute auf Meer hinaus, so wie ich es auch tat. Wie schwiegen beide und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich gerade das beste Gespräch seit Tagen führte. Er verstand mich einfach ohne Worte.

Wir hatten es uns zwischen Liegestühlen gemütlich gemacht, welche am Abend, wenn die Touristen wieder in ihre Hotels zurückgehen, zu einem großen Haufen zusammen getragen wurden. Bequem ist wahrscheinlich anders, aber mir gefiel es ganz gut. Hier konnte uns niemand sehen, niemand könnte uns stören, der Schatten der Stühle verdeckte uns.

Die ganze Woche habe ich nur an ihn gedacht, hab ihn angesehen, von ihm geträumt, ihm einen Namen gegeben und mir Geschichten ausgedacht. Normal war das nicht, nein.

Und nun hatte er tatsächlich mit mir gesprochen und mein Herz hat eine kleine Sekunde aufgehört zu, bis es dann vor Freude wieder aufgesprungen ist. Er hatte tatsächlich mit mir gesprochen. Dass er von meiner Existenz bereits vorher Kenntnis genommen hatte, wusste ich, dass war mir trotz meiner Tagträumereien nicht entgangen, aber er hatte mit mir gesprochen, seinen Namen verraten, mir seinen Lieblingsplatz gezeigt, meine Hand gehalten, mich geküsst…

Und wie er es getan hat.

Er schaut immer noch aufs Meer hinaus, und bemerkt nicht wie ich ihn anstarre. Er sieht richtig süß aus, aber zugleich auch männlich und erwachsen. Seine Augen sind grün bis braun, und seine Mund ist ganz spitz, dazu hat er breite Schultern. Richtige Schultern zum anlehnen, starke Schultern.

Wir kenne uns noch nicht lange, also nun müssten es so 3 Stunden sein, so genau weiß ich das nicht, da ich keine Uhr bei mir trage. Aber wir sind in die nächste Stadt spaziert, den ganzen Strand entlang hin und wieder zurück, aber all dass habe ich gar nicht wirklich wahrgenommen. Es war schön.

Und nun sitzen wir hier. 'Vielleicht sollten wir langsam wieder zurückgehen, sonst schließen die Tore des Hotels ohne uns?', schlage ich vor. 'Hmm…Ich würde gerne noch bleiben, aber du hast wohl Recht', erwidert er. Wir liefen ein wenig beschämt zurück, es musste ja nicht gleich jeder sehen, wo wir gewesen waren.

'Dann bis morgen….Gute Nacht', hat er noch kurz gesagt, bis wir dann in unsere verschiedenen Zimmer verschwanden. Ich konnte kaum mehr klar denken, mochte er mich? Wahrscheinlich schon, jedenfalls ein kleines bisschen. Und ich, mochte ich ihn? Und wie ich ihn mochte.

Es wurde Morgen, endlich, ich konnte es kaum mehr erwarten ihn zu sehen. Und da stand er, fragte mich ob ich heute wider Spazieren komme. Natürlich. Er mag mich, er liebt mich. Ich liebe ihn. Der Tag war toll. Es wurde Abend, es war der letzte Tag der Ferien. Die Reisebusse standen bereits parat. Wir lagen einander in den Armen, und ich versuchte nicht zu weinen.

Sein Car wendete und fuhr los, kurz danach auch meiner. Die beiden Busse hatten dasselbe Ziel vor Augen. Mein Land, sein Land, unser Land.

Würde ich ihn wieder sehen? Ich plagte mich, eine anständige und bequeme Stellung auf dem Sitz zu finden, um ein bisschen schlafen zu können. Immer wieder wurde ich geweckt, da die Cars auf den spärlichen Raststätten jeweils hielten, damit man seine Glieder strecken konnte. Ich war jedes Mal gespannt, ob auch der Bus meiner Ferienliebe anzutreffen war, ob ich ihn sehen würde. Nichts.

Ich hatte mich schon fast an den Gedanken gewöhnt, ihm nur noch in Träumen Nahe sein zu können.

Es dämmerte bereits, und die lange Reise neigte sich dem Ende zu, wir waren wider in unserer Zivilisation. Der Car versprach ein letztes Mal zu halten, damit man Frühstücken könne, anschließend ginge es dann direkt weiter ohne Halt mehr. Von mir aus hätte er auch direkt nach Hause fahren können, ich sehnte mich nach einem Bett. Aber auch ich raffte mich auf und betrat die Raststätte.

Und da saß er, sah genau so verknittert aus wie ich wahrscheinlich auch. Ein wenig zögerlich näherten wir uns, und setzen uns an einen Tisch. Wir sprachen nicht viel, hielten Händchen, schauten uns an. Ich war glücklich. Doch wir mussten uns wider verabschieden, wir küssten und umschlungen einander. Dann fuhr der Car weiter und mir blieb wieder nichts anderes als die Erinnerung an Ihn. Wir hatten eine Zeit lang noch Kontakt zueinander dies per SMS, oder im Internet.

Die Mitteilungen habe ich immer noch auf meinem Handy gespeichert. ' Du hast mich angelacht, und ich wusste, dass du die richtige Frau für mich bist!'

Dann wurde er kalt mir gegenüber, und er hat sich nicht mehr oder nur noch sporadisch bei mir gemeldet.

Doch gestern schrieb er mir, ich freue mich immer noch etwas von ihm zu hören. Mag er mich immer noch?

Ich möchte wider am Strand sitzen, und der Stille lauschen….

Aber ich sitze hier, und schreibe diese Geschichte, es ist eine kleine Sequenz aus meinen und deinem Leben. Ich denke gerne an diese Stunden zurück. Wir werden uns wieder sehnen, so hoffe ich…und falls nicht sollst du wissen, dass ich dich nie vergessen werde. Nie.









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