Clyde Cannaghan - Teil 5

Autor: Kim
veröffentlicht am: 12.09.2011


Sorry Leute, dieser Teil ist eher trocken. Hoffe er gefällt euch trotzdem
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Ich öffnete meine Zimmertüre, schloss sie dann hinter mir zu und stellte meine Einkaufstüten auf dem Boden ab. Puh war ich geschafft. Fast sechs Stunden Shopping, was nicht üblich für mich war. In meinen Tüten rumwühlend setzte ich mich dann auch auf den Boden.

Da waren sie! Meine neuen Schuhe! Pumps. Sie waren so schön… Beige Peeptoe-Schuhe mit ca. zehn cm Absatz. Jeweils ein Schuh war mit einer dünnen schwarzen Schleife im Zehenbereich geschmückt. Ich bewunderte sie noch eine Weile und zog sie mir zaghaft an. Dann versuchte ich mit ihnen zu laufen, was nicht so einfach war. Die Höhe bereitete mir gewisse Probleme. Dessen ungeachtet verbreitete sich in mir ein Glücksgefühl aus und ich stolzierte weiterhin auf und ab mit den göttlichen Pumps.

Hätte man mir vor zwei Monaten erzählt, Schuhe wären zum Verlieben hätte ich nur ungläubig den Kopf geschüttelt, aber nun befand ich mich in einer solchen Phase… und ja es stimmte.
Schuhe konnten sogar in mir eine gewisse Liebe auslösen.

Noch eine Weile war ich in ihrem Bann, dann stellte ich sie zur Seite und betrachtete mein weiteres eingekauftes Gut. Ein paar Oberteile, zwei Hosen, eine neue Sonnenbrille, etwas Modeschmuck und das zweitschönste am heutigen Tag… ein Minikleid. Oder war es das Schönste?? Ich konnte mich nicht entscheiden… Schuhe oder das tolle Kleid. Es war enganliegend und natürlich unglaublich sexy. Es ging bis zur Hälfte des Oberarms und des Oberschenkels, hatte einen entsprechend tiefen Ausschnitt. Vorne rum waren dicke diagonal verlaufende bunte Streifen. Kurz es war verdammt sexy und ein Augenschmaus. Ach ja und teuer war es auch noch. Die Mädels hatten mich darum beneidet.

Heute hatte ich so viel Geld ausgegeben wie noch nie in meinem Leben. Ursprünglich wollte ich mir damit ein Auto kaufen, wenn ich mal meinen Führerschein in der Hand hatte, aber daraus wurde wohl nichts mehr -ich war mir nämlich ziemlich sicher dass die heutigen Ausgaben nicht die letzten sein würden - aber das war mir egal, die Schuhe und das Kleid waren es alle Male wert. Ich bekam ein unglaubliches Kribbeln in der Magengegend. Am liebsten würde ich vor Glück schreien.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich erschrak heftig und packte so schnell ich konnte das Eingekaufte in meinen Schrank und versteckte die Tüten noch mit einer Decke, damit meine Mutter sie unter keinen Umständen finden sollte. Sie würde wieder einen Grund zum Stressen finden. Es war zwar nicht ihre Art in meinem Kleiderschrank rumzuwühlen, aber manchmal musste sie ihre Kontrollen in meinem Zimmer durchführen. Schließlich muss das Haus der Kiesbrunns ja Picobello sauber sein und da kam es auch mal vor, dass sie einfach meinen Kleiderschrank öffnete um die Ordnung darin und den inneren Geruch des Schrankes zu überprüfen. Zum Glück wühlte sie nicht darin rum. Immerhin etwas.

Es wunderte mich dass meine Eltern schon nach Hause gekommen zu sein schienen. Es war doch erst fünf Uhr und sie wollten doch um sechs kommen.
Schnell blickte ich aus meinem Fenster raus, von welchem man die Eingangstüre sehen konnte und stellte fest, dass es nur mein Bruder Tim war.

Tim. Ich hatte ihn schon seit Wochen nicht gesehen. Das letzte Mal war er vor zwei Wochen da. Um ihm aus dem Weg zu gehen, erfand ich irgendeine Ausrede um aus dem Haus zu kommen. Zu meinem Glück blieb er nicht wie sonst so oft ein paar Tage da, sondern verschwand noch am selben Tag. Er hatte sein Auto seinem WG- Mitbewohner gegeben und der soll einen Unfall damit gebaut haben. Deswegen verschwand er ehe ich ihn zu Gesicht bekam.

Es klingelte ein weiteres Mal. Ich überlegte ernsthaft ob ich nicht aufmachen sollte. Irgendwie hatte ich wieder gar keinen Bock auf Mamis Lieblings, aber schnell erkannte ich, dass es zwecklos war. Schließlich hatte Tim selbst einen Hausschlüssel. Als ich an dem Spiegel im Flur vorbeilief richtete ich noch schnell meine Haare zurecht und war froh, dass ich mit den Mädels shoppen war. Zumindest war ich perfekt gestylt.

Es klingelte ein drittes Mal. Ich öffnete die Türe und sah wie Tims Gesicht von erst normal, dann zu geschockt, als nächstes überrascht und dann zu verwirrt überwechselte. Ich grinste in mich hinein.

Wohl noch nie die eigene Schwester so richtig gestylt gesehen, was.

Meine Locken hatte ich heute schön zur Geltung gebracht. Ich hatte mir Schaumfestiger in die Haare geknetet und sie dann Kopfüber geföhnt. Tja und das Ergebnis, tolle definierte, voluminöse Locken. Zudem hatte ich mich auffälliger als sonst geschminkt. Mein Outfit war auch nicht schlecht. Eine dunkle enge Röhrenjeans, ein enganliegendes grünes Top und dazu noch schwarze Schuhe mit Keilabsätzen. Es wunderte mich nicht, dass er sich wunderte. Wär ich an seiner Stelle würde ich das gleiche Gesicht machen.

Ich hatte mich verdammt noch mal verändert. Sehr sogar.

„Nala?“ fragte mich Tim immer noch perplex. „Hallo Tim“ grüßte ich ihn grob. Tim gestikulierte etwas lahm und er stotterte auch. Scheinbar versuchte er die richtigen Worte zu finden. Wahrscheinlich wollte er etwas an meinem Aussehen aussetzten. Sein dümmliches Gesicht gefiel mir. Sah man selten. Und um diesem Ganzen die Creme de la Creme zu verpassen fragte ich ihn auch noch grob: „Was willst du hier?“

Wäre ich nicht so gut erzogen worden, würde ich in schallendes Gelächter ausbrechen, so bescheuert verdutzt blickte Tim drein. „Was?“ war dann das erste Wort das von ihm zu hören war. Langsam schien er verärgert: „ Ich wohne hier“ „Nicht das ich wüsste. Du bist hier doch schon seit über einem Jahr nicht mehr wohnhaft, aber wenn du meinst… Komm halt rein.“ Damit ging ich wieder ins Haus und zeigte Tim die kalte Schulter. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte wusste ich, dass er entweder wütend war oder wieder einfach perplex da stand.

Wohl noch die eigene Schwester so richtig frech gesehen was?

Ich grinste heimtückisch. Du wirst ab jetzt noch vieles sehen, das du nicht gewohnt bist Brüderchen, erging es mir hinterlistig durch den Kopf.

Ich betrat unsere Küche, entnahm mir dort ein Glas, füllte es mit Wasser und trank genüsslich und in kleinen Mengen etwas daraus. Tim der mir gefolgt war beobachtete mich stumm. Anscheinend checkte er mein neues Styling.

„Wo sind Mum und Dad?“ fragte er nach einer Weile. Diese Frage die ich so sehr bei ihm hasste. Er denkt wohl immer noch, ich sei die Rezeption im Hotel Kiesbrunn. „Raus wie immer. Vielleicht arbeiten, vielleicht aber auch was anderes. Kein Plan. Interessiert mich eigentlich aber auch gar nicht.“ Meinte ich völlig lässig. „Sag mal, ist mit dir alles in Ordnung?“ Ich blickte in das halbvolle Glas in meiner Hand und spielte etwas damit. „Alles bestens Bruderherz.“ Obwohl ich kein Schluck Alkohol zu mir genommen hatte wirkte ich etwas betrunken. Na immerhin reichte es vollkommen um Tim zu verwirren. Ich trank noch das Wasser aus und ging an dem viel zu verdutzten Tim vorbei.

Irgendwie wollte ich mit ihm streiten. Ich wollte ihm so vieles an den Kopf werfen, ihn beleidigen, anschreien und ihn noch dümmer da stehen lassen als jetzt schon. Aber wenn ich das tat musste ich damit rechnen dass ´Mami´ mich bestrafte, also hielt ich lieber meinen Mund. Zumindest vorerst.

„Wo gehst du hin?“ vernahm ich erneut Tims nervige Stimme. Das geht dich einen Scheissdreck an, dachte ich gereizt. „Raus.“ War trotzdem meine kurze Antwort, wobei ich eigentlich auf mein Zimmer wollte, weil ich mich wirklich ausgelaugt fühlte, aber dann wäre ich möglicherweise weiterhin Tims nervigen Fragen ausgesetzt und ein von mir zwar erwünschter Streit, der trotz allem ausbleiben sollte, könnte nicht verhindert werden. Also bewegte ich mich gen Türe, zog mir meine Schuhe an, öffnete die Türe, sah ein letztes Mal zu Tim, der verärgert schien, verabschiedete mich mit einem kurzen „bye“ und zog die Türe hinter mir zu.

Eigentlich war ich ja kaputt und wollte mich noch etwas ausruhen bevor meine Eltern kamen, aber jetzt war es durch meine spontane Entscheidung hierfür zu spät.

Tim… Ich merkte wie launisch ich bei diesem Gedanken wurde, doch diese Laune hatte er sich selbst zuzuschreiben. Hätte er nicht all die Jahre so herablassend auf mich geblickt, hätte ich mich vielleicht wirklich über seinen Besuch gefreut. Aber nein, ich war dem viel zu coolen Tim zu peinlich und unwichtig.
Tss er hat es verdient, dass ich ihn jetzt so scheisse behandele. Er und eigentlich würde es meine Mutter noch mehr verdienen, aber die kommt auch noch an die Reihe. Leider bin ich noch 16 und das bedeutet noch zwei Jahre in der Gefangenschaft und dem schrecklichen Regime meiner Mutter. Eins weiß ich jetzt schon. Die werden für alles büßen. Eines Tages werde ich sie nicht mal eines Blickes würdigen. Ich will nur meinen Abschluss und dann mindestens 200 km weit weg um zu studieren. Was, weiß ich leider auch noch nicht.

Ich klingelte bei unseren Nachbarn und dachte noch grimmig, vorbei sind die Zeiten in denen ihr mich herumkommandiert habt, wie eine Marionette. Die alte Nala gibt es nicht mehr.

„Hey Darling, komm rein!“ begrüßte mich Clyde wie immer total gut gelaunt. „Hey“ grüßte ich ihn wieder besser gelaunt.

Man höre und staune, aber Clyde und ich sind richtig gute Freunde geworden und ich schätze ihn sehr. Es ist eigenartig,… aber ich vertraue ihm und seine einmalige Art hat mich schneller in seinen Bann gezogen als ich je für möglich gehalten hätte. In den letzten zwei Monaten war er immer an meiner Seite. Nie hat er mich schlecht behandelt oder mit seinen neu gewonnen Freunden über mich gelästert. Ich war ihm auch nicht zu peinlich. Ständig und überall hielt er mich an meiner Hand fest und schleifte mich hinter sich her. Ob ich nun wollte oder nicht. Das schien ihn nicht all zu sehr zu interessieren. Diese Tatsache machte mich vor allem zu Beginn, äußerst wütend, aber ihm hatte ich es zu verdanken, dass ich nicht mehr zu den Außenseitern gehörte.

Er war vom ersten Tag an, auf unserer Schule beliebt und da er anfangs wie eine Klette an mir hing oder besser gesagt mich dazu zwang wie eine an ihm zu hängen, knüpfte ich auch recht schnell neue Freundschaften mit Personen, mit denen ich jahrelang auf der Schule war, aber noch nie ein Wort miteinander gewechselt hatte. Ja und Dank ihm hatte ich mein äußeres Erscheinungsbild verändert. Ich merkte, dass ich schöner war als ich glaubte. Ich lernte mit meinen komplizierten Locken einfacher umzugehen, beschaffte mir neue Klamotten und stylte mich. So wurde schnell aus der uncoolen Nala die coole und beliebte Nelly. Auch mein gesellschaftlicher Status, nämlich ein Bonze, wurde akzeptiert… Ich wirkte sogar attraktiver. Inzwischen gehöre ich zu einer ganz anderen ´Klasse´ auf unserer Schule. Nämlich zu den Hübschen und Reichen. Und es gefiel mir ´verdammt´ gut bei ihnen.

„Are you hungry?“ unterbrach Clyde meinen Gedankenfluss. „Äh was? Hunger… ähm“ Ich zögerte zu lange und wieder ergriff Blondie meine Hand und zog mich hinter sich her in die Küche. „Das heißt wohl ja“ meinte er ohne sein inzwischen für mich unwiderstehliches Weltmeistergrinsen. „Ähm eigentlich wollte ich nein sagen.“ „Mensch honey, du bist so faul.“ „Ich bin nicht faul, sondern unbegabt.“
Ja ich war wirklich unbegabt, was Küchenarbeit anbelangte. Und obwohl Clyde darüber im Bilde war, zwang er mich immer wieder ihm in der Küche zu helfen. Ob es ihm Spaß machte mich, totale Amateurin neben ihm den für mich fast Profikoch gleichenden Clyde, zu blamieren? Oder wollte er allen ernstes, so wie er behauptete mir helfen eines Tages, wenn ich mal alleine da stehen würde, meine Existenz zu sichern, indem ich ein paar Kochtipps von ihm erhielt?

Ich hatte ja doch keine Wahl. Geschlagen gab ich mich meinem Schicksal hin: „ Und was kochen wir?“ Ich bemerkte erst jetzt die Schürze, die er schon die ganze Zeit zu tragen schien. Er hatte also begonnen bevor ich ankam.
„Gulasch“ war seine knappe Antwort. Ich verzog das Gesicht: „Schon wieder Fleisch?“ Man muss bemerken, Clyde war ein außergewöhnlich fleischbesessener Kerl. In fast allen Gerichten, die ich bei den Cannaghans kosten durfte war Fleisch enthalten. „Yes of course. Ein richtiger Mann braucht immer Fleisch.“

Toll ist mein Vater dann ein falscher Mann oder wieso kann er auch mal auf Fleisch verzichten?

Mit einer ebenso teilnahmslosen Visage, wie mein Gedanke eben schaute ich ihn an. Er grinste wieder. Das war meines Erachtens sein Markenzeichen. Diese ständige Grinsefresse. „Honey, wie wäre es noch mit Nudelsalat?“ „Äh nein danke, wegen mir brauchst du dir keine extra Umstände zu machen.“ „Wer sagt, dass es nur für dich ist? Glaubst du ich werde mit nur einem Teller satt?“

Ach stimmt ja, Clyde war nicht nur fleischbesessen, allgemein aß er auch wirklich viel. Man musste mit lockeren drei Tellern rechnen. Wie er diese schlanke Figur nur erhielt ist mir schleierhaft. Vertrug er das alles so gut weil er ein Junge war? Ich wusste es nicht.
„So? Was brauchen wir dann zuerst Nelly?“ „Erst mal ein Topf und darin dann Wasser.“ Antwortete ich total stolz. „Yes“ Dieses betonte ´Yes´ hörte ich ziemlich oft von Clyde.

Schnell füllte ich Wasser in den Topf und stellte es anschließend auf den Herd. „Ist Tim da? Ich hab sein Auto gesehen.“ Schlagartig verfinsterte sich mein Blick: „Ja“
„Ähm ist alles okey?“ Tim darf kein Grund sein um meine gute Laune zu verderben. Seinetwegen wollte ich keine unnötigen Gedanken mehr vergeuden und strahlte gekünstelt: „Alles Bestens“ Dann widmete ich meinen Blick dem mit Wasser gefüllten Topf und wartete bis es begann zu kochen. Diese überaus interessante Beschäftigung war natürlich mindestens genauso überaus bescheuert, wenn man bedachte dass der Topf gerade erst aufgesetzt wurde.

Aber Blondie meinte mich weiterhin stören zu dürfen. „Gehst du auf die Party?“ Ich schaute auf: „Welche Party?“ „Na die eine nächste Woche bei so einem Patrick“ „Weiß ich noch nicht.“ Ich log, aber ich wusste dass Clyde schlechtes von dieser Party gehört hatte, aus welchen Gründen er mich daran hindern würde dahin zu gehen und dessen war ich mir ziemlich sicher.
„Falls du gehen willst wäre es besser wenn du deinen Eltern Bescheid gibst.“ Meinte Clyde noch, doch das war überflüssig, denn ich hatte mich schon längst entschieden. Ich wusste, dass meine Eltern mir niemals erlauben würden da hin zu gehen, weswegen ich sie auch niemals fragen werde. Der Einkauf von heute war schließlich nur zum Zwecke der angesagtesten Party hier in unserer Stadt und ich wurde zum ersten Mal dazu eingeladen. Durch nichts und niemanden würde ich mir diese Party entgehen lassen. Komme was wolle, ich werde dahin gehen. Weder meine Mutter, noch sonst jemand wird mich davon abhalten können.

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Was glaubt ihr wird passieren ;)






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