Zwischen Traum und Wirklichkeit - Teil 29

Autor: Giraffi
veröffentlicht am: 12.04.2011


„Durch eure Abwesenheit hatte ich kurz Zeit über alles nachzudenken“ begann Dr. Fenêtre sogleich Dorian und Donna wieder auf den Sesseln ihr gegenüber saßen.
Vor der Psychologin lagen mehrer Papiere auf denen sie einige draufgekritzelt hatte, doch Donna konnte es nicht lesen.
„Und? Hat Sie ihr Nachdenken irgendwie weitergebracht?“ fragte Dorian unwirsch.
„Nun ja… Nun… Nicht wirklich. Ich bin schon vielen Leuten mit Traumeigenarten begegnet und konnte bis heute allen helfen – doch bei euch stehe ich vor einem großen Rätsel, was ich nicht zu lösen weiß. Ich meine, es ist eindeutig, dass euer Traumverhalten sehr eng zusammenhängt und miteinander verwebt ist. Das beweist auch die fehlende Träumerei, wenn ihr zusammen seid. Dennoch verstehe ich noch nicht in welcher Verbindung euer Traumverhalten zueinander steht. Dazu brauche ich mehr Zeit. Zumindest einen Tag. Oder vielleicht besser Zwei“
„Sagen Sie doch gleich, dass Sie uns nicht helfen können. Dann können Sie aufhören uns um unserer Zeit zu berauben“ murrte Dorian unfreundlich und Donna spürte wieder, wie er die Armmuskeln anspannte.
„Ich kann euch sehr wohl helfen, Monsieur Atwood!“ erwiderte Dr. Fenêtre diesmal auch strenger. „Ich brauche nur mehr Zeit! Ich möchte, dass ihr am 1. Januar noch mal in meine Praxis kommt. Ich weiß, es ist ein Feiertag, doch für euch mache ich eine Ausnahme. Ich sehe ja, wie wichtig es euch ist“
„Vielen Dank“ bedankte Donna sich höflich und warf Dr. Fenêtre einen entschuldigenden Blick zu, welcher Dorians Verhalten rehabilitieren sollte.
„Nichts zu danken. Ich bin schließlich da, um euch zu helfen“
Dorian zog daraufhin nur misstrauisch die Brauen nach oben und stand auf: „Bis dann“ Er nahm Donnas Hand und zog sie energisch, beinahe schon grob hinter sich her.
„Auf Wiedersehen!“ rief Donna noch, bevor hinter ihr die Tür ins Schloss fiel.

„Du hättest wenigstens ein bisschen freundlicher sein können“ meckerte Donna Dorian an, während sie nebeneinander durch die Straßen von Paris gingen.
„Für was? Dafür, dass sie uns anscheinend nur das Geld aus der Tasche zieht?!“
„Nein, dafür, dass sie uns wahrscheinlich wirklich helfen will. Sie gibt sich doch sichtlich Mühe“
„Ach, Donna! Sei doch nicht immer so naiv“ knurrte Dorian und schüttelte verständnislos mit dem Kopf.
Vorwurfsvoll schaute Donna ihn an, doch er schien ihren Blick zu ignorieren. Er starrte nur geradeaus weiter auf ein Gebäude beinahe am Ende der Champs Elysées.
„Was ist denn da?“ fragte Donna neugierig und auch ein wenig beleidigt, weil er im Moment gar nicht auf sie einging.
„Das ist die Galerie in der Julien der Manager ist“ bemerkte Dorian und klang dabei sogar ein wenig ehrfürchtig, was er selten war.
„Wollen wir kurz hingehen und uns die Galerie ansehen?“ fragte Donna, weil sie ganz genau wusste, dass er das jetzt gerne tun würde.
Abrupt blieb er stehen und schaute von Donna zur Galerie und wieder zurück: „Wenn es dir nichts ausmacht. Aber ich meine, wir können auch…“
„Nein, nein. Ist schon okay“ winkte Donna ab und ging weiter.
Die Galerie sah nobel aus. Es hingen Kristall-Kronleuchter an der Decke und fluteten die einzelnen Galeriesäle in ein warmes orangegelbes Licht.
Dorian betrachtete die einzelnen Bilder genauso ehrfürchtig wie er schon das Gebäude der Galerie angesehen hatte. „Hier hängen ja Bilder von Künstlern aus aller Welt, und jetzt stell dir einmal meine Zeichnungen zwischen all diesen Meisterwerken vor“ redete Dorian voller Enthusiasmus.
„Ich denke, dass das eine große Chance für dich sein könnte“ bemerkte Donna leise und kramte ihr Handy aus der Hosentasche hervor: „Du kommst doch sicher allein klar?“
„Ja, sicher. Was hast du vor?“ Er schaute sie mit einem Blick an, der eine Mischung aus Sorge und Neugierde beinhaltete.
„Ich möchte nur Juanita anrufen. Ich habe mich schon lange nicht mehr bei ihr gemeldet“ erklärte Donna und tippte schon die Nummer ihrer Freundin ein.
„Alles klar. Mach das. Ich schau mich solange hier um“ meinte er und wandte sich schon von Donna ab. Eine Weile schaute sie ihm noch hinterher und sah noch, wie die Verkäuferin ihn fragte, ob sie ihn helfen könne, bevor Donna sich abwandte und Juanita anrief, welche gleich nach den ersten Klingeln abnahm.
„Donna! Wird aber auch mal Zeit, dass du dich meldest! Ich habe ja schon ewig nichts mehr von dir gehört“
„Ich weiß, und das tut mir auch wahnsinnig Leid, doch es ist viel passiert“ antwortete Donna, vielleicht ein wenig zu laut, weswegen sie auch einen vorwurfsvollen Blick der Verkäuferin kassierte.
Sie lächelte entschuldigend und verließ mit leisen Schritten, was auf Grund ihrer Ankle Boots mit Absatz nicht unbedingt leicht war.
„Wo bist du denn eigentlich?!“ fragte Juanita ihre Freundin weiter aus. „Ich habe an Weihnachten bei deinem Vater angerufen und ihn gerade noch so erwischt. Er sagte, er wolle verreisen. Und du wärst auch vor Neujahr nicht mehr zu Hause – wo bist du denn?!“
„Ich bin in Paris“ antwortete Donna leise.
„Was machst du denn in Paris?!“
„Ich bin bei meiner Mutter“
„Bei deiner Mutter!?!“ Juanitas Stimme hüpfte bestimmt mehrere Oktaven höher und Donna hielt das Telefon etwas von ihrem Ohr weg.
„Ja, ich habe wieder Kontakt zu ihr. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht…“ Doch Juanita ließ sie nicht ausreden.
„Du bist doch nicht wirklich wegen deiner Mutter in Paris. Donna, so undurchschaubar, wie du gern sein würdest, bist du nicht! Ist Dorian in Paris?“ Juanitas Stimme wurde streng und erinnerte sehr an ihre Mutter, Carmen.
Donna schaute durch das Fenster in die Galerie, wo Dorian sich mit der Verkäuferin immer noch über eines der Bilder unterhielt. „Ja, er ist auch hier“
„Und…?!“
„Nein, lass mal. Darüber rede ich jetzt nicht… Aber wo bist du denn?“
„Drei mal kannst du raten“ lachte Juanita herzlich und Donna musste nicht weiter nachfragen, um zu wissen, dass sie wahrscheinlich in München bei ihrem Freund war.
„Na dann hast du doch sicherlich schöne Ferien“
„Das kannst du laut sagen“ Juanita lachte noch immer und Donna wollte gerade etwas erwidern, als Dorian die Galerie verließ. „Du Juani, wir müssen Schluss machen. Dorian und ich müssen weiter“
„Ja, ich will euch auch nicht weiter stören. Bis demnächst. Lieb dich, Donnalein“
„Tchüssi, Jua“ Mit diesen Worten legte Donna auf und packte seufzend ihr Handy wieder weg.
„Wie geht’s ihr?“ fragte Dorian und Donna wusste sofort, dass er nur aus reiner Höflichkeit fragte. Er kannte Juanita kaum, und eigentlich war sie ihm auch egal.
„Ganz gut. Sie ist bei ihrem Freund in München“ antwortete sie und zuckte mit den Schultern. Dann zeigte sie durch die Glasscheibe in die Galerie: „Worüber hast du dich mit der Verkäuferin unterhalten?“
„Ach, über nichts Besonderes. Über die Bilder, die dort hingen. Und über ihre Künstler… Kunstkram eben“ Er zuckte mit den Schulter und zog Donna sanft aber bestimmt weiter in seine Richtung.
„Würdest du deine Bilder gerne dort ausstellen lassen?“ hakte Donna nach, auch wenn ihr bewusst war, dass sie ihn nun wieder ausfragen würde.
„Was für eine Frage!“ lachte Dorian leise. „Natürlich würde ich das gerne… sehr gerne sogar. Diese Galerie hat nicht nur in Paris einen großen Namen“
„Na dann ist das doch deine Chance“ bemerkte Donna enthusiastischer als gewollt. Dorian zuckte daraufhin nur mit den Schultern und zeigte ihr damit, dass er nicht weiter über dieses Thema reden wollte.

„Hallo, Donna. Wie war dein Tag?“ fragte Jennifer sofort, als Donna noch nicht einmal die Haustür hinter sich geschlossen hatte.
„Hm… ganz gut“ Sie kickte die Schuhe von den Füßen, sodass sie mit einem Poltern gegen die Wand stießen.
„Das wirkt aber nicht so“ Mit besorgter Miene stand Donnas Mutter im Türrahmen und schaute ihre Tochter fragend an.
„Doch, doch. Es geht mir gut“
„Hattest du Streit mit Dorian?“
Donna zog die Brauen zusammen und schüttelte entgeistert mit dem Kopf: „Nein… das nicht“ Sie war kurz davor ihrer Mutter zu erzählen, weshalb sie wirklich in Paris war und dass sie nun schon seit beinahe einem halben Jahr zum Psychologen ging. Doch Donna schluckte die Sätze herunter und schüttelte erneut mit dem Kopf: „Ich habe nur Kopfschmerzen“ Sie ging an ihrer Mutter vorbei und wollte gerade die Treppe hoch stürmen, als sie sich noch mal zu Jennifer umdrehte: „Ich soll dich übrigens von Papa grüßen“
Sofort errötete ihre Mutter: „Oh… dass er noch an mich… denkt… Aber danke. Grüß ihn bei Gelegenheit zurück“ Unruhig spielte sie mit den Bändeln der Kapuze ihres Sweatshirts.
„Mach ich“ Damit drehte sich Donna um und rannte nach oben.






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