Leben ist ein Luxus, aber Lieben ist ein Genuss - Teil 3

Autor: Noa
veröffentlicht am: 07.03.2011


Kapitel 3 – Phoebe

Am nächsten Morgen roch ich schon von unten Pfannkuchen und gebrannten Toast. Der Geruch machte mich hellwach, da mein Magen wie verhungert knurrte. Ich zog meine Sachen von gestern an und lief hinunter in die Küche.
„Guten Morgen!“, rief meine Großmutter von der Küche.
„Morgen Oma.“, dröhnte ich noch verschlafen. Sie gab mir einen Teller mit zwei Toasts und drei Pfannkuchen standen vor mir auf einem breiten Teller. Sie füllte in eine Glas vor mir Milch ein und gab mir ein Schmiermesser in die Hand.
„Wie hast du geschlafen?“, fragte sie mit einer ahnenden Antwort.
„Irgendwie war ich zu sehr in Gedanken.“, gähnte ich.
„Das war Roxas bestimmt auch.“, grinste sie frohlockend und ging hinunter in den Keller. Ich aß einen Pfannkuchen, meine Marmeladentoasts und trank meine Milch aus. Doch dann hörte ich einen genervten Seufzer die Treppe hinaufsteigen.
„Was ist los?“ rief ich.
„Wir haben keine Milch mehr und keine Butter. Jemand muss Einkaufen gehen. Könnest du das vielleicht für mich erledigen?“, fragte sie freundlich.
„Sicher.“, schmatzte ich und schluckte gerade das letzte Stück hinunter.
„Danke, Liebes.“
Später gab sie mir etwas Geld und einen Plastikkorb. Draußen war es wieder wunderbar warm und schon morgens um elf Uhr brannte die Sonne. Ich genoss es und lief dann die Straßen entlang, bis ich in einen Supermarkt kam. Dort kaufte ich das ein was sie brauchte und ging wieder meinen Weg zurück. Mir kam ein junges Mädchen entgegen, sie wirkte ziemlich fröhlich und hatte schulterlange naturblonde Haare. Ihr Pony war über die ganze Stirn gezogen und sie hatte ein weißes Top mit einem gemalten Männchen drauf und eine Hotpants. Sie trug auch Zehenlatschen, die jedoch etwas anders geschnitten waren. Als sie an mir vorbeiging, blieb sie an meinem Korb hängen und alles fiel auf den Boden. Völlig erschrocken half sie mir die Sachen aufzuheben.
„Das tut mir furchtbar leid.“, entschuldigte sie sich anständig. In meiner Stadt würde das wahrscheinlich keinen interessieren und man würde vielleicht sogar noch ausgelacht werden.
„Kein Problem, es ist ja nichts passiert.“
Als alles wieder im Korb war, musterte sie mich genau.
„Bist du neu hier? Habe dich noch nie gesehen.“, fragte sie.
„Ja, das heißt meine Oma wohnt hier und ich bleibe eine Weile bei ihr.“
„Das ist cool. Ich bin Phoebe.“, stellte sie sich vor und reichte mir ihre dünne Hand. Ich nahm sie an.
„Mein Name ist Jessica.“
„Ah! Dann musst du die Jessica sein von der Roxas sprach.“
„Du kennst ihn?“, fragte ich.
„Klar, ich bin seine…Ex.“, sagte sie unsicher.
Als hätte ich diese Antwort nicht kommen gesehen. Mir war zwar bewusst, dass er schon Freundinnen gehabt haben muss, aber das sie gleich am nächsten Morgen mir über den Weg laufen, war für mich etwas schockierend.
„Hast du keinen Unterricht?“, fragte ich.
„Nein, heute haben wir alle frei, morgen gehen wir wieder zur Uni und dann haben wir einige Wochen frei. Schließlich ist es Sommer und ich möchte einfach jeden Tag genießen.“, sagte sie und hielt ihr Gesicht in die Höhe. Sie schaute mich dann wieder an und hielt mir erneut ihre Hand hin. „Hat mich gefreut dich kennen zu lernen, Jessica. Man sieht sich ja auf dem Ball am Freitag.“ Ich schüttelte ihre Hand und sie ging weiter. Was denn, sie wusste auch von dem Ball und mir? Wem hatte er noch alles erzählt, das ich mit ihm nun zum Ball gehe. Ab dem Moment war ich richtig sauer. Erst gestern lernten wir uns kennen und nun kommt er mit so etwas. Wutentbrannt stampfte ich in das Haus und legte den Korb auf den Tisch. Ohne ein Wort zu sagen, ging ich in mein Zimmer. Was bildet er sich eigentlich ein? Denkt er es ist leicht am Ball so zu tun als sei ich seine Liebe? Warum erzählt er auch ausgerechnet seiner Ex diesen privaten Dinge? Das geht nur mich und ihn was an. Vielleicht hätte ich es auch besser wissen müssen. Er war wahrscheinlich wieder ein Reinfall. Ich hatte schon immer eine Schwäche dafür jemanden genau kennen zu lernen und am Ende kam sowieso nie etwas Gutes dabei heraus. Trotzdem konnte ich meine Gefühle Seltsamerweise nicht ändern, sie waren trotz der Wut und Enttäuschung genau so stark wie vorher. Am liebsten hätte ich meine Sachen gepackt und wäre mit dem Zug wieder nach Saarbrücken gefahren, zu meinen Freunden und käme nie wieder hier hin zurück. Wahrscheinlich weiß morgen die ganze Uni darüber Bescheid und dabei kenne ich nur Phoebe, die mir rein zufällig über den Weg gelaufen war. Auf dem Ball würden hunderte von unbekannten Gestalten mir über den Weg laufen und eigentlich war ich lieber in einem Umfeld das ich kannte.
Den restlichen Tag verbrachte ich mit ein wenig lernen und das Zimmer meines Vaters abzustauben, das hier fast in Staubmilben versank. Am Abend klingelte Roxas, meine Großmutter öffnete die Tür und bat ihn hinein. Ich hörte wie er die Treppe hochkam und die Zimmertür öffnete. Gelangweilt lag ich auf dem Bett und schaut auf, als er vor mir stand. Er ahnte schon dass etwas nicht stimmte, da ich immer noch sauer war.
„Heute Morgen ist mir reinzufällig deine “Ex“ über den Weg gelaufen und war ziemlich interessant zu hören was du schon alles erzählt hattest.“, sprach ich ihn auf das Thema an.
„Was? Das kann unmöglich sein. Die einzigen die es wissen sind meine Eltern und…“, er stoppte und dachte dann scharf nach. „Wie sah sie aus?“
„Blond, schulterlange Haare…“, er unterbrach mich und vollendete dann meine Beschreibung. „…weißes Top, Hotpants…Phoebe.“, biss er wütend am Schluss auf die Zähne.
„Genau. Warum erzählst du deiner Ex so etwas, das möchte ich gerne wissen.“, motzte ich.
„Sie ist nicht meine Ex.“, erwiderte er seufzend.
„Bitte?“, erschrak ich.
„Sie ist meine nervige Cousine, sitzt auf der Uni neben mir und deswegen bekomme ich manchmal Probleme im Unterricht mit Lehrern. Sie kann einfach ihre Klappe nicht halten.“, ärgerte er sich.
„Aber wieso erzählt dann deine Cousine mir dass sie deine Ex wäre?“
„Weil sie mir eins auswischen will.“, antwortete er rasch.
„Ok, aber das musst du mir erklären.“
„Vor ein paar Monaten kam Phoebe mit einem Ausländer zusammen und er wirkte zuerst freundlich und nett, aber irgendwann verschwanden Sachen aus dem Haus und sogar Geld. Immer wenn er vorkurzem hier war, sind Sachen verloren gegangen und ich beschuldigte Phoebes Freund. Sie war völlig außer sich und meinte das sie mir das nicht verzeihen wird, aber als der Ausländer die Nase voll hatte, weil sich die ganze Familie gegen ihn stellte, machte er mit ihr Schluss und bis heute ist sie sauer auf mich. Deswegen hatte ich auch keine Chance irgendein anderes Mädchen auf der Uni zu fragen, ob sie so tut, als seien wir zusammen. Phoebe würde ihr es ausreden.“
„Das ist ein ganz schön mieser Racheplan.“, gab ich zu und mir fiel es schwer, das alles hinunterzuschlucken.
„Ein Glück ist sie in einem Jahr aus dem Haus.“
„Wieso wohnt sie denn bei euch?“, fragte ich neugierig.
„Sie studiert auch Informatik und sie kann hier ja nicht weg und ihre Eltern arbeiten für ein Jahr in Berlin.“
„Phoebe ist ganz schön fies.“, meinte ich.
„Sie wird sich hoffentlich beruhigen. Immerhin kann sie in der Uni nett sein, dort wirkt sie absolut anders. Wahrscheinlich will sie es mir heimzahlen, obwohl ich sie damals eigentlich nur beschützen wollte.“
Ich blieb stumm und sagte nichts mehr. Es war wie eine lange Schweigeminute bis endlich wieder ein Gespräch anfing.
„Hattest du wirklich gedacht ich wäre so großspurig?“, fragte er und wollte nicht glauben, dass ich so etwas von ihm dachte. Ehrlich gesagt tat ich es auch, aber nur weil ich ihn erst seit einem Tag kenne und es schon beschlossen ist mit ihm auf den Ball zu gehen. Ich denke, jedes andere Mädchen hätte vielleicht auch so von ihm gedacht oder ich war wiedermal übervorsichtig.
„Also, zum Teil schon, aber du musst mich auch verstehen wir kennen uns nur einen Tag und ich weiß nicht wie du wirklich bist. Das Phoebe log, konnte ich nicht ahnen.“, gab ich zu und schaute ihn verzeihend an.
„Solange nichts Dramatischeres passiert ist, brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Wir werden am besten bis Freitag geduldig warten. Ich werde auch nichts in der Schule von dir erzählen, das verspreche ich dir und dann musst du dir auch keine Sorgen machen.“
„Da bin ich beruhigt. Nicht das ich dann auf dem Ball das mysteriöse Mädchen bin.“, lachte ich und meine Laune war wieder gehoben und mein Herz war auf hundertachtzig. Wir unterhielten uns den ganzen Abend lang und ich genoss jeden weiteren Augenblick. Roxas hatte so eine sympathische und teilweise humorvolle Art an sich, in die ich mich richtig zu verlieben begann. Er hatte ziemlich viele Freunde und war anscheinend sehr beliebt auf der Uni, aber bezüglich seines Charakters hätte ich ihn auch gerne zum Freund. Die Mädels stünden bestimmt auf seinen unglaublichen Charme, der mich auch fesselte. Wenn er bald Ferien hatte, dann fuhr er mit seinen Freunden und ein paar Mädels an die Nordsee zelten. Wie gern ich mitfahren würde, aber ab da wäre ich schon längst wieder in Saarbrücken. Roxas begleitete ich am Abend noch zur Tür und konnte es jetzt schon kaum auf den nächsten Tag abwarten. Gerade wollte er die Tür rausgehen, als er dann doch stehen blieb und sich unerwartet zu mir umdrehte. Er blickte mich lächelnd an.
„Wie unhöflich von mir.“, meinte er.
Verwundert schaute ich ihn an. Was meinte er denn damit? „Ich hatte mich noch überhaupt nicht bei dir bedankt, dass du das alles für mich machst.“
„Da scheinst du Recht zu haben, aber bedanken solltest du dich erst nach dem Ball. Noch habe ich nichts gemacht.“, grinste ich.
„Das stimmt. Also gut, dann werde ich mich anständig bedanken nach dem Ball.“, meinte er und betonte das Wort anständig. Verblüfft blickte ich ihm nach, bis er um die Ecke verschwand. Was wollte er damit bloß ausdrücken? Wenn man sich bei jemandem bedankt, dann sagt man doch einfach Danke, oder nicht? Den Gedanken behielt ich schön bei mir, da ich an etwas völlig Unerwartetes dachte. Mit einem breiten Grinsen legte ich mich schließlich zur Ruhe und dachte schon an den nächsten Morgen, denn er wollte mir tanzen beibringen. Hoffentlich wird nichts schief gehen.






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