Zufällige Begenung - Teil 2

Autor: J1980
veröffentlicht am: 12.01.2011


„Und außerdem...“, begann Anne auf einmal, „kann er mich jeder Zeit besuchen, wenn ihm was an unserer Freundschaft liegt, denn er weiß ja wo ich wohne.“
„Das ist gar nicht mal das Dümmste... was du bisher gesagt hast.“
„Siehst du! Was machen wir bis dahin? Na ja, bis er mal vorbeischaut?“
„Woher soll ich das denn Wissen?“
„Du Tanja!“
„Ja?“
„Wir könnten eigentlich mal wieder shoppen gehen, denn ich glaube du brauchst mal wieder neue Klamotten.“
„Ich hab mehr Klamotten im Schrank als du.“
Tanja setzte sich daraufhin in ihren Lieblingssessel und blätterte in einer Zeitung rum.

Am nächsten Morgen hatte Tanja verschlafen.
Wie eine Irre rannte Sie aus der Wohnung. Direkt in Bastiaans Arme.
„Hoppla!“, rief dieser und lachte herzlich.
„Oh Entschuldigung!“, rief Tanja ganz überrascht. „Bastiaan! Wie schön, dich wiederzusehen!“
„Find ich auch. Ich wollte mit euch frühstücken.“
„Tut mir schrecklich Leid, aber ich bin total spät dran!“
„Och Schade!“
„Aber Anne ist da, sie hat heute ihren freien Tag. Musst sie halt wecken. Zweite Tür links.“
„okay, danke! Mach’s gut!“
„Tschüssy!“
Bastiaan deckte den Frühstückstisch und ging dann ganz leise in Annes Zimmer. Anne lag schlafend in den Federn. Bastiaan streichelte sie sanft am Arm, bis sie die Augen öffnete. Sie war so überrascht, dass sie sich erst einmal die Augen reiben musste.
„Guten Morgen, Anne! Aufstehen, die Sonne scheint!“
So schnell wie an diesem Morgen war Anne noch nie aus dem Bett gekommen.
Bastiaan und Anne aßen gemeinsam Frühstück und verbrachten einen sehr schönen Tag, in dem sie ein Picknick im Park machten.

Wochen vergingen. Wundervolle Wochen, in denen Anne sehr oft mit Bastiaan zusammen war. Obwohl beide völlig verschieden waren, zogen sie sich irgendwie magisch an. Jedes Mal, wenn Anne Bastiaan sah, kribbelte es in ihr. Und Bastiaan ging es nicht weniger so. Insgeheim wünschten sich beide, endlich nur dem anderen zu gehören, doch keiner traute sich, seine Gefühle offen zu zeigen.

Eines Tages gingen Anne und Bastiaan nebeneinander spazieren. Die Luft zwischen ihnen war heiß und man konnte es förmlich zwischen beiden knistern hören. Beide wussten: Irgendwas passiert jetzt gleich. Plötzlich blieb Bastiaan stehen und drehte sich zu Anne. Er nahm ihre Hände und presste sie an seine Brust. Sie fühlte, wie sein Herz klopfte.
„Anne?“, begann er zärtlich.
„Ja?“
„Weißt du... wie soll ich anfangen? – Wir haben uns ja in den letzten Wochen ziemlich oft gesehen und viele Dinge unternommen. Und... na ja... jedes Mal habe ich gemerkt, dass du mir immer besser gefällst.“
Anne stieg unaufhaltsam die Röte ins Gesicht.
„Und jetzt bin ich mir sicher – ich habe mich ganz furchtbar in dich verliebt, Anne!“
Es folgte ein kurzes zögern. „Und ich würde dir das jetzt nicht sagen, wenn ich nicht spüren würde, das es dir genauso geht. Ist es nicht so?“
Statt zu antworten, kam Anne ein Stück näher an ihn heran und legte ihre Lippen auf seine. Bastiaan erwiderte den Kuss. Das Kribbeln, dass beide immer spürten, wurde noch stärker, als es sonst war.
Von da an gingen sie immer Hand in Hand und ein Kuss wurde ihr tägliches Begrüßungsritual.

Eines Morgens hüpfte Tanja in der Wohnung herum. Das tat sie eigentlich immer, doch an diesem Morgen schien sie besonders fröhlich dabei zu sein. Das lag daran, dass endlich Ferien waren!
„Guten Morgen!“, flötete sie Anne entgegen, als diese aus ihrem Zimmer kam.
„Moin...“, murmelte Anne und rieb sich die Augen.
Sie war von Tanjas Fröhlichkeit nicht so recht angetan. Sie war sowieso allgemein als Morgenmuffel bekannt. Der Einzige, der sie hätte fröhlich stimmen können, war ihr Basti. Der bloße Gedanke an ihn, zauberte ein lächeln in ihr Gesicht.
„Weißt du, was ich mache?“, fragte Tanja plötzlich.
„In der Wohnung rumspringen und krächzen wie eine Krähe?“, fragte Anne etwas genervt.
Tanja hatte sie beim Träumen gestört.
„Nein! Ich mein, was ich demnächst machen werde?!“
„Woher soll ich das denn wissen?!“
„Ich verreise! Und zwar nach Italien!“
„Aha.“
Mehr konnte Anne nicht sagen, denn es hatte an der Tür geklingelt und sie war sofort aufgesprungen, um Bastiaan in die Arme zu laufen.
„Wie süß!“, rief Tanja ehrlich begeistert.
Doch dann seufzte sie: „Ich will auch ´nen Freund!“
„Oh, jetzt geht das schon wieder los!“, stöhnte Anne und zog Bastiaan in ihr Zimmer.

Ein paar Tage später hatte Tanja tatsächlich ihre Koffer für einen längeren Aufenthalt in Italien gepackt. Sie hatte Anne und Bastiaan mehrmals gefragt, ob sie nicht Lust hätten, mitzukommen, doch das war vergebens. Die beiden wollten lieber mal ihre Ruhe haben. Also fuhr Tanja alleine los. Nach San Remo.
Sie wohnte im “Hotel Landra”, einen sehr feienen und ordentlichen Hotel.
Da es ihre Finanzen nicht zuließen, dort zu essen, holte sie sich jeden Tag etwas aus der Stadt.
Sie verbrachte eine sehr schöne Zeit. Ging viel baden – entweder am Strand oder im Swimmingpool des Hotels -, las, schrieb Postkarten, bummelte in der Stadt oder faulenzte einfach.

Einmal lief Tanja vollbepackt den Weg zu ihrem Hotel zurück. Sie war einkaufen gewesen. Das wollte sie unbedingt tun, obwohl es gerade in San Remo ziemlich teuer war. Egal... Als Tanja in den sonst wolkenlosen Himmel blickte, zog eine dunkle Regenwolke vorbei. Man konnte an einer Hand abzählen, wie oft es im Jahr in Italien regnete.
„Ich werde doch nicht ausgerechnet in so einen Regen geraten?!“, dachte Tanja und lief schneller.
Doch genau das geschah. Es goss wie aus Eimern. Klitschnass flüchtete Tanja in ein überfülltes Café und suchte den Raum nach einen freien Platz ab. Vergeblich! Doch an einem Zweiertisch saß nur ein junger Mann.
Also nahm Tanja ihre Sachen und fragte freundlich: „Entschuldigung, darf ich mich bitte setzen?“
Ohne aufzuschauen, sagte der Mann: „Bitteschön!“
Als Tanja sich gesetzt hatte und sich durch ihre mit der Hand nassen Haare gegangen war, warf sie einen Blick auf ihr Gegenüber. Dieser Blätterte gelangweilt in einem Comicheft, hob dann aber auch den Kopf und sie schauten sich zum ersten Mal in die Augen. Wumm! Es war geschehen! Keiner der beiden konnte den Blick vom anderen wenden. Ohne Zweifel – es war Liebe auf den ersten Blick! Erst als Tanja eine nasse Strähne ins Gesicht fiel, wurden beide aus ihren Gedanken gerissen. Falls sie überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnten. Tanja senkte kurz den Blick und lächelte. Der junge Mann ihr gegenüber lächelte auch, schaute sie allerdings weiterhin an. Er hatte wunderschöne braune Augen und Tanja konnte nicht anders, als ihn wieder anzuschauen.
„Ich bin Raphael!“, sagte er und die Worte aus seinem wahnsinnig erotischen Mund waren wie Musik in Tanjas Ohren.
Er reichte ihr seine Hand.
„Tanja“, sagte sie so lieb, das Raphael förmlich dahin schmolz.
Sie wollte ihm ihre Hand geben, doch sie zögerte, da das Wasser noch von ihren Fingern tropfte. Aber Raphael nahm ihre Hand ohne groß zu überlegen. Ihre Hände passten wunderbar ineinander, als wären sie füreinander geschaffen.
Im Laufe ihres beinahe endlosen Gesprächs entdeckten Raphael und Tanja ihre vielen Gemeinsamkeiten. Beide liebten das Tanzen, die Musik, waren für Kunst und Ästhetik, liebten italienisches Essen, waren beide sehr romantisch. Und beiden war die Erotik wichtiger als Sex, das konnten sie sich in diesem ersten Gespräch sogar anvertrauen.
Beide waren so fasziniert vom anderen und so überrascht über die Entdeckung ihrer Ähnlichkeit, dass sie glatt vergaßen, sich die Namen ihres Hotels zu sagen und sich etwas auszumachen. Sie hätten ewig weiterreden können, wenn Raphaels niedliches gelbes Handy nicht geklingelt hätte. Er war gezwungen, sich von Tanja zu verabschieden, obwohl er das wirklich nicht gerne tat.
Als Tanja später im Hotel einfiel, dass sie nichts weiter als Raphaels Vornamen – genau wie bei Anne – wusste, hätte sie heulen können. Da hatte sie ihren Traummann gefunden und dann so was!
Sie wusste nicht, dass es Raphael, der im Zimmer neben ihrem wohnte, genauso ging.

Am nächsten Tag beschloss Tanja, ihre Zeit am Strand zu verbringen und in Selbstmitleid zu versinken.
Die Sache war aber auch zu blöd!
Mit Bikini, Sonnenhut und Buch in der Hand lag sie in einem Liegestuhl. Es viel ihr schwer, sich auf den Inhalt ihres Buches zu konzentrieren. Vielmehr kreiste Raphael in ihrem Kopf herum. Weil es so schön war, an ihn zu denken, legte Tanja ihr Buch zur Seite und schloss die Augen, um weiter von ihm zu träumen.
Sie wusste nicht, dass Raphael ganz in ihrer Nähe war. Als er sich ein Eis holen wollte, kam er an Tanja vorbei. Er glaubte es kaum und war wahnsinnig glücklich, sie wiedergefunden zu haben. Er ging auf sie zu und beobachtete sie beim träumen. Dann nahm er ihre Hand und hielt sie genauso, wie am Tag ihrer ersten Begegnung. Tanja schlug die Augen auf.
„Raphael? Oh mein Gott, zwick mich!“
„Nein, ich will dir nicht weh tun! Ich bin’s aber wirklich!“
„Oh Raphael, weißt du, wie ich mich freue, dich wiederzusehen?!“
„Garantiert nicht so sehr wie ich mich freue!“
Beide schwiegen kurz. Raphael hielt immer noch Tanjas Hand.
„Wollen wir Eisessen gehen?“, fragte Tanja.
„Weißt du, das Selbe wollte ich dich auch gerade fragen!“
„Also ja?“
„Na los, wie viele Kugeln willst du? Acht, neun, zehn? Für dich ist mir nichts zu teuer!“
Tanja lachte.
„Du bist süß!“

So das war’s erst mal für heute. Denen es gefällt, möchte ich sagen, ich versuche so schnell wie möglich weiter zu schreiben.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz