Ein einziger Sommer

Autor: Hexe
veröffentlicht am: 16.11.2010


Es war wieder soweit und Lisa rannte aufgeregt dem großen grauen Bus entgegen, der Ihre Freunde einen weiteren Sommer zu Ihr brachten.
Voller Vorfreude auf viele schöne Stunden, ließ sie ihre dunklen Gedanken verschwinden.
Sie wollte nicht, dass ihrer Freunde, davon erfuhren.

Niemals wollte sie, dass ihre Freunde erkannten, welches Leid ihr widerfahren ist. Zwar ist sie stark und selbstbewusst, aber tief drinnen ist sie verletzt und unsicher.
Süße 17 Jahre und doch hatte sie zu große Probleme und wusste nicht einmal wieso.
Als sie drei war, durfte sie einen Sommer hier verbringen, doch aus einem, wurden vierzehn.
Sie kannte weder ihre Mutter noch ihren Vater. Trotz alldem wuchs sie zu einer Frau heran. Allerdings, ohne die Hilfe von Felix, dem Erzieher und seiner Frau wäre es nicht so gewesen.
Einer ihrer Sünden bestand aus dem Konsum von Drogen, wie Gras und Cooks, sowie Rauchen und Alkohol gehörten zu ihrem Täglichen bedarf dazu.
Doch die harten Drogen bekam keiner mit. Niemand wusste von ihren Problemen.
Dies war ihre einzige Möglichkeit um weiterzumachen. Der Rausch der Drogen ließ sie wenigstens für einige Stunden den Schmerz entfliehen. Dadurch konnte sie leben.
Die Erzieher kümmerte es wenig, solange sie ihre Aufgaben machte, wie Abwaschen und Wäsche waschen, außerhalb der Ferien. Zumal sie nichts von alldem mitbekamen.
Doch auch ihre Hilfe, die Aktivitäten zu verbessern ist hier, gerne gesehen. Sie schaute sich während der Winterpausen im Gelände um, was man machen könnte.

Da das Camp relativ abgelegen war, waren die Aktivitäten jedes Jahr eigentlich gleich. Zwar hatte das Camp einen eigenen See, war aber ansonsten von einem dichten Wald umrahmt.
Doch auf einer kleinen Kiesfläche standen zwei Tischtennisplatte und ein Grillplatz grenzte daran. Dahinter war ein kleiner Bogenstand aufgebaut und viele Tische, um seine Kreativität ausleben zu können.
In Richtung Süden lag ein Berg, welcher gut eine Stunde zu Fuß zu erreichen war.
Auch diesen Sommer stand viel auf dem Plan.

Alle stiegen aus dem Bus und Lisa kämpfte gegen den Strom an, um ihre Freunde zu finden. Schnell fand sie, Dana und Nicole. Sie sahen sich und rannten auf einander zu. Freudig blickten sie sich von oben nach unten an und fielen sich in die Arme. Erst Nicole und dann Dana, und dann alle zusammen.
Nicole war eine kleine, pummelige Gestalt. Ihre kurzen blonden Haare passten zu ihren großen grünen Augen. Während Dana einfach eine Schönheit für sich war, nicht nur ihr durchtrainierte Figur war entscheidend. Dies verdankte sie auch ihren langen roten Haar und ihren braunen Augen.
„Mensch ist das lange her.“ Stöhnte Lisa freudig.
„Das stimmt.“ Nickten die anderen Beiden ihr zu.
„Wie geht es euch?“ Fragte Lisa etwas außer Atem.
„Super und dir?“
„Ganz gut danke. Meine Eltern haben mich mal wieder nicht mit dem Bus fahren lassen. Ihr kennt sie ja!“ Log Lisa und verdrehte gespielt die Augen.
„Ja, aber auch nur vom Hören.“ Scherzte Dana.
Lisa hatte ihre Eltern auch noch nie gesehen.
„Du Lisa, da ist ein süßer Typ mitgefahren. Der ist voll heiß und dürfte in unserem Alter sein.“ Erzählte Nicole schnell.
„Echt, wie Cool. Und hast du dich schon vorgestellt?“ Fragte Lisa.
„Nein, ich doch nicht, aber für dich wäre er etwas.“ Wehrte Nicole nervös ab, und wurde puterrot.
„Wohl kaum, dieser Typ ist meiner und lass ihn ja in ruhe, du Schlampe.“ Mischte sich Mitzi ein.
Mitzi war mittelgroß und schlank. Schon fast krankhaft schlank. Sie hatte Schwarze kurze Haare und ihre kleinen grauen Augen sprühten vor Gift.
„Mitzi, auch schön dich wieder zu sehen. Wolltest du dich nicht mal liften lassen? Ach nein, das war ja deiner Mutter.“ Scherzte Lisa.
Allgemeines Gelächter umzog die kleine Gruppe am Bus. Auch der Süße Typ stand da und schaute sie sich gründlich an.
Er lächelte ihr zu und sie schaute zurück und musterte ihn. Lässig stand er in der Tür und sein enges ärmelloses T-Shirt ließ auf einen schlanken und doch muskulösen Körper schließen. Sein markantes und kräftiges Gesicht ließen seine dunklen Augen strahlen. Braune Haare standen wirr ab, was ihn an ein kleinen Jungen denken ließ.
Lisas Herz machten einen Sprung.
Irgendetwas hatte dieser geheimnisvolle Junge, nur wusste Lisa nicht genau was.
„Meint ihr den da?“ entfuhr es Lisa.
„Ja, oh Gott er lächelt dir zu.“ Erwiderte Dana freudig.
„Mitzi, den kannst du dir ruhig nehmen.“ Winkte Lisa ab.
„Wo hast du nur deine Augen?“ Fragte Mitzi aus einer Mischung von Verwirrung und freudiger Erwartung.
„Lass gut sein, nicht mein Typ.“
„Um so besser.“ Und strahlte übers ganze Gesicht.
„Viel spaß mit dem.“ Gab Lisa gleichgültig zurück.
Sie nahm die Taschen ihrer Freundinnen entgegen und schleppte sie in ihr Zimmer.
„Lisa, die können wir auch selber tragen.“ Schrien beide wie aus einem Munde.
„Ach mach ich doch gerne.“
Im Zimmer lies Lisa die Taschen auf den Tisch fallen.
Ihr Zimmer war eines der Größten. Allein ein Hochbett und ein Bett standen an der Wand links neben der Tür. Zwei weitere waren auf der gegenüberliegenden Wand. Zwischen den Betten stand jeweils ein Kleiderschrank. Mitten im Zimmer stand ein Tisch mit fünf Stühlen. Alles war aus Buche gebaut und wirkte freundlich.
Lisa fühlte sich selbst nach vierzehn Jahren, noch sehr wohl hier.
„Ich lauf mal ein bisschen umher. War ja schon lange nicht mehr hier. Dann könnt ihr in ruhe auspacken.“ Meinte Lisa.
„Ja in Ordnung, verlauf dich nicht.“ Scherzte Dana.
„Nein.“

Lisa ging zur Hauptstrasse um ihre Drogen zu kaufen. Der Dealer stand schon bereit und zwinkerte ihr zu.
Er war groß gebaut und schlank. Auch er war einer der Kerle die sehr auf ihr äußeres Achteten.
Sie besorgte sich gleich einen ganzen Sommervorrat.
So musste sie nicht noch einmal her kommen.
„In zwei Monaten können wir uns wieder treffen. Dann habe ich auch die Kohle wieder zusammen.“ Meinte Lisa.
„Alles Klar, halt die Ohren steif.“
„Gleichfalls, lass dich nicht erwischen.“ Ermahnte Lisa Luke scherzhaft.
„Ich doch nicht, Cowgirl!“ Und kniff sie freundschaftlich in den Arm.
Langsam ging Lisa zurück, doch anstatt ins Zimmer zu gehen, lief sie zum See, ihren Lieblingsplatz.
Dort rauchte sie erst einmal einen Joint und fühlte sich viel entspannter.
Sie setzte sich in Schneidersitz in den Sand und schaute auf den See. Dieser lag ruhig da und erzählte seine Geschichten. Sie fühlte sich so klein und Hilflos hier, und doch gab es hier keinen Schmerz oder die Einsamkeit, einfach nur ruhe.

Später am Abend wurde eine Anrede von dem Erzieher Felix gehalten und die Anwesenheit aller Teilnehmer kontrolliert.
Vor der Gruppe aus dem Besuchern, unterschiedlichem Alter stand Felix und blickte auf sie hinab.
Felix war groß gebaut und hatte einen kleinen Ansatz eines Bauches. Doch seine Jugendlichen Züge worden vom Schwarzen Haaren umrahmt, wobei jeder denken konnte er wäre Anfang dreißig und nicht schon ende vierzig.
„Nicole Thomas?“ Zählte er die Anwesenden auf.
„Hier.“
„Tobias Westen?“
„Hier.“
„Na dann sind wir ja vollzählig. Also wir hoffen ihr habt hier wieder mal viel spaß. Ich sehe einige neue und viele alte Gesichter. Wie ich sehe hat sich das Camp herumgesprochen. Morgen machen wir einen Ausflug zum Mount Gebell im Süden, also ich hoffe ihr habt alle Wanderschuhe eingepackt. Ansonsten gehen wir natürlich in den Freizeitpark im Osten. Dann steht auch die Sommerrodelbahn eventuell an und den Rest werden wir mit Freizeit rum bekommen. Auch die Spontanen Aktivitäten werden euch früh genug mitgeteilt. Diese hängen dann im Aufenthaltsraum aus. So nun wünsche ich euch noch einen Schönen Abend. Geht nicht zu spät ins Bett. Ach so Frühstück gibt es von 7:30 Uhr bis 9:00 Uhr, Mittag von 12:00 bis 13:30 Uhr und Abendessen je nachdem ob wir Grillen oder nicht von 18:00 bis 19:30 Uhr.“ Erklärte er freundlich.
Lisa schlich sich von hinten heran doch Felix, entdeckte sie.
„Ach Fräulein Lisa, sind sie auch schon da.“ Meinte Felix ernst.
Lisa verdrehte die Augen und setzte sich ihr Freundliches Lächeln auf.
„Wie nett, dass du dich noch einmal blicken lässt. Du weist doch, dass es immer eine Rede am Anfang des Sommers gibt!“
„Habe ich wohl vergessen.“ Erwiderte sie kleinlich und blinzelte mit den Augen.
„Du weist was das bedeutet.“ Ermahnte Felix sie.
„Wie oft willst du den noch in den See fallen?“ Höhnte Mitzi.
„Halt die Fresse du verzogene Göre.“ Zischte Lisa.
„Hier gibt es aber komische Regeln.“ Mischte sich Tobias ein.
„Stadtbubi muss noch etwas da zu lernen.“ Scherzte Lisa.
„Sei doch nicht so gehässig zu allen.“ Versuchte Nicole Lisa zu beruhigen.
„Seit wann hast du den was dagegen?“ Fuhr Lisa Nicole an.
„Nach dem letzten Sommer habe ich richtig ärger bekommen, das ich so gemein zu meiner Schwester war.“ Beklagte sich Nicole.
„Nicole, du hast überhaupt keine, du hast dich doch nur in den Stadtbubi verguckt.“ Verärgert schüttelte Lisa den Kopf und fragte sich ob die ganze Welt gegen sie war?
„Lisa das reicht jetzt, ab in den See mit dir?“ Unterbrach Felix die Diskussion.
„Mit oder ohne Klamotten?“
Lachend beantwortete Tobias ihre Frage: „Ich würde ja auf ohne Stehen.“
„Wieso gibt es bei euch nichts zu gucken?“ Giftete Lisa.
„Lisa mit Sachen, so sind die Regeln!“ ergriff Felix das letzte Wort.
Lisa ging mit all den anderen zum See und sprang ohne zu zögern vom Steg, schwamm zur Mitte des Sees und tauschte unter.
„Wo ist sie den hin.“ Schrie Nicole voller sorgen.
„Gibt es hier überhaupt Rettungsschwimmer?“ Fragte jemand Felix.
„Ja schon, aber die kommen erst Morgen.“ Erklärte Felix leichthin.
„DA IST SIE DOCH!“ schrie Dana.
Lisa war auf die andere Seite des Sees geschwommen und rauchte eine. Sie zog den Rauch tief in ihre Lunge ein und blies ihn Langsam wieder raus. Der See war eine Kleinigkeit für Sie, da sie ihn fast Täglich schwamm.
„Lisa komm wieder rüber. Es ist genug.“ Schrie Felix genervt.
Lisa schmiss ihre Zigarette weg, schwamm den Weg zurück und stieg aus dem Wasser. Die Wasserperlen hingen ihr im Haar und ihre Kleidung klebte an ihrem Körper fest und ließen einen Schlanken Körper verraten. Kein Junge konnte die Augen von ihr nehmen und Mädchen schauten Eifersüchtig zu ihr.
Lisa ging schnurgerade zu ihrem Zimmer.

„Lisa, das war voll krass.“ Meinte Nicole, als sie im Zimmer waren.
„Du bist echt die Coolste hier und ich bin froh deine Freundin zu sein.“ Stimmte Dana ihr zu.
„Das klang vorhin aber anders.“ Sagte Lisa spöttisch.
„Das war doch bloß gespielt.“ Entschuldigte sich Nicole.
„Ach so, ich gehe mich mal eben Duschen. Bis gleich.“ Sagte Lisa.
„Ja, schwimm nicht so weit raus.“ Scherzte Dana.
„Ich doch nicht.“
Lisa ging zu den Duschen und befreite sich vom See-Wasser.

„Ach da bist du ja schon wieder.“ Meinte Nicole wenig Später.
„Ja klar. Na worüber habt ihr gerade gesprochen?“ Fragte Lisa.
„Über Tobias. Ich glaube der hat ein Auge auf dich geworfen.“ Trällerte Dana.
„Ach Quatsch. Der sucht doch nur irgendwie einen Urlaubsflirt, mehr nicht.“ Tat Lisa die Behauptung ab.
„Wenn du meinst.“
„Ja, ich meine.“ Gab Lisa etwas genervt zurück.
„Wollen wir noch was essen gehen?“ Fragte Nicole.
„Nein, ich nicht.“
„Ich auch nicht. Aber ich habe allerlei Süßigkeiten mitgebracht.“ Schlug Dana vor.
„Her damit.“ Schrie Lisa.
Da sie selber nicht viel Geld für solche Sachen besaß, freute sie sich immer auf den Sommer, auch wenn sie Schuldgefühle bekam.
„Ich würde ja gerne wieder in die Stadt, wie letztes Jahr.“ Träumte Dana vor sich hin.
„Ja wisst ihr noch, im Erlebnisbad.“
„Erinnert mich nicht daran, ich spüre die blauen Flecken noch jetzt.“ Meinte Lisa scherzhaft.
Es klopfte an der Tür, wobei die Mädchen zusammen zuckten und herzlich darüber lachten.
„Herein.“ Riefen alle drei.
„Mädchen macht das Licht aus, morgen müsst ihr früh aufstehen. Ihr wisst ja, morgen ist Wandertag.“ Meinte der Erzieher, der schnell eintrat.
„Alles klar.“
„Also ihr habt es gehört.“
„Ja leider, aber wir haben ja noch den ganzen Sommer vor uns.“
„Ja das stimmt.“ Stimmte Lisa Dana zu.
Alle machten sich Bett fertig und gingen Schlafen.




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