Wer bist du wirklich?

Autor: Theresa Gretzler
veröffentlicht am: 02.01.2011


Er ist unheimlich schön cool und beliebt, ein echter Macho halt. Doch wenn ich im Unterricht in seinen Augen schaue, dann ist das kein cooler, sondern ein trauriger Blick. Es ist als ob seine ganze Fassade nur gespielt ist und jetzt Stück für Stück abblättert. Doch als sich unsere Blicke begegneten, setzte er schnell wieder seine Maske auf . Mich durchfuhr ein komisches Gefühl und in solchen Momenten stelle ich mir immer wieder eine Frage Ist er wirklich so wie er sich ausgibt?

Als unsere Klasse heute einen Film geguckt hat, konnte ich nicht anders und schaute immer wieder zu ihm herüber. An einer lustigen Stelle an der alle lachten, schaute ich wieder zu ihm herüber. Doch er saß da wie aus Stein gemeißelt. Er lachte nicht, er schaute mich ruhig und ernst an. Ein kribbeln machte sich in meinem Bauch bemerkbar. NEIN ICH WILL DAS NICHT!!
So oft hat er mich gedemütigt! Ich verliebe mich auf keinen Fall in ihn! Doch eine leise Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich es schon längst getan habe.

Puh! In letzter Sekunde geschafft! Fast wäre ich um ein Haar zu spät gekommen.
Ich hab die ganze Nacht nicht richtig schlafen können, immer wieder habe ich ihn gesehen. Ich denke immer häufiger an ihn und träume sogar schon von seinem perfekten Gesicht. Naja was sollst ich bin ja schließlich doch noch pünktlich gekommen. Ich weiß nicht wieso, doch irgendwie bin ich auf meinem Platz gekommen, war ich so in Gedanken versunken gewesen? Ich schaute wie gewohnt auf seinem Platz um sein Engelsgesicht studieren zu können. Ein eigenartiger Schmerz durchfuhr mich als ich sah das ein Platz leer war.
Lag er krank im Bett? Hatte er Fieber? Oder noch schlimmer war ihm etwas ernsthaftes passiert und er lag im Krankenhaus?
Die außergewöhnlichsten Möglichkeiten schossen durch meinen Kopf, doch was ging mich das an? Mindestens fünf andere Leute waren auch krank und ausgerechnet bei ihm machte ich mir sorgen was passiert sei? Ich musste damit aufhören. Ich führte mich ja auf als wäre ich ...verliebt. Nein! Das war ich sicher nicht! Nie mehr! In mir machte sich ein komisches Gefühl breit es war eine Mischung aus Trauer und Sehsucht. Ich wollte diesen Gedanken verdrängen und schrieb daher noch schnell die Englischhausaufgabe ab, da der Lehrer offensichtlich Verspätung hatte.
Die ganze Stunde starrte ich auf seinem Lehren Platz und hoffte er wäre da. Zwanghaft und mit aller Mühe heftete ich meine Augen nach vorne und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Fünf Minuten vor Ende der Stunde klopfte es an der Tür.
Mit verschlafenden Augen und wuscheligen Haaren trat ER in die Klasse und entschuldigte sich dafür das er verschlafen hatte. Ich fing heftig an zu lächeln. In mir stieg das Gefühl der Fröhlichkeit auf. Am liebsten hätte ich laut los geschrien. Seine smarten Augen wanderten durch die Klasse und blieben an meinen hängen. Sein Hundeblick durchschaute mich und ich stritt verzweifelt den Gedanken ab, dass ich verliebt bin!

Als ich zum ersten Mal in seine Augen geschaute hatte, habe ich gedacht dass er die große Liebe ist, nach der ich gesucht hatte. Doch ich sah nur sein äußeres, sein inneres war mir verborgen. Aber mit der Zeit wurde alles anders. Das war keine Liebe mehr, es war stärker. Doch dieses Gefühl das sich da in mir breit machte, musste ich sofort im Keim ersticken. Ich wollte es nicht, denn ich wusste das das, was auch immer es war, keine Chance hatte. Doch was sollte ich tun? Mich auf einen anderen einlassen und die große Liebe spielen? Ich weiß es nicht! Ich weiß gar nichts mehr!




Oh Nein! Ich starrte mit offensichtlichen Schrecken nach vorne. Na toll! Mein größter Albtraum saß direkt vor mir. Wie sollte ich es bloß schaffen eine ganze Stunde lang meine Gedanken zu ordnen während er vor mir sitzt? Ich versuchte ihn einfach zu ignorieren, sturr auf mein Blatt zu gucken, doch ich schaffte es nicht. Benommen von seiner Schönheit starrte ich auf seinem perfekten Rücken. Er trug ein gestreiftes Hemd. Es umspielte sanft seinen muskulösen Körperbau. Solch ein perfekter Körperbau sollte eigentlich eine Sünde sein. Wie konnte jemand der so vollkommen ist eigentlich noch zur Schule gehen? Ich hatte nicht gehört was unser Lehrer für eine Frage gestellt hatte, doch langsam und zögernd hob er seine Hand. Sie war glatt und hatte eine leichte Aprikosen Farbe. Unser Lehrer sprach seinen Namen barsch und schroff aus. Sofort warf ich ihm einen bösen Blick zu. Wie konnte man so einen schönen Namen nur so kaltherzig aussprechen? Langsam sank seine Hand, ich meinte sie leicht zittern zu sehen. Ich hätte sie am liebsten ganz fest in meine genommen und nie wieder losgelassen. Seine Stimme schnürte mir meine Kehle zu. Sie umspielte meine Gedanken und legte sie schließlich lahm. Seine Stimme ist wie Engelsgesang in meinen Ohren. Doch plötzlich verstummte sie. Immer noch benommen von so viel Schönheit auf einmal schaute ich auf. Was war los? Warum las er nicht weiter? Eine kalte, raue Stimme fragte mich an welcher Stelle wir unterbrochen hatten. Ich antwortete nicht. Nach etlichen Sekunden drehte er sich zu mir um. Sein Augen leuchteten mich an. Ich war kurz davor in ihnen zu versinken. Mir wurde heiß, wahrscheinlich wurde ich auch rot. Ich zwang mich auf mein Heft zu schauen und betete insgeheim das er wieder nach vorne gucken würde. Dann drehte er sich wieder um. Mein Lehrer schimpfte noch über mich dass ich nie aufpassen würde.. Naja stimmt ja auch irgendwie. Ich versuchte einfach ihn zu ignorieren. Dann fing diese wunderschöne Musik wieder zu spielen. Ich starrte nicht auf mein Heft, sondern ich starrte ins Leere. Ich hörte nur noch seine Stimme und sein Echo in meinem Kopf als sein letzten Wort erklang. Dann endlich erlöste mich die Schulklingel von der schlimmsten Stunde die ich wohl möglich jemals hatte. Ich starrte noch kurz auf seinen Rücken ehe ich so schnell wie möglich aufstand und so schnell wie möglich das Klassenzimmer verließ. Ich musste unbedingt an die frische Luft. Nein, was ich unbedingt musste war, ihn schnell zu vergessen. All das was ich heute über ihn gedacht habe, schloss ich in eine Tür in der hintersten Ecke meines Kopfes ein. Diese Tür hatte 20 Schlösser und den Schlüssel hatte ich ganz weit weggeworfen.





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