Überlebt - Teil 6

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 15.03.2011


Dieser Teil ist noch mehr Psycho :D

Blythe saß bei Ryan im Zimmer. Auf seinem Schoß lag ein Klemmbrett mit Notizen. Ryan lag mit dem Gesicht zum Fenster- die Sonne schien hell- und hatte die Augen geschlossen. Sein Mund war ein wenig offen.
Blythe schaute ihn eindringlich an. Dann nahm er seinen Stift und schrieb auf das Blatt. „14:54 Uhr. Patient sehr ruhig. Entspannt.“
Er schaute auf seine Uhr. Seit einer Stunde saß er jetzt schon hier und beobachtete Ryan. Jetzt war Zeit für eine Pause. Er legte das Blatt auf den kleinen Nachttisch neben Ryans Bett und ging zur Tür. „Ich komme in ungefähr zehn Minuten noch einmal rein, Mr. Malone“, sagte er und ging hinaus.
Ryan öffnete die Augen- und lächelte. Nur ganz leicht, unmerklich und nur erkennbar, wenn man ihm direkt ins Gesicht schaute. Aber er lächelte.
Als Blythe wieder ins Zimmer trat, eine Kaffeetasse in der Hand haltend, sagte er: „So, Mr. Malone, ich werde Sie nicht mehr lange stören. Nur noch einige Notizen machen, dann sind Sie mich los.“ Er lachte leise.
Doch als er den Zettel mit den Notizen in die Hand nahm, verging ihm sein Lachen schnell.
„Was zum-“, begann er, verstummte aber sofort. Auf dem Zettel stand in krakeliger Schrift
Backe, backe Kuchen
Louisa hat gerufen…
Blythe schaute entsetzt auf, und sein Blick wanderte langsam zu Ryan, dem jetzt ein wenig Sabber aus dem Mund lief. Er lächelte immer noch. Als Blythe ihn ansah, schaute er zurück und bei dem Blick war dem Doktor nur noch zum Schreien zumute.

Louisa hatte den Zettel schnell vergessen. Sie hatte im Moment wichtigere Sachen im Kopf.
Sie trug grade den letzten Umzugskarton in das Haus ihrer Schwester. In dem Karton war Shampoo und Louisa wurde bewusst, wie lange sie nicht mehr geduscht hatte.
„So, das wäre geschafft“, sagte Eliza und klopfte sich die Hände an ihrer Hose ab. Dann ging sie um den Umzugslaster herum und Louisa hörte noch einige Stimmen- hauptsächlich männlich- als der Lastwagen angelassen wurde und aus der Einfahrt fuhr.
Eliza winkte noch kurz hinterher und kam dann lächelnd zu Louisa.
„Nette Jungs“, sagte sie und stemmte die Hände in die Hüften.
„Danke, Eli“, antwortete Louisa leise. „Ich bezahle natürlich den Umzug von dem Geld, das ich für mein Haus bekomme.“
Eliza machte eine wegwerfende Bewegung.
„Ach“, sagte sie abwesend. „Das mach ich schon.“
Louisa fiel auf, dass sie immer noch den Karton in den Händen hielt. Sie stellte ihn auf die Treppe und seufzte.
„Darf ich bei dir duschen gehen“, fragte sie.
Eliza rollte mit den Augen. „Natürlich darfst du“, sagte sie und verschwand im Haus.
Louisa blieb noch eine Weile draußen stehen und ging dann auch ins Haus.
Sie ging ins Badezimmer, zog sich schnell aus und schlüpfte übermütig in die Dusche. „Ich komme schon, Schatz“, sagte sie und kicherte. Aber als sie in der Dusche stand, wurde ihr schmerzlich klar, dass dort, anstatt Jack eine kahle Wand war. Sie war allein. Louisa sank auf die Knie und begann zu weinen. Wie oft sie und Jack zusammen geduscht haben. Wie konnte sie voller Übermut kaum erwarten, zu ihm in die Dusche zu schlüpfen.
Sie lehnte den Kopf gegen die Kachelwand, lies das Wasser auf sich niederprasseln und weinte.

Backe backe, Kuchen
Louisa hat gerufen.
Aus Ryans fratzenartig verzerrtem Mund drang immer wieder der gleiche Singsang.
„Louisa, ich komme“, dachte er übermütig. Oder war es verrückt? Das wusste er selbst nicht so genau. Er war sich seiner Verrücktheit nicht immer bewusst. Und leider gewannen die unbewussten Minuten immer mehr die Oberhand.
Er schob den Essenswagen langsam vor sich her.
Es war einfach gewesen, aus dem Zimmer auszubrechen. Er musste einfach nur vortäuschen, auf die Toilette zu müssen, und sich dann unauffällig einen Krankenpflegerkittel besorgen.
Jetzt lief er torkelnd, aber entschlossen, auf den Fahrstuhl zu, den Wagen wie ein Schutzschild vor sich.
„Lou- Lou- Louisaaa“, sang er leise und schon wieder lief ihm Sabber über das Kinn. Er rief sich selbst zur Ordnung. Jetzt durfte er nicht auffallen, musste seine Fassade halten. Keiner durfte ihn entlarven, ihn entdecken. Keiner.
Er steuerte auf die Station 4 zu und dann auf das Personalzimmer. Durch die Glasscheibe war niemand zu sehen, also öffnete er vorsichtig die Tür und trat ein. „Bingo“, sagte er leise, als er den Schlüssel auf der Ablage sah. „Dr. Aloisius Smith“ stand auf dem kleinen Schild. „Bingo, bingo, bingo“, murmelte Ryan vor sich hin und nahm vorsichtig den Schlüssel hoch, sodass er nicht klapperte. Denn jetzt hörte er aus dem Nebenzimmer Schritte, Schuhe auf Teppich, aber trotzdem hörbar. Er drückte den Schlüssel an seine Brust und schloss schnell, aber leise die Tür hinter sich. Als er auf dem Flur stand, atmete er ein. Dann lachte er kurz hysterisch und steuerte auf das Archiv zu.
Er musste eine ganze Weile den passenden Schlüssel suchen und dabei möglichst nicht auffallen, aber in Station 4 kamen sowieso nicht viele Leute durch.
Endlich hatte er einen Schlüssel gefunden, der passte- gelb, seine Lieblingsfarbe- und öffnete die Tür.
Vor ihm lagen einige Regale brauner Akten. Die Krankenakten. Alle Kranken und Gestörten- er kicherte leise- waren hier aufgelistet. Name, Alter und…Adresse. Deswegen war er auch hier.
Er machte sich auf die Suche. Es dauerte nicht lange, weil alles alphabetisch geordnet war, bis er „L“ fand.
Er sprach die Namen laut mit. „Leonardo“…“Lobelia“…“Losita“- wer hieß denn bitteschön Losita?- „Louisa!“ Er schlug die Hand vor den Mund, weil er ihren Namen so laut ausgerufen hatte. War es vor Freude? Er zuckte mit dem Auge. Oder weil er einfach nur verrückt war?
Er fingerte die Akte heraus und legte sie beinahe ehrfürchtig auf den Metalltisch. „Louisa Simpson“, stand schwarz und groß vorne drauf.
Er schlug die Mappe auf und fand sofort ihren Namen, ihr Alter- 33- und ihre Adresse. Er grinste. „Duane Avenue 67.“ Das wollte er nur wissen. Er kritzelte sich schnell die Adresse auf die Hand und wollte den Stift schon wegstecken, doch er zog ihn noch einmal raus und schrieb langsam unter die Adresse: Backe backe, Kuchen. Er grinste und stellte die Akte wieder zurück. Dann schlich er leise wieder aus dem Zimmer und schloss die Tür.

Louisa rammte das Schild in den Rasen vor ihrem alten Haus.
ZU VERKAUFEN. Tel: 234/62839.
sie seufzte. Dann sollte es wohl so sein. Sie nahm ihren Hammer und wollte sich wieder auf den Weg zu ihrer Schwester machen, als sie eine Gestalt die Straße entlanglaufen sah. Sie war noch weit weg und Louisa würde sich nichts dabei denken, doch die Gestalt lief seltsam. Sie trottete und stolperte wie, als wenn sie zu schwach wäre, um sich noch auf den Beinen zu halten. Und das merkwürdigste war, dass der Mann- so viel erkannte Louisa jetzt, wo er näher gekommen war- einen blauen Krankenhauskittel anhatte. Anscheinend nichts anderes darunter…
Der Mann hob den Kopf und Louisa schlug sich die Hand vor den Mund, denn jetzt erkannte sie, wer es war.
Sie war noch so geistesgegenwärtig, sich hinter einem Strauch zu ducken, als der Mann auch schon an ihr vorbei ging. Hoffentlich hatte er sie nicht gesehen. Doch auf einmal stoppten die schlurfenden Schritte. Direkt hinter dem Busch. Louisa hielt die Luft an.

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