Überlebt - Teil 8

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 28.03.2011


Hier kommt der achte und letzte Teil. Hoffe er gefällt euch :)

Wer auch immer dort oben im Zimmer ihrer Tochter war, sie würde ihn umbringen, wenn er Isabella etwas angetan hätte.
Die Treppen knirschten bei jedem Schritt. Louisa hielt die Luft an. Es war wie in diesen alten Horrorfilmen. Nie machten die Stufen Lärm, nur in solchen Situationen. Als ob sich die Treppe gegen sie gewendet hätte.
Sie schlich langsam den Flur entlang, zu Isabellas Zimmer. Die Tür war angelehnt. Louisa packte das Nudelholz fester und hielt es schlagbereit.
Sie drückte die Tür mit einer Hand vorsichtig auf. Natürlich quietschte sie. Louisa schwang das Nudelholz über den Kopf und verharrte in dieser Stellung als sie den halbnackten Hintern eines Mannes erblickte.
Ryan drehte sich um. Da stand sie. Seine Traumfrau. Seine Louisa. Aber warum hatte sie ein Nudelholz in der Hand? Sie wollte ihm doch nicht etwa wehtun, oder? Ryan lächelte. „Sie ist wunderschön“, sagte er mit einem Blick auf Isabella.
Auf Louisas Gesicht machte sich Entsetzen breit.
Dieser Mann, dieser Psychopath, hatte ihre Tochter im Arm. Dieser Mensch, der ihr so lange Angst gemachte hatte, stand vor ihr und hielt Isabella im Arm! Ihre Mutterinstinkte wurden wach und sie hatte nur noch einen Gedanken im Kopf. Sie wollte ihre Tochter zurück. Sie wollte nicht, dass Isabella in Ryans Nähe war. Dieser Verrückte!
„Hast du ihr was angetan?“, fragte sie leise und mit dünner Stimme, die Augen jedoch weit aufgerissen und bereit, zuzuschlagen, wenn es nötig sein sollte.
Ryan schaute erst auf Isabellas von Tränen nasses Gesicht, dann in Louisas entsetztes. Er schüttelte den Kopf und sagte nichts. Dann, ganz leise, begann er zu singen: „Backe backe Kuchen…“
Er legte Isabella in ihr Bettchen und trat einen Schritt auf Louisa zu.
„Louisa“, sagte er leise. „Louisa, ich will dich heiraten.“
Er lächelte sein verrücktes Lächeln. Louisa hasste es. Sie hasste alles an diesem Mann. Doch sie beherrschte sich. Sie ging zu Isabellas Bettchen und schaute sie an. Ryan schien nichts mit ihr gemacht zu haben und Louisas Hand mit dem Nudelholz entspannte sich. Doch da sah sie einen schwarzen Strich auf Isabellas Hals. Sie schob das Oberteil zur Seite und sah den gesamten Hals ihrer Tochter mit einem schwarzen Stift vollgeschmiert. Sie riss die Augen auf. Überall die gleichen Verse.
Backe backe Kuchen.
Sie drehte sich langsam zu Ryan um, der jetzt breit grinste.
„Louisa“, sagte er leise. „Louisa, du weißt, Jack hat den Tod verdient. Er hat es so verdient, er hat dich mir weggenommen, deswegen ist er jetzt tot….“ Ryan lachte kurz und hysterisch auf. Das war zu viel für Louisa. Sie stieß einen lauten Schrei aus und schwang das Nudelholz über ihren Kopf. Dann stürmte sie auf Ryan zu, bereit ihm den Schädel einzuschlagen.
Ryan musste das geahnt haben, denn er wehrte den Schlag mit dem Arm ab und packte Louisa fest an der Taille.
Dann kam er ihr ganz nah und flüsterte: „Willst du mich heiraten, Louisa?“
Sie holte erneut zum Schlag aus, blind vor Wut. Ryan, zu verwirrt um diesen Schlag kommen zu sehen, konnte ihn nicht abfangen und das Nudelholz traf ihn mit voller Wucht an der Schulter. Louisa war wütend. Es sollte ihn eigentlich auf den Schädel getroffen haben, denn Ryan erholte sich schnell von dem Schlag.
Er sah Louisa funkelnd an. „Das war ein Fehler, Louisa!“, sagte er, wie man mit einem Kind sprechen würde. „Jetzt wirst du mich heiraten müssen!“ Er packte sie am Hals und drückte zu. Louisa blieb die Luft weg und ihr fiel das Nudelholz aus der Hand. Sie stolperte und fiel um. Ryans Hände drückten immer fester und entlockten Louisas Kehle erstickte Würgelaute. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie sterben würde. Er würde sie umbringen, genau so wie er Jack umgebracht hatte. Jack… der Gedanke an ihren Mann lies sie alles um sich herum vergessen doch die Schmerzen holten sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Ihre Lungen bekamen keine Luft mehr. Doch während Louisa in Ryans wutverzerrtes Gesicht starrte, wanderte ihre Hand zu dem braunen Gürtel um ihre Taille. Plötzlich fühlte sich das spitze kleine Obstmesser so leicht und angenehm in ihrer Hand an. In einer einzigen Bewegung zog sie es heraus und rammte es mit voller Wucht in Ryans Bauch. Schlagartig riss er seine Augen auf. Der Griff um Louisas Hals lockerte sich. Ryan rollte wie ein Stein von Louisa runter.
Sie kroch von ihm weg und stand laut würgend und hustend auf. Die Klinge des Obstmessers war rot von seinem Blut und Louisa konnte den Blick nicht abwenden. Ryan hielt sich eine Hand auf den Bauch. Darunter lief das blaue Krankenhaushemd langsam rot an.
Er schaute Louisa verwirrt an, als wolle er noch nicht glauben, was sie mit ihm gemacht hatte.
„Lou- Louisa“, hauchte er heiser. „Ich wollte dich doch noch heiraten.“
Dann nahm er die Hand vom Bauch weg und schaute sie an. Alles rot, dachte er. So schön rot. Das war übrigens seine Lieblingsfarbe. Rot wie die Mohnblumen, seine Lieblingsblumen. Er lächelte. Das letzte Lächeln in seinem Leben.
Louisas entsetzter Blick haftete an ihm, auch als er sie ein letztes Mal anschaute und dann vornüber auf den Boden kippte.
Louisa harrte noch eine Weile in ihrer Position aus, dann fiel sie auf die Knie. Das Messer in ihrer Hand wurde schwer. Sie lies es fallen.
Erst als ihr die ersten Tränen in die Augen traten, wurde ihr klar, was sie soeben getan hatte. Sie hatte einen Menschen getötet. Sie hatte Ryan Malone umgebracht.
Louisa schlug eine Hand vor den Mund und schluchzte laut auf. Doch das Schluchzten ging langsam in ein erleichtertes Weinen über. Dann lachte sie. Und weinte. Und lachte.

Dr. Blythe schüttelte den Kopf. Er zog den Reißverschluss des Plastiksackes wieder zu. Der Anblick von Malones verzerrtem Gesicht hatte ihm gereicht.
Er ging, die Hände in den Taschen vergraben, an den Polizisten und jaulenden Krankenwagen vorbei, zu Mrs. Simpson. Er hatte großen Respekt vor dieser Frau. Natürlich war das was sie getan hatte, ein Vergehen, doch es war Notwehr und das Gericht würde zu ihren Gunsten entscheiden. Louisa hatte die Arme um sich selbst geschlungen und Eliza hatte besorgt einen Arm um ihre Schwester gelegt. Das Baby lag in Louisas Armen und weinte. Ganz anders als ihre Mutter.
Als Blythe näher kam, sah er zwar die tiefen Augenringe unter ihren Augen, doch von Trauer oder gar Tränen keine Spur. Wie konnte sie auch weinen, sie war nicht traurig über den Tod dieses Psychopathen. Sie war erleichtert. Doch auch müde. Unendlich müde.
Blythe tätschelte leicht ihren Arm. „Es tut mir so leid, was Sie durchmachen mussten, Mrs. Simpson“, sagte er aufrichtig bedrückt.
„Wir hätten besser auf Mr. Malone aufpassen müssen.“
Louisa lächelte leicht und hob den Kopf. „Jetzt schläft Isabella“, sagte sie leise. „Sie wird es nicht vergessen. Sie wird nichts von dem was passiert ist vergessen, Dr. Blythe.“
Blythe schüttelte den Kopf. „Nein“, murmelte er.
Eliza seufzte. „Hättest du mir doch etwas davon erzählt, Lou. Ich hätte dich nicht alleine gelassen.“
Louisa schaute ihre Schwester an. „Nein“, sagte sie. „Das war eine Sache zwischen mir und-“ Sie sprach den Namen nicht aus. Sie wollte ihn nie wieder aussprechen. Sie schnaubte nur verächtlich und sagte nichts mehr.
Blythe lächelte etwas. „Eine gute Nachricht gibt es doch, Mrs. Simpson; sie werden vor Gericht siegen. Dies ist ein Fall von Notwehr gewesen, keiner kann Sie deswegen anklagen.“ Louisa nickte. Sie wusste das.
Blythe senkte den Kopf und tat das, was er immer tat. Er kratzte sich am Hinterkopf. Dann wandte er sich ab und ging zum Krankenwagen.
Louisa schaute ihre Tochter an. Ihre Augen waren geschlossen und sie atmete gleichmäßig. Louisa streichelte ihre Wange.
„Es ist alles vorbei, Isabella“, sagte sie sanft. Dann schaute sie ihre Schwester an, die sie mitfühlend ansah und lehnte ihren Kopf gegen ihre Schulter. Sie war ja so froh, dass alles vorbei war. So froh.
Bevor die beiden ins Haus traten, ging Louisa ein letzter kurzer Gedanke durch den Kopf.
Backe…backe…Kuchen.
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So Leute, das wars. Ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen :)
Auch wenn das der letzte Teil ist, bitte ich um Kommis und Kritik, damit ich weiß, was ich das nächste Mal besser machen kann :D
Danke schonmal im Voraus!
LG Anna :)







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