Zwischen Traum und Wirklichkeit - Teil 13

Autor: Giraffi
veröffentlicht am: 12.01.2011


Es war eine klare Vollmondnacht und Donna ließ sich neben Dorian nieder. Der Mond spiegelte sich auf der Wasseroberfläche wieder und der leichte Wind, der wehte, verursachte, dass sich die Wasseroberfläche leicht kräuselte.
„Ich weiß eigentlich kaum etwas über dich“ bemerkte Donna plötzlich leise und er schaute sie nur an, während er den Korken knallen ließ. Nach einer ganzen Weile murmelte er: „Dafür kommt es mir so vor, als würde ich dich schon jahrelang kennen“
„Wirklich? Warum?“ hakte Donna neugierig wie sie war nach.
Dorian zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Ich hab’s im Gefühl“ Der Sekt schäumte über und er hielt sie mit dem ausgestrecktem Arm von sich.
Donna schaute ihn nachdenklich an, dann seufzte sie schließlich: „Trotzdem weiß ich nichts über dich“
„Wenn du nicht immer so viel nachdenken würdest…“ meinte er, als er plötzlich begann um sich zu schauen, dann fluchte er: „Verdammt!“ Er stellte die Flasche neben sich ab: „Ich habe die Gläser vergessen“
Donna kicherte leise darüber wie er sich aufregte. Und sie musste zugeben, dass er süß aussah, wenn er wütend wurde oder sich ärgerte.
Vorsichtig und beinahe zaghaft berührte sie seinen Arm. Sie spürte wie er unter ihrer Berührung die Muskeln anspannte und sie mit einem Blick anschaute den Donna nicht deuten konnte.
„Ist doch egal“ Sie zuckte mit den Schultern. „Dann wird das Ganze eben asozial und wir trinken aus der Flasche“
Er zog kurz skeptisch die Brauen zusammen, dann nickte er: „Ja, okay. Dann sind wir eben asozial“
Sie lachte leise und griff über ihn und nahm die Flasche in die Hand: „Was ganz Feines“ meinte sie anerkennend und er nickte und seine Miene war dabei so, als wäre es das selbstverständlichste aus einer Bar eine der teuersten Flaschen Sekt mitgehen zu lassen.
Donna nahm einen kleinen Schluck und stellte sie dann wieder weg: „Ich weiß aber immer noch nicht mehr über…“
Sie konnte den Satz gar nicht vollenden, denn er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte mit dem Kopf: „Manchmal redest du einfach zu viel“
Langsam nahm er den Finger wieder von ihren Lippen und legte die Hand um ihr Kinn.
Donna hatte schon sooft von dieser Situation geträumt und sich vorgestellt wie es wohl wäre. Und jetzt, wo sie seinen Atem in ihrem Gesicht spüren konnte, bekam sie plötzlich Angst. Tierische Angst.
Bevor sich ihre Lippen berühren konnten, drehte sie den Kopf und schaute auf ihre Hände: Er hatte seine Hand über ihre gelegt und strich ihr jetzt sanft mir dem Daumen über den Handrücken.
„Ich küsse keinen, den ich kaum kenne“ meinte sie leise und sie wusste selber, dass das jetzt total prüde klang und auch war. Immerhin handelte es sich hier nur um einen Kuss und nicht um eine Heirat.
Dorian seufzte, nahm seine Hand von ihrer und wandte sich etwas von ihr ab. Er nahm die Sektflasche an sich und trank mehrere Züge. Dann stellte er die Flasche wieder ab und schaute sie an. „Du machst es mir echt nicht leicht“ Er seufzte erneut, dann nickte er: „Also gut… Hör zu, Donna. Ich erzähle dir das alles kein zweites Mal“
Donna schaute ihn mit großen Augen an. Sie hätte nicht gedacht, dass er jetzt beginnen würde etwas über sich zu erzählen – der sonst so geheimnisvolle Dorian wollte also wirklich etwas über seine eigene Person erzählen.
Donna nickte schnell. „Ja… okay“ stotterte sie.
Er atmete einmal tief durch und zündete sich dann schließlich eine Zigarette an. Er inhalierte den Rauch und blies ihn in Richtung Mond. Dann begann er zu erzählen: „Mein ganzer Name ist Dorian Atwood. Ich bin 20 Jahre alt, und habe angeblich am 02.01. Geburtstag“ Er machte eine Pause und Donna fragte gleich: „Warum… angeblich?“ Sie kniff die Brauen zusammen und schaute ihn fragend an.
„Weil niemand es weiß“ antwortete er und nahm wieder einen tiefen Zug seiner Zigarette.
„Aber du musst doch Eltern haben. Irgendjemand muss dich doch zur Welt gebracht haben“ widersprach Donna und Dorian schüttelte nur mit dem Kopf: „Du verstehst es nicht“
„Du sagst ja auch kaum was!“ rief sie vorwurfsvoll, doch Dorian schaute sie noch nicht einmal an.
Wieder legte sie ihre Hand auf seinen Arm: „Ich will doch nur wissen in wen ich mich da verliebt habe“
Ruckartig drehte er den Kopf und sofort bereute Donna es das gesagt zu haben. Vielleicht sollte sie in Zukunft nachdenken, bevor sie etwas sagte.
„Du hast dich…“ Er stockte und zeigte auf sie, dann zeigte er auf sich selbst: „…in mich…“ Wieder brach er ab und schüttelte mit dem Kopf: „Es tut mir Leid, Donna. Ich kann dir noch nicht alles erzählen“ Er seufzte erneut. „Du musst mir noch ein wenig Zeit lassen, fürchte ich“
Sie schluckte die Tränen hinunter und nickte schließlich.
Wieder einmal schwiegen beide. Dorian schaute auf die Wasseroberfläche des Sees, während Donna zum Mond starrte.
„Ich denke ich sollte dann auch langsam nach Hause“ murmelte sie schließlich und erhob sich und klopfte sich den Staub vom Kleid.
Dorian nickte und stand auch auf: „Ich bring dich nach Hause“ Und diesmal nahm er nicht ihre Hand. Auch die Flasche Sekt ließ er stehen.
Schweigend liefen sie nebeneinander her und nur ihre Oberarme berührten sich bei jedem Schritt und jedes Mal jagte es Donna eine Gänsehaut über den Arm.
Vor dem Haus von Donna blieb Dorian ihr gegenüber stehen und zuckte mit den Schultern: „Nun denn…“ murmelte er.
„Da wären wir“ meinte auch Donna und diese gesamte Situation war ihr so unangenehm, dass sie am liebsten sofort verschwinden würde. Doch das brachte sie nicht über’s Herz.
Schweigend standen sie sich gegenüber und schauten sich nur an. Keine Ahnung was ihm durch den Kopf ging. Donna wusste nur, dass alles komplizierter war, als es eigentlich sein musste.
Unbedacht trat sie schließlich auf ihn zu, beugte sich hoch und küsste ihn auf die Wange: „Gute Nacht“
Er brachte ein mattes Lächeln zustanden und nickte: „Gute Nacht und träum bitte süß“
Ha ha, dachte Donna und hätte beinahe über diese Ironie lachen müssen, doch das wusste Dorian doch nicht…
Donna nickte, machte auf den Absätzen kehrt und rannte ins Haus.
Dorian blieb noch eine Weile stehen und starrte in die Dunkelheit bis auch er schließlich umdrehte und sich auf den Weg nach Hause begab.
Doch mit den Gedanken war er immer noch bei Donna. Sie war anders, bei ihr fühlte er anders, auch er selber fühlte sich anders in ihrer Gegenwart. Irgendwas verband sie, doch er wusste nur noch nicht was.
Ob es etwas mit ihren Träumen zu tun hatte? Ob es ihr ging wie ihm? Ob beide irgendwann endlich mal wieder eine traumlose Nacht haben würden?
Ob sie auch wusste wie es ihm ging, oder ob nur er wusste, worunter sie litt und sie von seinem Leiden keinen blassen Schimmer hatte?
Er hatte keine Ahnung, sicher war nur, bei ihr fühlte er sich wohl.






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