Immer wieder

Autor: macarena
veröffentlicht am: 04.02.2011


Sie saß in der Schule. Sie streckte ihren kleinen Handspiegel weit von sich weg, um ihr komplettes Gesicht betrachten zu können. Der Unterricht ging erst in zwanzig Minuten los und sie hatte noch massenhaft Zeit. Wie üblich betrat Tony die Klasse um diese Zeit. Er schenkte ihr keine weitere Aufmerksamkeit, genau wie jeden Tag. Nicht einmal ein flüchtiges Hallo hatte er noch übrig für sie. Hatte er all das Schöne, was zwischen
ihnen war, denn schon vergessen? Hatte er es überhaupt jemals empfunden? Sie wollte sich nicht weiterhin darüber den Kopf zerbrechen. Das tat sie im Allgemeinen schon viel zu oft, also wendete sie sich wieder ihrem Aussehen zu. Sie strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und fuhr mit den Fingerspitzen an ihren Brauen entlang. Hatte sie da etwa schwarze Kayalpunkte in den Augenwinkeln? Ärgerlich wischte sie sie weg. Sie hasste es, wenn das passierte. Geräuschvoll putzte sie sich die Nase und schlug den Weg zu den Mülleimern ein. Als sie sich umdrehen wollte, um zu ihrem Platz zurückzukehren, wurde sie plötzlich von jemandem herumgerissen. Sie spürte zwei warme, altbekannte Hände auf ihrem Gesicht und dieselben imposanten, wohltuenden Lippen auf ihren -, die sie einmal so geliebt hatte.
Völlig überrascht stellte sie sich tot. Sie hielt den Atem an, sie konnte sich nicht rühren. Als er von ihr abließ wich sie befremdet zurück.
„Dir ist bewusst, dass ich dich jetzt ohrfeigen und anschreien muss?“,hakte sie vorsichtshalber und in einem friedlichen Ton nach.
„Aber Mabel!“, presste Tony entsetzt heraus.
Eben hatte sie noch gelächelt, doch plötzlich bebte sie vor Zorn. Sie holte weit aus und schlug zu, wie versprochen. Die übrigen Schüler waren bereits näher herangetreten, als er den Kussanschlag auf sie durchgeführt hatte, doch jetzt war es mucksmäuschenstill im Raum. Niemand wollte auch nur das kleinste Wörtchen, das sie wechselten, verpassen.
„Denkst du, du kannst kommen und gehen wann du willst? Denkst du ich komme gelaufen, sobald du nur rufst? Ich bin doch nicht deine Maitresse!“, wetterte sie.
„Aber Mabel, ich liebe …“, redete er dazwischen, doch sie schnitt ihm das Wort ab.
„Nein!“, rief sie. „Das hast du schon Mal gesagt. Und kaum, dass ich nicht hingesehen habe, hast du dasselbe auch zu ihr gesagt!“ Sie zeigte auf ein hübsches Mädchen, mit ein paar kleinen Speckrollen und weichem, langem Haar.
„Und zu ihr!“ Jetzt deutete sie zu einer kleinen Blondine mit rosa Extensions.
Ertappt richtete er den Blick zu Boden.
„Du hast gedacht, ich merke das nicht, was?“, fragte sie jetzt vollkommen verständnislos. „Du hast gedacht, ich bin dir voll und ganz verfallen und außer Stande, jede weitere Chance die du mir gibst, abzulehnen, nicht wahr?“
„Nun ja“, stotterte Tony. „Ja.“
Plötzlich stiegen ihr die Tränen in die Augen.
„Und damit hast du verdammt noch mal Recht!“, heulte sie und fiel ihm um den Hals







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