Liebe auf Ukrainisch - Teil 3

Autor: Kyanga
veröffentlicht am: 21.03.2011


Hey Leute, danke für die Kommentare. Solche lieben Antworten bestärkrn mich darin weiter zu schreiben :) Falls ihr Kritik oder Anregungen habt, würde ich mich sehr freuen sie zu lesen, da ich ja wie gesagt in den nächsten Tagen ein Fernstudium zur Autorin anfangen werde :)

Lg Dani

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„Jetzt geh endlich ran. Mach schon Vivi!“
Nach dem zehnten Klingeln warf Irina das Telefon entnervt auf ihr Bett und wand sich seufzend ihrem Kleiderschrank zu.
Was zog man zu so einem Treffen an? Eher was Alltägliches oder dann doch was Schickeres?
Verzweifelt zog Irina alles aus ihrem Wandschrank und schmiss es auf ihr breites Bett.
Sie hatte am Vormittag in der Schule mit Kyle noch ausgemacht, dass sie so gegen halb acht losfahren würden. Sie hatte vor, ihm den Park und den Baggersee zu zeigen und sich dort irgendwo gemütlich mit ihm ans Ufer setzen und… Sie fuhr hoch.
Wo war der Brief den Lea ihr vorhin gegeben hatte? Sie durchwühlte hektisch ihre Schultasche, bis sie ihn endlich in der Hand hatte. Er war zwar mittlerweile etwas ramponiert und an manchen Stellen leicht eingerissen aber die Handschrift war unverkennbar und ein warmes Gefühl der Freude durchflutete sie.
Sie hatte ihren besten Freund aus Kindertagen in den letzten 10 Wochen ziemlich vermisst und bei dem Gedanken, dass er noch weitere zwei Wochen in Australien und damit so schrecklich weit weg sein würde, freute sie sich umso mehr über den Brief.
Sie ging zu ihrem Schreibtisch, schob einen zierlichen Brieföffner in den bereits entstandenen Riss und öffnete den Brief vorsichtig.
Nachdem sie die zusammengefalteten Blätter heraus geholt und auseinander gefaltet hatte begann sie zu lesen.

„Hey Kleines… =)

na, ist bei dir alles ok? Wie ist der Neue denn so?
Ihr müsstet doch mittlerweile schon den neuen Schüler bekommen haben oder?
Ich kann das hier nicht so genau einschätzen, da ich ja nicht so genau weiß wie lange der Brief zu dir braucht. Hier ist es total toll!
Wir wandern mit den Rucksäcken auf dem Rücken quer durch Australien. Wir waren jetzt schon am Airlie Beach, der Hervey Bay und auf Fraser Island.
Das Wasser ist so klar und blau wie in den Urlaubswerbungen und der Strand so weiß dass es blendet und so weich wie Puderzucker.
In den nächsten zwei Wochen ist noch ein Nationalpark und ein paar typische Sehenswürdigkeiten Australiens dran wie zum Beispiel der Ayers Rock und das Great Barriere Reef. Das Outback werden wir uns auch noch anschauen und natürlich Sydney mit der „schwangeren Auster“ - dem riesigen Opernhaus.“

Irina seufzte. Wie gerne wäre sie mitgefahren. Das Angebot hatte für jeden Schüler der 12. Klassenstufe gegolten, aber ihre Eltern hatten sich geweigert es zu zahlen.
Alexejs Eltern waren zwar auch nicht gerade wohlhabend, aber sie hatten gemerkt, dass es sein größter Traum gewesen war, diese 6 Monate in Australien zu verbringen.
Sie verscheuchte die trüben Gedanken und ihr Fernweh und als sie Alexejs nächste Sätze las, ging es ihr wieder besser. Dort stand:

„Ich finde es wirklich sehr schön hier, aber ich glaube es wäre noch schöner, wenn du auch hier bei mir in Australien wärst.
Ich weiß, dass du dir genau so sehr gewünscht hast hier her zu fahren wie ich. Und ich verspreche dir, wenn wir älter sind und ich eigenes Geld verdiene, fliegen wir als ersten Urlaub zusammen hier her nach Australien. Dann zeige ich dir alles was ich gesehen und erlebt habe und zusammen macht es bestimmt viel mehr Spaß. Vorausgesetzt dein Mann erlaubt dir das dann. ;-) „
Dahinter hatte er einen großen zwinkernden Smilie gemalt.

Das brachte Irina zum Lachen. Sie hatten beide in letzter Zeit kein Glück in der Liebe gehabt. Alexejs Freundin hatte ihn erst kurz bevor er nach Australien geflogen war verlassen und Irina hatte im letzten Jahr auch kein Glück mit den Jungs gehabt.
Warum Alexej keine Freundin mehr hatte ließ sich leicht erklären: Er war einfach ein Frauenheld. Nicht dass er die Frauen ausnutzen würde, aber schon seines Aussehens wegen liefen ihm die Frauen scharenweise hinterher. Er sah wirklich umwerfend aus - dunkle Augen, fast schwarze, immer irgendwie zerzauste Haare. Gebräunte Haut mit einem leichten Goldschimmer und ein sehr markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Am anziehendsten war aber eindeutig sein Mund mit den vollen, sinnlichen Lippen.

Irina musste über sich selbst lächeln, als sie daran dachte, wie verliebt sie früher selber in ihn gewesen war. Als sie erst fünf oder sechs gewesen war, war Alexej ihr persönlicher Held gewesen und es bis weit über ihren 16. Geburtstag hinaus geblieben.
Dann war der Bruch gekommen.
Sie lächelte über sich selbst, als sie daran dachte wie sie ihm das Geständnis gemacht hatte, sie würde ihn lieben.
Er hatte sich dann bemüht ihr sehr sanft und vorsichtig bei zu bringen, dass er sie zwar auch sehr lieb habe, aber eher wie die kleine Schwester, die er nicht hatte.
Und sie hatte auch gewusst wieso.
Ihr Körper war zwar schlanken und durchtrainiert und hatte kein Gram fett zu viel, aber leider eben auch nicht die Rundungen die sich für eine junge Frau gehörten.
Leider hatte sich das bis heute nicht geändert. Sie besaß immer noch keine sehr ausladende Oberweite und ihr Gesicht war zu rund. Sie hatte einen kleinen runden Kussmund und eine stupsige Nase, die allenfalls als niedlich bezeichnet werden konnte.
Wie sehr hatte sie sich nach dieser Abfuhr einen sinnlichen Mund, ein scharfgeschnittenes Gesicht und eine etwas weiblichere Figur gewünscht. Sie seufzte als sie daran dachte.
Aber nach und nach wurde aus der Schwärmerei für ihren besten Freund eine feste und beständige Freundschaft und sie redete sich gerne ein, dass sie sich damit abgefunden hatte.
Plötzlich klingelte irgendwo unter dem Kleiderberg ihr Handy. Sie wurde abrupt in die Gegenwart zurückgerissen und bemerkte mit einem Blick auf ihr Handy, dass bereits eine halbe Stunde vergangen war seit sie versucht hatte Vivien zu erreichen.
Ihr Telefon klingelte wieder. Mit einem Hechtsprung war sie auf ihrem Bett und durchwühlte ihren Kleiderberg. Als sie es endlich in der Hand hatte meldete sie sich atemlos. „Irina Prinz“
„Hey Prinzessin, hier ist deine Kammerzofe.“ alberte Vivien am anderen Ende der Leitung.
„Es geht doch bestimmt darum was du heute Abend anziehen sollst, oder?“
Irina hörte die leicht belustigte Stimme und seufzte. „Ja, könntest du schnell vorbei kommen? Aber ganz schnell wir wollten in einer dreiviertel Stunde los.“
„Ich fliege, ich eile meine Teure.“ hörte sie Vivien noch ins Telefon flöten, dann erklang nur noch das Freizeichen. Mit einem letzten Blick auf die Uhr marschierte Irina entschlossen ins Bad um die Zeit bis Vivien kam sinnvoll zu nutzen.

Sie war gerade mit duschen, Haare fönen und schminken fertig, als es an der Türe klingelte. Sie wickelte sich ein Handtuch um die Haare, schlüpfte in ihren Bademantel und war schon an der Tür.
„Hallo meine Retterin“ begrüßte sie Vivien und umarmte sie kurz.
„Hallo meine Gerettete.“ gab Vivien lachend zurück.
„Also, was ist los?!“ kam ihrer Freundin auch gleich zur Sache und ließ sich auf Irinas Bett fallen.
„Naja, du weißt ja dass ich mich heute Abend mit Kyle treffe und ich weiß nicht was ich anziehen soll!“
„Weißt du denn schon wo ihr hingeht? Essen? Tanzen?“
„Er hat gesagt ich soll ihm was von der Stadt zeigen. Und da er gemeint hat, dass ihm ein ruhiger Abend lieber wäre dachte ich, dass wir vielleicht an den Baggersee fahren könnten. Oder ist das einen blöde Idee?“
„Hmm, das kommt darauf an. Am See ist es immer ziemlich romantisch und ich weiß ja nicht wie schnell er ist. Also musst du darauf gefasst sein, dass er vielleicht versuchen wird bei dir zu landen.“
„Nein, das glaube ich nicht, so schätze ich ihn gar nicht ein. Und außerdem hab ich mitbekommen, dass mein Bruder ihm gründlich die Meinung gesagt hat, was die Regeln für den Umgang mit seiner kleinen Schwester sind. Vor allem da er ja jetzt hier wohnt.“
Sie wartete auf die Wirkung der Bombe und sie kam.
„Er WOHNT hier?“ Vivien klang ganz verdattert. Dann sprang sie plötzlich auf. „Warum denn das? Wie lange? Müsst ihr euch das Bad teilen? Hast du ihn schon mal in Boxershorts gesehen? Mann, das muss ich unbedingt den anderen zwei erzählen.“
Mit diesen Worten hatte sie schon ihr Handy herausgeholt und wollte gerade die Nummer von Lea wählen, als Irina sie stoppte.
„Halt, halt, halt Vivi. Ich muss in einer halben Stunde los und ich hab noch nichts zum Anziehen.“
Vivin klappte ihr Handy wieder zu. „Ok, dann lass uns mal schauen was wir da machen können.“

„Hey Iri, du bist ja tatsächlich schon fertig.“ feixte Kyle.
„Wow Kyle, du bist ja tatsächlich pünktlich.“ stichelte Irina zurück, als sie den Kopf in Kyles Zimmer steckte und er fertig gerichtet auf seinem Bett lag und ein Auto-Magazin in der Hand hatte. Sie wollte ihn eigentlich nur abholen, aber als sie den Blick ein Stück durch das ehemalige Gästezimmer schweifen ließ wurde sie neugierig.
Sie öffnete die Türe ganz und trat einen Schritt hinein. Obwohl Kyle erst zwei Tage bei ihnen wohnte und sich noch einige Umzugskartons an den Wänden stapelten, hatte er es bereits geschafft dem Zimmer seine eigene, ganz persönliche Note aufzudrücken. Sie ließ den Blick über Regale und Wände gleiten, aber die meisten Bands auf den Postern und Spruchbändern sagten ihr nichts. Ein paar allerdings wie „Metallica“, „Disturbed“ und „…“ kannte sie und die „Rock am Ring“-T-Shirts waren ihr ebenfalls nicht unbekannt.
„Hey, du hörst genau die gleiche Musik wie mein bester Kumpel!“
„Echt?!“ Kyle legte das Magazin aus der Hand und richtete sich ein wenig auf. „Sag mal wo ist der eigentlich? Ich hab von dem noch gar nix mitbekommen. Ist er so was wie deine Geheimwaffe falls ich mal wieder nicht klopfe bevor ich ins Bad reinplatze?“ „Quatsch“, lachte sie „Alexej ist bestimmt nicht meine Geheimwaffe. Bodyguard passt da schon eher. Oder großer Bruder. Aber es stimmt nicht ganz, dass du noch nichts von ihm mitbekommen hast. Erinnerst du dich an den Brief den Lea mir heute Morgen gegeben hat?“
Kyle nickte.
„Der ist von Alexej. Er ist im Moment 6 Monate in Australien und hatte mir vor seiner Abreise versprochen zu schreiben.
„Na dann ist ja gut dass er sein Versprechen gehalten hat, oder?“ feixte Kyle. „Ich kann mir lebhaft vorstellen was ihn bei seiner Rückkehr erwartet hätte, wenn er sich die ganzen sechs Wochen nicht bei dir melden würde. Ich glaube dass du da ziemlich ungemütlich werden könntest… Wildkatze.“
Lachend wich er der Zeitschrift aus, die Irina nach ihm warf. „Wie lange ist er denn schon dort?“
Irina seufzte. „Bis jetzt sind es 10 Wochen, aber ich vermisse ihn schon so arg, als wäre er bereits 10 Monate weg. Das ist albern oder?“
„Nein.“ Kyle sah sie aus warmen blauen Augen verständnisvoll an und stand auf.
„Komm wir gehen dich ablenken. Wolltest du mir heute Abend nicht noch was von eurer entzückenden Kleinstadt zeigen?“
Er grinste bei dem Wort Kleinstadt, denn eigentlich war Stuttgart mit seinen knapp 570 000 Einwohnern keine ganz so kleine Stadt.
„Hey!“ Sie boxte Kyle spaßhaft in den Bauch.
Als sie wieder nur ein Grinsen zur Antwort erhielt fragte sie: „Gehen wir jetzt endlich?“
„Ich bin fertig“, antwortete er mit Unschuldsmine, „falls du dir grade nicht wehgetan hast können wir gerne gehen.“ Lachend verschwand er Richtung Haustüre und Irina verdrehte die Augen himmelwärts bevor sie ihm folgte.






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