Befreie meine Liebe - Teil 5

Autor: Cri.Chan
veröffentlicht am: 06.03.2011


Außer dem Geräusch von Kreide die auf eine Tafel fuhr war nichts zu hören. Ich war alleine in einem Klassenzimmer und durfte an die Tafel schreiben.
„Als wär ich in der Steinzeit gelandet! Welcher Lehrer lässt noch als Strafe an die Tafel schreiben!“, sagte ich vor mich hin.
„Das bescheuerte daran ist, dass ich alles zuhause nochmal auf Papier schreiben darf! Verdammte Lehrer!“, fluchte ich.
Irgendwer lief ins Klassenzimmer und blieb einige Schritte von mir entfernt stehen. Ich drehte mich um und sah Tim.
„Hi.“, sagte er schüchtern.
„Huhuu.“, grüßte ich zurück.
„Wollte mich bei dir entschuldigen. Das ist alles Michelles Schuld. Sie hat angefangen. Tut mir leid das du jetzt wegen ihr nachsitzen musst!“
>> Oooouuu wie lieb er doch ist! << dachte ich nur.
„Ach, mach dir nichts draus. Nachsitzen ist mein Hobby!“, antwortete ich frech.
Er lächelte und seine Augen strahlten ein wenig. Das sah wirklich niedlich aus!
„Hast du Lust nachher noch einen Kaffee mit mir trinken zu gehen? Als Entschuldigung für das ganze hier.“
Ich lächelte ihn an.
„Du hast doch garnichts damit zu tun! Wieso willst du dich denn bei mir entschuldigen?“
„Na gut, dann ist es eben eine ganz normale Einladung weil ich dich gerne besser kennenlernen möchte, wenn du willst.“
Als ich gerade antworten wollte, tauchte Damian auf. Er war einige Schritte hinter Tim. Schien so als würde Tim ihn nicht bemerken, denn er sah mich noch erwartungsvoll an. Ich starrte zu Damian. Wieder schüttelte er nur leicht den Kopf, doch diesmal verschwand er nicht einfach, sondern musterte mich mit seinem Blick. Erwartete er etwa, dass ich nicht mit Tim einen Kaffee trinken ging? Warum tat er das? Er war nur ein dämlicher Geist der einfach so auftaucht und verschwindet wie es ihm passt. Wollte er sich jetzt auch noch in mein Leben einmischen oder was?! Stur schaute ich wieder zu Tim.
„Gut! Lass uns gleich jetzt gehen, ich bin hier sowieso fertig.“
Ich kramte meine Schulsachen und meine Tasche zusammen und lief schnurstracks auf Damian zu. Wütend hielt ich seinem Blick stand und lief ihm entgegen. Als ich dachte ich wäre kurz davor ihn mit meinem ganzen Körper zu rammen, verschwand er. Schon wieder hatte er sich einfach so aufgelöst.
>> Grr! Na warte! Wenn wir uns wieder sehen dann halte ich dir eine Standpauke die du nie wieder vergessen wirst mein Lieber! << Dachte ich wütend.
„Ist alles Okay mit dir?“, fragte mich Tim leicht verwirrt, da ich einfach so stehen geblieben war.
„Ja, ja. Alles in bester Ordnung. Könnte nicht besser sein.“

Wir setzten uns in ein Café nicht weit von der Schule entfernt. Gleich nachdem wir Platz genommen hatten, kam eine Kellnerin und fragte uns freundlich was wir denn gerne hätten. Tim nahm sich einen Latte Macchiato und ich mir einen superleckeren Schokoladeneisbecher. Kalorien! Glücklicherweise gehöre ich zur Sorte Mädchen die essen konnten so viel sie wollen und das ohne zuzunehmen.
Tim sah mir schweigsam zu wie ich meinen Eisbecher verputze. Als mir seine Blicke zu viel wurden, sagte ich:
„Warst du nicht gesprächiger? Du schaust mich an als sei ich ein Alien oder sowas! Bin ich schon grün?“
Er zuckte ein wenig zusammen.
„Tschuldigung, wollte dich nicht anstarren. Ich finde es nur seltsam, dass ein Mädchen, welches so schlank ist wie du, soviel essen kann ohne Bauchschmerzen zu bekommen. Vor allem das du dir wegen deiner Linie keine Gedanken machst…“
„Willst du damit sagen, dass ich fett bin?“, fragte ich gespielt empört. Tim schien nicht zu verstehen, dass ich nur scherzte, denn er wurde total panisch.
„NEIN! Natürlich bist du nicht fett! Das.. das hab… ich… Das habe ich doch nicht so gemeint! Du hast eine super Figur!“
Ich musste schmunzeln. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Wie süß.
„Du Nudel! Ich hab nur einen Witz gemacht. Du brauchst dich doch nicht gleich zu entschuldigen. Das machst du sowieso zu oft.“
Verdutzt sah er mich an. War er jetzt etwa beleidigt? Er sah weg als ich ihn anschaute.
>> Boah, Carin! Da hast du es mal wieder versaut. << Dachte ich nur. Ich seufzte.
„Bist du fertig? Können wir gehen?“, fragte mich Tim. Er verhielt sich komisch. War er etwa wegen so einem bescheuerten Satz eingeschnappt?
„Ja, bin fertig. Wir können gehen. Sollte langsam nach Hause.“
Wir standen auf, Tim bezahlte und wir verließen das Café. Stumm schweigend liefen wir wieder nebeneinander her. Tim sah in Gedanken versunken aus. Hatte ich wirklich so einen scheiss Witz gemacht? Die Situation nervte mich jetzt und ich hielt Tim an, indem ich mich mit einem längeren Schritt vor ihn stellte. Fast rammten wir uns da er eine Vollbremsung machen musste.
„Was soll der Scheiss? Ich habe nur eine dumme Bemerkung gemacht und du bist gleich eingeschnappt? So verhalten sich nicht einmal Kindergartenkinder!“
Mit weit aufgerissenen Augen sah mich Tim nun an. Er sagte jedoch nichts.
„Gut, dann geh ich jetzt. Danke für alles. Ich finde alleine nach Hause.“
Ich drehte mich um und lief los. >> Bescheuerter Tim! << dachte ich nur, als mich plötzlich jemand am Handgelenk packte und mich am weitergehen hinderte. Es war Tim.
„Du hast recht. Es tut mir leid. Ich wollte nicht so einen Aufstand machen. Es war nur komisch für mich, denn du verhältst dich so anders als die anderen Mädchen mit denen ich bis jetzt weg war.“
Ich drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen. Er lächelte schüchtern. Mir wurde komisch. Seine Augen hatten so eine wunderschöne blaue Farbe. Sein Gesicht hatte weiche Züge. Hatte ich ihn denn nicht oft genug gesehen? Wieso fiel mir erst jetzt auf, dass er wirklich hübsch war? Er umfasste meine Hand.
„Darf ich dich nach Hause begleiten? Ich würde dir gerne noch ein wenig Gesellschaft leisten.“
Ich nickte nur kurz. Warum auch nicht. Was kann schon schlimmes daran sein. Irgendwie musste ich total tief in Gedanken versunken gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, hatte Tim immer noch meine Hand in seiner Hand und wir waren beide vor meinem Haus. Tim sah mich lächelnd an.
„Sahst aus als wärst du ganz woanders mit deinen Gedanken und ich wollte dich nicht stören.“
Er zwinkerte mir zu. An was hatte ich eigentlich gedacht als ich in Gedanken versunken war?
„Jetzt muss ich mich wohl entschuldigen. Ich weiß auch nicht wieso ich so in Gedanken vertieft war.“
Er schenkte mir ein weiteres Lächeln.
„Kann ich meine Hand wieder haben?“, fragte ich, als ich bemerkte, dass er sie immer noch festhielt.
„Nein.“
Hatte er da gerade nein gesagt? Verwirrt sah ich ihn an.
„Nein?“, fragte ich. Ich kam mir ziemlich dumm vor.
„Nein.“, wiederholte er mit einem Lächeln.
Langsam näherte er sich mir und sah mir dabei in die Augen. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, als er mein Kinn leicht anhob und seine Lippen auf meine legte. Sie waren weich und warm. Es fühlte sich gut an. Ich schloss die Augen und genoss diesen Moment. Als der Kuss vorbei war, öffnete ich sie langsam wieder und sah in zwei glänzend blaue Augen. Irgendwie war ich etwas von dem Kuss benommen und deshalb sagte ich nichts. Zum Glück brach Tim das Schweigen.
„Du solltest jetzt besser rein gehen. Es ist kühler geworden und ich möchte nicht, dass du dich erkältest.“
Er war wirklich verdammt süß! Ich lächelte ihn an und nickte.
„Sehen wir uns morgen wieder? Vielleicht könnten wir ja zusammen in der Schule zu Mittag essen. Natürlich nicht an den Tisch an dem Michelle sitzt. Wir suchen uns einen ruhigen Platz nur für uns zwei.“
Ich musste schmunzeln. Wie niedlich er doch einfach war! >> Wow, wow, wow! << Dachte ich.
„Alles klar. Kein Problem. Wir sehen uns morgen. Ich geh dann jetzt.“
Wir verabschiedeten uns, er drückte mir noch einen leichten Kuss auf die Lippen und schenkte mir ein weiteres Lächeln. Ich ging ins Haus, schloss die Tür, lehnte mich mit den Rücken an sie und lächelte vor mich hin. >> Die böse, gruselige Carin hat sich vielleicht gerade verliebt! << Meine Gedanken waren immer noch bei Tim als ich mein Zimmer betrat, das Licht einschaltete und fast vor Schreck aufschrie. Damian saß auf meinem Bett. Seine Arme waren verschränkt und sein Blick schien eiskalt!
„Musst du immer einfach so auftauchen? Das bringt mich noch irgendwann um! Häng nächstes mal ein Schild mit der Aufschrift „VORSICHT, HERZINFARKTRISIKO!!!“ auf.“
Damian sah mich weiterhin nur an. Es stieg wieder Wut in mir auf.
„Hör auf mich nur anzustarren und rede endlich mit mir! Bist du etwa nur zur Dekoration gedacht oder was? Lass das endlich sein!“
Plötzlich ging meine Zimmertüre auf und meine Mutter steckte ihren Kopf neugierig hinein.
„Was hast du denn Schatz? Mit wem redest du da?“
Ich zeigte mit dem gestreckten Arm auf mein Bett auf dem Damian saß.
„Der da will nicht mit mir reden! Und das macht mich stinksauer!“
Meine Mutter sah mich verwirrt an. Sie kam nun ganz ins Zimmer und sah auf die Stelle auf die ich zeigte.
„Wen meinst du? Da ist doch keiner.“
Verblüfft schaute ich Damian an.
„Natürlich! Hier sitzt er doch! Siehst du ihn nicht?“
Besorgt musterte mich meine Mutter.
„Nein Schatz, da ist keiner. Ich kann keinen sehen. Hast du Fieber? Lass dich mal anfühlen.“
Sie presste ihre Hand auf meine Stirn, dann beide auf meine Wangen und sah mir in die Augen. Ich schob ihre Hände mit meinen weg und sah sie niedergeschlagen an.
„Ach, mir geht es gut Mama. Ich streite gerade nur mit meinem imaginären Freund. Ist so langweilig alleine Selbstgespräche zu führen.“
>> Sehr logische Aussage. << fuhr mir durch den Kopf.
Meine Mutter schenkte mir ein Lächeln.
„Du bist mir ja eine.“, sagte sie, drückte mir einen Kuss auf die Stirn und verließ mein Zimmer.
Ich drehte mich mit einem wütenden Blick zu Damian, der sich keinen Zentimeter von seiner Position entfernt hatte und mich immer noch mit verschränkten Armen ansah.
„Ich glaube ich fange an dich zu hassen, Damian!“, sagte ich mit gepressten Zähnen und lief ins Bad um sie mir zu putzen.






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