Liebe auf Ukrainisch - Teil 9

Autor: Kyanga
veröffentlicht am: 07.05.2011


Hmm so, der Teil hier ist nicht so lang, aber ich hoffe ihr lest ihn trotzdem gerne :)

Hab mich total über die lieben Kommentare des letzten Teils gefreut ;)

Danke :)

Lg
Dani

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Nach der Schule sprangen Irina und Kyle in Irinas Cabrio und brausten nach Hause.
Nachdem sie sich kurz Vanille- und Schokopudding mit Obstsalat gemacht hatten, zog Kyle Irina in ihr Zimmer.
"So", begann er. "Du packst jetzt Sachen für 2 Tage ein. Also was ganz Normales und ein bisschen was Schickeres. Und pack auch ein weites T-Shirt und eine weite Sporthose ein, ja? Und beides sollte möglichst dunkel und nicht gerade neu sein ok? Ich programmiere so lange schon mal dein Navi. "
"Was genau meinst du mit "weit" & "dunkel"? " rief Irina ihm noch nach, aber er war schon wieder hinaus in den Sonnenschein verschwunden.
Nach 10 Minuten hatte sie sich umgezogen und lief ebenfalls hinaus zu ihrem Auto.
"Geht das so? " fragte sie zweifelnd und deutete auf ihr schwarzes T-Shirt von Kiss und die weiten Hotpants.
"Perfekt! " schmunzelte er und startete den Motor. "Aber du brauchst es erst morgen, du hättest es noch nicht unbedingt anziehen müssen. "
Während den ersten paar Minuten der Fahrt war Irina auffallend still. Kyle fragte sich, ob das wohl daran lag, dass Alexej wieder da war. Er beschloss, sie gerade heraus zu fragen.
"Wie geht es dir? Also jetzt wo dein Kumpel wieder da ist? "
"Hmm, es geht. Ich fand es ein bisschen schade, dass ich heute Abend nicht zu seiner Party gehen kann, aber vielleicht ist es doch ganz gut so. " Sie seufzte.
"Wieso? " hakte Kyle nach.
"Naja, als wir vorhin zum Bäcker sind, hat er irgendwie selbstverständlich angenommen, ich würde alles stehen und liegen lassen, jetzt wo er wieder da ist. Als drehe sich mein ganzes Leben nur um ihn. "
"Hey", antwortete Kyle sanft, "sei mir nicht böse, aber bis jetzt war das doch auch so, oder? "
Sie starrte ihn einen Moment überrascht an, bevor die Erkenntnis in ihren Augen aufblitzte.
"Natürlich. " sagte sie leise. "Wie konnte ich so dumm sein und es nicht bemerken?! Er WAR bis jetzt der Mittelpunkt meiner Welt…"
"Naja, er scheint zu erwarten, dass trotz des halben Jahrs immer noch alles so ist wie es war, bevor er weggegangen ist. "
"Das ist es ja eigentlich auch, oder? Natürlich bist du jetzt da, aber ansonsten hat sich nicht viel geändert, oder? "
Kyle sah sie einen Moment schweigend an, dann fuhr er rechts ran und hielt an.
"Hey, hast du nicht bemerkt, dass DU dich verändert hast? Du bist so lebenslustig und frei wie du schon immer sein wolltest. Hallo? Du bist in ein Schwimmbad eingebrochen! "
Damit brachte er sie zum Lachen. "Stimmt! "
"Du bist mit mir zusammen an einem Hochhaus hinunter gerannt. " fuhr er fort. "Und jetzt fahren wir und lassen dir ein Tattoo stechen! Also wenn das nicht mal eine Veränderung ist! "
"Ja", lachte sie. "Auch das stimmt! "
Sie verschluckte sich mitten in ihrem Lachen und sah ihn mit großen Augen an, als sie realisierte was er gesagt hatte.
"Wir fahren WO hin? " fragte sie nochmal nach – nur um sicher zu gehen, dass sie ihn richtig verstanden hatte.
"Wir lassen dir jetzt ein Tattoo machen! " grinste er.
Irina sah ihn nur ungläubig an.
"Aber… aber…" stotterte sie "So was muss man sich doch ganz genau überlegen! "
"Naja, wir haben ja auch das ganze Wochenende über Zeit. " grinste er sie an.
"Ja und was ist mit dem Geld? So was kostete doch ziemlich viel, oder? " wandte sie stirnrunzelnd ein.
Kyle lächelte sie beruhigend an. "Das ist ein kleines Geschenk von mir an dich. Damit du immer an mich denkst wenn du es ansiehst, ja? "
Er sah sie dabei so lieb an, dass sie nicht "Nein" sagen konnte, obwohl sie es eigentlich hasste, wenn andere etwas für sie bezahlten.

Nach ungefähr einer Stunde waren sie in Augsburg angekommen und Kyle steuerte ein "Best Western Hotel" an.
"Hey, das ist doch ein bisschen zu teuer, oder? " fragte Irina vorsichtig.
"Kein Ding, ich lad dich ein. " meine Kyle lässig und stieg aus dem Auto.
"Was? Nein, kommt gar nicht in Frage! " antwortete Irina schnell und nachdrücklich.
"Nicht ein Tattoo und dann noch 2 Nächte in so einem Hotel! "
"Hey Prinzessin, ganz cool. " er grinste sie an. Dann wurde sein Lächeln ein wenig verzerrt.
"Mein Dad beruhigt sein Gewissen jeden Monat mit einem dicken Scheck. Also tu mir den Gefallen und lass es mich für etwas ausgeben, das mich glücklich macht, ja? "
Irina verstand nur zu gut was er meinte und stieg ebenfalls aus – wenn auch nicht ohne einen tiefen Seufzer.
"Ok, aber das ist eine absolute Ausnahme, ja? " schränkte sie ein und ging mit ihrer Reisetasche hinter ihm her Richtung Eingang.
Während Irina und Kyle ihr Zimmer bestaunten und ihre Kleider in den Schrank räumten, packte Alexej daheim ebenfalls seinen Koffer aus.
Während er die eine Hälfte in seinen Schrank räumte und die andere auf einen Wäscheberg neben der Türe warf, lief seine Mutter unten in der Küche herum wie ein aufgescheuchtes Huhn.
"Jetzt beruhig dich doch Daschjenka" hörte er die liebevolle, tiefe Stimme seines Vaters Iwan.
"Daschjenka" war schon seit er denken konnte, der Kosename seines Vaters für seine Mutter Darja. Es war schön zu hören, dass sich auch das nicht verändert hatte.
Nur Irina war ihm heute irgendwie anders vorgekommen. Zuerst als sie allein gewesen waren hatte er es gar nicht so gemerkt, aber als sie dann auf die anderen zugegangen waren, hatte sie sich kaum merklich verändert.
Allerdings konnte er es nicht wirklich beschreiben. Es war nichts äußerliches, sondern etwas subtileres, etwas das unter der Oberfläche saß.
Als seine Mutter ihn zum Essen rief, beschloss er einfach Tyler zu fragen wenn er ihn am Abend sehen würde. Die Frage vom Vormittag an ihn hatte er schon wieder vergessen.
Das Mittagessen war gewohnt chaotisch und Alexej merkte erst jetzt, wie sehr er seine Familie vermisst hatte.
Seine große Schwester Natascha war während dem halben Jahr ausgezogen und lebte nun mit ihrem Freund zusammen in einer eigenen kleinen Wohnung in der Nähe.
"Da waren‘s nur noch 3. " dachte Alexej schmunzelnd und sah zu seinen kleineren Geschwistern hinüber. Mikhail war gerade in die 10. gekommen und begann bereits seinem großen Bruder in allem nach zu eifern – besonders was die Mädchen anging. Alexej grinste bei dem Gedanken daran.
Das Küken, Katja, hatte sich am Meisten verändert. Sie war noch ein pausbäckiges Kleinkind von 3 Jahren gewesen als Alexej nach Australien gegangen war. Nun war sie fast 4 und ein richtiger kleiner Wirbelwind. Sie bestand darauf beim Essen auf Alexejs Schoß zu sitzen und plapperte die ganze Zeit mit ihrer süßen Pipsestimme von ihren Kindergartenerlebnissen.
Es war schön wieder zu Hause zu sein, dachte Alexej, als er nach dem Essen nach oben in sein Zimmer ging. Er warf sich aufs Bett und beschloss noch eine Runde zu schlafen, da er der Jetlag nun doch spürte. Vor allem die fast 36 Stunden die er unterwegs gewesen war und die kurze Nacht, machten sich nun bemerkbar.
Er dachte noch kurz über die Party am Abend nach, dann schlief er erschöpft ein.
"Mensch Iri, das war eine rote Ampel! " schimpfte Kyle sichtlich um Fassung bemüht, während er sich mit einer fahrigen Bewegung durch die Haare fuhr.
"Sorry. " war Irinas einzige fröhliche Antwort auf Kyles Ausruf.
"Hey, wir kommen schon noch früh genug da an. " schmunzelte Kyle über Irinas Ausgelassenheit.
"Stopp, hier müsste es sein. " bremste er sie zwei Minuten später ab und das Cabrio kam schwungvoll an der Bordsteinkante zum Stehen.
Nachdem sie ausgestiegen waren, öffnete Kyle die Tür des Tattoo-Studios über der in großen schwarzen Lettern "ART PAVILLION" stand und sie traten in den angenehm kühlen Vorraum.
Eine kleine Punkerin mit pink-blonden Haaren und einem gelangweilten Gesicht kam auf sie zu geschlendert und fragte kaugummikauend: "Termin? "
"Nein, wir brauchen keinen. " gab Kyle freundlich zurück und rief in den hinteren Teil des Studios:
"Hey Marc du Schmierfink, komm raus! Dein neuestes Opfer ist da! " Dabei grinste er die Punkerin frech an.
Kurz darauf kam ein Koloss von einem Mann zwischen den eingezogenen Wänden hindurch und freute sich sichtlich Kyle zu sehen.
"Na wenn das mal nicht unser Ken ist. " lachte er.
Als Irina Kyle fragend anschaute und eine Augenbraue nach oben zog, warf er ihr einen peinlich berührten Blick zu und gab ihr zu verstehen, dass er ihr das später erklären würde.
Dann wandte er sich wieder an den Hünen. "Wir brauchen ein Tattoo für meine Kleine hier. "
Dabei zog er Irina an der Hand zu sich heran.
Sie trat bereitwillig einen Schritt nach vorne und antwortete schlagfertig: "Ja und der Sunnyboy hier bezahlt. "
Der Tätowierer grinste wieder. "Alles klar. Na dann kommt mal mit. "

"So, " sagte er, als sie sich alle gesetzt hatten "willkommen in meinem Büro. "
Irina sah sich mit großen Augen um. "Das ist ja wunderschön! " bewunderte sie den weitläufigen Raum mit den großen Fenstern.
Überall hingen und standen alte und kultverdächtige Dinge, wie alte Schilder von Coca-Cola, Camel- und Marlboro-Zigaretten, ein alter Flipperautomat sowie eine alte, aber immer noch wunderschöne Harley Davidson.
"Ja", stimmte Marc mit Besitzerstolz hinzu. Aber noch bevor er zu einer langatmigen Ausführung darüber ansetzen konnte, wo er seine ganzen Schätze aufgetrieben hatte, unterbrach Kyle ihn.
"So, wie sieht‘s jetzt aus mit Irinas Tattoo? "
"Natürlich natürlich, deshalb seid ihr ja hier. Also Irina, " wandte er sich dann wieder ihr zu, "ich halte nichts davon etwas zu tätowieren, dass du standartmäßig in jedem anderen Tattoo-Studio auch bekommen würdest. Oder willst du mit dem gleichen Motiv auf dem Körper herumrennen wie 100 andere Mädchen auch? "
Irina nahm an, dass es sich um eine rein theoretische Frage handelte und wurde nicht enttäuscht, als Marc geleichdarauf auch schon weiter sprach. "Siehst du und deshalb bist du hier bei mir. Aber jetzt erzähl mir erst mal, an was für eine Art Tattoo du denn so ungefähr gedacht hast. "
Er sah sie erwartungsvoll an.
Irina entgegnete den Blick grinsend und gab mit einem Blick zu Kyle zurück: "Ich weiß es ehrlich gesagt noch gar nicht. Kyle hat mich damit sozusagen überrascht. "
Marcs Blick wanderte fragend zwischen Irina und Kyle hin und her.
Kyle lachte und stichelte mit einem Grinsen: "Mach einfach weiter und kreiere ihr eins deiner individuellen Tattoos. Ich muss noch mal schnell weg, "
Ein kurzer Blick zu Irina: "Würdest du mir nochmal dein Auto anvertrauen Prinzessin? "
Mit einem Lächeln als Antwort, warf Irina ihm den Autoschlüssel zu und er verschwand.
" So, nun zu meinem Tattoo. "

Als Kyle 2 Stunden später wieder am ART PAVILLION ankam, wartete Irina schon vor der Tür in der Sonne. Sobald sie ihn sag, strahlte sie von einem Ohr zum anderen und schwenkte ein paar Blätter über ihrem Kopf hin und her.
Kyle hatte noch gar nicht richtig geparkt, da riss sie schon die Autotür auf und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
"Schau! Ist das nicht fantastisch?! " jubelte sie fröhlich und hielt ihm einer der Blätter vors Gesicht.
"Hey, immer langsam Süße. " lachte er. "So seh‘ ich ja gar nichts. "
Er nahm ihr das Blatt aus der Hand und betrachtete die Zeichnung darauf.
"Ähm Irina… Sind das Bücher? "
"Ja! Marc hat mich als aller Erstes gefragt, was mir im Leben wichtig ist, weil er meinte, dass man sich etwas tätowieren lassen sollte, das einem sehr viel bedeutet. "
Sie deutete auf den Bücherstapel, den Marc zuerst skizziert, dann detailgetrau gezeichnet hatte.
"Und Bücher sind mir neben meiner Familie und meinen Freunden am wichtigsten. "
"Und das T hier ist eine vergangene Liebe von dir? " neckte er sie, als er den Buchstaben erkannte, obwohl er natürlich wusste wofür es stand.
"Nein! " antwortete sie auch sofort belehrend. "Das T steht für ‚Tyler’. "
"Aha und was ist das hier am Rand? "
"Das ist ein Kleeblatt. Du weißt schon, wegen Lea, Vivien und Naomi. Wie findest du es? "
Kyle sah Irina begeistert an.
"Das ist echt total schön. Und es passt absolut zu dir. Ich bin sicher es steht dir gut. Hast du dir auch schon überlegt an welcher Stelle du es stechen lassen willst? "
"Naja, ich möchte es irgendwo haben, wo ich selbst entscheiden kann wer es sieht und wer nicht. Also vielleicht am Rücken, auf dem rechten Schulterblatt. "
Bevor Kyle darauf antworten konnte, war sie ihm um den Hals gefallen und drückte ihn fest an sich.
"Danke! Danke, das ist so lieb von dir, dass du mir das schenkst! "
Als sie ins Hotel zurückkamen, warf Irina sich sofort auf ihr Bett und sah wieder auf ihre Zeichnung.
"Sag mal Kyle, " fing sie an, während Kyle seine Schuhe auszog und den Fernseher anstellte,
"wieso hab ich das Gefühl, dass das Tattoo, so schön es auch ist, noch nicht ganz vollständig ist. Naja, dass irgendwie noch was fehlt. "
Kyle setzte sich neben Irina auf ihr Bett und streckte die Hand nach der Zeichnung aus.
"Zeig sie mir bitte nochmal. "
Er sah ein paar Minuten auf die Zeichnung, dann trat ein Lächeln auf sein Gesicht.
"Ich weiß wieso. " verkündete er.
Dann legte er sich neben Irina auf den Rücken und hielt die Zeichnung so, dass sie beide sie sehen konnten.
"Schau mal. Das hier, " er zeihte auf die Bücher "symbolisiert das, was du gern tust. Das T steht für Tyler und das Kleeblatt für deine drei Freundinnen. Aber es ist nichts in diesem Tattoo, das DICH symbolisiert. "
Irina kniff die Augen etwas zusammen, als müsste sie sich stark konzentrieren, dann meinte sie plötzlich: "Du hast Recht. Daran liegt es. In diesem Tattoo ist alles was mir wichtig ist, aber es ist nichts darin, das mich persönlich definiert. "
Sie schwieg eine Weile, dann seufzte sie: "Aber ich finde, das ist echt schwierig, etwas zu finden, das einen selbst definiert beiziehungsweise symbolisiert. "
Kyle stupste ihr mit dem Zeigefinger in die Seite und lachte.
"Hey, du hast ja noch bis morgen Zeit dir was zu überlegen, also keine Panik. Uns wird schon was einfallen. Jetzt richte dich erst mal und mach dich schick. Ich hab noch eine Überraschung für dich. "
Irina sah ihn entzückt an. "Noch eine Überraschung? Hey, wenn du so weiter machst, verlieb ich mich doch noch in dich. "
Kyle lachte und schoss grinsend zurück: "Hmm, dann müsstest du aber deinen ukrainischen Gott aufgeben und das halte ich doch für sehr unwahrscheinlich. "





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