Die allerlei anderen Dinge

Autor: himbaereis
veröffentlicht am: 03.01.2011


„Ahhhh, Scheiße!!!
Nina, wir müssen aufstehen, wir sind schon viel zu spät!!“
Ich schreckte hoch und sah verwirrt auf die Uhr.
Halb acht.
Verdammter Mist. In einer Viertelstunde kam die Bahn und Jule und ich waren noch im Schlafzeug. Dabei waren gerade heute die wichtigen Vorlesungen.
„Okay Süße. Schlachtplan. Du schmeißt die Kaffeemaschine an und machst schon mal Toast, während ich schnell ins Bad gehe. Dann tauschen wir und ich mache uns Brote fertig. Du wie immer nur Butter?“
„Ja. Nur Butter und den Kaffee schwarz. Danke Jule, du bist ein Schatz.“
Stöhnend quälte ich mich aus dem Bett und ging in den Raum mit Kochnische, denn dieses Ding Küche zu nennen wäre eine maßlose Übertreibung gewesen. Schnell setzte ich die Kaffeemaschine in Gang und steckte Brotscheiben in den Toaster. Dann ging ich schnell in unser Schlafzimmer zurück und suchte mir meine Sachen zusammen. Als ich ins Bad kam, zog Jule gerade ihren perfekten Lidstrich und quetschte sich dann an mir vorbei in den Flur. Schnell bürstete ich meine Haare durch und band sie zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Der Blick in den Spiegel bestätigte das, was ich mir schon hätte denken können: Ich sah aus, wie der allerletzte Dreck. Vielleicht hätte ich doch die Finger vom Alkohol lassen sollen. Auch wenn ich keinen Kater hatte, spurlos war die Nacht nicht an mir vorbeigegangen. Um mich wenigstens ein wenig wieder herzustellen, spritzte ich mir Wasser ins Gesicht, putzte Zähne und versuchte dann mit Make-up zumindest ansatzweise wieder einen Menschen aus mir zu machen.
„Nina, hast du’s bald mal?? Wir müssen gleich los!“
Mit einem Seufzer und einem wehmütigen Blick in den Spiegel verließ ich das Bad, schnappte mir meine Tasche, die ich zum Glück gestern schon gepackt hatte, und ging zu Jule in die Küche.
Jule sah man die letzte Nacht nicht einmal ansatzweise an. Elegant und perfekt gestylt stand sie am Fenster und trank eilig ihren Kaffee. Warum sah sie so perfekt und ich so mitgenommen aus?! Vielleicht sollte ich demnächst wirklich nur Tee trinken und dann um 9 ins Bett gehen. Möglicherweise sah ich dann am nächsten Morgen auch mal wie ein Mensch aus.
„Süße, jetzt komm mal in die Spur, wir haben nur noch 7 Minuten! Schnell trink deinen Kaffe und iss dein Toast! Ich zieh mir derweil schon mal die Schuhe an.“
Es hatte schon seinen Vorteil kein Jura zu studieren. Wobei ich mit meinem Dolmetscherstudium auch keine leichte Aufgabe auf mich genommen hatte. Aber die waren wenigstens nicht der Meinung, dass ich da mit Bleistiftrock und Pumps anzutanzen hatte. Bei mir waren Jeans und Turnschuhe völlig ausreichend. Für die Vorlesungen wenigstens. Bei den Prüfungen sah das dann schon anders aus.
Schnell trank ich den letzten Schluck und schlüpfte dann in meine ausgelatschten Turnschuhe. Zum Glück war unsere Wohnung nur wenige Minuten von der S-Bahnhaltestelle entfernt, was Jule schmerzende Füße und mir schlechte Laune ersparte. Denn wenn ich etwas nicht leiden konnte, dann war es Sport am Morgen. Ich hatte kein Problem mit Sport, aber Sport am Morgen war für mich absolut Tabu. Nur kalte Füße und Winter konnten meine Laune tiefer in den Keller bringen als Sport am Morgen.

Nach der Vorlesung, schnappte ich mir die nächste Straßenbahn, die mich zu meinem Nebenjob brachte. Obwohl Kellnerin vielleicht nicht der unbedingt günstigste Job für so fallsüchtige wie mich war, hatte ich riesigen Spaß an der Arbeit. Die Leute waren fast immer freundlich und gaben Trinkgeld. Aber nur fast immer. Es gab auch Tage, an denen hatte ich das Gefühl, dass alle Menschen sich ihre schlechte Laune nur aufhoben um sie dann an mir auszulassen.
Heute zum Beispiel war einer dieser Tage. Die Menschen gestresst, ich gestresster. Mein Gott, die taten ja so als würde ich die Bestellungen mit Absicht verwechseln.
Nachdem das Desaster endlich vorbei war, begann es bereits dunkel zu werden. Ich sah zum Himmel. Es würde ein wunderschöner Sonnenuntergang werden...eigentlich wäre es heute perfekt um sich irgendwo einen hohen Platz zu suchen und den Sonnenuntergang zu beobachten. Aber Jule hatte ein Date und ansonsten fiel mir keiner weiter ein, der sich so etwas mit mir angesehen hätte. Leere machte sich in mir breit. Ein seit Jahren andauerndes Gefühl und ich wurde es einfach nicht mehr los. Ich machte mich auf den Weg zu meinem liebsten Aussichtsplatz, denn obwohl ich niemanden bei mir hatte, den Sonnenuntergang konnte ich mir nicht entgehen lassen. Mein sogenannter Aussichtsplatz war ein riesiger Dreckhaufen. Aber man hatte eine grandiose Sicht auf die untergehende Sonne. Nachdenklich saß ich auf dem Berg und blickte in das goldene Licht. Der Sonnenuntergang war wunderschön. Ich zog die Arme enger um mich und legte meinen Kopf auf die Knie. In dieser Position verharrte ich bis die Sonne verschwunden war. Was war nur aus mir geworden? Ich hatte den Kontakt zu all meinen früheren Freunden abgebrochen und mir eine Stadt ausgesucht, die so weit wie möglich von zu Hause weg war. Hier kannte man weder mich noch das, was mir das Leben zerstört hatte. Ich lachte bitter über meine melodramatischen Gedanken und versuchte, krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. Ich wollte nicht mehr über das, was damals alles passiert war, nachdenken. Ich hatte zwar weder Alpträume oder Schlafstörungen und auch keine Depressionen und Suizidgedanken, denn dafür war ich mir eindeutig zu schade, aber trotzdem war ich nicht weit von dem Zustand „seelisches Wrack“ entfernt. Ich musste wirklich aufhören, ständig in der Vergangenheit zu kramen.
Kopfschüttelnd stand ich auf und klopfte mir den Dreck von der Hose. Jetzt konnte ich mit der Abendplanung beginnen. Morgen war Donnerstag und ich hatte meine Vorlesungen erst am Nachmittag, was bedeutete, dass ich heute theoretisch etwas mit Jules hätte machen können. Jules war einer dieser komischen Franzosen, die an meiner Uni herumliefen und er rannte mir hinterher wie ein kleiner Hund. Ich hatte zwar an und für sich nichts gegen Jules aber auf Dauer war er einfach nur anstrengend. Da war zum einen sein französischer Akzent, der mich zeitweise in den Wahnsinn trieb und dann diese schrecklichen Stimmungsschwankungen. Er konnte sich benehmen wie ein bockiger 6 Jähriger. Und das konnte wirklich gewaltig nerven. Auf dem Heimweg wertete ich die Vor- und Nachteile eines Treffens mit Jules aus, und als ich an unserer Wohnung angekommen war, hatte ich festgestellt, dass meine Nerven heute keinen Jules ertragen könnten und deshalb blieb ich wohl besser allein und hing ein wenig meinen Gedanken nach. Wobei ich ja schon mehrmals festegestellt hatte, dass mir das nicht wirklich gut tat. Denn dann war meine Laune im Keller und ich lag weinend irgendwo herum. Aber auf eine Party konnte ich auch nicht gehen, denn langsam sollte ich meine Exzesse mal ein wenig eindämmen. Es war wirklich traurig, was aus mir geworden war.
Bevor Jule hier einzog, hatte ich von Party zu Party gelebt und mich meinem Studium mehr schlecht als recht gewidmet. Jule hatte mit ihrer teilweise sehr konservativen Sichtweise wieder so halbwegs Ordnung in mein Trümmerfeld von Leben gebracht. Sie hatte mir Partys verboten und mich regelrecht dazu gezwungen etwas für mein Studium zu tun. Und dafür konnte ich ihr nicht dankbar genug sein. Sicherlich waren wir hin und wieder auf einer Party, gestern zum Beispiel, aber eigentlich widmete ich mich doch wieder mehr meinem Studium. Schließlich wollte ich meinen Traumjob auch irgendwann mal machen und nicht nur immer davon träumen Dolmetscherin zu werden. Nur heute hatte ich gar keine Motivation mehr, irgendetwas schulisches zu machen. Vielleicht sollte ich mich einfach allein vor den Fernseher schmeißen und die restliche Nacht Filme gucken.

Ein Anruf zerstörte diesen Plan. Es war ein gewisser Jannis, der mich gestern auf der Party kennengelernt haben wollte und mir nun weismachen wollte, dass ich mit ihm zusammen war. Es gab genau zwei Möglichkeiten. Entweder irgendjemand wollte sich einen verdammt schlechten Scherz mit mir erlauben oder aber ich war gestern Abend so betrunken gewesen, dass ich mich an den späteren Verlauf des Abends nicht mehr erinnern konnte. Möglichkeit 1 war ziemlich unwahrscheinlich, denn normalerweise sollten selbst die männlichen Bewohner der Erde mit über 20 aus dem Alter der Telefonscherze raus sein. Möglichkeit 2 ließ mich vor mir selbst in ziemlich schlechtem Licht dastehen, erklärte aber mein Aussehen und die hier und da doch sehr lückenhafte Erinnerung an vergangene Nacht.
Ich spürte wie ich am Telefon rot wurde und überlegte fieberhaft, wie ich aus der Nummer wieder heraus kam. Schließlich vereinbarte ich ein Treffen mit ihm und sprang auf, um mich noch mal ein wenig aufzufrischen.
Keine halbe Stunde später stand ich vor meinem Lieblingsitaliener und wartete auf meinen Freund Jannis. Als ich so darüber nachdachte, musste ich grinsen. Es war nicht so, dass ich vor Männern weglief oder sie hasste, aber ich hatte nie wieder einen zu nah an mich heran gelassen. Nie wieder, nachdem...
„Nina?“
Ich schreckte hoch und suchte nach dem Besitzer der Stimme. Als ich mich umdrehte, verschlug es mir erst mal den Atem. Wow. Nicht schlecht. Ich klopfte mir im Geiste auf die Schulter, denn obwohl ich scheinbar wirklich total betrunken gewesen sein musste, hatte ich doch immerhin guten Geschmack bewiesen. Jannis war unglaublich sexy. Ich wusste gar nicht das Heidelberg solche Typen zu bieten hatte. Das versprach spannend zu werden.
„Äh...Jannis?“
„Ja. Hi.“
Er entblößte makellose weiße Zähne und reichte mir die Hand.
„Der Jannis, der mein sogenannter Freund ist?“
„Sieht so aus.“
„Und da gibst du mir die Hand?“
Ein wenig ungläubig sah ich auf die Hand, die meine Hand immer noch festhielt. Eine hübsche Hand. Mit gepflegten Nägeln und einem unbehaarten Handrücken. Sehr vielversprechend.
„Na ja. Ich wollte dich nicht gleich überrumpeln und dich küssen. Aber wenn du willst...“
„Nein danke. Lass mal stecken. Wir regeln das nach den Regeln der Frau. Erst reden wir miteinander über uns und dann, wenn ich befunden habe das wir uns genug kennengelernt haben, kannst du versuchen mich zu küssen.“
Er sagte nichts und lachte mich weiterhin an.
„Ja gut, dann würde ich vorschlagen wir gehen mal rein, essen und lernen uns kennen. Oder hast du andere Vorschläge?“
„Nun, wir können das Kennenlernen auch anders gestalten.“
Während er das sagte...oder nein, während er das hauchte und sich dabei wahrscheinlich unglaublich sexy vorkam, zog er mich an meiner Hand, die er wie mir jetzt auffiel immer noch nicht losgelassen hatte, gefährlich nah an sich ran und sah mir tief in die Augen. Aber mit dieser Nummer kam er bei mir nicht weit. Ich lachte ihn an und wand mich geschickt aus seinem Griff. Dann packte ich seine Hand und marschierte in das Restaurant. Bevor einer der netten Kellner uns einen Tisch zuweisen konnte, zog ich den mittlerweile ziemlich erstaunten Jannis zielstrebig zu meinem Lieblingsplatz. Bevor er auch nur einen Ton sagen konnte, setzte ich mich und sah erwartungsvoll zu ihm auf. Er wirkte immer noch total überfordert und ich konnte mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass ein Mädchen den Ton angab und er nicht den großen Beschützer und den Allwissenden spielen konnte. Aber er fasste sich ziemlich schnell und setzte sich dann mir gegenüber. Dann fing er an mich mit seinen komischen Augen intensiv zu betrachten. Er hatte richtige Huskyaugen. Stechendes Hellblau. Lustig an seinen Augen war, dass sie überhaupt nicht zu seinem restlichen Äußeren passten. Er hatte dunkelblonde, fast braune Haare, die ziemlich wirr aussahen. Sie waren unterschiedlich lang und hingen ihm teilweise in die Huskyaugen. Ein Drei-Tage-Bart rundete das gebräunte Gesicht ab und gab ihm diese verwegene Attraktivität, der er sich ganz offensichtlich völlig bewusst war. Obwohl er wirklich sehr gut aussah und die Mädchen bei ihm sicher Schlange standen, übte er keine große Anziehungskraft auf mich aus. Die hatte nur einer und der hatte sie vermutlich bis an sein Lebensende für sich gepachtet.
Schnell verwarf ich diese Gedanken jedoch wieder und widmete mich voll und ganz Jannis, der scheinbar mit der Musterung fertig war und sich wahrscheinlich gerade mit meiner Körbchengröße beschäftigte.
„Na hast du die Größe schon raus?“
„Welche Größe?“
„Meine Körbchengröße. Ich weiß nicht ob du es absichtlich so auffällig gemacht hast, aber es ist offensichtlich gewesen, dass du darüber nachgedacht hast.“
„Und wenn? Flippst du dann aus und gehst?“
„Nein, mich würde viel mehr interessieren, zu welchem Ergebnis du gekommen bist. Also?“
„Ich tippe auf 75B.“
„Dafür, dass du sicherlich schon mehreren Mädchen die Unterwäsche ausgezogen hast, bist du verdammt schlecht im Schätzen. Oder denkst du, dass du mit Schleimerei weiter kommst?“
„Keine Ahnung. Komme ich denn weiter?“
„Keinen Zentimeter.“
„Da werde ich mir wohl was anderes einfallen lassen müssen.“
„Vielleicht solltest du vorher einfach noch ein paar Mädchen ausziehen und dann üben. Du kannst ja ein Ratespiel mit ihnen spielen. Ich bin sicher sie haben alle riesigen Spaß dabei.“
Darauf hatte er keine Antwort, sah mich jedoch vielsagend an. Langsam begann der Gute mich zu langweilen. Er war doch sowieso nur auf Sex aus. Und den konnte er nun wirklich leichter haben. Wobei er sicherlich nicht schlecht im Bett war. Aber nein. Jannis war niveaulos. Und ich mir zu schade.
Ich begann den weiteren Verlauf des Abends zu planen, denn allzu lange würde ich mich hier nicht mehr aufhalten. Ich ging ihm Kopf eine Liste mit potentiellen Zeitvertreibern durch und während ich hin und her überlegte, fiel mir mein bester Freund Steffen ein. Vielleicht hatte der ja heute Abend noch Zeit.
„Äh...entschuldige mich für einen Moment, ich bin mal auf der Toilette. Wenn der Kellner kommt, für mich eine große Cola und eine Quattro Formaggi. Bis gleich.“

Als ich auf dem Klo war, holte ich mein Handy raus und rief Steffen gleich mal an.
„Ja?“
„Wurschtl, ich bin es. Nina.“
„Ja nee, ist klar. Ich war mir fast sicher, dass du es bist, wenn du mit deinem Handy anrufst. Was gibts denn?“
„Hast du heute Abend was vor?“
„Pfff. Ich hatte überlegt ob ich vielleicht mit ein paar Leuten feiern gehe. Wieso? Hast du was Besseres geplant?“
„Was hältst du davon, nachher noch ein paar Cocktails trinken zu gehen? Auf einen lad ich dich auch ein.“
„Was ist denn passiert? Immer wenn du Cocktails trinken willst, brauchst du jemanden zum ausheulen. Also raus damit, was ist los?“
„Ich bin gerade im ‚Da Vinci’. Mit Jannis.“
„Jannis?“
„Mein Freund.“
„Achso? Interessant. Seit wann denn das?“
„Also er meint, seit gestern Nacht. Ich allerdings...“
„Versteh schon. Du weißt gar nichts von ihm, hab ich Recht?“
„Irgendwie nicht so. Aber momentan bin ich dabei ihn kennenzulernen. Wobei ich mir gewisse Dinge über ihn schon vorstellen kann.“
„Ah, lass mich raten: Der Bock?“
„Ohja. Genau der.“
Er seufzte tief. „Alles klar. Wann und wo?“
„Ins ‚Schultes’ aber ich weiß noch nicht, wann ich das hier ausgestanden habe. Ich melde mich sobald ich es hinter mir hab. Und nicht einschlafen, die Nacht ist noch jung!“
„Jaja...passt schon. Wir sehen uns dann. Irgendwelche besonderen Wünsche?“
„Essen hab ich gleich...ansonsten nichts. Nur dich.“
„Alte Schleimerin. Du kannst von Glück reden, dass du so bist wie du bist. Von keiner Anderen würde ich mir das bieten lassen.“
Ich grinste. „Tschüss Wurschtl. Und denk dran. Schön wach bleiben.“
Er murmelte noch etwas Unverständliches und legte dann auf.
Mein Wurschtl, wenn ich ihn und Jule nicht hätte, dann wäre ich verloren.
Ich sah noch einmal schnell in den Spiegel und befand mein Aussehen als passabel. Dann ging ich wieder zu Jannis, in der Hoffnung er hätte in der Zwischenzeit einen wichtigen Anruf erhalten und musste weg. Dann könnte ich für Wurschtl auch noch eine Pizza bestellen und sie ihm mitbringen.
„Ah, da bist du ja wieder.“
„Ja, da bin ich wieder. War der Kellner schon da?“
„Ja ich habe dir ein Wasser und eine Quattro Formaggi bestellt. Wie du es wolltest.“
Innerlich schlug ich mir mit der Hand gegen den Kopf. K L I S C H E E bildete sich in roten Leuchtbuchstaben vor meinem inneren Auge.
„Äh ja. Danke. Ich wollte zwar Cola, aber Wasser ist auch in Ordnung. Aber du hast kein stilles Wasser bestellt, oder?“
„Keine Ahnung. Ich habe einfach Wasser bestellt.“
Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Schön.“
Bis der Kellner mit Essen und Getränken kam, herrschte Stille an unserem Tisch. Da hätte ich mich selbst mit einem Kühlschrank besser unterhalten können. Aber Jannis schien das gar nicht zu stören. Der war inzwischen voll und ganz mit seiner Pizza beschäftigt und mampfte zufrieden vor sich hin. Schließlich beschloss ich dann doch wieder ein Gespräch anzufangen.
„Sag mal Jannis, wie sind wir eigentlich zusammen gekommen?“
„Na ja du hast mich auf der Party gesehen und warst hin und weg von mir. Du bist mir hinterher gerannt wie ein Hund, der sein Herrchen verloren hat.“
Ganz sicher nicht. Das hätte Jule mir heute früh schonungslos an den Kopf geknallt. Wahrscheinlich war es eher so gewesen, dass er einen wegstecken wollte und sich von irgendeinem Mädchen, in dem Fall ich, das so besoffen gewesen war, dass es nicht mehr lügen konnte die Handynummer hatte geben lassen, um sie dann am nächsten Tag anzurufen und ihr zu erzählen, dass er ihr Freund sei. Aber nicht mit mir! Von so einem Hanswurst ließ ich mich nicht verarschen.
Schade eigentlich, denn Jannis war unglaublich sexy. Allerdings auch unglaublich dumm.
„Wirklich? Daran kann ich mich ja gar nicht mehr erinnern.“
Er grinste süffisant. „Kann ich mir vorstellen. Du hattest ja auch mächtig einen sitzen.“
„Super. Ich muss ja einen mega Eindruck hinterlassen haben. Da kann ich ja von Glück reden, dass du mich noch willst.“
„Na ja man trifft schließlich nicht alle Tage ein so süßes Mädchen wie dich.“
„Was bin ich doch für ein Glückspilz.“
„Na und wie. Bist eigentlich auch nüchtern so versaut oder muss man dich erst betrunken machen.“
„Inwiefern versaut?“
„Du hast mir die ganze Zeit erzählt was für unartige Sachen du mit mir anstellen willst.“
Verdammt, ich musste wirklich ziemlich betrunken gewesen sein.
„Erzähl mir mal von den ‚unartigen Sachen’. Ich habe absolut keine Erinnerung an vergangene Nacht.“
Er grinste und beugte sich dann über den Tisch hinweg um mir ins Ohr zu flüstern was ich mit ihm hatte anstellen wollen. Als ich hörte, was ich angeblich vom Stapel gelassen hatte, wurden meine Augen groß. Was hatten die mir auf der Party in meinen Drink getan?! So etwas würde ich nie im Leben sagen. Nicht mal komplett abgefüllt! Von den Dingen die er mir erzählte, hatte ich teilweise noch nie etwas gehört. Ich nahm mir vor, die Stellungen Mayura, Malaka und Padma zu googlen. Konnte ja nicht sein, dass ich betrunken mehr über irgendwelche Stellungen wusste, als nüchtern. Als er mir fertig erzählt hatte, was ich alles mit ihm hatte machen wollen, konnte ich nicht umhin ihn belustigt anzusehen.
„Übertreibst du da nicht ein wenig?“
Wieder grinste er mich süffisant an. „Süße das war noch untertrieben.“
„Du hast es echt verdammt nötig, was Jannis?“
Damit hatte ich ihm sein süffisantes Grinsen regelrecht aus dem Gesicht geschlagen. Fast schon empört sah er mich an und das verschaffte mir eine unglaubliche Genugtuung.
Zufrieden widmete ich mich meiner Pizza und betete, dass er nichts mehr sagen würde.
Zur Abwechslung wurde mein Gebet wirklich erhört und wir schwiegen uns an, bis der Kellner mit der Rechnung kam. Um ihm noch einen kleinen Dämpfer zu verpassen, bestand ich auf getrennte Kasse und als wir vor dem Restaurant standen, machte ich Schluss mit ihm.
„Jannis, wir hatten eine ganz tolle Zeit miteinander und ich werde die guten Zeiten nie vergessen, aber ich mache Schluss mit dir.“
„Ach komm schon Süße.“
„Jannis du bist nicht der Richtige für mich und das wissen wir beide. Es ist nicht deine Schuld, es liegt nur an mir.“
Während meiner melodramatischen Sprüche hatte ich große Mühe ein Grinsen zu unterdrücken. Sein Mienenspiel war höchst amüsant. Es wechselte sekündlich von sauer, zu enttäuscht und von erleichtert zu mitleidig. Er schien tatsächlich zu denken, dass ich diese Sprüche ernst meinte. Bevor ich dann endgültig ging, gab ich ihm noch einen filmreifen Kuss auf die Wange und beeilte mich außer Hörweite zu kommen, damit er mein Lachen nicht hörte.

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War es zu erwarten? :D Ich konnte mich von meiner Nina einfach noch nicht trennen ;P

Und an alle Leute die aus Heidelberg kommen...ich war bis jetzt einmal in Heidelberg... für 2 Stunden oder so ;) Also beschränken meine Stadtkenntnisse auf das was Google Earth mir erzählt...also seid mir nicht böse, wenn nicht alles 100%ig hinhaut :)





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