Future Wife - Teil 24

Autor: Lora15
veröffentlicht am: 20.07.2012


Kapitel 24 – Schwere Entscheidung


Der Kongress fing um zweiundzwanzig Uhr an, der Flug ging um zwanzig Uhr und ich sollte zwei Stunden davor bei JC auftauchen. Ich kam ein wenig zu spät, denn Jim hatte mich gebeten ihm in einer Abteilung noch zu helfen. Eine halbe Stunde später tauchte ich bei JC auf und hoffte es war auch ihre Wohnung. Es sollte das Zimmer 1276 Etage 2351 sein. Als ich eine Schaltfläche berührte, konnte ich einen schrillen Ton von innen hören. Die Tür sprang auf und JC starrte mich wütend an.
„Jetzt haben wir nur noch eine knappe Stunde.“, meckerte sie.
„Ja, tut mir leid. Jim hatte meine Hilfe gebraucht und ich konnte ihm es nicht abschlagen.“
„Also gut, komm herein.“, bat sie mich und trat zur Seite. Ihr Nagalya kam auf mich zu gesprungen und schnurrte laut.
„Wow, das ist wirklich seltsam, normalerweise faucht sie immer, wenn Fremde mein Zimmer betreten.“, wunderte sie sich.
Ich streichelte sanft über den etwas kleinen Kopf und kraulte sie am Hals.
„Sie schnurrt ziemlich laut.“, lächelte ich.
„Oh, es ist keine sie, er heißt Nyx.“, korrigierte sie mich.
Ich lief mit ihr ins Wohnzimmer und im Vergleich mit Kyles Wohnung schien es hier ein wenig origineller zu sein. Modernere Küche, Badezimmer, schwebende Sofas und ein 3D Bildschirm an der Wand. In einem so ähnlichen Schrank wie meinen wühlte sie ihre ganzen Kleider durch.
„Moment!“, rief sie und drehte sich zu mir um. Dann griff sie an meinen Kiefer und schaute in meine Augen. Mir fiel nie auf, dass JCs Iris auf einmal die Farbe Lila hatte.
„Aha, also grün.“
Dann schaute sie eine Weile nach und setzte mich an einen kleinen Tisch mit Spiegel. Darin konnte ich erkennen, wie sie ein dunkelgrünes trägerloses Kleid teilweise aus Seide bestand, hinhielt. Ich drehte mich zu ihr um. Unter der Oberweite war es eng geschnitten und ging ungefähr bis zu den Knien. Sie gab mir auch schwarze glänzende Stöckelschuhe, die vorne rund waren.
„Wie findest du es?“, grinste sie.
„Es sieht schön aus, aber vertraust du mir wirklich so ein schönes Kleid an?“, fragte ich ungewiss.
„Selbstverständlich. Na los, zieh es an. Du kannst dich in meinem Zimmer umziehen.“
Ich schnappte mir das Kleid und lief in ihr Zimmer. Verträumt fuhr ich über den seidigen Überzug. Hinten hatte es einen Reißverschluss und dort war ein BH schon eingebaut. Fertig angezogen kam ich heraus und JC kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Du siehst wunderschön aus, Lou. Das nehmen wir.“, beschloss sie und ich setzte mich auf den Stuhl an dem kleinen Tischchen. Mit einem merkwürdigen Stab, der blaues Licht abgab, glättet sie in Sekundenschnelle meine Haare. Wahrscheinlich durch die merkwürdigen Strahlen zogen sich die Haare lang. Dadurch gingen sie mir sogar bis zu Elle.
„Du hast aber lange Haare.“, staunte sie. Dann begann sie mit einer Steckfrisur. Sie band meine Haare zusammen, machte einen kleinen Knoten hinten und der Rest hing einerseits über meine Schulter. Den Pony machte sie auch noch zurecht und sie bestand darauf mir auch Wimpertusche auf die Augen zu machen.
„Ich bin wirklich fassungslos.“, meinte sie. „Da wird sich aber jemand freuen.“
Ich musste beschämend lächeln.
„Dir ist schon klar, Lou, dass du dort auch tanzen musst.“, erinnerte sie mich daran.
„Falls du jetzt damit sagen möchtest, dass ich nicht tanzen kann, dann irrst du dich.“, durchkreuzte ich ihren Plan, mir das Tanzen beizubringen.
„Ihr hattet schon einmal einen Ball auf der Schule, oder?“
„Ja und deswegen kann ich auch tanzen.“, lobte ich mich selber.
„Hier, nimm das noch mit, sonst wird es zu kalt.“, rief sie und schmiss mit einen schwarzen Bolero zu. Ich zog ihn an, bedankte mich bei ihr und verschwand im Auto. Ich war sofort da und hatte sogar noch zwanzig Minuten Zeit bis zur Abfahrt. Gespannt und nervös klopfte ich an Ryans Tür. Bestimmt hatte sich PG um ihn gekümmert und er bekam einen Smoking. Jedoch als ich das Zimmer betrat war es stockdunkel. War er nicht da? Ich suchte die Schaltfläche um das Licht anmachen zu können, doch da stieß jemand die Tür zu. Mein Körper spannte sich an und ich suchte den Lichtschalter nervös weiter.
„Ryan das ist nicht witzig, hörst du.“, meckerte ich und hoffte es war nur ein dummer Scherz von ihm. Da ging das Licht an und mein Atem stockte. Ryan war in Ketten gelegt worden und hatte merkwürdige blinkende Fesseln um seine Handgelenke.
„Ryan!“, rief ich und versuchte sie zu lösen.
„Lou, renn weg, hier ist…“, wollte er mich warnen, aber eine bekannte Stimme unterbrach ihn. „Ah, Lou!“
Langsam und ängstlich drehte ich mich um und sah Benett. Zwei seiner Wachen packten rechts und links Ryans Arme. Mein ganzer Körper bebte und ich versuchte vor ihm keine Angst zu zeigen. Ja, ich hatte Angst. Jedes Mal wenn ich in seine Augen sehen musste, empfand ich nur Hass und Wut. Aber als ich erfuhr wie raffiniert, lästig und hinterlistig Benett seien kann, fürchtete ich mich vor ihm. Er grinste mich arg an.
„Weißt du, letztens erst ist mir klar geworden wie oft und schnell du immer wieder meine Pläne durchkreuzt hast. Du hattest einen meiner Professoren benutzt, mein Geheimversteck in der Wüste zerstört und sogar meinen Giganten zu Grunde gebracht. Jedes dieser Verluste machte mich immer mehr wütender. Bis ich auf eine so schöne Idee kam.“
Er ging hinter mich und legte seine Hand an meinen Hals. Mein Atem war unregelmäßig und mein Puls war heftig laut.
„Wieso hast du eine so plötzliche Angst? Ich werde dir nichts tun, Lou, aber ich schlage dir einen Handel vor.“
„Ich gehe keinen Handel mit dir ein.“, erwiderte ich.
„Das musst du aber unbedingt. Weißt du, denn sonst könnte es passieren, das Ryan etwas zustoßen könnte und das wollen wir ja unbedingt vermeiden.“
Ich hatte keine andere Wahl, als mir seinen Vorschlag anzuhören. Benett war klug. Er bekam immer mit Druckmitteln, das was er wollte und das hatte er auch bei mir erreicht.
„Was willst du, Benett?“, sprach ich leicht aggressiv und ballte die Fäuste zusammen.
Er seufzte gereizt.
„Ich verstehe euch Plagegeister einfach nicht. Immerhin zerstört ihr ständig meine Werke und Pläne und dann nennt ihr mich immer noch beim Nachnamen. Dabei heiße ich eigentlich James. Ich dachte immer wir kennen uns doch so gut.“
„Nun sag schon, was verlangst du?“, hob sich meine Stimme.
„Nur einen Klitzekleinen Gefallen. Ich möchte dass du den Professor überzeugst, der übrigens den Senatoren dieses lästige Gerücht aufgetischt hat, dass er ihnen auch wieder sagt, dass es sich um ein Missverständnis handelt.“
„Das kannst du vergessen!“, rief ich.
Er ging zu Ryan hin, griff nach seinen Haaren und zog ihn nach hinten. Er schrie kurz auf.
„Hör auf!“, schrie ich und fand es unerträglich wie er ihn behandelte.
„Dann geh mit mir den Handel ein.“, sagte er und ließ seine Haare los. Mit tränengefüllten Augen ging ich zu Ryan und schaute ihn an. Was soll ich bloß tun? Wenn ich den Handel eingehe, werden vielleicht die Senatoren verraten und das alles wegen mir, aber ich möchte auch auf keinen Fall Ryan verlieren. Ohne ihn wäre mein Leben sinnlos. Niemals würde ich sein Leben aufs Spiel setzen wollen. Mit schwerer Entschlossenheit wandte ich mich zu Benett und schaute ihm in die Augen.
„Was soll ich tun?“, ging ich seinen Handel ein und dabei kullerte mir eine Träne herunter.
„Nein, Lou! Tu das nicht! Mein Leben ist es nicht wert, das tausend andere später sterben müssen.“, schrie Ryan dazwischen, jedoch hielten die Wachen ihm den Mund zu und verpassten ihm einen heftigen Tritt, damit er still blieb.
„Braves Mädchen.“, grinste er frohlockend. „Wenn du mich verstehen könntest, dann wären wir bestimmt ein gutes Team, Lou. Wir zwei würden dann über alles regieren und nichts stünde uns im Weg.“
„Eher sterbe ich.“, gab ich würdig zu.
„Naja, schade drum, aber solange du deinen Teil der Abmachung hältst, wird deinem Ryan nichts geschehen, das verspreche ich dir.“, schwor er.
„Hast du das nichts schon einmal getan und es nicht gehalten?“
Damals hatte Benett mir auch versprochen Ryan und den Ceck von Nik gehen zu lassen, jedoch landete Ryan bei mir in meiner Zelle. Daraufhin wusste ich dass man auf seinen Handel lieber niemals eingehen sollte.
„Damals hattest du mich leider falsch verstanden. Ich sagte ich lasse den Ceck gehen, aber von Ryan war keine Rede. Außerdem kam er wieder zurück und das nervte mich nun mal. Dafür musste er bezahlen. Wahrscheinlich, wenn ihr nicht entkommen wärt, hätte ich ihn foltern gelassen und ihn zu den anderen Eaganern gesteckt.“
„Du mieser Bastard.“, rief ich wütend.
Er kam auf mich zu und griff kräftig nach meinem Kiefer. Mein Puls stieg noch mehr und meine Beine waren wackelig, wie jedes Mal, wenn ich Todesangst hatte und das vor allem um Ryan. Er schaute mir wutentbrannt in die Augen.
„Zügel dein Mundwerk lieber, sonst muss er darunter leider.“, warnte er mich und ließ mein Kinn los. Er wusch meine Tränen weg und drehte mich dann gewaltsam zu Ryan um.
„Sieh ihn dir an. Mich würde interessieren, ob dir sein Leben wichtiger wäre, als dein eigenes.“
Ich schaute in seine Auge und sah die Angst in ihm. Aber welche war es, die die er um mich hatte oder seine eigene?
„Tu’s nicht, Lou. Du darfst den Professor nicht verraten. Das ist es nicht wert.“, hielt er mühsam seine Tränen zurück.
„Es tut mir leid, aber das werde ich nicht zulassen, dass sie dich töten. Du hast gesagt das wir das gemeinsam durchstehen.“, schniefte ich und ging auf ihn zu. Er hob seine Arme hoch, damit ich ihn umarmen konnte und am liebsten hätte ich ihn nie wieder losgelassen. Was ist wenn Benett sein Versprechen wirklich nicht hielt und er getötet wurde?
„Wir rührend.“, spottete er. Er küsste mich noch bevor wir uns lösten.
Benett kam zu mir und gab mir einen kleinen Chip.
„Wenn du den in den Nacken des Professors steckst, wird er alles tun, was du verlangst. Du wirst ihm sagen, dass er auf den Kongress geht und sagt, dass ich absolut unschuldig bin und er sich geirrt haben muss. Ich sei sogar ein Freund des Senats.“, befahl er mir. Noch ein letztes Mal schaute ich zurück zu Ryan und mir lief erneut eine Träne die Wange hinunter.
Bevor ich aus dem Zimmer verschwand, blickte ich Benett mit ernster Miene an.
„Wenn du dein Versprechen brechen solltest und ihm nur ein Haar gekrümmt wird, dann schwöre ich dir, ich werde dich jagen, ich werde dich finden und dich töten, qualvoll, James Benett.“, betonte ich seinen Namen um ihm klar zu machen, das ich es ernst meine. Draußen musste ich erstmals wieder zur Ruhe kommen, denn meine Beine waren immer noch wackelig. Ich wollte auf das Büro des Professors zugehen, aber Nova tippte auf meine Schulter. Mein Herz bekam einen heftigen Stich, da ich mich fürchterlich erschreckte.
„Nova!“, rief ich nervös und versteckte meine rechte Hand hinter meinem Rücken.
„Du siehst richtig hübsch aus.“, lächelte sie und strich über ihr langes weißes Seidenkleid mit Trägern, um einen Fussel wegzumachen.
„Kommst du? Die anderen warten schon, der Professor kommt auch gleich.“
„Nein. Ich meine, ich komme sofort, geh du doch schon mal vor, denn der Professor erwartet mich noch.“, stammelte ich nervös.
„Gut, wie du meinst. Bis gleich.“, rief sie und ging zum Fahrstuhl. Erwartungsvoll wartete ich ab, bis sie verschwand und trat in das Zimmer von Elius ein.
„Professor, ich muss noch etwas mit ihnen bereden.“, meldete ich mich und ging um seinen Schreibtisch herum. Er blickte mich misstrauisch an und zog eine Augenbraue hoch.
„Oh! Was haben sie denn da auf der Schulter?“, fragte ich überrascht und steckte ihm dabei schnell den Chip in den Nacken.
Er blickte mich stumm an und ich sah ihm genau in die Augen.
„Sie hören mir jetzt ganz genau zu…“
Später stiegen wir alle in das Flugzeug ein und ich zog mein Kleid unter meinen Hinter glatt, damit es sonst nicht zerknitterte. Ständig dachte ich nur an Ryan. Wie ging es ihm wohl? Wo hatte er ihn bloß versteckt? Aber eins wusste ich genau, wenn er Ryan in der Hand hatte, dann musste er ganz in seiner Nähe sein, also auf dem Kongress. Da es auch teilweise ein Ball ist wird zuerst getanzt, dann gegessen und schließlich kommt es zur Besprechung. Alle Professoren nahmen ihre engsten und vertrauenswürdigsten Freunde oder Mitarbeiter mit, sowie auch vielleicht Verwandte. Wahrscheinlich war der Saal voll und dadurch könnte ich unbemerkt nach Ryan suchen. Er sollte eigentlich mein Tanzpartner seien und dabei hatte ich mich so sehr auf diesen Abend gefreut.
Nova beugte sich zu mir rüber.
„Sag mal, wo ist Ryan? Er wollte doch auch kommen.“, fragte sie neugierig.
„Ach, der kommt nach meinte er, denn er fand seinen Smoking nicht passend.“
„Aha.“, murmelte sie und klang ein wenig misstrauisch was auch verständlich war, durch mein nervöses Stammeln.
Das Flugzeug landete. Den hypnotisierten Professor behielt ich immer im Auge, denn er durfte nur zu einem bestimmten Zeitpunkt den Satz sagen. Wir fuhren dreitausend Meter hoch, nach ganz oben. Der Saal sah genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es gab spiegelnde beige Fliesen, Säulen, einen langen Tisch am Ende des Saals, viele Menschen, und einen riesigen Kronleuchter an der hohen Decke, wo die Sterne zu sehen waren. Um den Saal gab es noch Balkonreihen, wo einige Wachen postiert waren. Die Senatoren erkannte man sofort. Jeder trug ein bestimmtes Gewand, weiß und mit einem merkwürdigen Zeichen auf dem Rücken. Der Professor trug so eins nicht, das wahrscheinlich meine Schuld war, da er schon hypnotisiert wurde. Alle kamen auf Elius zu gerannt und begrüßten ihn freundlich. Sie stellten ihm ihre Begleiter vor. Benett war sogar schon da und grinste mich arglistig an, dabei lief mir ein Schauer über den Rücken. Da nun alle vollzählig waren, stieg einer der Senatoren auf ein Podest, das aus dem Boden ragte und klopfte mit dem Löffel gegen ein Weinglas. Es klirrte laut und der Saal wurde still.
„Ich danke euch für euer Kommen und möchte unseren Ehrengast begrüßen, James Benett.“, rief er mit deutlicher Stimme und die Gäste klatschten. „Jedoch bevor wir mit dem Festmahl beginnen, amüsieren wir uns noch bei einem Tanz gut.“ Wieder klatschten die Gäste und hinter einer Wand ragten Musiker mit Instrumenten heraus und spielten eine Melodie von Beethoven. Gerade als jeder beschäftigt war, wollte ich in die Seitengänge gehen, um nach Ryan zu suchen, aber jemand hielt mich auf.
„Lou, so warte doch.“, rief eine bekannte Stimme und dabei entfachte sich meine Wut erneut. Am liebsten wäre ich weiter gegangen und täte so, als ob ich ihn nicht gehört hätte, aber schließlich drehte ich mich doch zu ihm um.
„Was willst du schon wieder, Benett?“, fragte ich gereizt. Doch da verbeugte er sich und hielt mir seine Hand hin. Er forderte mich zum Tanz auf? Als ich mich umschaute fiel es einigen Leuten auf und wenn ich jetzt ablehnte, käme es nicht sehr gut bei den Senatoren an, die auch auf mich schauten und die Benett als ihren Ehrengast ansahen. Zögernd nahm ich seine Hand und die Blicke verschwanden wieder. Er legte seinen Arm um mich und ich lehnte meinen auf seine Schulter. Er tanzte genau die Schritte, die ich auch auf meinem Abschlussball tanzte und deswegen konnte ich gut mit ihm mithalten. Am liebsten wäre ich an seinen Hals gesprungen und hätte ihn erwürgt, aber bei den ganzen Blicken war das wohl kaum möglich. Die anderen vier starrten mich verblüfft an, weil ich wahrscheinlich nie diesen Tanz angenommen hätte, jedoch wussten sie nicht dass er Ryan in der Hand hatte. Bei dem Tanz spannten sich all meine Muskeln zusammen und mein Körper zitterte. Jedoch lief mir die Zeit davon. Ich musste Ryan finden.
Ich blieb stehen und entschuldigte mich, da ich auf die „Toilette“ musste. Benett sah mir noch solange nach, bis ich rechts in einen der Gänge einbog. Es war still und über durch den roten Teppich, verstummten die Geräusche die meine Schuhe verursachten. Es war schwer in ihnen zu gehen, da ich das eigentlich nicht gewohnt bin und zog sie aus. Am Ende des Ganges befand sich eine Tür, die ich langsam öffnete und schon die ersten Geräusche hörte. Es waren Stimmen und Gelächter zwei Männer. Auf dem Boden saß Ryan mit einem mürrischen Gesicht und die Maskenmänner standen vor ihm Wache. Neben ihnen führte eine breite Treppe hoch zu einer weiteren Etage, die wahrscheinlich zu den Balkonen im Saal gelangte. Unter der Treppe war ein Aufzug. In Ryans Gesicht konnte ich erkennen, dass es ihn nervte bei zwei endlos prahlenden Männern zu sitzen. Doch jetzt wusste ich wo Ryan sich befand und nun musste ich abwarten bis die Besprechung anfing, um ihn dann retten zu können. Die Schuhe zog ich rasch wieder an, kehrte zum Saal zurück und Benett hatte sich schon auf einen Stuhl gesessen, weil er die Besprechung kaum abwarten konnte. Nach fast einer halben Stunden setzten sich mehrere Gäste schon hin und erneut klirrte das Weinglas.
„Dann beginnen wir nun mit dem Festmahl.“, rief er mit einem akkuraten Lächeln auf dem Gesicht. Es gab vorzügliche Speisen, man konnte sie auf einer langen Speisekarte bestellen. Ich aß nicht viel, da mir es keinen Appetit machte, ohne Ryan. Nova und Valerie saßen neben mir.
„Sag mal, Lou, wo bleibt denn Ryan? Wollte er nicht nachkommen oder ziehst du so ein trauriges Gesicht, weil er doch nicht kommen konnte?“, fragte Nova und wollte mich ein wenig aufmuntern.
„Ja, leider, er rief gerade eben an und verkündete mir, dass sein Smoking…schmutzig war.“, stammelte ich und hätte mir am liebsten selbst einen Tritt verpasst, da dies eine ziemlich lächerliche Ausrede war.
„Das ist aber Schade.“, seufzte sie.
Valerie beugte sich zu mir herüber.
„Du hast aber viel gegessen, ein belegtes Brot und Tomaten mit Mozzarella. Ist dir nicht gut oder ist es wegen Ryan?“
„Er fehlt eben bei dem Essen. Ohne ihn habe ich gar keinen großen Appetit.“, murmelte ich betrübt.
„Das tut mir leid, Lou. Das nächste Mal kaufst du ihm zwei Smokings, dann kann er den anderen anziehen, wenn einer schmutzig wird.“, lächelte sie tröstend und blickte immer auf ihr rotes Kleid, um sicher zu gehen, das es keine Flecken hatte. Das Essen hatte länger gedauert, als gedacht und umso mehr unruhiger wurde ich. Hoffentlich saß er immer noch da und hatten ihn nicht weggebracht, sonst könnte mein Plan schief laufen.
Wieder klirrte das Glas und eine Senator erhob sich vom Stuhl.
„Ich hoffe Ihnen hat das glorreiche Mahl geschmeckt, denn nun möchte ich zu einem Thema kommen, weswegen wir eigentlich hier sind. Wie ihr alle wisst ist Benett unser Ehrengast, jedoch haben wir mit ihm auch etwas Wichtiges zu besprechen.“, verkündete er und setzte sich wieder hin, da ein anderer Senator seine Rede fortsetzte.
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, ohne den anderen ein Wort zu sagen, stand ich auf und lief leise wieder in den Gang. Benett wurde leicht nervös und hätte am liebsten ein Warnsignal gegeben, jedoch beobachtete ihn jeder genau. Wieder zog ich meine Schuhe aus, falls ich laufen musste und stellte sie neben die Tür. Vorsichtig öffnete ich die Tür und es war Glück, dass sie immer noch da saßen. Mittlerweile setzten sich die Wachen auch hin und hatten selbst das Warten satt. Sie sprachen sogar manchmal mit Ryan, als wäre er auch einer von ihnen. Sie fragten ihn über tägliche Dinge nach und Männerkram. Aber Ryans Antworten waren meistens nur Laute oder genervte Seufzer. Aus meinem Haar entnahm ich eine Spange die eine weiße Kugel am Ende hatte und klopfte sie sanft gegen die Wand, um zu prüfen wie laut es klang. Mit leisen Schritten stellte ich mich hinter eine Säule und warf die Spange durch das Geländer hoch, sodass es sich ein helltoniger Stöckelschuh anhörte. Einer der Wachen bemerkte es und schlich die Treppe hoch. An meiner Kette riss ich die Kugel ab und dachte gut darüber nach, wie ich den einen still bekomme und gleichzeitig festnageln kann. Ich zielte auf ihn und die Kugel teilte sich in drei. Zwei nagelten seine Hände an der Wand fest und der andere landete auf seinem Mund. Mit Mühe drückte ich ihn gegen die Wand und kam hinter der Säule zum Vorschein. Ryan lächelte mich erleichtert an.
„Wie kann man seine Fesseln lösen?“, fragte ich.
Ich machte seinen Mund frei und er keuchte zuerst nur. Doch durch mein heftiges drücken gegen die Wand, bekam er Angst und gab sein Schweigen auf.
„Bei meinem Kollegen in der Tasche ist eine Karte und mit der kann man die Fesseln lösen.“, ächzte er.
Mit einem kräftigen Kopfschlag fiel er bewusstlos zu Boden. Ich kniete mich zu Ryan hinunter und nahm seine Hände.
„Warte hier. Ich werde mir oben den anderen vorknöpfen, bin gleich wieder zurück.“, versicherte ich ihm.
Oben gab es noch drei Türen und eine davon war offen. Ich schlich mich an den Rand und schaute langsam um die Ecke. Der andere Mann durchsuchte einen Schrank, der in einem Gästezimmer stand. Es schien ihm zu gefallen, fremde Wäsche durchzuwühlen, so nutzte ich die Gelegenheit und schlug ihn von hinten bewusstlos. Die Karte entriss ich ihm und lief schleunigst hinunter. Doch vom Saal hörte ich Geschreie und wütende Laute. Mein Plan ging auf. Mit großen Sprüngen flog ich fast die Treppen hinunter und kniete mich zu ihm hinunter. An den merkwürdigen Plastikfesseln war ein Schlitz und dadurch fuhr ich dann die Karte, sie öffneten sich. Er rieb sich an den Handgelenken und nahm mich fest in den Arm.
„Oh, Ryan, ich hatte wirklich gedacht, das er dich töten würde.“, schluchzte ich und freute mich ihn endlich wieder seine Wärme zu spüren.
„Aber dafür sagt der Professor nun allen das Benett unschuldig ist.“, seufzte er.
„Sei dir da mal nicht so sicher.“, entgegnete ich mit einem siegreichen Lächeln. Da stürmten auch schon die Wachen in den Flur mit Benett an der Front. Sein Gesicht war rot und er schäumte nur so vor Wut. Ängstlich griff ich nach Ryans Arm und schmiegte mich an ihn. Schützend stellte er sich vor mich und blickte ihn bitter an. Am liebsten hätte er mich erwürgt, aber die Senatoren und deren Wachen blieben ihn auf den Fersen. Er benutzte den Aufzug und konnte entkommen. Jetzt fragte sich Ryan natürlich warum die Senatoren ihm nachliefen, das erkannte ich schon an seinem Ausdruck.
„Was hast du getan?“, fragte er.
„Ich habe dem Professor genau das Gegenteil gesagt, denn er sprach genau das, was ich schon immer den Senatoren sagen wollte.“, bejubelte ich den Sieg.
Die anderen vier kamen mit verblüfften Gesichtern auf mich zu.
„Wieso hast du uns nichts davon erzählt?“, fragte Jim.
„Das wäre zu Risikoreich gewesen und außerdem schaffte ich es ja auch allein und konnte somit beweisen, dass ich auch einmal nützlich bin.“, redete ich mir stolz ein.
Der Professor stand immer noch hypnotisiert bei den Senatoren und ich zog ihm den Chip aus den Nacken. Er atmete heftig auf und schaute mich wütend an.
„Lou, was zum…“, schrie er, stoppte jedoch, weil er merkte, dass er sich nicht mehr im Saal befand. Er musterte alles und drehte sich dann zu den Senatoren um. Obwohl er nicht wusste, was passiert war, entschuldigte er sich bei jedem.
Der Abend wurde spät und wir kehrten nach Hause zurück. Erschöpft legte sich jeder Schlafen und ruhte sich bis morgen Mittag aus. Von Benett war nichts mehr zu hören, er entkam, was ich mir auch denken konnte, aber dadurch hatte ich nur noch mehr Angst. Was mir auf jeden Fall bewusst war, war, das er bei unserem nächsten Treffen umbringen wird und das gnadenlos. Schließlich war die Polizei hinter ihm und er musste nun ein Versteck finden. Seine täglichen Aufträge machte wahrscheinlich Terra weiter, solange er sich versteckt hielt. Die nächsten Wochen waren nur Ruhe und Frieden, mir kam es so vor, als wäre nun alles vorbei, das sagte mir jedenfalls mein Wille, aber meine Gefühle waren immer noch voller Angst. Schließlich gönnte der Professor uns einen Urlaub, aber nur fünf Tage lang. Valerie und Nova flogen an den Strand, Alex und Jim in eine Wellnesscenter und Ryan und ich waren ideenlos.
„Vielleicht sollten wir einfach hier bleiben.“, meinte ich und legte mein Kinn auf seine Brust. Er kraulte meinen Kopf sanft und blickte hoch zur Decke.
„Ein wenig Urlaub täte uns aber gut. Außerdem, wann bekommen wir schon einmal Urlaub?“, entgegnete er.
„Du hast Recht. Vielleicht kann uns der Professor oder JC ein paar Urlaubstipps geben.“, schlug ich vor.
„Ich war noch nie im Urlaub.“, gab er zu und seufzte.
„Wieso nicht?“
„Mein Leben bestand nur aus Weglaufen, Verstecken und Armseligkeit. Wie hätte ich da in Urlaub fahren können. Ich bezeichnete schon eine Blumenwiese als Wunder der Natur, weil ich sonst nichts anderes kannte.“
„Das tut mir leid, Schatz.“, bemitleidete ich ihn und streichelte über seine Wange.
Später entschlossen wir uns doch JC um Rat zu fragen, da wir keinen geeigneten Urlaubsort fanden. Sie nannte uns viele Orte, die meisten waren nur Orte an denen ich mir mit Ryan vorkäme wie ein Rentnerpärchen. Aber sie nannte uns einen Ort der mir gefiel. In der Nähe von Desar war unterhalb der Stadt ein riesiges Tal und das nannte man das Nihad-Tal, es gab einen riesigen Dschungel, den gigantischen Wasserfall und tatsächlich zwei Hotels. Eines war in der Nähe vom Wasserfall und das andere mitten im Dschungel. Ryan warnte mich. Er hasste es im Gestrüpp zu leben und so entschlossen wir uns für das Hotel am Wasserfall. Da schon die andere längst fort waren, packten wir sofort unsere Koffer und bevor ich aus dem Zimmer verschwand tauchte JC bei mir auf. Sie entnahm mir meine Koffer und setzte sich mit mir auf das Bett. Ihre Ausdruck war aufgeregt und nervös.
„Was ist los?“, fragte ich besorgt.
„Keine Angst, es ist nichts Schlimmes, nur…“, beruhigte sie mich und atmete dann tief durch. „Da du keine Eltern mehr hast, Lou, finde ich, sollte ich es dir sagen, sonst gibt es ja niemand anderen. Du bist ja bestimmt noch Jungfrau, nicht?“, fragte sie und fand es selbst etwas beunruhigend mit mir über so eine Sache zu reden. Jedoch gab sie sich die allergrößte Mühe und sie jetzt davon abzuhalten, wäre gemein. Deswegen hörte ich mir einfach an, was sie zu sagen hatte und nickte.
„Ich will dir jetzt nicht den Kinderkram sagen, wie das alles funktioniert, weil du das schon längst weißt, sondern es geht eigentlich eher um deine Gebärfähigkeit.“
Meine Augen weiteten sich. „Nichts falsches Denken!“, rief sie, bevor ich mich beschweren wollte.
„Der Punkt ist, du kannst nicht schwanger werden, also sind Verhütungsmittel für dich unnötig. Selbst bei Geschlechtskrankheiten, da du gegen alles immun bist.“
„Aber wieso kann ich nicht schwanger werden?“, fragte ich mit einer leicht enttäuschten Stimme.
„Sobald ein genetischer Mensch entwickelt wird, ist es eine Pflicht die Personen Gebärunfähig zu machen, weil das Risiko bestätigt, dass dieses Kind vielleicht behindert werden könnte. Normalerweise schneidet man alles bei dir unten raus, war aber unnötig, weil deine genetischen Kräfte dir eine Schwangerschaft blockieren. Deswegen bekommen auch, Nova und Valerie ihre Periode nicht, aber du schon.“
„Aber das hängt doch dann irgendwie mit einer Eizelle zusammen, wenn ich meine Periode bekomme, oder nicht?“, fragte ich und wurde immer nervöser bei dem Gespräch. JC atmete erneut auf.
„Ja, aber deine Eizelle löst sich auf, weil es dein Körper als Fremdkörper ansieht und sie zerstört. Also sobald das Ei in den Eilleiter kommt, ist es in zwei Stunden aufgelöst. Du kannst unmöglich schwanger werden und brauchst dir keine Gedanken zu machen.“, beruhigte sie mich und ich war froh, dass dieses Gespräch ein Ende hatte.
„Gut, dass diese Biologiestunde zu Ende ist.“, murmelte ich erleichtert.
Bevor ich mit den Schiebekoffern aus meinem Zimmer verschwinden wollte, nahm JC mich noch in den Arm.
„Viel Spaß!“, wünschte sie mir und ließ mich weiter gehen.






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12 Teil 13 Teil 14 Teil 15 Teil 16 Teil 17 Teil 18 Teil 19 Teil 20 Teil 21 Teil 22 Teil 23 Teil 24


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz