Befreie meine Liebe - Teil 6

Autor: Cri.Chan
veröffentlicht am: 07.03.2011


Als ich am Morgen aufwachte, schien mir die Sonne ins Gesicht. Wieso waren die Vorhänge denn nicht zugezogen? Ich sah mich in meinem Zimmer um. Es herrschte immer noch totales Chaos von der Verfolgungsjagt mit Damian. Ich setzte mich sofort auf. Wo war dieser Vollidiot? Das Zimmer war leer. Ich stand auf und lief mit meinem schwarz – hellgrünen Pyjama ins Badezimmer. Natürlich war das erste was ich tat, mich überall umzusehen. Nicht das der blöde Geist wieder spannte! Alles schien ruhig. Ich duschte mich kurz, zog mich an und lief die Treppen runter um zur Küche zu gelangen. Alles war still, wie immer. Meine Mutter musste heute wohl früher zur Arbeit gegangen sein. Ich machte den Kühlschrank auf um zu sehen was ich denn zwischen die Zähne bekommen konnte. Nichts interessierte mich besonders, also nahm ich mir die Packung frische Milch raus, holte mir eine Schüssel und Kornflakes aus dem Regal und setzte mich an den Tisch. Vor mich hinknuspernd sah ich auf die Küchenuhr.
„SCHEISSE! Ich bin ja viel zu spät für die Schule!“
Es war bereits viertel nach neun. Ich rannte so schnell ich konnte um nicht noch später zum Unterricht zu kommen. Total fertig klopfte ich an meine Klassenzimmertür und kam herein. Wir hatten gerade Mathematikunterricht.
„Entschuldigen Sie meine Verspätung Herr Grieß. Ich habe verschlafen.“, sagte ich leise, jedoch laut genug, dass Herr Grieß es hören konnte.
„Du bleibst den Rest der Stunde draußen Carin. Ich hoffe für dich, dass du nette Klassenkameraden hast, die dir nachher das Heft ausleihen, denn was du gleich weiter verpassen wirst, kommt in der Klassenarbeit dran.“
Nickend ich schloss die Tür wieder. >> So ein mieser, gemeiner, blöder, hinterhältiger… << Meine Gedankenliste an Gemeinheiten wurde immer länger, doch plötzlich sah ich ihn wieder. Damian stand vor mir und sah mich wie immer an.
„Du schon wieder! Wann lässt du dich endlich erwischen, damit ich dich fertig machen kann!? Ich hab mich schon über ein paar Wresling-Moves informiert die ich gerne an dir ausprobieren möchte.“
Ich lief auf ihn zu, doch er wich zurück. Somit verfolgte ich ihn und irgendwie bemerkte ich garnicht, dass ich ihn durch das halbe Schulgebäude nachgelaufen war, bis er abrupt stehen blieb. Es waren Stimmen zu hören. Schien so als wär ich vor der Jungentoilette.
„Und dann hast du sie geküsst?“, sagte eine Jungenstimme.
„Ja, hab ich. War nicht schlecht. Bestimmt hätte sie mich noch ins Haus gelassen und ich hätte sie auch gefickt, aber das will ich mir noch für später aufheben. Sie soll noch ein wenig zappeln.“
Ich konnte nicht glauben was ich da gerade hörte. Es war unfassbar. Sowas hätte ich niemals von Tim erwartet. Er schien doch so lieb und süß, sogar schüchtern! Wie konnte das passieren? Ich musste zu Damian schauen. Sein Blick hatte sich von eiskalt auf tief verwundet geändert. In meinen Augen standen Tränen. Ich schluckte den Klos der sich in meinen Hals bildete runter, trat fast die Tür ein um ins Jungenklo zu gelangen und sah die beiden. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie mich an. Tim wurde blass im Gesicht und Angst stand ihm in den Augen geschrieben. Mit schnellen Schritten erreichte ich ihn, packte ihn am Kragen und stieß ihn gegen die Wand. Sein blöder Kumpel war wie erstarrt, denn ich warf ihm einen ungeheuer bösen Blick zu, falls er vorhatte einzuschreiten. Auch Tim bewegte sich nicht. Mit einem Arm holte ich aus und verpasste ihm eine so feste Ohrfeige, dass es unüberhörbares Klatschen gab und sich fünf knallrote Finger auf seinem immer noch blassen Gesicht formten.
„Du bist die wiederwertigste Kreatur die mir je begegnet ist! Wag es ja nicht mich jemals wieder anzusprechen, geschweige denn mich anzusehen!“
Tim strich sich mit seiner Hand über die bestimmt stark schmerzende Wange. Sein Mund stand offen und sein Blick war wie eingefroren. Ich drehte mich und ging in Richtung Tür um das Jungenklo zu verlassen. Schnurstraks lief ich zum Sekretariat , sagte das es mir nicht gut ginge und ich ließ mich nach Hause schicken. Natürlich konnte ich nicht einfach nach Hause gehen. In meinem Zustand war allein der Gedanke daran, in einem leeren Haus zu sitzen und zu weinen, das schlimmste das ich mir im Moment vorstellen konnte. Also lief ich in den Park. Ein Spaziergang würde mir hoffentlich gut tun.
Als ich im Park angekommen war, der etwas weiter von der Schule entfernt war, suchte ich mir einen vor allem ruhigen Platz. Ich lief auf einen dicken Baum zu und setzte mich genau darunter und sah vor mich hin. Der Park war groß. Es gab eine riesige Wiese auf der man spielen konnte, einen Spielplatz mit Sandkasten, ein kleiner umzäunter Teich in dem Fische schwammen und natürlich viele Bäume. Um diese Uhrzeit war es hier leer. Zum Glück, denn meine Sicht wurde verschwommen und Tränen liefen mir über die Wangen. >> So ein Penner! << dachte ich wütend. Wieso gab es solche Typen eigentlich? Und wieso hatte dieses Stück Scheisse sich ausgerechnet an mich hängen müssen? Ich zog meine Knie an mich ran, umschlang meine Beine mit meinen Armen und legte meinen Kopf auf die Knie.
„Heul nicht! Heul nicht wegen so einem Arsch! Verdammte Kacke!“, murmelte ich vor mich hin. Als ich wieder das Gesicht hob, sah ich jemanden neben mir sitzen. Es war Damian. Er sah mich diesmal nicht an. Sein Blick richtete sich auf den Park, der von diesem Punkt an dem wir saßen gut zu betrachten war. Ich sah wieder von ihm weg.
„Du wusstest was passieren würde, hab ich recht? Du hast deshalb mit dem Kopf geschüttelt.“
Er antwortete nicht. Als ich mich wieder zu ihm drehte um ihn anzusehen, nickte er leicht mit dem Kopf. Es schien wirklich so, als könne er nicht reden.
„Ich würde dich gern so vieles Fragen, jedoch redest du ja nicht mit mir. Scheint so als müsse ich es akzeptieren, auch wenn es mir auf die Nerven geht!“, sagte ich zu ihm.

Nach ungefähr zwei Stunden, lief ich wieder nach Hause. Ich hatte mich beruhigt und war erleichtert darüber. Ich hatte die Zeit über ein wenig mit Damian geredet. Auch wenn er nicht antworten konnte, erzählte ich ihm ein bisschen von mir. Von meiner besten Freundin die ich schon seit längerem nicht mehr gesehen hatte, von meiner Omi die ich auch vermisste… Ich würde jetzt gerne, „Von meinen vielen Ex-Freunden“, hinzufügen, aber ich hatte bis jetzt noch nie eine Beziehung gehabt. Außer der Panne mit Tim, war ich noch nie verliebt gewesen und geküsst hatte ich auch noch nicht. Irgendwie hatten mich Jungs nie wirklich interessiert. Ich hatte wohl auch nie den richtigen getroffen. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht einmal, wie ich mir meinen Traumtypen vorstellen soll. Wie er aussehen sollte, wie sein Charakter am besten wäre, und so weiter.
„Na toll! Diese Gedanken machst du dir erst mit 17, dem Alter in dem man bereits mindestens ein Mal geküsst haben muss! Ja sogar mit irgend so einem Arsch ins Bett gegangen ist! Obwohl.. Jetzt hab ich ja auch meinen ersten Kuss gehabt. Carin holt auf!“, laberte ich wieder vor mich hin. Ich bemerkte, dass Damian mich ansah. Ich blieb stehen, denn ich hatte vergessen, dass er immer noch neben mir herlief, wie eine normale Person und nicht wie… wie eben sonst! Puff, mal ist er da und wieder Puff, schon ist er weg. Nervig!
Auch Damian blieb stehen. Sein Blick ruhte immer noch auf mir. Ich glaubte rot anzulaufen, denn irgendwie fühlten sich meine Wangen total heiss an.
„Was glotzt du denn so blöd! Kann ich ja nichts dafür, dass ich so ein Spätzünder bin! Ja, ich bin noch Jungfrau, ja, das mit Tim war mein erster Kuss und was du denkst ist mir egal!“, fuhr ich ihn an.
Beleidigt lief ich weiter und ignorierte ihn den Rest des Heimweges. Als ich die Haustüre aufmachte und mich kurz umdrehte um Damian hineinzubitten, war er verschwunden.
„Hätte er nicht vor meiner Peinlichen Aussage verschwinden können? So ein komischer Geist.“
Vielleicht sollte ich mal besser darauf achten, wann ich Selbstgespräche führte, denn meine Mutter kam gerade aus ihrem Bürozimmer und sah mich wieder mit ihrem verwunderten Blick an.
„Redest du mit jemandem?“, fragte sie mich.
„Ja, mit mir selbst Mama, denn mein imaginärer Freund ist gerade verschwunden und ich hab mich so alleine gefühlt.“, antwortete ich spöttisch und grinste sie an.
„Du wirst dich wohl nie ändern, was?“, sie lächelte amüsiert. In ihren Augen konnte ich ihre Liebe zu mir sehen.
„Was gibt es denn zu essen?“
„Ohje, wie viel Uhr ist denn jetzt?“, fragte sie eher sich selbst als mich. Sie ging in die Küche um auf die Uhr zu schauen.
„Oh nein!“, rief sie laut aus.
„Ich hatte doch ein Geschäftsessen! Wenn ich mich nicht beeile komme ich noch zu spät! Tut mir leid Schatz, bitte sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt gehen. Koch dir bitte was anständiges zu Mittag. Ich zieh mich schnell um und bin dann auch schon weg.“
Sie hastete die Treppen hoch, lief in ihr Zimmer und schien sich fertig zu machen. Nach nur wenigen Minuten kam sie wieder raus und war komplett anders angezogen. Sie trug einen Schicken schwarzen Anzug an und darunter eine weiße Bluse mit Rüschen am Dekolleté. Ihre Haare hatte sie offen gelassen und sie fielen ihr sanft auf die Schultern. Sie war wie immer wunderschön.
„Wow, ist es wirklich nur ein Geschäftsessen oder ist es vielleicht doch ein Date?“, ich grinste sie an.
„Ach was! Theo ist doch kein Date!“
Mein Grinsen wurde nur noch weiter.
„Uuuuuh! Theooooo!“
Meine Mutter lächelte nun auch. Schien so, als hätte ich sie ertappt.
„Geh und koch dir endlich was! Ich gehe jetzt.“
Sie zwinkerte mir zu und verschwand aus der Haustüre. Ich musste schmunzeln. Meine Mutter hat ein Date! Ich fand es toll, dass sie vielleicht endlich jemanden gefunden hatte, der sie glücklich machte. Während ich in die Küche lief, überlegte ich mir was ich mir kochen sollte. Ich hatte keinen wirklichen Appetit. Wieder einmal guckte ich desinteressiert in den Kühlschrank.
„Vielleicht sollte ich mir Nudeln kochen.“
Mit dieser Entscheidung holte ich mir alle nötigen Zutaten und begann zu kochen.

Als ich fertig mit essen war, kam ich auf die Idee meine beste Freundin Nina anzurufen. Ich schnappte mir das Telefon und lief in mein Zimmer um mich aufs Bett zu schmeissen. So telefonierte ich am liebsten. Nachdem ich schnell ihre Telefonnummer eingetippt hatte, fing es an zu tuten. Jemand nahm ab.
„Ja hallo?“, hörte man auf der anderen Leitung. Eindeutig Nina! Sie ging nie mit ihrem Nachnamen ran. Sie mochte ihn nicht besonders.
„Ninaaaaaaaaaaaaaaa! Ich bin es! Carin! Wie geht es dir?“, sagte ich total enthusiastisch.
„Oh mein Gott! Caaaariiiin! Wie toll das du anrufst!“
„Ja. Wir hören uns seit längerem nicht mehr, also hab ich einfach mal versucht anzurufen. Wie geht es dir so? Was gibt es neues wissenswertes?“
„Ich weiß. Ich konnte dich leider auch nicht anrufen. Es gibt gerade viel zu tun hier. Es gibt etwas wissenswertes, aber… sagen wir mal so, eine gute und eine schlechte Nachricht. Und ich glaubte die schlechte übergebe ich dir gleich.“
Mein Lächelnd verschwand.
„Was ist es für eine Nachricht?“. Ich musste schlucken.
„Wir ziehen um…“
Wir beide schwiegen. Wenn sie noch weiter wegziehen würde, dann könnten wir uns nicht einmal mehr an den seltenen Wochenenden sehen!
„Wohin zieht ihr denn?“, fragte ich total niedergeschlagen.
„In eine andere größere Stadt, die zweihundert Kilometer von hier weg ist. Mein Vater hat dort eine bessere Arbeit gefunden.“
Wieder schwiegen wir. Ich konnte es nicht fassen.
„Das war eine wirklich heftig schlechte Nachricht. Was kann da schon tröstend genug sein um die gute Nachricht zu sein?“, mir standen die Tränen wieder in den Augen.
„Naja… Vielleicht… DAS ICH AUCH IN DEINE STADT ZIEHE!!!!“, kreischte sie in den Hörer.
Schlagartig verbesserte sich meine Laune und ich fing an mit ihr mit zu kreischen.
„Unglaublich! Wirklich? Ihr zieht hierher? Oh wie geil ist das denn!“
Ich sprang auf und hüpfte auf dem Bett. Das war wirklich eine supergute Nachricht! Nina und ich wieder vereint! Ich konnte dieses Glück nicht fassen.

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Ich hoffe euch gefällt auch dieser Teil. ;)





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