Was sonst, wenn nicht Liebe?

Autor: Jay ♥ Kristjan!
veröffentlicht am: 01.10.2010


Seufzend ließ sich Jenna auf ihr Bett fallen. Wenn sie ihre Vergangenheit noch einmal durchleben könnte, hätte sie eine Menge geändert. Als Teenager hat man eben noch keinen Kopf zum Denken. Man hat nur Spaß im Sinn. Warum nur? Es hatte ihr gesamtes Leben vermasselt. Das glaubte Jenna zumindest. Für sie hatte ihr Leben mit ihr abgeschlossen. Auch wenn sie erst 24 Jahre alt war und unglaublich sexy mit den langen, braunen Locken aussah. Aber genau dafür hasste sie sich. Sie hatte große, geschwungene blaue Augen, eine süße Stupsnase und schöne volle Lippen. Sie mit ihren 1,73m auch nicht die kleinste aller Frauen und hatte eine schlanke, dennoch wohlproportionierte Figur. Es gibt Frauen, die hätten alles dafür getan, um so auszusehen, wie sie. Aber Jenna verfluchte sich dafür. Sie hatte ihre Jungfräulichkeit mit 14 Jahren an irgendeinen Kerl verschenkt, den sie nicht einmal beim Namen kannte. Und seitdem ging es rauf und runter. Sie hatte nicht etwa ein Alkohol- oder Drogenproblem. Nein! Aber sie hatte einen Haufen Probleme mit Männern und hatte keine Scheu aufs Ganze zu gehen. Als sie noch nicht einmal ihren achtzehnten Geburtstag erreicht hatte, war sie bereits eine Fachfrau ihres Gebiets gewesen. Keineswegs ist sie stolz auf ihre Vergangenheit. Seit sie zwanzig ist, könnte sie sich vorstellen ein Baby zu bekommen, doch für ein Baby musste ein Mann her. Und dabei spuckte ihr ihre Teenagerzeit ins Gesicht und lachte sie an, weil sie durch den ständigen Männerwechsel viele Vergleiche hatte und sie bei jedem Kerl denken muss, dass es mal jemanden gab, der in irgendwelchen Sachen besser war. Dafür verfluchte sie sich! Den Perfect-Man gab es sowieso nicht. Eigentlich waren alle Männer reine Zeitverschwendung, weil für sie wahrscheinlich sowieso nichts Ernstes entstehen könnte. Also war die Verkupplungsaktion ihres besten Freundes Daniel sowieso so gut wie unnötig. Aber sie hatte sich trotzdem drauf eingelassen. Eigentlich nur, weil Daniel einen guten Männergeschmack hatte, denn er war schwul. Er würde seinen Studentenkumpel heute Abend mitbringen, wenn sie sich endlich mal wieder im Sienna’s mit all ihren Freunden zum Essen treffen werden. Sie freute sich schon lange auf den Abend. Früher hatten sie sich einmal im Monat im Sienna’s getroffen. Aber irgendwie war das in letzter Zeit nicht so die Regel. Es kam immer etwas dazwischen. Für heute hatten sie endlich die Zeit gefunden, gemeinsam in ihr Stammlokal zu gehen.
Jenna stand langsam auf und streckte sich. Es war ein anstrengender Arbeitstag gewesen und danach auch noch beim Einkaufen. Sie hat Frühschicht auf der ambulanten Intensivstation gehabt und da ist heute viel los gewesen. Sogar eine Wiederbelebungsaktion! Es kamen ununterbrochen neue Patienten mit dem Krankenwagen geliefert. Ein älterer Mann hatte eine halbe Stunde lang auf der Toilette festgesessen und vergeblich nach einer Schwester geklingelt, weil dafür einfach fast gar keine Zeit war. Trotz der ganzen Anstrengung liebte Jenna ihren Job. Sie ging ins Badezimmer, schloss die Tür zu und drehte das Wasser in der Dusche auf. Nachdem sie ihre Klamotten von ihrem Körper gestreift hatte, schlüpfte sie unter die Dusche und genoss den heißen Wasserschwall auf ihrem Nacken. Sie duschte ausgiebig und lange, bis es an der Tür klopfte. „Jenna? Wie lange brauchst du denn noch? Beeil dich mal!“ Es war Jason, ihr acht Jahre jüngerer Bruder. „Verzieh dich, ich dusche so lange wie ich will!“, zischte Jenna. „Ok, dann dusche ich auch so lange ich will, wenn du mal wieder hetzen musst, wegen ein paar gewissen…“ „Ist ja gut, ich beeil mich ja schon! Jetzt mach, dass du wegkommst.“ Hastig drehte sie das Wasser aus, huschte aus der Dusche und zog ihren Bademantel an. Sie riss die Tür auf und seufzte. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst abhauen?“ Jason grinste. „Die zwei Schritte lohnen sich nicht für zwei Sekunden, in denen die Tür aufgeht. Was hast du eigentlich dagegen, wenn jemand vor der Tür steht und wartet?“ Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich um, um in ihr Zimmer zu schlendern. Sie machte ihren riesigen Kleiderschrank auf und stöhnte laut auf. „Was soll ich nur anziehen?“ Das war eine der alltäglichsten Fragen in Jennas Leben, obwohl ihr Schrank aus allen Nieten platze. Nach langem hin und her entschied sie sich für ein hautenges, schwarzes Bandeaukleid. Nichts besonderes, nur sexy. Sie ließ sich viel Zeit beim Schminken, schmierte sich aber nicht übermäßig viel ins Gesicht. Sie wollte nicht gleich einen nuttigen Eindruck auf Daniels Kumpel machen. Sie vermied es in letzter Zeit sowieso, sich zu viel ins Gesicht zu malen. Als sie mit allem fertig war, warf sie einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass sie noch eine halbe Stunde Zeit hatte, bis Daniel sie um sieben Uhr abholen würde. Also beschloss sie den anstrengenden Freitag mit Musik hinter sich zu bringen, um dann im Sienna’s völlig entspannt zu sein. Sie hatte beschlossen, sich dieses Mal nicht die Kante zu geben. Sie würde kein Alkohol trinken! Dann hörte sie ein Klingeln, ein paar Stimmen und dann den Ruf ihres Bruders: „Jeeeennaaaa! Daniel ist daa!“ Sie machte die Musik aus und kam runter. „Bin schon da. Hey“, sagte sie. Zur Begrüßung gaben sie und Daniel sich links und rechts ein Küsschen. Und dann sah sie Daniels Begleiter. Wow, Daniel hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Der Kerl war bestimmt um die 1,90m groß, hatte breite Schultern und einen allgemein muskulösen Körperbau. Er hatte schwarze, nicht sehr lange, lockige Haare und ein süßes Lächeln. Trotz seiner harten Bodyguardgestalt hatte er dennoch etwas Gefühlvolles an sich. Durch seine braune Haut wirkte er ein kleines bisschen wie ein Surferboy und trotzdem versprühte er sehr viel Klasse und wirkte edel. Daniel sah anscheinend den musternden Blick von Jenna. „Oh entschuldigt mich, Leute. Jenna, das ist Steven. Steven – Jenna“, sagte er dann schnell. Jenna gab Steven die Hand und es viel ihr schwer zu atmen. Seine Hand war so geschmeidig, aber fest. Es war ein Mann der Gegensätze. „Freut mich dich kennen zu lernen, Jenna“, sagte sein hübsches Lächeln. Aber Jenna fing sich wieder. „Das Vergnügen ist ganz meinerseits“, sagte sie und lächelte zurück. Dann drehte sie sich zu Jason. „Jason, ich vertraue darauf, dass du um spätestens um 24 Uhr zu Hause bist. Ist das klar?“, meinte sie scharf. Eigentlich hätte sie es ihm gar nicht zu sagen brauchen, denn normalerweise machte Jason keinen Ärger. Doch seit ihre Eltern nach einem Autounfall und mehreren OPs im Krankenhaus liegen, kann man nie wissen. Aber als Jason wie immer grinste, wusste sie, dass sie ihm wirklich vertrauen konnte. „Geht klar!“, sagte er. „Und bitte komm nicht besoffen nach Hause, verstanden?“, hakte Jenna weiter. Jason nickte. „Viel Spaß euch. Und…man sieht sich“, nach der kurzen Verabschiedung verschwand er wieder nach oben. “Okay, Jenna. Bist du fertig? Können wir los?“, fragte Daniel ungeduldig. „Ja, ich bin fertig“, gab sie zur Antwort. Daniel hielt Jenna die Autotür seines blauen Viersitzer-Cabrios auf. Als sie endlich losfuhren, drehte Daniel die Musik lauter, um in Feierstimmung zu kommen. Jenna musterte Steven noch ein bisschen. ‚Es heißt doch, dass es der erste Eindruck ist, der zählt, oder? Also wenn das so ist, dieser erste Eindruck war verdammt gut.’ Besser konnte sie es nicht beschreiben. Die Jungs waren schnell in ein Gespräch verwickelt und Jenna genoss den Wind, der umher wirbelte. Es fühlte sich nach…nach Freiheit an. Freiheit, nach allen Anstrengungen des Tages, die der Wind einfach von ihr wehte.






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