Zwischen Traum und Wirklichkeit - Teil 18

Autor: Giraffi
veröffentlicht am: 10.02.2011


Heulend und schluchzend wie ein kleines Baby warf sich Donna auf’s Bett. Sie war so verwirrt und durcheinander.
Sie fühlte sich betrogen und belogen, noch dazu hatte sie bestimmt seit mehreren Wochen nicht mehr gut geschlafen.
Das war einfach alles ein wenig zu viel für sie. Und jetzt auch noch allein zu sein, raubte ihr den letzen Nerv.
Sie strich sich den Pony aus der Stirn und eine verirrte lange Haarsträhne hinter die Ohren, und drückte weinend das Gesicht ins Kissen.
Wo war ihr Vater, wenn sie ihn brauchte? Gerade dann war er angeln mit seinen Freunden…
Und was Dorian wohl gerade machte? Wie es ihm ging? Ob Donna ihm Unrecht getan hatte, und ob sie ihn vielleicht wirklich erst einmal hätte ausreden lassen sollen?
Donna wusste es nicht, und eigentlich wollte sie es gar nicht wissen. Fakt war, dass Dorian irgendetwas Unheimliches an sich hatte. Irgendetwas, das Donna nicht verstehen, nicht begreifen konnte. Wollte sie es denn überhaupt verstehen oder wollte sie einfach nur die Augen schließen?
Donna hatte immer noch so viele Fragen und jeden Tag kamen Neue und Neue hinzu und keiner konnte ihr eine Antwort geben.
Wieder einmal hatte sie das Gefühl, dass ihr Schädel zu platzen drohte und auch ihr Magen schien völlig verrückt zu spielen.
Schließlich stand sie auf, ging zur Wand gegenüber ihrem Bett und riss mit einem lauten Ratschen das Bild mit dem Mond von der Wand. Wütend und immer noch traurig stopfte sie es in den Mülleimer, dann warf sie sich erneut von einem Heulkrampf überfallen auf ihr Bett.
Wie eine Kugel rollte sie sich auf zusammen und schlief nach einigen hilflosen Schluchzern endlich ein.
Doch auch heute war es Donna nicht vergönnt ein paar Stunden ruhigen Schlaf zu haben. Sofort suchten sie wieder die wirrsten und absurdesten Träume heim.
Eine Frau beim Bungee-Jumping, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, dann ein kleiner Junge, dessen Traktor vom Fahrrad seiner Schwester überfahren wurde. Auch diese beiden Kinder kannte sie nicht.
Dennoch schwirrte vor ihrem geistigen Auge ein Traum nach dem anderen vorbei, bis plötzlich auf die Knie sank und sich wieder in ihrem eigenen, persönlichen Albtraum befand. Alles war wie immer: Die Seifenblasen stiegen zum Himmel empor, das schwarze Nichts färbte sich Blutrot, und dieselbe Blutrote Flüssigkeit lief Donna über Arme und Hände. Doch eine Sache fehlte, eine Sache war anders: Dorian war nicht da.

Ein fester Griff packte Donna an der Schulter und rüttelte sie heftig. Sie hörte sich selber schreien und spürte, dass sie mit den Beinen um sich trat und wie wild um sich schlug, als sie plötzlich eine Ohrfeige bekam und wieder zu sich kam.
Erschrocken riss sie die tränengefüllten Augen auf und schaute in das Gesicht ihres Vaters, welcher sie besorgt anschaute. „Ist alles in Ordnung mit dir?“
Donna antwortete nicht, sondern schüttelte nur mehrmals heftig mit dem Kopf. Dann stand sie langsam auf und wischte sich mit ihrem Jackenärmel über das feuchte Gesicht.
„Was war denn los?“ hakte ihr Vater nach und stellte den Rucksack mit einem Knall auf den Boden.
Donna schwieg weiterhin und zuckte mit den Schultern.
„Jetzt rede doch endlich mit mir!“ Ihr Vater erhob die Stimme und Donna wusste ganz genau, dass er nicht sauer oder genervt war, sondern einfach nur besorgt.
Sie drehte sich über die Schulter zu ihm um: „Ich weiß es nicht. Ich träume diesen Traum jede Nacht“
„Immer denselben?“ Ihr Vater zog die Brauen nach oben.
„Ich will nicht mit dir darüber reden. Sei mir nicht böse“ Sie starrte wieder aus dem Fenster und hörte, wie ihr Vater ihr Zimmer verließ und die Tür hinter sich schloss.
Sie wollte ihren Vater nicht mit ihren Träumereien und Spinnereien belästigen. Dafür war ja Dr. Erlinger da.
Donna rieb sich über die verschlafenen Augen und warf dann einen Blick auf ihren Wecker. Es war der nächste Morgen, um neun.
Sie hatte weit über zwölf Stunden geschlafen. Das war ein neuer Rekord. Doch ein erholsamer Schlaf schien es trotzdem nicht gewesen zu sein. Donna fühlte sich so müder, als zuvor.
Vielleicht sollte sie einfach gar nicht schlafen. Vielleicht wäre sie dann nicht allzu müde. Was für eine Schnapsidee, dachte sie gleich im nächsten Moment und schüttelte mit dem Kopf.

Donna dachte sich schon, dass das Thema von heute Morgen nicht unberedet bleiben würde. Ihr Vater konnte nie einfach nur mal über etwas schweigen. Dazu machte er sich viel zu viel Sorgen um seine einzige Tochter.
Lustlos stocherte Donna in ihren Nudeln herum und schob sie von einer Seite zur anderen. Dann seufzte sie leise, kaum hörbar und kratzte ihr Essen mit der Gabel von links nach rechts – oder von rechts nach links?
Donna wusste es nicht.
„Du weißt schon, dass man das Zeug essen kann und auch muss, wenn man satt werden will?“ riss die Stimme ihres Vaters sie aus ihren Gedanken.
Erschrocken schaute sie auf und lächelte matt: „Ja, das weiß ich. Doch ich habe heute einfach keinen Hunger“
„Dir geht’s nicht so gut, oder?“ Dirk zog prüfend die Brauen nach oben und beobachtete seine Tochter ganz genau. Die blasse Haut und die langen, krausen Haare, welche ihm nur sehr bekannt vorkamen, die tiefen Ringe unter den Augen und der traurige Gesichtsausdruck. So kannte er seine Tochter nicht…
Donna zuckte mit den Schultern und starrte wieder auf ihr Essen. Dann schüttelte sie mit dem Kopf: „Ach, keine Ahnung. War vielleicht einfach nicht so meine Woche“
„Es scheint mir nicht so, als hättest du nur eine schlechte Woche, Donna. Dir geht es nicht gut, dass sehe ich doch. Also hör auf mich anzulügen“
Erst jetzt schaute sie auf und blickte in das besorgte Gesicht ihres Vaters. Sie war ihm eine Erklärung schuldig.
Außerdem hasste sie es, ihn anzulügen. Und sie wusste, dass sie ihm alles erzählen konnte. Er würde sie immer verstehen.
„Das legt sich bestimmt wieder“ meinte sie aber nur. Auch wenn sie ihm alles erzählen konnte, wollte sie es denn?
„Was legt sich wieder?“ hakte er nach.
„Na ja, keine Ahnung. Meine Sorgen eben“ Donna zuckte mit den Schultern und Dirk legte seine Gabel mit einem lauten Klirren auf den Teller. Er lehnte sich gegen die Lehne des Stuhls und verschränkte die Arme vor der Brust.
Donna wusste genau, dass er jetzt eine Erklärung verlangte. Doch sie konnte ihm keine geben. Was sollte sie denn auch zu ihm sagen: Papa, ich bin nicht ganz normal. Ich träume nicht nur irgendwelches schlimme Zeug, wie jeder andere Mensch auch. Und außerdem gibt es das einen Jungen in den ich mich verliebt habe, der aber irgendwie genauso abnormal ist wie ich und mich anscheinend besser kennt, als ich mich selbst.
Sollte sie ihm das wirklich sagen??? Das konnte sie nicht! Also schwieg sie, wie immer, wenn sie keine Antwort wusste, und sich in die Ecke gedrängt fühlte.
„Es ist ja nicht nur so, als würden deine Noten schlechter sein als sonst, du siehst auch noch echt fertig aus, Donna. Ich will endlich wissen, was los ist!“ Dirk hob die Stimme und sie hallte donnernd im Raum wieder.
Donna zuckte zusammen und sah ihren Vater mit aufgerissenen Augen an. So kannte sie ihn gar nicht. Er schien sich wirklich große Sorgen zu machen. Doch sie schwieg weiterhin eisern.
Als sie schließlich doch den Mund aufmachte, zitterte ihre Stimme: „Lass mich erst selber herausfinden, was mit mir los ist, bitte“ Mit diesen Worten stand sie auf und verließ die Küche.
Ihr Vater blieb ratlos und verwirrt sitzen. Am liebsten wäre er hinter seiner Tochter her gerannt und hätte sie in den Arm genommen. Doch erkannte Donna zu gut, um zu wissen, dass sie jetzt lieber allein sein wollte.

Sie klappte ihr Buch zu, und sah auf, als die Schwester ihren Namen nannte. Das war nun ihre dritte Stunde bei Dr. Erlinger und fühlte sich immer noch so unwohl, wie beim ersten Mal. Es gab ihr jedes Mal ein seltsames Gefühl, so viel von sich preis zu geben.
Donna lächelte, packte ihr Buch zurück in ihre Tasche und ging den vertrauten weg ins Zimmer von Dr. Erlinger.
Diesmal saß er schon da und lächelte sie herzlich an. Auf seinem Schoß lag sein Notizblock und seine Krawatte hatte er am Knoten gelöst, ebenso wie die oberen Knöpfe seines Hemdes. Anscheinend hatte er schon einen langen Arbeitstag hinter sich.
„Donna, schön dich wieder zusehen“ meine er freundlich, während Donna sich auf den üblichen Platz setzte.
„Wie ist es dir bis jetzt ergangen?“
„Nicht anders als sonst“
„Das dachte ich mir. Du siehst nicht gut aus“
„Danke, Doktor“ erwiderte sie sarkastisch, worauf hin Dr. Erlinger wild mit den Händen fuchtelte. „Nein, nein! So meinte ich das nicht. Was sagen wollte, ist: Du siehst müde aus“
„Ich bin auch müde“
„Nun ja, das dachte ich mir schon“ murmelte der Doktor und klappte sein Notizblock auf. Er setzte sich seine Brille, die er an einem Band um den Hals trug, auf die Nase und las eine Weile in seinen Notizen, bis er wieder aufschaute. „Nun ja“ Schon wieder… Schien sein Lieblingswort zu sein. „wie ich dir letzte Woche versprochen habe, können wir dir hoffentlich schon sehr bald helfen. Das ganze beginnt damit, dass wir endlich erfahren müssen, warum du träumst und was an deinen Träumen das Seltsame ist“
„Ja, das hatten Sie gesagt“ stimmte Donna nickend zu.
„Ja“ murmelte der Doktor. „Doch ich muss auch ehrlich sagen, dass ich als allgemeiner Psychologe, dir da nicht sehr viel weiter helfen kann. Ich kümmere mich eher um Depressionen und anderem psychologischen Problemen, aber nicht um Träume. Anfangs dachte ich, dass deine Träume auf Stress in der Schule zurückzuführen sind, doch nun vermute ich, dass das Ganze sehr viel tiefer geht, als ich geahnt habe“
Donna schluckte: „Das heißt Sie können mir doch nicht helfen?“
„Ich für meinen Teil nicht. Aber es gibt Experten zum Thema Träume. Natürlich sind auch das nur Psychologen, aber sie haben ihren Schwerpunkt auf eine andere Ebene gesetzt“
„Und was schlagen Sie vor?“ Donna hatte wieder nur Fragen über Fragen.
„Ich schlage vor, dass du dich an solch einen Experten wenden solltest. Ich würde dich nun also gerne in die Obhut eines alten Freundes von mir geben“
Erschrocken schaute sie auf. Sollte sie etwa wieder jemand ihre tiefste Seele offenbaren. In ferner Zukunft würde sie dann wohl auch alles an Hauswände schreiben. Vielleicht konnte ihr ja irgendwer anderes helfen!
Dr. Erlinger stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. Er wühlte einen Moment lang in der Schublade herum und zog dann ein kleines, hellblaues Visitenkärtchen hervor. Dann kam er wieder zu Donna und reichte ihr die Karte: „Ich bin sicher Dr. Fenêtre kann dir helfen“
Donna nahm das Kärtchen an sich und studierte es kurz:
Dr. Julie Fenêtre. Psychologin und Traumdeuterin.
Das es so etwas überhaupt gibt!
„Und da soll ich hin?“
„Ich würde es dir raten“ stimmte Dr. Erlinger zu.
„Aber das ist ja in Paris!“ rief sie aus, als sie sich die Karte ein weiteres Mal anschaute.
„Ja, ich weiß. Und es ist sicherlich umständlich…“
Doch Donna unterbrach ihn: „Nein, ist es nicht! Meine Mutter wohnt in Paris“
„Dann ist es das Beste für dich, wenn du zu deiner Mutter gehst, und zu Dr. Fenêtre. Glaub mir“
„Und die Stunden bei Ihnen sind beendet?“
„Ich kann dir leider nicht mehr weiterhelfen, Donna. Es tut mir Leid“
„Dafür können sie doch nichts! Es gibt bestimmt nur einen Menschen auf der Welt, der so seltsam ist wie ich: Und das bin ich“ Sie zuckte mit den Schultern und stand auf: „Trotzdem danke für alles“ Sie hängte sich ihre Tasche um die Schulter und ging zur Tür, als Dr. Erlinger plötzlich die Hand hob: „Warte einmal, Donna“
Donna zuckte zusammen und drehte sich mit fragender Miene um: „Was gibt es denn noch?“
„Du sagtest letzte Stunde, du kennest einen Dorian“
Donna nickte und schluckte. Sie musste ihre Tränen erneut zurückhalten und starrte schnell auf den Boden: „Ich glaubte ihn zu kennen, zumindest ein bisschen“
„Wie heißt er mit Nachnamen?“ hakte Dr. Erlinger nach.
„…Atwood“ murmelte Donna ohne vom Boden aufzuschauen.
„Er ist ein netter, junger Mann. Halte dich an ihm, wenn ihr euch gut versteht.“
„Warum?“ Ruckartig riss Donna den Kopf hoch.
„Ich weiß nicht. Ich denke ihr habt mehr gemein, als ihr wisst“
Warum tat er jetzt plötzlich so geheimnisvoll?!
„Kennen Sie denn Dorian?“ fragte Donna neugierig.
Dr. Erlinger hob abwehrend die Hände: „Ich unterliege der Schweigepflicht“
Donna verharrte noch eine Weile und dachte über Dr. Erlingers Worte nach. Dann riss sie sich jedoch schnell wieder auf ihrer Starre und nickte: „Das ist schade… Machen sie’s gut, Dr. Erlinger“
„Ja, du auch, Donna. Du auch“ murmelte er leicht geistesabwesend und Donna schloss die Tür hinter sich.

„Ach, herjeeee“ stöhnte Tim und streckte die Beine vor sich aus. „Nur noch Gemeinschaftskunde, und dann Ferien!!!“
Donna nickte geistesabwesend und legte den Kopf auf ihre Tasche, welche sie auf den Tisch stehen hatte.
Die letzten paar Wochen waren für Donna schrecklich gewesen. Sie konnte nicht schlafen und in manchen Nächten hatte sie sogar das Gefühl, dass ihre Träume schlimmer denn je waren. So kam es ihr zumindest vor.
Doch sie lehnte es vollkommen ab nach Paris zu dieser seltsamen Traumdeuterin zu gehen. Was könnte die schon bewirken? Wahrscheinlich wäre sie früher oder später genauso ratlos wie Dr. Erlinger.
Außerdem wollte sie es vermeiden nach Paris zu gehen. Weil dann würde sie sich gezwungen fühlen ihre Mutter zu besuchen, und das wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Sie fühlte sich einfach noch nicht bereit ihrer Mutter unter die Augen zu treten.
Zu ihrem Vater hatte sie weder das Telefonat mit ihrer Mutter erwähnt, noch den Rat von Dr. Erlinger, welchen sie auf gar keinen Fall befolgen wollte. Nach Paris mit der Hoffnung, dass es vielleicht etwas hilft, aber mit der Sicherheit ihrer Mutter zu begegnen. Diesen Handel wollte Donna nicht eingehen, und den würde sie auch nicht eingehen.
Und Dr. Erlingers zweiten Rat würde sie nur zu gern befolgen. Sie vermisste Dorian. Sogar schrecklich.
Auch hatte sie das Gefühl, je schlechter sie über ihn dachte, desto schlimmer wurden ihre Träume und vor allem ihr eigener Traum. Und jedes Mal war er wieder nicht da gewesen. Dort wo er sonst immer in ihren Träumen gestanden hatte, war nichts. Kein Dorian, kein anderer Mensch, kein gar nichts.
Doch sie konnte sich auch nicht dazu überreden zu ihm zu gehen. Dafür war ihr Stolz einfach zu groß. Und die Zweifel über Dorian ebenfalls.
„Ja, endlich Ferien. Das haben wir uns aber auch verdient“ stimmte Juanita zu und zog ihre gelbe Strickjacke enger um ihren Körper.
In den letzten Wochen war es verdammt kalt geworden, und man hoffte schon auf weiße Weihnacht.
Weihnachten, schoss es Donna durch den Kopf. Das ist in drei Tagen.
Irgendwie sind die Tage nur so an Donna vorbei gestrichen, ohne, dass sie jeden einzelnen auch nur aktiv miterlebt hätte. Dauernd war sie mit den Gedanken wo anders gewesen. Nur nicht bei ihrem eigenen Leben und schon gar nicht bei der Schule. Dementsprechend sahen auch ihre Noten aus, und sie musste sich anstrengen um wieder die Kurve zu bekommen. Sie hob den Kopf von ihrer Tasche und schaute mit müden Augen zu ihren beiden Freunden: „Was werdet ihr in den Ferien machen?“
„Ich fahre nach München“ rief Juanita sogleich, sodass sich ein paar aus dem Kurs zu ihr umdrehten.
„Für ganze zwei Wochen?“ hakte Tim nach und zog die Brauen skeptisch nach oben.
„Neee, nur für’n halben Tag, weil sich das so schön lohnt!“ Juanita zog eine Grimasse und zeigte Tim einen Vogel. Dann schaute sie lieb zu Donna: „Für ganze zwei Wochen! Das wird bestimmt klasse“
Donna lächelte matt und nickte: „Das freut mich für dich. Wirklich. Auch, wenn ich zwei Wochen hier versauern werden“
„Ja, denn selbst ich fahre weg“ mischte sich Tim wieder ein. „3 Tage Ski fahren und dann noch für eine Woche nach Spanien“
„Auch das freut mich… für dich, meine ich“ Wieder ein Nicken von Donna.
„Ach, du wirst die zwei Wochen schon irgendwie rum kriegen“ meinte Juanita aufmunternd. Donna wollte noch gerade etwas erwidern, als die Sozialkundelehrerin den Raum betrat und alles Mucksmäuschen still wurde. Frau Lahrer war für ihre Strenge bekannt und auch für ihr Hobby als Strafarbeitenverteilerin.
Doch Donna war dankbar dafür jetzt nichts mehr sagen zu müssen, und auch den anderen nicht mehr zuhören zu müssen.
Am Ende der Stunde wurde sie fest von Juanita in die Arme genommen: „Lass es dir gut gehen, Donna. Und treib es nicht zu bunt in den zwei Wochen, in denen ich nicht da bin“
Donna lachte leise und schüttelte mit dem Kopf: „Nein, sicher nicht. Und dir wünsche ich viel Spaß in München!“
Juanita nickte und schob Donna wieder von sich. Dann drückte sie Tim ebenso fest an sich.
„Hilfe!“ rief dieser. „Ich bekomme keine Luft mehr“
Juanita verdrehte die Augen und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, dann schubste sie ihn von sich weg.
Er rieb sich lachend den Kopf: „Das tat ganz schön weh“ murrte er und umarmte Donna danach leicht.
„Also, bis in zwei Wochen. Wir sehen uns im Jahre 2010“ murmelte Donna und trat einen Schritt zurück. Sie lächelte, winkte noch schnell und machte dann auf dem Absatz kehrt, während Juanita und Tim noch weiter zur Bushaltestelle gingen.
Jetzt hatte Donna also wirklich Ferien. Die großen Weihnachtsferien. Während Juanita das Fest der Liebe in München mit ihrem Freund feiern und Tim auf der Skipiste verbringen würde, würde sie selber mit ihrem Vater ein einsames Fest wie jedes Jahr feiern.
Wie es wohl Dorian geht? Mit wem er den Weihnachtsabend verbringen würde?
Schnell schüttelte Donna den Kopf. Sie wollte gar nicht wissen, was Dorian machte, oder wie es ihm ging. Sie wünschte sich, sie würde noch nicht einmal an seine Person denken. Sie wollte ihn einfach nur vergessen.
Sie zog ihren grauen Schal enger um ihren Hals, denn der Wind wehte ihr kühl in den Nacken und sofort überzog ihren ganzen Körper eine Gänsehaut.
Kaum hatte sie Dorian aus ihren Gedanken vertreiben können, dachte sie an Paris, an ihre Mutter und an die Psychologin, die Dr. Erlinger ihr empfohlen hatte.
Die Träume waren schlimmer geworden. Und Donna sehnte sich nur so nach einem erholsamen Schlaf, den sie schon lange nicht mehr gehabt hatte.
Seufzend betrachtete sie ihm Schaufenster ihr Spiegelbild. Das Pony hing ihr in den Augen, unter denen tiefe Augenringe lagen.
Sie musste dringend zum Friseur! Vielleicht sollte sie das gleich heute machen. Als ein Anfang zur Veränderung ihres Lebens.
Und über alles andere konnte sie sich später noch Sorgen machen.






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