Überlebt - Teil 2

Autor: Anna :)
veröffentlicht am: 02.03.2011


Danke für eure netten Kommenater. Hier kommt der zweite Teil, hoffe er gefällt euch!

Sie wachte in einem Krankenhaus auf. Als sie die Augen aufschlug, blendete sie das sterile Weiß in dem Zimmer. Es roch nach Desinfektionsmittel.
Louisa versuchte, ihren Arm zu bewegen. Er tat zwar fürchterlich weh, aber er ließ sich bewegen. Sie fasste sich an den Kopf. Das erste, was sie registrierte, waren die höllischen Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und das stetige Pochen in ihren Beinen. Sie hatte immer noch den Bass im Kop.
Bumm Bumm Bumm.
Der Bass des Autos, in dem sie und Jack gesessen haben. Jack. Wo war er eigentlich? Plötzlich und schmerzvoll traf sie die Erinnerung. Ein Autounfall! Der silberne Mercedes, der auf sie zugerast kam. Der Aufprall. Sie, wie sie aus dem Wagen geschleudert wurde und die Hände nach vorne riss um das Baby zu schützen.
Das Baby!
Sie fasste sich sofort unbewusst an den Bauch und bekam einen Schock. Ihr Bauch fühlte sich flach an. Sehr flach. ZU flach. Louisa zog mit einem Ruck ihr Hemd hoch. Dort auf der rechten Seite ihres Bauches entdeckte sie ein dickes Verband. Bevor sie anfangen konnte zu schreien, wurde die Tür des Zimmers geöffnet und ein großer Mann im weißen Kittel kam herein. Ihm folgte eine ernste Schwester. Der Arzt blieb stehen, schaute kurz auf einen Krankenblatt, den er in der Hand hielt, und sah dann Louisa an.
„Wir geht es Ihnen, Mrs Simpson?“, fragte er.
Louisa traute ihren Ohren nicht. Da hatte sie gerade einen schweren Autounfall überstanden, sie wusste nicht wo ihr Mann war und man hatte ihr ihr Baby gestohlen! Und da fragte dieser Mann, ob es ihr gut ginge.
Aber Louisa war viel zu erschöpft um sich aufzuregen. Stattdessen hob sie kurz die Hand.
„Scheisse“, sagte sie ehrlich, was so gar nicht zu ihrer Ausdrucksweise gehörte, aber zur Situation passte. Sie sah auf dem weißen Kittel des Mannes ein kleines Schild, darauf stand: Dr. med. Steven Blythe.
Er hob die Hand und kratzte sich am Hinterkopf.
„Das dachte ich mir“, murmelte er und schaute noch einmal auf seine Akte.
„Sie haben diesen Autounfall wie durch ein Wunder überlebt, Mrs Simpson. Es ist mir schleierhaft, wie sie das geschafft haben. Aber leider gab es einige Komplikationen…“
Louisa hob den Kopf. „Was für Komplikationen?“, fragte sie mit zusammengekniffenen Augen.
Dr. Blythe sah sie ernst an. „Es gab Probleme mit dem Baby. Es wurde beim Aufprall verletzt-“
Louisa schlug die Hand vor den Mund und sog scharf die Luft ein.
„Es ist nur eie leichte Verletzung am Unterarm, aber es war trotzdem notwendig, das Baby per Kaiserschnitt zu entbinden. Es ist wohlauf.“
Louisa fiel in diesem Moment ein ganzes Geröll von Steinen vom Herzen.
Sie atmete einige Male ruhig, dann fragte sie aggressiver als sie es beabsichtigt hatte, wo das Baby sei.
„Es ist momentan auf unserer Frühchenstation. Noch sehr schwach“, sagte der Doktor. Dann erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.
„Es ist ein wunderschönes Mädchen.“
Louisa lehnte sich zurück in ihr Kissen und lächelte. Sie war Mutter geworden. Sie hatte alles überlebt, und sie dankte Gott dafür.
Doch kaum war die Freude über das Baby auf dem Höhepunkt angelangt, durchzuckte sie wieder ein schrecklicher Gedanke. Wo war ihr Mann? Wo war Jack? Das muss sie wohl laut gesagt haben, denn auf Dr. Blythes Gesicht breitete sich tiefe Traurigkeit aus.
„Es war ein schrecklicher Unfall, Mrs Simpson. Wir-“
Er sog scharf die Luft ein.
„Es war schon ein Wunder, dass Sie überlebt haben. Ihr Mann hatte nicht so viel Glück- als er aus dem Auto geschleudert wurde, hat sich ein Blechsplitter in seinen Hals gebohrt. Er ist hier im Krankenhaus an der schweren Verletzung gestorben.“ Dr. Blythe fasste sich an den Hinterkopf.
Dann atmete er durch und sagte: „Ich soll Ihnen, Mrs Simpson, eine letzte Nachricht von ihm überbringen. >Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag<.“
Louisa durchlebte in diesem Moment ihr gesamtes Leben noch einmal. Wie Jack an einem romantischen Abend um ihre Hand angehalten hatte, diesen wunderschönen Ring in der Hand haltend. Wie Louisa zwei Jahre und zwei Monate später schwanger wurde, nach einer Nacht, die sie niemals vergessen würde. All die kleinen und großen Erlebnisse, die die beiden erlebt hatten, zogen an ihr vorbei.
Und jetzt war er tot. Es würde niemals mehr zu solchen schönen Momenten kommen. Sie würde niemals wieder glücklich werden. Niemals.
Louisa wartete darauf, dass sie starb. Das ihr das Herz brach, doch nichts geschah. Sie konnte weder weinen, noch fühlte sie irgendetwas.
Sie schaute Dr. Blythe nur an und hauchte so leise, dass sich der Doktor hervorbeugen musste, um überhaupt etwas zu verstehen: „Bitte…bitte kann ich ihn sehen?“ Blythe erhob sich.
„Nun, Mrs Simpson, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ihr Mann bereits beerdigt worden ist. Sie haben drei Wochen im Koma gelegen. In der Zwischenzeit wurde Ihr Mann von Ihren Anverwandten beerdigt.“
Louisa nickte. Ihr kam das alles wie ein Traum vor, oder sie wünschte, dass es ein Traum wäre. Gleich würde sie aufwachen und Jack würde neben ihr im Bett liegen. Wie immer.
Da öffnete sich die Tür und jemand trat ein. Louisa erwachte aus ihrer Trance. In der Tür stand Eliza, ihre Schwester. Sie hatte tränenverschmierte Augen und ein Taschentuch in der Hand. Als sie sah, dass Louisa wach war, weiteten sich ihre Augen und sie stürzte auf ihre Schwester und umarmte sie.
„Gott sei dank bist du wach!“, schniefte sie. Sie löste sich und schnaufte in ihr Taschentuch. Dann strich sie sich eine ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht und begutachtete Louisa. „Ich war schon einige male hier und auch unsere Eltern. Wir waren so besorgt um dich“, sagte sie. Dann schaute sie kurz zu Boden, dann wieder Louisa an.
„Lou, es tut mir so leid, was mit Jack passiert ist. Er war ein guter Schwager.“ Sie umarmte Louisa wieder und lächelte sie dann schwach an. „Aber das Baby, das Mädchen, ist wundervoll, Lou!“ Sie schnaufte wieder. Dann sagte sie in einem Versuch, Louisa aufzuheitern: „Naja, was soll ich sagen: Ich bin Tante!“
Louisa lächelte schwach. Der Traum wurde immer realer. Und immer schlimmer, denn jetzt wusste sie, dass dies kein Traum war. Es war ein Alptraum.

Fortsetzung auf Wunst :)






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