Irdisches und Überirdisches - Teil 2

Autor: Judy
veröffentlicht am: 17.02.2011


Lou setzte sich auf. Noch immer saß sie auf der feuchten Straße, die flackernden Straßenlaternen waren erloschen und das einzige, was die Umgebung erleuchtete, war eine Person die in gleißendes Licht gehüllt war. Die Gestalt drehte Lou den Rücken zu. Auf der anderen Seite erkannte Lou die drei Männer, die ihre Augen vor dem Licht schützten und eingeschüchtert einige Schritte zurückgetreten waren.
"Ich bin im Himmel", dachte Lou. Doch den Himmel hatte sie sich immer anders vorgestellt. Und weshalb sollten die drei immer noch da sein? Endlich ergriffen sie schreiend die Flucht, ohne sich noch einmal zu Lou oder dem Wesen umzudrehen. Endlich begriff Lou. Sie war gerettet worden. Von einer unbekannte, überirdischen Gestalt, die immer noch vor Lou stand und Licht und Wärme verteilte.
Lou räusperte sich. Langsam drehte sich die Lichtgestalt um und was Lou nun sah, erschreckte sie. Es war ein junger Mann. Kaum älter als sie selber. Doch mitten im Gesicht trug er eine silberne Maske.
"Wer bist du?", fragte Lou mutig. "Ich bin gekommen, um dich zu retten", war die einzige Antwort, die Lou erhielt. Sie konnte ihre Augen nur schwer vom gleißenden Silber der Maske abwenden. Die anfangs wohlige wärme des jungen Mannes schien ihr unerträglich heiß zu werden und ihre Augen wurden geblendet. Sie kroch ein Stück zurück. Schweiß lief ihr in Strömen das Gesicht hinunter. Das Lichtwesen drehte ihr wieder den Rücken zu.
"Kein sterblicher Mensch kann mich ertragen, wenn ich ihm gegenüber stehe.", sprach der junge Mann. Lou begann wieder sich zu entspannen.
"Ein Engel", flüsterte sie. Obwohl sie sehr leise gesprochen hatte lächelte er. Da Lou sein Gesicht nicht sehen konnte, nahm sie dieses nur durch kurzes Aufflackern des Lichtes wahr. "Wie ist dein Name?" "Wir Engel haben keine Namen. Steh auf, wir müssen weiter." Weiter.. wohin? Lou konnte sich nur schwer erinnern, weshalb sie geflohen war, was diese drei Männer von ihr wollten. Wohin sie wollte, was sie als nächstes tun wollte. Noch vor einigen Minuten hatte sie auf der Schwelle zwischen Leben und Tod gestanden, bzw. gelegen.
"Warte", sagte sie deshalb zu dem Engel während sie aufstand. Doch während sie sich aufrappelte, kehrte auch die Erinnerung zurück.
Lou war mit einem reichen Fabrikerben verlobt. Dieser hatte jedoch die Fabriken schnell verkauft und war nun in der Forschung tätig. Nun hatte er bei seinen Forschungen außergewöhnliche Entdeckungen gemacht. "Entdeckungen", so hatte er Lou in einem Gespräch unter vier Augen mitgeteilt, "mit denen ich die Weltherrschaft an mich reißen könnte."
Wie sich allerdings später herausgestellt hatte, war ihr Vieraugengespräch doch nicht so geheim geblieben, wie es sollte und sie waren abgehört worden. Von eben jenem bärtigen Mann, der Lou wenige Minuten zuvor hatte töten wollen.
Lous Verlobter war von den drei Männern bereits um einige hunderttausend Euro leichter gemacht worden, doch nie hatte jemand anderes außer Lou erfahren, wo die Formel versteckt war.
"Komm", sagte der Engel. "Du warst wohl in Gedanken?" "Tut mir Leid", antwortete Lou. Ihre Gedanken wanderten zurück zu ihrem Verlobten, Ray. Wo er wohl sein mochte?
"Wo ist Ray? Was ist mit ihm passiert?", schrie sie den Engel panisch an. Sie betrachtete seinen Rücken. Kam es ihr nur so vor oder wurde sein Licht dunkler? Verzweifelt blieb sie stehen.
"Ich fürchte, wir können nichts mehr für ihn tun."
An dieser Stelle brach Lou zusammen. Alles in ihr verkrampfte, Tränen stiegen in ihr hoch, fanden den Weg durch ihre Augen nach draußen. "Neeeein!", schrie Lou. Tränen mischten sich mit der Pfütze in der sie zum liegen gekommen war. Sie heulte und heulte. Setzte sich schließlich auf. Durch die aufgerissene Wolkendecke schien das Mondlicht und spiegelte sich im Wasser.
Lou konnte ihr eigenes Spiegelbild erkennen. Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht. Plötzlich erschien ein zweites Gesicht neben ihr. Es war Rays. Er lächelte. Konnte das wahr sein, spielten ihre Augen einen Streich? Log der Engel?
Doch als Lou sich umdrehte war dort nichts zu sehen, außer dem hellen Leuchten dicht neben ihr.






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