Irdisches und Überirdisches - Teil 9

Autor: Judy
veröffentlicht am: 15.03.2011


„Gunnar sitzt wegen versuchten Mordes eine Lebenslange Haftstrafe ab. Tobi hat wegen Beihilfe gerade einmal 4 Monate im Gefängnis verbracht.“
„Und was ist mit dir?“, fragte Lou.
„Ich werde meine Strafe noch absitzen müssen. Zweieinhalb Jahre, weil ich der Anführer war. Weil ich Gunnar den Befehl gegeben hatte, dich zu erschießen. Begnadigt wegen Reue und weil ich seit sieben Monaten Tag für Tag bei dir bin und 16 Stunden täglich dein Bett gehütet hatte.“
„Das hast du getan?“ Lou war sichtlich ergriffen. Erschöpft lehnte sie sich zurück. Der Tag war anstrengend gewesen und sie wollte nur noch schlafen.
„Was ist mit Ray?“, erinnerte sie sich schließlich an ihren Verlobten.
„Weißt du“, suchte Magnus nach Worten. Er biss sich auf die Lippen.
„Er hatte einen Unfall. Eines seiner Experimente ist fürchterlich schief gegangen...“
„Er ist tot“, flüsterte Lou und erinnerte sich an die Zeit, die sie mit ihm als Engel verbracht hatte. Erinnerung, Traum, Vision? Das wusste sie selber nicht so genau.
„Nein. Das nicht, nur... Die Ärzte meinten, es könnte dich zu sehr aufregen ihn zu sehen.“
„Ich will es aber“, kreischte Lou aufgebracht. „Hier, Jetzt!“ Magnus nickte und stand auf.
„Ich bin gleich wieder da, Schwesterherz.“
Lou lehnte sich zurück. Magnus hatte sie also gerettet. Und war Monatelang täglich mehrere Stunden bei ihr, nur um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Lou wusste, warum sie ihn immer noch liebte. Auf ihn war Verlass. Recht traurig, dass es dafür beinahe ein Mord hatte geben müssen, aber Lou verzieh ihm alles für das, was er die letzten Monate getan hatte. Es steckte also doch noch eine gute Seite in ihm.
Die Tür öffnete sich wieder und Magnus kam herein.
„Ray wird bald hier sein. Vielleicht sollte ich besser...“
„Nein!“, widersprach Lou. „Lass mich nicht alleine, bis er kommt.“ Magnus lächelte. Fürsorglich strich er ihr die Bettdecke glatt. Schweigend saß er da, Lou hatte die Augen zugemacht und lag erschöpft auf der Matratze. Noch immer hatte sie Schläuche in Nase und Händen, die sie störten.
Zaghaft klopfte es an der Tür. Lou schlug die Augen auf und sah, wie Ray herein kam. Als er endlich vor ihr Stand schlug sie entsetzt die Hände vor den Mund.
„Oh mein Gott, Ray...“
Da stand er also vor ihr. Seine rechte Gesichtshälfte war geprägt von Brandnarben, Schwellungen und Blutergüssen. Trotzdem lächelte er.
„Lou, du bist wieder bei uns. Es tut mir Leid, dass ich nicht eher kommen konnte, aber die Ärzte meinten..“ Verlegen wies er auf sein Gesicht. Dann sah er Magnus, erstarrte und schrie dann Lou an:
„Was macht der hier?“
„Das ist mein Bruder, Ray.“
„Das ist nicht dein Bruder, das ist dein Mörder! Lou, nimm dich in Acht.“
Lou schüttelte nur den Kopf, war zu erschöpft zum Antworten. Magnus stand auf.
„Ich lass euch besser alleine!“
Er drückte kurz Lous Hand und verließ das Zimmer.
„Magnus wird jeden weiteren Versuch unternehmen, dich zu töten und mein Geheimnis aus mir herauszubekommen.“
„Magnus hätte jeden Tag die Möglichkeit gehabt, mich zu töten.“ Lou wies auf die umstehenden Gerätschaften.
„Trotzdem hat er es nicht getan.“
„Lou“, sagte Ray plötzlich wieder zärtlich. „Wenn du wieder gesund bist, hol ich dich hier weg. Wir kaufen uns eine Villa in Südfrankreich. Jeden Tag Sonne und Strand.“
„Nein, Ray“, flüsterte Lou. „Es ist aus zwischen uns.“ Ray schluckte merklich.
„Ist es wegen...“ Noch einmal wies er auf sein entstelltes Gesicht.
„Nein“, sagte Lou. „Sieh mich doch an. Auch ich bin nicht gesund. Einen Menschen nach dem äußeren zu betrachten ist oberflächlich. Aber ich war so oberflächlich. Es tut mir Leid.“
Und dann erzählte sie Ray von ihrem Traum, den sie während des Komas gehabt hatte.





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