Blood and Shadows - Teil 7

Autor: julia
veröffentlicht am: 17.12.2012


Warum war sie nur so dumm gewesen sich so von ihren nutzlosen Emotionen leiten zu lassen? Daraus war noch nie etwas Gutes entstanden. Aber die alte Angst, noch einmal solch hässliche Erfahrungen zu machen wie vor zahlreichen Jahren, hatte bereits ihre Klauen in ihr Herz geschlagen bevor sie sich dessen bewusst wurde. Innerhalb von Sekundenbruchteilen entglitt ihr ihre hart erkämpfte Selbstkontrolle und es war bereits zu spät. Noch nie hatte sie erlebt dass man die Wandlung nun noch aufhalten hatte können. Alex hoffte inständigst dass sie dieses Mal nicht wieder jemandem verheerenden Schaden zufügen würde. Wieder und wieder jagten Wellen der Pein durch ihren sich bereits windenden Körper. In diesem Moment würde sie es lieber erneut mit der Klinge Luecrels aufnehmen als hier gegen ihre zweite, abgrundtief schlechte Form zu kämpfen. Ihr Atem ging in krampfhaften Stößen und ohne dass sie zu Shawn hinsehen zu müssen, wusste sie, dass er sie angewidert und hasserfüllt anstarren musste. Das hatten bisher noch alle die sie so gesehen hatten getan. Aus irgendeinem Grund schmerzte sie diese Erkenntnis mehr als das Leid das sie verspürte als ihre Hörner sich durch ihre Kopfhaut bohrten. Doch das Schlimmste von allem war, dass sie spürte wie der ihr altbekannte und verhasste Blutdurst ihre Sicht mit einem roten Schleier verklärte. Nein! NEIN! Sie wollte nicht schon wieder am nächsten Morgen aufwachen und den schrecklichen Geschmack von Menschenfleisch auf ihrer Zunge und ihrem Gaumen haftend wieder finden. Noch einmal würde sie das nicht ertragen können. Schon jetzt widerte sie sich selbst dermaßen an, dass sie schon mit dem Gedanken spielte ihrem Leben ein kurzes relativ schmerzfreies Ende zu beschaffen. Aber eigentlich dachte Alex schwer schluckend, wollte sie doch leben. Konnte das wirklich so schwer sein? Doch plötzlich spürte sie wie zwei starke warme Hände ihre krallenbesetzten Klauen packte und mit einer dünnen schmalen Kette eilends zusammenband. Shawn! Das Ungeheuer in ihr lachte höhnisch auf. Dachte dieses arme Menschlein etwa das würde nur annähernd genügen um sie festzunageln?! Wie naiv konnte man sein. Doch anders als erwartet, konnte sie sich nicht davon befreien. Im Gegenteil schien sich die Kette sogar noch tiefer in ihr Fleisch zu brennen. Mit einem Mal wurde Alex klar warum. Silber! Natürlich! Sie dankte Gott für die weise Voraussicht Shawns und genoss die Pein, die ihr das verfluchte Metall zufügte sogar beinahe. Denn es war ein guter, reinigender Schmerz. Kaum jemand wusste wie verheerend das Edelmetall auf Wesen der Unterwelt wirkte. Dieser Söldnerhauptmann anscheinend schon. Dem Himmel sei dank! Erleichtert aufstöhnend spürte Alex wie sich ihre dämonischen Anomalien wieder zurückzogen und ihr Drang zum Töten dahin schmolz. Das was blieb war tiefe bodenlose Erschöpfung und Trauer. Als sich ihre Reißzähne sich weit genug zurückgezogen hatte um zu sprechen, sagte sie matt zu Shawn. „Du kannst die Kette wieder losmachen. Es ist gut.“
Während er sie befreite mied sie jeglichen Augenkontakt. Sie wollte nicht sehen, was ihr bereits allzu klar vor Augen stand. Schmale boshaft verzerrte Augen die sie misstrauisch, wütend und angsterfüllt mustern würden. Kaum konnte sie ihre Hände wieder frei bewegen, hievte Alex sich auf ihre nunmehr schwachen zitternden Beine und schleppte sich zu ihrem Reittier. Alles was sie wollte war diese Szene einfach zu vergessen, aus ihrem Gedächtnis zu entfernen und vielleicht sogar zu vergeben, dass sie nicht stark genug gewesen war die Kontrolle zu behalten. Aber bereits jetzt wusste sie, dass sie weder vergessen noch verzeihen würde können. „Gehen wir.“ Ob ihrer kraftlosen Stimme erschrak sogar sie selbst. Verdammt noch mal! Wieso konnte sie sich denn nicht einmal zusammenreißen? War sie wirklich denn so schwach? „Ich denke du solltest dich etwas ausruhen, sonst könntest du noch zusammen…..“ „NEIN!“, fuhr sie ihn vehementer an, als beabsichtigt. „Wir reiten weiter. Die nächste geplante Rast ist in der Stadt selbst.“ Obwohl ihre Muskeln vor Schwäche zitterten, zog Alex sich in den Sattel und zwang sich den schmerzenden Rücken durch zu strecken und Haltung anzunehmen. Sie war nicht schwach und dies hier würde eine weitere selbst auferlegte harte Probe für ihr Durchhaltevermögen sein. Und wehe ihr wenn sie sie nicht bestand!






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz