Leben ist ein Luxus, aber Lieben ist ein Genuss - Teil 4

Autor: Noa
veröffentlicht am: 10.03.2011


Kapitel 4 – Schwing das Tanzbein!

Der Morgen war fast derselbe, es gab Pfannkuchen, Toasts und Marmelade mit Milch. Aber das Telefon meiner Großmutter klingelte und wunderlich ging sie heran. Nach einigen Sekunden, als ein Nachname in ihr Ohr drang, schrie sie wie immer frohlockend auf.
„Wie geht´s euch denn? Seid ihr gut angekommen? ... Ja, ihr geht es gut. Sie ist ständig mit Roxas zusammen und es macht sie glücklich. Ich hab dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen brauchst. Immerhin ist sie sechszehn. Zur meiner Zeit konnte ich zwar nicht hin und her reisen, aber durfte mich wenigstens mit Jungs amüsieren…Das werde ich ihr sagen…Alles klar, Tschüss!“, schrie sie am Schluss fast ins Telefon hinein und legte dann auf.
„Mein Vater?“, fragte ich vorausahnend. Sie nickte.
„Du darfst deinem Vater nicht böse sein. Er sorgt sich bloß um dich und er will nur das Beste für dich, immerhin bist du seine einzige Tochter.“, versuchte sie die Situation aus der Sicht meines Vaters zu sehen, aber trotzdem empfand ich seine Sorgen für etwas übertrieben. Ich wohnte ja nicht bei Roxas, sondern verbrachte meine Zeit mit ihm. Ein Glück, dass meine Großmutter das alles anders sah, sie vertraute Roxas auch und deswegen machte ich mir überhaupt keine Sorgen. Kurz nach dem Frühstück klingelte es an der Tür und zuerst hatte ich Roxas in Gedanken, aber der war ja bei der Uni. Langsam öffnete ich die Haustür und ein aufgeweckter und munterer Kerl stand vor mir. Er grinste mich an und beugte sich dann zu mir. Er war vielleicht Ende sechzig. Er hatte ein dickes Muttermal an der Wange und einzelne weiße Haare, die aus den braunen hervorschauten. Er trug eine hellblaue Jeansjacke und braune spitzte Lederstiefel. Seine passende Jeans zur Jacke hatte unten einen engen Schlag. Ohne dass ich ihn rein gebeten hatte, lief er an mir vorbei und hatte hinter dem Rücken ein wunderschönen bunten Blumenstrauß.
„‘allo, ma Chérie!“, rief er und hatte einen französischen Akzent.
Brigitta schrie wieder erfreut und lief schnell die Treppe hinunter in die Arme von dem mir unbekannten Typen. Ich schloss die Tür hörte dem Gespräch zu.
„Jacque! Ich kann es kaum glauben. Du hast es wirklich geschafft von Paris hierher zu kommen.“, freute sich meine Großmutter.
„‘Aber sicher. Ich ´abe sogar eine Überraschung.“, sagte er und zog einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken heraus. Er war mit vielen roten Rosen verziert und gelben Tulpen, sowie orangenen.
„Komm, wir gehen hinunter in den Keller, dann erzählst du mir alles von Paris und dem wunderbaren Eifelturm.“
„Mais oui.“, rief er glücklich.
Ihre Laute verschwanden hinter einer fest zugeschlagenen Tür und der Mann wurde mir nicht einmal vorgestellt, aber vielleicht erzählte sie mir später von ihm. Wenn das der Liebhaber meiner Großmutter ist, dann bin ich wirklich fassungslos. Immerhin sieht er zehn Jahre jünger aus, als meine Großmutter. Zwar besaß er auch Falten und trug altmodische Kleider, aber so richtig zusammenpassen taten sie nicht. Trotzdem, wenn er meine Großmutter glücklich machte, soll es mir Recht sein. Wo hatte sie eigentlich den Franzosen kennen gelernt? Wenn er aus Paris käme, dann müsste er hier Urlaub gemacht haben oder meine Großmutter war in Paris gewesen. Aber wieso wollte sie dann alles über die Stadt wissen? Mich verwirrten meine eigenen Fragen und gespannt wartete ich auf den Nachmittag, damit ich sah wie auf der anderen Straßenseite ein schwarzer PKW vor dem ersten Haus parkte. Die Stunden kamen mir wie eine Ewigkeit vor und vielleicht hätte ich doch zu meinen Eltern nach Hause fahren sollen, hätte dann meine Sachen gepackt und wäre wieder hierhergekommen. Ein Glück hatte ich auch mein Handy dabei und scrollte auf dem Touchscreen im Telefonbuch hinunter zum Namen Roxas. Wie gern ich ihn jetzt angerufen hätte. Doch dann, nach zwei Uhr, parkte ein schwarzer PKW ein und Phoebe und Roxas stiegen aus, gerade waren sie in einen heftigen Streit verwickelt, den sogar ich mitbekam.
„Sei doch nicht so selbstgefällig! Eigentlich wollte ich dir nur Gutes tun, indem dieser diebische Ausländer mit dir Schluss gemacht hat und du willst mir dafür eins auswischen? Du spinnst!“
„Ich hatte ihn geliebt, ja?“, schrie sie laut.
„Geliebt? Einen Dieb und dann auch noch einen Herzensbrecher. Solche Leute liebst du? Wie naiv!“, brüllte er.
„Er hat mit mir Schluss gemacht, weil du ihn gehasst hast.“
„Nein! Weil es nichts mehr im Haus zu klauen gab. Der hat eine andere naive Tussi gefunden, bei der er klauen kann.“
„Wie bitte?“, schrie sie völlig außer sich.
„Ja, genau! Werde endlich mal wach, Phoebe!“
Sie verschwanden im Haus und wahrscheinlich ging dort das Gebrülle auch weiter. Warum war er wohl so furchtbar sauer? Phoebe muss wieder etwas angestellt haben, was ihn wieder einmal auf der Uni blamiert oder vielleicht sogar wehgetan hat. Wie kann man eigentlich so naiv sein? Wieso kann sie es einfach nicht in Kauf nehmen, dass ihr Freund ein Dieb war. Ich bin meinem letzten Freund auch nicht weiterhin hinterhergelaufen, als er mich schlug, eher im Gegenteil.
Irgendwann dauerte mir alles viel zu lange und legte mich deshalb ein wenig hin, aber da klingelte es an der Tür. Aufgeregt sprang ich auf und öffnete rasch die Tür. Phoebe stand da mit einem traurigen Blick.
„Hallo, Jessy, ich wollte mich eigentlich bei dir entschuldigen.“, stammelte sie frustriert. Zuerst musterte ich sie, nicht das es ein Trick wieder war und bat sie schließlich doch herein. In der Küche setzten wir uns hin.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte ich höflich. Sie nickte.
„Roxas war ziemlich außer sich, weil er es sehr gemein fand, dass ich dir Lügen aufgetischt hatte. Dafür wollte ich mich entschuldigen, manchmal glaube ich selbst, ich sei ein wenig naiv.“, schätzte sie sich selber ein und in der Zeit holte ich zwei Gläser aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch.
Im Kühlschrank gab es keine Cola oder Limo, sondern nur Verdauungs- und Multivitaminsäfte. Ob sie das überhaupt trinkt? Fraglich schaute ich zu ihr und hob die zwei Säfte ihr entgegen. „Möchtest du Multivitamin oder einen exotischen Verdauungssaft?“
Sie starrte mich an, als interessierte ich mich überhaupt nicht dafür was sie sagte. Sie zeigte mit dem Finger auf den Multivitaminsaft.
„Dich interessiert es gar nicht was ich sage, oder?“, fragte sie seufzend, weil sie dachte sie hätte alles vermasselt durch ihre Lügengeschichten.
Ich füllte ihr den Saft ins Glas und setzte mich dann gegenüber von ihr hin. „Nein, tut mir leid, aber ich lasse lieber jemanden zuerst aussprechen, bevor ich dann etwas sage.“
„Gut, weil ich manchmal wirklich dumme Fehler mache, das sehe aber erst dann ein, wenn es zu spät ist.“, erläuterte sie mir. Aber ihre Entschuldigung musste ich einfach akzeptieren, denn ich denke sie hatte keine Erfahrung darin, wie man wirklich in Beziehungen miteinander umging. Wenn ihre Eltern in Berlin sind und dort etwas Wichtiges machen, kann ich mir auch gut vorstellen, dass Phoebe nicht knapp bei Kasse ist, eher im Gegenteil.
„Ich nehme deine Entschuldigung an, aber sag mal, sagen dir deine Freundinnen nicht was richtig und falsch ist, geben sie dir keine Tipps?“, fragte ich.
„Ich hab ziemlich viele Freunde auf der Uni, aber alle sind falsch. Sie sind nur wegen meinem Geld mit mir befreundet. Mittlerweile gehe ich mit ihnen nur auf Partys oder Shoppen. Das ist nun mal der Nachteil, wenn man stinkreich ist.“
„Mir geht´s eigentlich nie ums Geld. Immerhin was will ich mit viel Geld, wenn ich keine richtige Freundschaft habe, die mir eigentlich tausendmal wichtiger ist.“
„Da ist etwas Wahres dran.“, seufzte sie und in ihren Augen konnte ich ein wenig Neid entdecken. Wenn ich nur falsche Freunde hätte, wäre das Leben für mich völlig sinnlos. Immer jemanden anzusehen und zu wissen, dass er nur wegen deinem Geld hier ist. Wenn er dir Komplimente macht, woher will man wissen, ob sie auch wahr sind?
„Ich muss leider gehen.“, meinte sie und trank noch ihr Getränk aus. „Danke, Jessy, das du mir zugehört hast und mir verzeihen kannst. Wir werden uns bestimmt öfters sehen. Tschüss.“, bedankte sie sich und verschwand aus der Tür. Eine halbe Stunde später tauchte Roxas auf und ich nahm ihn sehsüchtig in den Arm.
„Wirst du mir heute wirklich das Tanzen beibringen?“, fragte ich und wollte mich für alle Fälle vergewissern.
„Ja. Das wird aber nicht leicht.“, machte er eine Anmerkung.
„Das schaffe ich.“
Oben nahm er sein Touchscreen Handy heraus und es lief eine Walzermusik zum passenden Tanz. Er nahm meine Hand und schlang seinen Arm um meine Hüfte. Ich griff nach seiner muskulösen Schulter und dann fing er an die Schritte zu tanzen. Bei den ersten Versuchen musste ich auf seine Füße schauen und als das dann auch gut klappte, zwang er mich ihn anzuschauen, weil ich das auf dem Ball auch machen musste. Jedoch verlor ich jedes Mal den Faden. Später wollte er auch mit mir den Tango üben, wobei ich mich jedes Mal lachen musste. Anders wie beim Walzer, muss man eng beieinanderstehen und die Schritte müssen gleichzeitig sein. Einmal versuchte er mich sogar loszulassen, damit ich ein wenig nach hinten kippte, aber ich schlang mich um seinen Hals.
„Du hast kein Vertrauen zu mir.“, meinte er und kicherte.
„Hab ich wohl.“, entgegnete ich.
„Gut, dann machen wir den Vertrauenstest. Du stellst dich einen Schritt vor mich und lässt dich fallen, sodass ich dich auffangen muss.“
„Und das tust du doch, oder?“, fragte ich kichernd. Er grinste.
Ich machte die Augen zu und brauchte einen kleinen Moment bis ich mich fallen ließ. Der einzige Gedanke war dabei, was wäre wenn er mich tatsächlich fallen ließ, dann müsste ich auf den Kopf fallen. Aber die Sache mit dem Test, gab mir das Gefühl ein Risiko einzugehen. Es baute auch mein Vertrauen zu ihm viel besser auf. Ich ließ die Arme hinunterhängen und fiel nach hinten. Zuerst spürte ich ihn überhaupt nicht, wollte stoppen, aber zwang mich dazu keine Angst zu haben. Aber dann fing er mich unter den Armen auf und atmete tief durch.
„Siehst du, du kannst mir vertrauen.“, lächelte er und reichte mir wieder seine Hand. Wir fingen von vorne an, den Tango zu tanzen, dieses Mal mit ernster Mimik. Jedoch als es zum Punkt kam, an dem ich leicht zurückfallen sollte, umschlang ich wieder seinen Hals.
„Es tut mir leid. Ich bekomme es einfach nicht hin.“, fluchte ich und setzte mich seufzend aufs Bett. Roxas schaltete die Musik aus und setzte sich zu mir. Kurz schaute er in mein ärgerliches Gesicht und fragte dann: „An was denkst du, wenn ich dich loslasse.“
„Das ich auch so auf dem Ball tanze und wenn ich hinfiele, würden mich viele fremde Gesichter auslachen.“, grummelte ich.
„Gut, sagen wir mal, du fällst hin, dann falle ich mit dir.“
Verblüfft schaute ich ihn an.
„Im ernst?“, fragte ich und lächelte.
„Ich werde hinfallen, versprochen.“
Als wir ein drittes Mal übten und an die Stelle kamen, wo Roxas mich ein losließ, klappte es dieses Mal und ich fiel nicht hin. Grinsend schaute ich ihn an und jubelte das wir es geschafft hatten. Später zog ich meine Stöckelschuhe an und musste es mit ihnen auch hinbekommen. An das Gehen hatte ich mich schnell gewöhnt, auch wenn es High Heels waren, jedoch der Tanz hatte fast wieder die gleichen Probleme wie vorher. Ständig musste ich mich an ihm festhalten oder meine Schritte korrigieren, aber auch das war dann nach einer Stunde geschafft. Danach war ich völlig fertig und wollte mich ins Bett legen, aber Roxas kam mir zuvor. Meine Füßen taten so weh, als hätte ich die ganze Nacht durchgetanzt und deshalb legte ich mich einfach neben ihn. Ich schloss die Augen und wäre am liebsten eingeschlafen, musste aber wach bleiben, da Roxas noch hier war.
„Wann ist wieder der Ball.“, fragte ich keuchend.
„Am Freitag.“, sagte er.
„Da habe ich ja noch Zeit mich psychisch darauf vorzubereiten.“
„Das wird nicht schwer sein, solange ich bei dir bin. Ich werde schon auf dich aufpassen.“, versuchte er mich zu beruhigen und nahm meine Hand. Ich drehte mich zu ihm um und schaute in wunderschöne kakaobraune Augen.
„Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, was für zauberhafte Augen du hast.“, schmeichelte er und drehte sich auch zu mir um.
„Du hast selber wunderschöne Augen.“, lächelte ich.
Doch dann wurde der schöne Moment durch ein heftiges Niesen unterbrochen. Gleich danach nieste es erneut und es nahm fast kein Ende. Schnell stürzte ich die Treppe hinunter und meine Großmutter stand in der Küche mit triefender Nase.
„Etwa ich werde krank oder Staubmilben machen sich in meiner Umgebung breit.“, schniefte sie.
Auf dem Tisch stand eine Küchenrolle, ich riss eine Stück davon ab und gab es meiner Großmutter.
„Danke, Liebes.“
Danach schnäuzte sie in das Tuch und ihr ging es danach besser.
„Ist Jacque weg?“, fragte ich, da ich seinen Abschied überhaupt nicht mitbekam.
„Ja, schon vor zwei Stunden.“
Meine Großmutter schnippelte weiter an ihrem Obstsalat und ich wandte mich wieder zu Roxas, der im Wohnzimmer stand. Er nahm mich in den Arm ohne ein Wort zu sagen und hätte mich am liebsten nie wieder losgelassen.
„Ich muss gehen.“, flüsterte er mir ins Ohr und drückte mich noch einmal feste. Dann öffnete er die Tür, lächelte mich an und verschwand. Es war schon fast elf Uhr und ich torkelte hinauf in mein Zimmer. Dort legte ich mich mit samt meinen Klamotten ins Bett und schlief ein.

Die nächsten Tagen verliefen ruhig. Roxas kam immer vorbei, wir spazierten auch wieder im Wald bei schönem Wetter und gingen auch noch einmal alle Tanzschritte durch. Am Abend zog ich wieder das Kleid an und machte meine Haare. Meine Großmutter steckte sie mir hoch zu einem kleinen Knoten und der Rest meiner Haare hing einerseits über meiner Schulter. Meinen Seitenpony glättete ich noch und sprühte Haarspray darauf. Ich zog mir mit Eyeliner einen Lidstrich und tuschte meine Wimpern. Dann zog ich die hohen High Heels an und ging zu Roxas Haus. Noch nie war ich bei ihm gewesen und deswegen musste ich ruhig bleiben. Wie waren wohl seinen Eltern und wie sahen sie aus? Hoffentlich mochten sie mich. Ich atmete tief durch und betätigte die Klingel. Phoebe öffnete die Tür.
„Hallo Jessy, komm doch rein. Du siehst sehr hübsch aus.“, bat sie mich herein und ich bedankte mich für das Kompliment. Roxas kam aus dem Wohnzimmer und blieb dann fassungslos stehen mit weiten Augen. Als er wieder zu sich kam, umarmte er mich und seine Eltern kamen mit einer Fotokamera in den Flur.
„Lächeln!“, riefen sie und noch bevor ich richtig stand, knipsten sie.
„Ihr seid ja so ein süßes Pärchen. Noch ein Foto!“, rief die muntere blonde Frau, die anscheinend Roxas Mutter war. Sein Vater hatte eine Brille, kurze schwarze Haare und einen Smoking an.
„Wieso trägt dein Vater einen Anzug? Er wird doch wohl nicht mitkommen?“, flüsterte ich.
„Er und meine Mom fahren weg. Sie gehen zusammen in ein Restaurant essen.“
„Ach so.“
Als viele Fotos geschossen wurden, regte sich Roxas schon auf, das seine Mom nicht aufhörte zu knipsen und das sie wahrscheinlich zu spät zum kämen. Sie gab Ruhe und wir stiegen in den schwarzen PKW von Roxas. Phoebe fuhr auch mit, ihr Tanzpartner erwartete sie dort. Ich sah Roxas an, das er nervös war, doch nicht wegen der Wette, oder? Nach einer viertel Stunde kamen wir an einer großen Halle an, wo schon laute Musik zu hören war. Phoebe entdeckte schon ihren Tanzpartner und Roxas ließ sie aussteigen. Meine Hände zitterten und ich schwitzte ein wenig. Die Clique mit der Roxas die Wette abgeschlossen hatte, würd ich zu gern kennenlernen. Vielleicht waren es auch nur solche Spießer, die immer den Finger im Unterricht oben haben mussten und bei einer Note zwei frustriert nach Hause gingen. Wir parkten auf einem schon fast überfüllten Parkplatz und stiegen dann aus. Roxas nahm meine Hand und spürte wie ich zitterte.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Denk dran, ich falle mit dir, wenn du fällst.“
Mein Atem wurde langsamer. Als wir vom Parkplatz herunter gehen wollten, kamen uns drei muskulöse Typen entgegen und schauten Roxas mürrisch an. Der eine starrte auf mich und lachte dann.
„Haste es wohl doch noch geschafft, Roxas.“
„Du kannst dir schon mal ein Kleidchen kaufen.“, lachte er spöttisch.
„Das werden wir ja noch sehen. Der Abend ist noch nicht zu Ende.“ Er ging an Roxas vorbei und schaute mir tief in die Augen. Dann hob er ruhig seine Hand und wollte auf mein Gesicht zugehen, aber Roxas stellte sich vor mich und biss auf die Zähne. „Wenn ich ehrlich bin, ist sie viel zu hübsch für dich. Ich weiß zwar nicht woher du sie aufgegriffen hast, aber der Abend ist noch nicht zu Ende.“
Er drehte sich wütend um und ging mit seinen Freunden in die Halle hinein. Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich bekam Gänsehaut.
„Wer war das?“
„Mike.“, murmelte er verbissen.
„Was hat er damit gemeint, das der Abend noch nicht zu Ende wäre?“
„Ich habe keine Ahnung, aber es ist besser du bleibst bei mir. Ich habe ein gutes Gefühl bei dieser Sache.“
Vor dem Eingang blieb ich noch kurz stehen und sah den anderen zu wie sie tanzten. Das war aber kein Walzer und auch kein Tango.
„Was hast du?“, fragte er besorgt.
„Die Musik ist nicht für die Schritte geeignet, die wir gelernt hatten.“
„Hast du überhaupt schon mal auf einer Party getanzt?“, fragte er.
„Ja, öfters. Diesen Tanz kann ich, aber ich wollte eigentlich damit sagen, das unsere Bemühungen umsonst waren.“
„Nicht ganz. Wenigstens kannst du es jetzt.“, grinste er und wir liefen in die laute Halle hinein. Es war etwas dunkel und bunte Lichter flackerten auf den bebenden Holzboden. Vorne war eine Bühne und riesige Boxen, so auch ein Mikrofon.
Phoebe kam uns entgegen und hinter ihr ein paar Mädchen in deren Augen deutlich stand, Geldgeier. Ich tanzte los und Roxas stand hinter mir. Die Arme wurden in die Luft gehoben und die Musik war meistens Techno oder Hip Hop. Roxas schlang seine Arme um mich und tanzte im selben Rhythmus wie ich. Jedoch nach fast einer halben Stunde tauchten wieder Mike und seine Kumpanen auf.
„Wir glauben dir nicht, dass das deine Freundin ist.“, rief er.
„Wieso?“
„Was wäre wenn du sie angestachelt hast, sich für eine auszugeben. Wir sind nämlich nicht blöd, Roxas.“
Roxas saß in der Zwickmühle. Wie sollte er es beweisen, dass ich seine Freundin war? Auf keinen Fall wollte ich dass er in Mädchenkleidern herumrennt, sondern dass Mike leiden müsse. Ich schaute ihn wütend an und rief dann: „Ich liebe Roxas und wenn du denkst du kannst hierher kommen, uns ständig stören um irgendetwas zu beweisen, dann hast du dich geschnitten.“
Das Schöne daran war, das, was ich schon immer mal sagen wollte, war gesagt, jedoch merkte Roxas, glaubte ich, dass dies vom Herzen kam und nicht geschauspielert war. Tatsächlich waren diese drei kleinen Worte wirklich ernst gemeint. Ich liebte ihn.
„Beweise es.“, meinte er und ich schaute Roxas an. Durfte ich es denn wirklich machen? Wenn ich es nicht tat, würde seine Tarnung auffliegen und er hätte die Wette verloren. Roxas drückte meine Hand und unsere Köpfe bewegten sich immer mehr aufeinander zu. Dann konnte ich seinen frischen Atem spüren, mein Bauch kribbelte, schmerzte schon fast und doch berührten sich unsere Lippen zum ersten Mal. Es war ein wunderschönes und aufregendes Gefühl und doch lösten wir uns wieder um zu sehen, was Mike nun dachte. Mit einem wütenden Gesicht stampfte er mit seinen Kumpanen davon und jubelnd grinste ich ihnen nach.
„Das hättest du eigentlich nicht tun müssen.“, rief er mir zu.
„Aber sie hätten sonst gewusst das wir nicht zusammen wären. Dann wären wir doch aufgeflogen.“
„Aber in der Wette war nicht von einem Kuss die Rede. Sie hätten es uns glauben müssen.“, erklärte er.
Ich schluckte und der Händedruck hatte wohl zu bedeuten, dass ich es nicht machen bräuchte. Jetzt hatte ich mich selbst verraten.
Was würde er jetzt denken von mir? Vielleicht weiß er es ja schon, das ich ihn liebte und woher sollte ich dann wissen, ob er meine Liebe erwiderte. Mein Körper war völlig angespannt und zitterte ein wenig. Roxas wollte weiter tanzen, aber ich war zu schockiert dazu. Fraglich schaute er mich an und beugte sich zu mir herunter.
„Was hast du? War der Kuss denn so schlecht?“, grinste er.
„Nein!“, rief ich und lächelte kurz auf, schaute ihn dann jedoch mit einem unsicheren Blick an. „Du weißt es jetzt.“
„Was soll ich wissen?“
Wieder eine Zwickmühle. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, das ihn liebe und er es tatsächlich nicht weiß, dann hätte ich es vermasselt. Aber wenn ich schweige, dann würde er sowieso nachhaken bis er es weiß. Nervös spielte ich mit meinen Fingern und zupfte an meinem Haar. Ich atmete tief ein und aus und wollte es ihm gerade sagen, als Phoebe mich zur Seite nahm.
„Gehörte das immer noch zu eurem Plan euch zu küssen?“, rief sie.
„Eigentlich nicht. Das war eine spontane Aktion.“
„Wolltest du ihn küssen?“, fragte sie und grinste ahnend.
Ich nickte zögernd. Sie nahm mich in den Arm, was für mich in dem Moment ziemlich wunderlich war und flüsterte mir dann etwas ins Ohr. „Ich bin mir fast sicher, dass er den Kuss auch wollte.“
„Wieso bist du dir da so sicher?“, fragte ich.
„Dieses Mal kannst du mir vertrauen. Du hast mir dir Augen geöffnet, Jessy.“, lächelte sie, drehte mich zu Roxas um und schob mich zu ihm. „Sag´s ihm.“
Als ich mich umdrehte war sie verschwunden. Jetzt oder nie, hieß es. Meine Gefühle waren alle dafür, aber irgendetwas sagte mir, dass der Zeitpunkt noch nicht gekommen war.
„Ich komme sofort wieder, muss auf die Toilette.“, rief ich und rannte auf die Damentoilette um dort wieder einatmen zu können. Ich schaute in den Spiegel. Wollte er den Kuss wirklich? Vielleicht hatte sich Phoebe immer noch nicht geändert und mich belogen. Aber was für einen Sinn hätte das? An mir wollte sie sich nicht rächen, sondern an Roxas. Für ihn wäre es kein Problem nein zu sagen. Im Moment war ich mir so unsicher und ging aufgeregt hin und her. Am liebsten hätte ich eine Blume in der Hand und würde ihre Blätter einzeln herausziehen, dabei immer die Worte er liebt mich, er liebt mich nicht, verwenden. Ich glaube selbst eine Blume könnte mir nicht helfen. Aber er muss es erfahren, sonst wird er es nie wissen. Außerdem wenn Phoebe recht hatte, dann liebte er mich vielleicht auch. Mit einem breiten Lächeln ging ich wieder aus dem Mädchenklo und suchte in der Menge nach Roxas.
„Suchst du Roxas?“, fragte jemand.
Ich drehte mich ruckartig um und einer von Mikes Kumpanen stand hinter mir. „Ich weiß wo er ist. Du wirst ewig brauchen, um ihn in der Menge zu finden.“
„Nein danke, ich finde ihn allein.“, grummelte ich.
„Gut, aber viel Glück. Du wirst den ganzen Abend brauchen.“
Vielleicht wollte er mich ja wirklich zu Roxas bringen.
„Also gut, wo ist er?“, gab ich auf und er führte mich zum Hinterausgang.
„Ist er denn nicht auf der Tanzfläche?“, fragte ich misstrauisch.
„Oh nein, er wollte nur einmal kurz frische Luft schnappen.“
Doch dann sah ich niemanden und von hinten hielt mir jemand den Mund zu. Plötzlich verspürte ich eine enorme Angst. Mein kompletter Körper bebte, mein Atem wurde unregelmäßig und ich hatte das Gefühl das meine Adern gefrieren. Angespannt schaute ich den Komplizen an, der ein fieses Grinsen im Gesicht hatte.
„Buh!“, sprach jemand rechts in mein Ohr und mein Herzmuskel zog sich schmerzhaft zusammen. Mike trat zum Vorschein und meine Augen weiteten sich. Ich wehrte mich und schrie laut, aber es half nichts, sein Komplize war zu stark.
„Weißt du, Roxas Freundin, ich verliere ungern Wetten und liebe es anderen zuzusehen wie sie verlieren. Außerdem konnte ich deinen Freund noch nie so richtig leiden und jetzt hätte ich tatsächlich sie Wette fast verloren. Doch da fiel mir eine Idee ein. Ich werde ihn vor all diesen Leuten demütigen. Ich werde auf die Bühne gehen, Roxas darauf aufmerksam machen, das seine Freundin ihn abserviert hat und dann zur Wette kommen. Ich gebe ihm zehn Minuten Zeit, wenn du dann nicht auftauchst, was du ja nicht tust, dann muss er ein scheußliches Kleid von meiner Oma anziehen und sich auf die Bühne stellen.“
Mit seinem Komplizen verschwand er in der Halle und derjenige der mich festhielt, stellte mich so ans Fenster, das ich alles mit sehen und hören konnte. Mike stand auf der Bühne und sprach ins Mikrofon.
„Amüsiert ihr euch Leute?“, rief er laut und es kam Jubel auf. „Ich mich auch und wisst ihr auch warum? Nein? Nun, dieser junge Mann dort unten…“, rief er und zeigte mit dem Finger auf Roxas. Das Licht wurde auch auf ihn geblendet. „…schloss eine Wette mit mir ab und zwar wenn er keine Freundin zu diesem heutigen Abend bei sich hatte, dann müsse er ein Mädchenkleid anziehen und sich auf der Bühne zeigen. Deswegen ist er das Highlight heute Abend.“, schrie er ins Mikrofon und wieder jubelten alle Leute. Wie kann man bei so etwas bloß jubeln? Mir stauten sich Tränen und ich versuchte mich ständig loszureißen, aber er packte so strak meine Gelenke, das ich furchtbare Schmerzen hatte.
„Du hast zehn Minuten, Roxas. Komm in der Zeit hier hinauf und zieh dich schon mal um.“, lachte er spottend.
Die Zeit verging und ich schwitzte immer mehr und mein Körper war angespannt.
„Noch eine Minute!“, schrie Mike ins Mikrofon und jeder wartete gespannt auf Roxas. Doch dann musste er ein Handgelenk loslassen, weil er einen Krampf in der Hand hatte und das war meine Chance. Ich drehte mich um und schlug ihm heftig auf die Wange, sodass er mich losließ. Eilend rannte ich die riesige Halle entlang. „Neun…“, rief Mike. Mein Puls stieg. „…acht…“, riefen dann alle mit. Die Treppe war schon zu sehen. „…sieben…“ Meine Beine waren taub, aber ich gab alles um rechtzeitig da zu sein. „…sechs…fünf…“
„Roxas!“, rief ich laut, aber er konnte mich nicht hören. „…vier…“ Einige Leute jubelten schon, als stünde er auf der Bühne. Meine Kondition ließ nach und mein Atem erschwerte sich jede einzelne Sekunde.
„Roxas!“, rief ich wieder laut. Immer wieder wiederholte ich seinen Namen.
„…drei…“ Die Treppe war erreicht und ich übersprang einige Stufen. Dabei zog ich etwas mein Kleid hoch, weil ich Angst hatte zu stolpern. „...zwei…“ Das obere der Bühne war erreicht, nur noch hinter die Bühne. „…eins…“ Einer von Mikes Komplizen stand am Rand Wache und wollte mich schnappen, aber ich wusch ihm aus. Roxas stand schon in einem langen pinken altmodischen Kleid da und sank traurig den Kopf. Er kniff die Augen zu und ich rief erneut seinen Namen, obwohl meine Stimme schon schwer heiser war. Er konnte mich nicht hören.
„…null!“, schrien alle wie aufgewühlt, jedoch im selben Moment als der Vorhang fiel, schmiss ich mich auf ihn und wir rutschten den Holzboden entlang in eine Ecke. Völlig aus der Puste kniete ich mich schützend auf ihn, damit keiner ihn so sehen musste.
„Jessy?“, wunderte er sich und zog an einer Schnur, sodass der Vorhang wieder zufiel.
„Los, zieh dich wieder um!“, rief ich und konnte von draußen die schlechten Zurufe hören. Mike war blamiert, aber jetzt setzte ich noch einen drauf. Mit einem schnellen Atemzug kam ich hinter dem Vorhang hervor und ging zu ihm hin. Er kochte nur so vor Wut. Seine kastanienbraunen Haare schienen sich in Rot um zu verwandeln. Ich schnappte mir das Mikrofon und baute all meinen Mut auf.
„Hallo liebe Zuschauer, leider ist hier ein Missgeschick passiert. Ich bin Roxas Freundin und eigentlich hatte ich Mike heute noch nicht mit einem Mädchen tanzen gesehen. Außerdem hieß die Wette, wenn Roxas seine Freundin dabei habe, dann verliert er die Wette. Also Mike, hast du noch etwas zu sagen, bevor du dein Kleid anziehen musst?“, sprach ich mit frohlockernder Stimme und die Menge jubelte wieder.
„Zieh dich an! Zieh dich an!“, riefen sie immer wieder. Er wäre mir am liebsten an den Hals gesprungen und hätte mich erwirkt, aber diesen Anblick genoss ich. Für das, was er Roxas antun wollte, sollte er bezahlen. Der Vorhang sprang auf und Roxas kam zum Vorschein. Er schmiss Mike das breite pinke Kleid zu und die Menge jubelte weiter.
„Na los, zieh es an, Mike.“, grinste ich. Doch dann riss er mir das Mikrofon aus der Hand und versuchte die Situation noch zu retten.
„Beweise es, dass du ihn liebst.“
Jetzt war der Moment gekommen. Ich konnte ihn vielleicht küssen, aber es musste echt sein. Da nun meine Gefühle auch so waren und ich ihn liebte, sollte es eigentlich kein Problem sein. Mit pochendem Herzen und wackeligen Beinen bekam ich das Mikrofon in die Hand gedrückt. Mike grinste, als würde ich es nicht schaffen. Jedoch blendete ich für einen Moment alles aus. Ich knipste die wütende Menge aus, knipste Mike und seine Komplizen aus. Auch Phoebe, die angespannt in der Menge stand, schaltete ich für einen Moment ab. Dann führte ich das Mikrofon zu meinen Lippen und blickte in seine zauberhaften Augen. Mir liefen Bilder durch den Kopf, was wir alles gemacht hatten die letzte gemeinsame Woche und dann kam der Moment. Ein Augenblick den ich schon die ganze Zeit sagen wollte.
„Roxas, die letzte gemeinsame Zeit mit dir war einfach traumhaft schön und ich werde sie nie vergessen. Es gab Augenblicke in denen ich dich nie wieder loslassen wollte. Sogar durch dich hatte ich meine Ängste überwunden, mehr Mut gefasst und stehe nun hier um dir das zu sagen was ich für dich empfinde. Schatz, ich liebe dich.“, platzte es aus mir heraus und noch nie hatte ich die Sätze so emotional zusammengefasst. Er presste seine Lippen erneut auf meine und dieses Mal war es noch traumhafter als vorher. Die Menge jubelte noch viel lauter als vorher. Ich drückte Mike das Mikrofon in die Hand und er ließ es jedoch wieder schockiert fallen. Plötzlich rief die Menge schreiend: „Zieh dich an!“
Ich zeigte grinsend auf das Kleid, das auf dem Boden lag und Mike hob es wutentbrannt auf. Zögernd zog er es über sich und als er es an hatte, konnte ich mein Lachen nicht verkneifen. Alle lachten. Er stampfte nach einigen Sekunden wieder hinter die Bühne und der Vorhang fiel zu. Dann jubelten sie alle und auch Roxas und ich verschwanden von oben. Die Musik wurde weiter gespielt. Danach zog mich Roxas nach draußen und lächelte.
„Soll ich dir mal etwas sagen?“, fing er an und nahm meine Hand. Ich kniff ein Auge zusammen und dachte er hielt mir jetzt eine Predigt.
„Ich liebe dich auch.“, fasste er die Worte wie ein traumhaft schönes Gedicht zusammen. Meine Augen funkelten. Ich nahm ihn erleichtert in die Arme und spürte seine Wärme, sowie seine schützenden Umarmung.
„Ich will morgen nicht gehen.“, schniefte ich und zitterte, da es ziemlich frisch draußen war.
Er zog seine Weste aus und legte sie um meine Schultern.
„Ich will auch nicht das du gehst, erst jetzt fangen meine Ferien an und die möchte ich nur mit dir verbringen.“
Er hielt mich warm und irgendwie musste ich meinen Eltern beibringen, das ich wieder einen Freund hatte. Mein Vater bekäme einen Schock und das ich dann auch noch die ganzen Ferien bei meiner Großmutter verbringen möchte, wäre für ihn wahrscheinlich unverständlich. Aber trotzdem werde ich alles tun, um ihn davon zu überzeugen, die Ferien in Bad Ems zu verbringen.
„Rox!“, rief jemand laut über die Wiese. Martin kam angelaufen. Verwundert schaute er zu mir und erkannte mich noch nicht richtig. Doch dann lösten wir uns und er identifizierte mein Gesicht.
„Jessy? Du bist mir ihr zusammen?“, fragte er verwunderlich. Seine Mimik war zuerst völlig schockiert, aber dann lächelte er mich an. „Cool.“
„Vanessa, Jennifer und Phoebe sind dort hinten. Komm doch zu uns.“
Roxas hielt feste meine Hand und wir gingen zu den zwei mir unbekannten Damen. Die eine hatte ganz kurzes schwarzes Haar und war stark geschminkt. Die andere hatte wasserstoffblondes Haar und machte sie mit einem Spängchen zurück. Martin gesellte sich zur kurzhaarigen dazu und nahm ihre Hand. Ein weiteres Pärchen.
„Gehen wir nach Hause?“, gähnte Phoebe laut.
„Schon müde?“, fragte Roxas.
„Ja.“
Die Blondhaarige kam zu mir und reichte mir ihre Hand.
„Ich bin Jennifer.“, stellte sie sich vor und knatschte dabei mit ihrem Kaugummi.
„Ich bin Vanessa.“, rief die Kurzhaarige.
„Jessica.“, antwortete ich.
„Wusstet ihr, dass ihr das Paar auf dem Ball seid?“, fragte Phoebe und hüpfte kurz aufgeregt hoch.
„Hab ich irgendetwas verpasst?“, rief Martin, der vor kurzem erst mit Vanessa am Ball ankam.
„Mike wurde ganz schön fertig gemacht.“, grinste ich.
„Ok, was ist passiert?“, drängelte er neugierig. Doch dann lachten alle nur noch. Später erzählte Roxas ihm was auf der Bühne passiert war und Martin kam aus dem Staunen überhaupt nicht heraus.
„Nimm doch Jessy mit an die Nordsee.“, schlug er Roxas vor.
„Das würde ich sofort tun, aber sie muss morgen schon wegfahren, jedoch möchte ich dass sie noch die ganzen Ferien bleibt. Dabei sind ihre Eltern das eigentliche Problem.“
„Wieso? Sind sie streng, was Beziehungen anbelangt?“
„Ihr Vater machte den Eindruck, als könne er mich nicht besonders leiden.“
„Überrede ihn. Das schaffst du, denn Jessy muss unbedingt mitkommen.“, machte er Roxas ein klein wenig Mut und schlug ihn kurz auf den Oberarm.
Am Abend fuhren wir nach Hause und parkten vor Roxas Haus. Phoebe lief schon in die Tür hinein und Roxas begleitete mich noch zu meiner Tür.
„Denkst du meine Eltern würden wütend werden, wenn sie erfahren, dass ich noch bleiben möchte. Meine Mutter hätte bestimmt nichts dagegen, aber meine Vater…“, verstummte ich unsicher zum Schluss.
„Ich bin Überredungskünstler.“, meinte er und ich musste lachen.
„Sicher kann meine Oma etwas dazu beitragen. Jedoch kann ich nicht ewig in zwei verschiedenen Kleidungsstücken herumlaufen. Also müsste ich wahrscheinlich nach Hause.“, seufzte ich traurig.
„Ich fahr dich hin!“, platzte es aus ihm heraus.
„Das würdest du tun?“
„Klar.“
Ich küsste ihn und wünschte ihm eine Gute Nacht. Im Haus setzte ich mich auf den Stuhl um durchzuatmen. Der Abend war völlig anstrengend und erschöpft legte ich mich oben ins Bett. Meine Großmutter schlief schon. Mir war es trotzdem noch nicht ganz bewusst, dass Roxas ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben geworden ist. Vor fünf Tagen hatte ich ihn erst kennen gelernt und nun gestand ich ihm vor hunderten von Zuschauern meine Liebe. Alles kam mir trotzdem wie ein Augenblick vor. Die Zeit war rasend schnell um und wahrscheinlich wären morgen dann die Ferien schon vorbei.






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