Willkommen in meinem Leben - Teil 27

Autor: Lydia
veröffentlicht am: 07.12.2011


Ich staune nicht wenig, als ich das Haus von Lucas Eltern das erste Mal sehe. Die weiße Fassade ist von den Lampen im Eingangsbereich, der im Palladio-Stil mit weißen, griechischen Säulen und einem Balkon darüber errichtet ist, beleuchtet.
Große, weitläufige Panoramafenster sorgen bei Tageslicht bestimmt für hell erleuchtete Räume. Die Terrasse ist mit Fackeln beleuchtet und durch manche Fenster dringt Licht. Anscheinend sind Lucas Eltern noch wach.
Ich betrachte das Haus eine Weile staunend und denke mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen an unsere kleine und enge 4-Raum-Wohnung – sie ist nicht mit diesem Haus hier zu vergleichen. Und ich komme nicht umhin, mich zu fragen, wie viel Geld Lucas Eltern wohl besitzen.
„Was macht dein Vater beruflich?“ frage ich neugieriger, als ich es eigentlich sein will.
„Er ist Immobilienmakler“ Er läuft neben mir die Stufen zur Eingangstür hinauf.
„Erklärt Einiges“
Er zwinkert mir zu und redet weiter: „Meine Mutter ist Architektin“
Ich lache und nicke: „Das erklärt auch Einiges. Ich finde Palladio aber eine gute Wahl“ Ich stoße ihn spielerisch in die Seite und er schaut mich frech an: „Na, da hat wohl jemand in Kunst mal aufgepasst“
„Sonst wüsste ich so was nicht“ gebe ich schuldbewusst zu und gehe vor ihm durch die Haustür, die er mir aufhält.
Ich will schon Schuhe ausziehen, als er mich zurückhält: „Was hast du denn vor?“
„Na ja… ich…“ Unbeholfen zeige ich auf die Milchglastür, durch die ein leichter Lichtschein dringt, doch Luca schüttelt nur mit dem Kopf: „Komm’ mit“
Wir gehen zwei weitere Treppen nach oben, bis wir noch einmal vor einer abschließbaren Wohnungstür stehen.
Luca dreht sich über die Schulter zu mir um und erklärt mir: „Mehr oder weniger wohne ich gar nicht mehr bei meinen Eltern… Aber ich kann’s trotzdem nicht erwarten hier weg zu kommen“
„Du hast deine eigene Wohnung?“ frage ich überrascht.
Er nickt nur, schließt die Tür auf und geht vor mir rein und macht das Licht an. Unsicher folge ich ihm und schaue mich sofort diskret um. Der Ordentlichste ist er ja nicht gerade!
Boxhandschuhe hängen an einem Haken, an dem eigentlich Jacken hängen sollten, auf der Kommode, über der ein Spiegel befestigt ist, liegen ein paar Bücher, Schlüssel, eine Schachtel Zigaretten plus Feuerzeug.
Mit einem erleichterten Seufzen ziehe ich meine Schuhe aus und bin plötzlich wieder dreizehn Zentimeter kleiner – und auf einmal bin ich nicht mehr auf Augenhöhe mit Luca. „Erinnere mich daran, dass ich nie wieder solche Schuhe anziehen werde!“
Er schaut auf und lächelt spöttisch: „Schade“
„Du weißt nicht, wovon du redest. Du solltest mal einen ganzen Abend lang in solchen Schuhen rumlaufen, dann würdest du so etwas nicht mehr sagen“
„Und ich bedaure das wirklich zutiefst“ Er zwinkert mir zu, küsst mich und fragt mich dann: „Willst du was trinken?“
„Ein Glas Wasser wäre ganz nett“
Er nickt lächelnd und geht durch eine der drei Türen, die vom Flur aus abgehen. Kurz zögere ich, dann folge ich ihm. Das Wohnzimmer ist im ähnlichen Stil, wie der Flur; schlicht mit dunklen Möbeln. Auch hier liegen einige Sachen rum. Eine Jacke von ihm, eine dunkelblaue Sporttasche, welche auf dem Sofa steht.
Die Küchenzeile, welche nur durch einen Durchgang vom Wohnzimmer abgetrennt ist, besteht ebenfalls aus dunklen Holzmöbeln; und ohne, dass ich es will, staune ich darüber, wie nobel das hier alles aussieht. „Deine Eltern haben wirklich viel Geld“
Er dreht sich über die Schulter zu mir herum und zieht prüfend eine Braue nach oben, dann lacht er nur kopfschüttelnd und nimmt ein Glas aus einem der oberen Küchenschränke. „Über so was müssen wir nicht reden“ sagt er knapp.
Ich erröte sofort und nehme das volle Wasserglas an mich. „Tut mir Leid. Das ist mir nur so aufgefallen“
Er zuckt nur mit den Schultern und fragt dann: „Wollen wir noch was essen? Ich habe Eis im Gefrierschrank“ Er zögert kurz, dann geht er zum Gefrierschrank und schaut kurz nach. Seufzend dreht er sich wieder zu mir herum: „Also, zumindest dachte ich, dass ich noch Eis hätte“
Ich muss über seinen Gesichtsausdruck lachen und schüttele mit dem Kopf: „Das macht nichts. Ich habe sowieso genug gegessen. Ich würde gar nichts mehr herunterbekommen“
Er legt den Kopf schief und mustert mich prüfend, bevor er auf mich zukommt und meinen Oberarm mit seiner Hand umschließt: „Es wird besser. Ganz umfassen kann ich deinen Arm gar nicht mehr“ Er zwinkert mir zu und küsst mich auf die Nasenspitze, während ich mich vorsichtig seinem Griff entziehe.
„Das wird aber auch Zeit“ Ich umschließe sein Gesicht mit seinen Händen und küsse ihn mit hoffentlich all meiner Leidenschaft, die ich aufbringen kann. Seine Hände umschließen meine Taille und drücken mich sanft enger an seine Brust, bis er schließlich keuchend zurückweicht und mich mit einem Blick ansieht, den ich bei ihm noch nie so gesehen habe – eine gewisse Erwartung liegt in seinen Augen, aber auch Sorge und ich ahne schon, worauf er mich jetzt ansprechen wird. Doch er stellt keine Frage, sondern beugt sich nur zu mir herunter, sodass seine Lippen mein Ohr berühren und sein Atem meine Haut streift. „Schlaf’ mit mir“
Und da war sie! Die Frage – oder nein – die Aufforderung, vor der ich so viel Angst habe. Doch habe ich wirklich Angst und fühle mich noch nicht bereit dazu oder steht mir in diesem Falle doch eher meine eigene Unsicherheit im Wege? Ich weiß auf die Schnelle keine Antwort und bin mir auch nicht sicher, ob ich eine finden möchte.
Schnell winde ich mich aus Lucas Umarmung und trete einen Schritt zurück, sodass ich mit der Hüfte an den Küchenschrank stoße.
Belustigt schaut Luca mich an, wie immer mit diesem spöttischen Zug um den Mund: „Hab’ ich dich überrumpelt?“
Ich kichere nervös und knete den Stoff meines Kleides zwischen meinen Händen: „Ein bisschen schon“
Er schweigt – wieder einmal im richtigen Moment – und schaut mich nur abwartend an. Er lässt mir Zeit, lässt mir Zeit um zu antworten.
Schließlich seufze ich und schüttele mit dem Kopf: „Ich fürchte, ich kann nicht“
Er nickt nur und schweigt weiterhin, bis er schließlich die Stille durchbricht: „Ich dränge dich zu nichts und das weißt du“
„Ja, das weiß ich“ antworte ich leise. „Und ich hoffe, du weißt, dass es nichts mit dir zu tun hat. Es liegt an mir. Ich… ich fühle mich…“ Ich unterbreche mich und atme einmal tief durch, bevor ich weiterrede: „Ich weiß, wie dünn ich noch bin. Ich weiß, dass ich die Brüste einer zwölfjährigen habe. Ich weiß, dass ich wahnsinnig unsicher und unerfahren bin. Ich weiß…“ Weiter komme ich nicht, da er mich mit einem Kuss zum Schweigen bringt.
„Ich liebe dich und zwar so wie du bist“ Er macht eine Pause, schaut mich schelmisch an und redet dann weiter: „Sogar mit den Brüsten einer elfjährigen“
„Zwölf“ rufe ich empört aus und schlage ihn spielerisch gegen die Schulter.
„Meinetwegen auch zwölf. Es ist mir egal“ entgegnet er mir und ist dabei wieder ernst. Seine dunkelgrünen Augen ruhen auf mir und sein Blick hat etwas Tröstliches für mich. Womit habe ich dich überhaupt verdient, denke ich, während er mich einfach nur in seine Arme schließt und mir ins Ohr flüstert: „Ich lasse dir so viel Zeit, wie du brauchst – mit allem“






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