Future Wife - Teil 19

Autor: Lora15
veröffentlicht am: 01.07.2011


Kapitel 19 – Alles was zählt ist die Liebe


Dann hörte ich ein bekanntes genervtes Seufzen.
„Ich hatte so schön geschlafen.“
Ich fuhr herum und schaute auf den Gang. Ryan stand neben einer Theke und stützte sich mit einem Arm ab. Er gähnte und kratzte sich an seinem nackten Oberkörper.
„Was machst du denn da?“, fragte er genervt.
„Ich esse? Und was machst du hier?“
„JC beauftragte mich dich aus der Küche zu holen.“
„Wieso kommt sie einfach nicht selbst?“, rief ich.
„Weil sie daheim in ihrer Wohnung schläft.“
Ich gab einen tiefen Seufzer von mir und schälte die Mandarine weiter.
„Morgen gibt es doch Frühstück, bitte Lou, ich bin hundemüde.“
„Ich kann aber nicht schlafen und ich habe Hunger.“
„Du bist so dickköpfig.“, brummte er.
„Tja, damit musst du klar kommen.“, grinste ich frech.
„Gut, iss aber schnell und sag JC nicht, das ich dich weiter habe futtern lassen. Solang du dann noch isst, werde ich mich neben dich setzen und aufpassen, das du nicht wieder an den Kühl-schrank gehst.“
Er schnappte sich einen Stuhl und setzte sich träge hin. Dann ließ er seinen Kopf auf den Arm fallen und schloss die Augen. Als ich mir den Bauch mit Obst vollgeschlagen hatte, wollte ich Ryan aufwecken, jedoch schlief er tief und fest. Ich rüttelte ihn am Arm und rief nach ihm, aber er rührte sich nicht. Dann wollte ich am liebsten gehen, aber das wäre ziemlich gemein gewesen. Am Morgen hätten die Köche noch gedacht Ryan hätte alles gegessen und er bekäme die Schuld. Außerdem juckte mich die Frage, woher JC wusste, dass ich in der Küche war. Vielleicht sind hier Kameras installiert oder Bewegungsmelder, sobald jemand nach sechsundzwanzig Uhr die Kammer betritt. Ein Melder musste es JC gemeldet haben, aber wieso wusste sie dann ausgerechnet das ich es war? Ich versuchte ein weiteres Mal Ryan zu wecken, dennoch war er im Tiefschlaf. Schließlich schrie ich in sein Ohr und er wachte erschrocken auf.
„Schrei doch nicht so!“, nörgelte er.
„Du hast einen tiefen Schlaf, ich hatte keine Wahl, als dich anzuschreien.“
„Jetzt bin ich wahrscheinlich tauber als vorher.“
„Sei nicht so ein Miesepeter. Es wäre schlimmer gewesen, wenn ich dich hier unten allein gelassen hätte.“
„Das hättest du niemals getan.“
Ich griff nach seinem Arm und zog ihn vom Stuhl hinunter und er taumelte mit mir in den Aufzug.
„Glaub mir, ich hätte es getan.“, lachte ich.
Er schaute mich ungläubig an.
Als wir vor unseren Zimmertüren standen, warnte er mich noch. „Wehe du verlässt erneut das Zimmer, dann werde ich nicht mehr kommen.“
„Sei mir Recht.“, grinste ich.
„Gute Nacht!“, gähnte er und ging in sein Zimmer. Ich legte mich erneut wieder hin und mir ging es besser, da mein Magen gefüllt war.
Am nächsten Morgen zog ich mich um, duschte mich und aß anschließend mein Frühstück. JC erwischte mich auf dem Flur, als ich gerade zum Professor unterwegs war.
„Was hast du mitten in der Nacht in der Küche verloren?“, fragte sie mich ernst.
„Nun, ich hatte Hunger und konnte nicht schlafen, weil ich viel-leicht seit fast drei Tagen nichts im Magen hatte.“
Sie schaute mich verblüfft an.
„Oh, das wusste ich nicht.“, entschuldigte sie sich.
„Nicht so schlimm.“
„Wohin gehst du nun?“, fragte sie und wechselte beschämt das Thema.
„Zum Professor, ich habe neue Informationen.“
Sie blickte mich überrascht an.
„Kann ich mit dir kommen?“
Ich winkte mit der Hand in die Richtung seines Büros und wir machten uns sofort auf den Weg. Ich klopfte an und öffnete die Tür, der Professor saß auf seinem Stuhl und bat uns Platz zu nehmen.
„Ah Lou, dir scheint es besser zu gehen.“, lächelte er.
„Ja. Professor, ich habe wichtige Neuigkeiten.“
Gespannt wartete er auf meine Nachricht.
„Als ich in der Zelle saß, kam Benett auf mich zu und wir unter-hielten uns. Mich machte es immer noch wütend dass er nun den Giganten erwecken kann, aber das ist jetzt nicht von Bedeutung. Benett fing an darüber zu reden, dass es nichts nützte ihn einzusperren, da Profis ihn wieder befreien würden. Jedoch hielt er plötzlich inne und ich konnte in seinen Augen eine Träne entdecken.“
„Bist du dir sicher? Manchmal spielt das Licht dir einen Streich.“
„Ich bin mir hundert Prozent sicher, Professor.“
Er rieb an seinem Kinn und dachte nach.
„Was glaubst du hat das zu bedeuten?“, fragte er.
„Nun, ich denke Benett hatte eine Vergangenheit und er wird durch einen ewigen Hass geleitet. Etwas muss in seiner Vergan-genheit passiert sein, das ihn änderte. Ich denke auch dass er eine Person damit meinte, als er inne hielt. Die einzige Möglichkeit das heraus zu finden, wäre Benetts Akte zu kennen.“
„Das wird aber schwierig werden, weil ich mir gut denken kann, das Benett diese Vergangenheit bereits vernichtete. Wenn er einen Hass auf die Eaganer hat, dann müssten sie es eigentlich am besten wissen. Ich denke mir nämlich, Benett ist sehr reich und mächtig, dadurch landet jede Rede oder Kleinigkeit von ihm in der Zeitung. Wenn wirklich damals etwas passiert worden war, dann müsste es in der Zeitung gelandet sein und wenn nicht, dann müssten es die Eaganer wissen.“
„Vielleicht hat er deswegen zuerst Naga angegriffen, weil einige Menschen von ihm wussten.“
„Das glaube ich eher weniger, ich denke mir eher, dass genau an diesem Ort das Geschehnis passierte. Er wollte Beweismaterial vernichten. Falls es Zeugen dort gegeben hätte, dann verschwiegen sie es sowieso, weil sie Angst um ihr Leben hätten. Benett würde jeden vernichten, der ein Gerücht über ihn verbreitete, besonders wenn es um seine Vergangenheit ginge.“
„Ich werde Alex, Nova und Valerie nach Desar schicken. Sie sollen mit Lumo darüber sprechen und gemeinsam Zeugen suchen. Gerade in Desar verstecken sich einige.“
„Aber was ist mit mir?“, fragte ich.
„Ich möchte dich erstmals einige Tage im Zentrum behalten.“
„Aber das ist nicht fair.“
„Lou, ich möchte dich nicht ein weiteres Mal aus den Augen verlieren.“
Ich stand beleidigt auf und ging aus dem Büro.
In meinem Zimmer schmollte ich erstmals über die Entscheidung des Professors, weil ich es nicht fair fand, mich im Zentrum zu lassen. Immerhin war ich diejenige die die Informationen beschaffte. Trotzdem wird er mich nicht ewig hier einsperren können, denn eines Tages, wenn es wirklich Krieg zwischen den Eaganern und den Menschen gäbe, dann bräuchten sie mich.
Als ich in meinen Gedanken versunken war, klopfte jemand an die Tür.
„Ja?“, rief ich und Nik trat ein.
„Ich wollte nicht stören, sondern mich nur verabschieden.“
Ich schaute ihn verblüfft an.
„Du willst was? Aber Nik, was gefällt dir denn hier nicht?“
„Tut mir Leid, Lou, auch was ich dir angetan hatte, weil wir anscheinend zusammen waren. Es würde nichts bringen dir etwas vorzumachen, weil ich keine Gefühle für dich empfinde, da ich mich nicht an dich erinnere. Vielleicht war es vorher so und der Tod meiner Eltern ist mir am wichtigsten. Ich werde mit den anderen zurück nach Naga fliegen, meine Eltern begraben und unser Haus neu aufbauen. Es tut mir wirklich furchtbar leid, aber ich muss irgendwann auch weiter gehen. Ewig hier zu bleiben wäre nichts für mich. Ich vermisse die Natur, meine Freunde und selbstverständlich mein Zuhause.“
Dann nahm er unsere gemeinsame Kette von seinem Hals und legte sie mir auf mein Nachtschränkchen. „Leb wohl, Lou und viel Glück noch.“
Er verließ das Zimmer. Ich war viel zu schockiert und konnte mich deshalb nicht verabschieden. Ich würde diesen Jungen nie wieder sehen, all die Erinnerungen wollte ich sofort vergessen, aber sie schossen mir alle in den Kopf. In meinen Augen stauten sich dicke Tränen. Der Abschied fiel mir schwer und als ich die Kette in die Hand nahm, tropften meine Tränen darauf. Ich musste mich beruhigen, da es keinen Sinn machte Nik noch länger hier zu behalten. Das Beste war ihn zu vergessen und nicht mehr zurückzublicken. Erinnerungen schmerzen, aber man muss lernen loszulassen und weiter nach vorne zu blicken. Jetzt verstand ich auch Niks damaligen Traum. Es passte alles. Er verlor sein Gedächtnis und vergaß mich. Ich denke eher, dass wir einfach nicht für einander bestimmt sind. Warum sollte Nik sonst so etwas träumen?
Ich zog meine Kette ebenfalls aus und legte beide in die Schub-lade, im Nachtschränkchen.
Dann stand ich auf und ging auf Ryans Zimmer zu. Noch nie zuvor hatte ich ein anderes Zimmer betreten, weil ich mich zuerst nicht traute. Vielleicht wollten sie ihre Ruhe oder einfach nicht gestört werden. Dennoch betraten sie auch mein Zimmer und deswegen wäre es gerecht, wenn ich sie auch besuchte.
Ich klopfte an und wurde hereingebeten.
Ich öffnete die Tür und das Zimmer hatte eine komplett andere Atmosphäre. Es war so, als spazierte ich durch das Weltall, an der Decke zogen Planten vorbei und viele winzige Sterne. Unter meinen Füßen zog ein Mond vorbei und eine Sonne schien mir ins Gesicht. Im Zimmer befanden sich auch die gleichen Gegenstände wie bei mir, ein Schrank, ein Tisch mit Stuhl, ein Nachtschränkchen und ein Bett.
Ryan schaute mich verblüfft an.
„Was tust du denn hier?“, fragte er.
„So eine nette Begrüßung hätte ich nicht erwartete.“, nörgelte ich.
Ich schloss hinter mir die Tür und war immer noch begeistert von seiner Atmosphäre. Wie die Planten am Himmel vorbeizogen und die Sterne in meinen Augen funkelten.
Ryan seufzte und stellte sich zu mir.
„Mal ehrlich, brauchst du etwas?“
Ich verschränkte beleidigt die Arme und drehte meinen Kopf weg.
„Ich mache mir die Mühe hierher zu kommen und das ist dein Dank? Aber wie du willst, ich besuche dich nie wieder.“
Als ich schon zur Tür unterwegs war, hielt Ryan mich trotzdem auf.
„Ok, war doch nicht so gemeint.“, entschuldigte er sich.
Ich grinste.
Dann setzte ich mich auf sein Bett und merkte dass er auf einer Matratze schlief. Schon lange hatte ich nicht mehr auf so Einer geschlafen. Sie war ziemlich weich und umso mehr Druck man auf ihr einbaute, umso mehr sank man. Es war eine Art Schaumstoff.
Er setzte sich zu mir und wartete gespannt auf meine Worte.
„Ich wollte dich eigentlich fragen, was passiert war, als ich ent-führt wurde aus der Höhle. Ich hatte wirklich gedacht ihr hättet es nicht überlebt.“
„Nun ja, wir wollten dich retten, beziehungsweise ich…“, ver-stummte er zum Schluss.
„Was meinst du?“
„Als Terra dich mitnahm, verschloss sie die Tür und ich konnte mich nicht auf die andere Seite teleportieren. Doch dann benutzte Lumo den Entschlüsselungsgenerator. Wir entkamen und ich teleportierte uns direkt heraus. Nach einigen Sekunden kamst du aus der Höhle und ich wollte dich befreien, aber Lumo hielt mich zurück.“
Ich war schockiert, das Lumo mich nicht befreien wollte.
„Ich weiß was du jetzt denkst, aber Lumo hatte absolut recht gehabt. Die Ordnungsbehörde war noch nicht einmal in Sicht-weite und wenn ich dich befreit hätte, dann wärst du wahr-scheinlich gestorben. Hätte Lumo mich nicht aufgehalten, wäre ich wahrscheinlich an deinem Tod schuld.“, seufzte er zum Schluss und drehte den Kopf von mir weg. Er schämte sich für seine Übereifrigkeit und doch hatte er es nur gut gemeint.
„Das kann jedem mal passieren. Außerdem war ja Lumo da und hatte dich zurückgehalten. Dir wäre es bestimmt auch klar gewesen, wenn du nicht so…“, er unterbrach mich. „…eifrig gewesen wäre?“ Er senkt enttäuscht den Kopf und seufzte.
Ich wollte etwas sagen, hielt jedoch die Luft an und musste ihm zustimmen.
„Ich bin doch auch eifrig. Zum Beispiel in Naga, da hatte ich mich auch verirrt.“
„War es nicht Jims Schuld?“
„Naja, hätte ich nicht so auf die Umgebung geachtete und besser auf Jim geschaut, dann wäre es nicht passiert.“
Er schüttelte den Kopf und ließ ihn hängen.
Es war wieder meine Schuld, dass er in sich zusammenfiel. Ich wollte ihn unbedingt aufmuntern und schaute hinter mich. Dann entdeckte ich das Kissen und schmiss es ihm gegen den Hinterkopf.
„Hey!“, rief er wütend, doch ich musste laut lachen.
Er griff nach dem zweiten Kissen und schlug es auf meinen Kopf, meine Haare waren aufgewühlt und ich erschrak. Aber dann fing Ryan an zu lachen und noch nie hatte ich ihn so wunderschön Lachen gehört.
Dann grinste ich und griff wieder nach meinem Kissen. Ich schlug ihm das Kissen gegen den Arm und dann fingen wir an uns gegenseitig zu bewerfen. Schon sehr lange hatte nicht mehr so viel Spaß wie jetzt. Das hatte mir einfach gefehlt und ließ mich wieder völlig erstrahlen. Wir rannten sogar durch das Zimmer, duckten uns, wenn ein Kissen geflogen kam und konnten einfach nicht mehr aufhören.
Als Ryan auf mich zukam, hielt ich das Kissen bereit. Ich schlug auf ihn ein, jedoch duckte er sich, griff nach meinen Beinen und legte mich über seine Schulter.
„Tja, jetzt kannst du wohl nichts mehr machen.“, lachte er.
„Das ist nicht fair.“, grinste ich.
Doch dann bemerkte er das Bett hinter sich nicht und kam aus dem Gleichgewicht. Er drohte zu fallen, drehte sich herum und ich fiel auf das Bett. Ich riss ihn mit und konnte ihm direkt in die Augen schauen. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und bewunderte ihn. Mein Bauch kribbelte und ich wollte unbedingt seine Lippen wieder berühren. Da drückte er seine auf meine und ich wollte dass es nie endete. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, aber es erfüllte mich mit Begeisterung. Ich fühlte mich bei ihm geborgen, geschätzt und geliebt. Es war als konnte ich ihm alles anvertrauen, ihm alles sagen und erzählen, ohne Angst haben zu müssen, verlassen zu werden. Er war für mich wie ein Held, bester Freund und jemand mit dem ich mein Leben teilen wollte. Bei ihm vergaß ich Kummer und Schmerz und konnte glücklich sein.
Unsere Lippen lösten sich und er legte sich neben mich. Ich schob meinen Kopf auf seine Brust und umschlang seinen Bauch.
Er starrte zur Decke hoch und beobachtete die Sterne.
„Du wirst jetzt aber nicht wieder weggehen, oder?“
Er zog die Augenbrauen zusammen und umschlang meine Hüfte.
„Nie wieder!“, versprach er mir.
Ich küsste ihn glücklich auf die Wange und schloss die Augen. Am liebsten wäre ich eingeschlafen, weil ich mich wie im Paradies fühlte, ohne Sorgen. Ich wollte jeden einzelnen Augenblick genießen und für immer bei ihm bleiben. Trotzdem bedrückte ihn etwas.
„Was hast du?“, fragte ich besorgt.
„Ich habe schon lange nicht mehr so viel empfunden. Früher, als meine Eltern noch lebten, war ich auch sehr glücklich, aber ihr Tod hatte mich zu einem anderen Menschen gemacht.“
„Aber jetzt bist du doch wieder glücklich, oder?“
„Ja, aber du bist auch der einzige Mensch der mich glücklich macht.“
„Du wirst dich mit den anderen auch gut anfreunden, dann sind dir mehr Menschen wichtig.“, lächelte ich.
„Vielleicht.“
„Ryan, ich möchte dich ja nicht drängen, aber der Professor erzählte mir das deine Familie umkam und du dachtest es sei seine Schuld.“
„Ich verstehe. Mein Vater und meine Mutter waren gesuchte Verbrecher. Wir blieben meistens nicht länger als drei Tage in einer Stadt. Alles fing damit an als ich zwölf wurde. Wir hatten kein Geld und meine Mutter wollte mir unbedingt ein Geschenk geben, schon die letzten zwei Jahre lebten wir in Armut. Deswegen fing sie an zu stehlen und als sie merkte wie geschickt sie darin war, zog sie mich und meinen Vater damit hinein. Wir stahlen Geld und konnten so unsere Unterkünfte meistens bezahlen. Mein Vater lehrte mich zu verteidigen und zu kämpfen. Da ich noch ein Kind war, gewöhnte ich mich an das Weglaufen und Verstecken. Eines Nachts fanden wir unter einem Gebäude einen verkommenden Keller und versteckten uns dort, da die Polizei uns im Nacken war. Meine Eltern wollten alles daran setzen mich zu beschützen und ließen mich in einem Schrank zurück. Sie sagten sie kämen bald wieder, aber es dauerte eine Ewigkeit bis sie wiederkamen. Dadurch dass wir gesuchte Verbrecher waren, machten wir uns auch Feinde und mussten fast überall die Augen aufhalten. Als sie endlich heimkehrten, hatten sie wieder gestohlen, Essen. Mein Magen knurrte und ich aß alles auf. Durch unseren Hunger wurden wir unvorsichtig und merkten nicht dass uns eine Bande gefolgt war. Meine Eltern kämpften gegen sie und wollten mich angreifen. Ich rannte los und dann schubste mich jemand so heftig zur Seite, das ich mit dem Kopf gegen den Schrank stieß und bewusstlos wurde. Erst als ich aufwachte, sah ich, dass meine Eltern tot waren. Ich entdeckte dem Professor seine Leute, die vor ihnen standen. Bis heute glaubte ich daran das sie es waren, aber irgendwie bezweifle ich es auch.“
„Ryan, das wusste ich gar nicht. Es tut mir so leid.“
„Ist schon in Ordnung. Es ist lange her und ich muss lernen loszulassen.“
Wir blieben einige Minuten still und dabei schlief ich ein. Seit Tagen träumte ich auch wieder und selbst in meinen Träumen verspürte ich ein Bauchkribbeln. Ich befand mich einfach auf Wolke sieben.
Als ich erwachte, lag ich immer noch in Ryans Armen und er schlief. Ich befreite mich vorsichtig aus seiner Umarmung und schaute auf die Uhr. Wir hatten weitere fünf Stunden geschla-fen. Ob mich in der Zwischenzeit jemand vermisste?
Er sah beim Schlafen wie ein kleiner Junge aus und ich schob seinen Pony zur Seite, da einige Strähnen in seinen Augen han-gen. Dann beugte ich mich zu ihm und drückte meine Lippen auf seine Stirn. Ich verließ das Zimmer und kehrte in meines zurück.
Am Abend legte ich mich wieder hin und schlief ein.
Doch nur wenige Stunden später, gab es ein kurzes Erbeben und ich erwachte sofort. Schnell zog ich mich um und rannte hinaus.
Seltsam, niemand hatte es anscheinend bemerkt, außer mir. Vielleicht war es auch nur Einbildung, aber es fühlte sich so wirklich an. Jedenfalls drehte ich mich trotzdem wieder um und ging in mein Zimmer. Noch wartete ich einige Minuten und vielleicht käme ein zweites Erbeben. Es passierte jedoch nichts. Ich schüttelte den Kopf und es musste wirklich Einbildung gewesen sein. Dann legte ich mich wieder hin und konnte nicht schlafen, weil es mich völlig wach gerüttelt hatte. Ich zweifelte immer noch daran, dass es Halluzinationen waren, denn es war wirklich real. Plötzlich vibrierte wieder der Boden unter meinen Füßen. Ich wusste es! Es war keine Einbildung.
Schnell stieg ich aus dem Bett, rannte auf den Flur und stürmte in Ryans Zimmer hinein. Er wollte zuerst nicht reagieren, aber ich rüttelte ihn gleich wach.
„Was ist denn los, Lou? Soll das jetzt jede Nacht so gehen?“, nuschelte er.
„Nein, aber etwas bebt ständig in meinem Zimmer. Wirklich! Bitte komm schnell!“, rief ich panisch und zog ihn am Arm hoch. Er stand träge auf und folgte mir ins Zimmer. Dann setzten wir uns hin und wartete gespannt auf das nächste Beben. Ich musste versuchen Ryan wachzuhalten, damit er das Beben auch bemerkte. Schließlich vergingen schon zehn Minuten und es schien so, als hätte es aufgehört.
Ich hatte Angst davor, weil es mir so vorkam, als brach gleich etwas aus dem Boden. Ich würde nicht schlafen können, wenn ich nicht wusste, was dieses Beben auslöste. Ängstlich klammerte ich mich an Ryan, der ziemlich genervt war, das ich ihm schon wieder seine Schlaf raubte.
„Lou, du hast Einbildungen. Das war bestimmt nur die Aufre-gung.“, gähnte er.
„Aber was ist wenn dort unten etwas ist? Ich hab Angst in der Nacht überfallen zu werden. Der Professor soll mir bitte versi-chern, das dort unten nichts ist.“
„Das kann doch bis morgen warten. Der Professor und all die anderen schlafen doch schon.“
„Bleibst du bei mir?“, winselte ich.
Er seufzte und konnte einfach nicht nein sagen.
„Hauptsache ich kann schlafen.“
Ich schloss die Tür und legte mich zu ihm ins Bett. Er war sofort eingeschlafen. Trotzdem wartete ich das Beben ab, denn nur so kann Ryan es auch mitbekommen. Selbst nach einer halben Stunde hörte ich keinen Mucks. Vielleicht irrte ich mich doch und das musste wirklich an der Aufregung liegen. Dadurch das Ryan bei mir war, hatte ich keine Angst mehr und schlief wieder ein.
Am Morgen war ich schon früh auf den Beinen und ließ Ryan weiter schlafen. Ich besorgte mir ein Frühstück für uns zwei und kehrte zurück ins Zimmer. Als ich gegessen hatte, wollte ich sofort mit JC darüber reden und machte mich zum VHK-Raum auf. Dort traf ich auf PG.
„Morgen. Ist JC schon hier?“, grüßte ich sie.
„Ja, sie ist in der Kantine, sie müsste gleich kommen.“, antwortete PG mit vollgestopften Mund.
Ich setzte mich zu ihr und wartete ungeduldig ab. Es dauerte nicht lange bis sie hinein kam.
„JC, ich muss dir etwas erzählen.“
Sie war vorerst etwas verblüfft und stellte ihren Salatteller auf den Tisch.
„Was ist passiert?“
„Gestern Nacht hatte ich zweimal ein Beben bemerkt in meinem Zimmer.“
Plötzlich stand PG auf und jubelte.
„Ich bin nicht verrückt.“, schrie sie.
Erschrocken schauten wir beide sie an.
„Also, damit wollte ich nur sagen, dass ich Lou zustimme und mein gestriges Kopfzerbrechen ziemlich unnötig gewesen ist. Das Beben kam bei mir dreimal und zuerst dachte ich wirklich ich sei verrückt.“
„Ok, ich glaube das es kein Zufall war, das ihr beide dasselbe Beben nachts hörtet. Ich werde nach meinen Frühstück es dem Professor melden gehen.“
In den Raum kamen die restlichen VHKs durch die Tür und JC schloss sich ihnen an. Sie alberten ein wenig rum und aßen dabei alle ihr Frühstück.
„Sag mal Lou, wieso hattest du denn nur zwei Beben gehört?“, fragte PG mich.
Es muss passiert sein, als ich zu Ryan gerannt war. Indem Mo-ment muss ein drittes Beben entstanden sein und ich bekam es nicht mit. Aber ich konnte PG doch nicht erzählen, das ich Angst hatte und Ryan bei mir übernachtete.
„Nun ich rannte kurz raus um mich zu beruhigen, deswegen, oder ich bekam das erste nicht mit.“, grinste ich verstellt.
„Stimmt, das könnte möglich sein.“
„Nun gut, ich werde dich dann nicht weiter stören, Guten Appetit PG.“
Ich lief wieder aus dem Raum hinaus und war sehr gespannt auf dem Professor seine Erklärung. Hoffentlich war nur etwas eingestürzt oder gegen die Wand gedonnert. Trotzdem wollte ich Ryan erzählen, das ich keine Einbildung hatte. Ich stürmte in mein Zimmer und er zog gerade sein Shirt an.
„Ich bin nicht verrückt.“, grinste ich rechthaberisch.
„Das weiß ich doch.“, lachte er.
„Nein, ich meinte, wegen gestern Nacht.“
„Du meinst, es gab tatsächlich ein Erdbeben?“
„PG hatte es auch gehört. JC wird mit dem Professor gleich dar-über reden und dann wird die Sache endlich mal aufgeklärt. Ich hoffe nur, dass wir wieder kein Benett-Problem haben.“
„Nein, das glaube ich eher nicht. Benett würde hier niemals reinkommen, dafür ist er zu feige.“
„Denk daran, gestern hast du auch gedacht ich hätte mir alles nur eingebildet. Hoffentlich liegst du nicht wieder falsch.“
„Ich liege nie zweimal falsch.“, prahlte er großspurig.
„Du bist vielleicht ein Angeber!“, rief ich.
Plötzlich stand er vor mir, lehnte einen Arm gegen den Türrah-men und grinste mich an.
„Vorsicht, junge Dame.“, lächelte er.
Ich musste wieder lachen. Er küsste mich und lief dann auf sein Zimmer zu.
„Was wirst du heute machen?“, rief ich ihm nach.
„Wahrscheinlich trainieren im GGE-Center. Wie immer.“, grinste er und ging in sein Zimmer hinein. Ich blickte alle Türen an und war fasziniert von unseren Symbolen. Ryans Zimmer war ganz rechts, links daneben Valeries und Jims. Rechts von mir waren Alex und Nova. Mich machte es auch neugierig, ob Nova vielleicht sogar etwas hörte. Also begab ich mich in das übernächste Zimmer und klopfte an.
Die Atmosphäre war ein Dschungel, an der Decke sah man ein Stück blauen Himmel und Bananenbäume. Der Boden war erdig und ich konnte leise Tiergeräusche hören.
„Guten Morgen, Nova.“, grüßte ich sie und sie lächelte mir zu.
„Morgen, Lou. Du bist so früh wach, alles in Ordnung?“
„Mir geht es gut. Ich bin hier um dich etwas zu fragen.“
„Schieß los, um was geht es?“, fragte sie gespannt.
„Hast du die Nacht ein Beben gespürt?“
„Nun ja, mein Schrank hatte ein wenig gewackelt, aber das war nur einmal und deswegen dachte ich mir nichts Böses dabei. Wieso? Ist es doch etwas Ernstes?“
„Nein, das heißt wir wissen es nicht, aber ich kann mir nichts denken, dass es gefährlich wäre.“, beruhigte ich sie.
Da kam Alex hinein und hatte anscheinend unser Gespräch mitbekommen.
„Ich komme zum richtigen Zeitpunkt, wie ich hörte.“, grinste er.
„Morgen Alex!“, grüßten wir ihn.
„Das Beben hörte ich auch und zwar gewaltig. Ich wollte die Sache am nächsten Morgen klären, deswegen bin ich auch nicht hinaus gerannt. Aber anscheinend hatte nicht nur ich dieses Beben verspürt.“, erzählte er.
„PG hörte es auch.“
„Stimmt, das passt. Der VHK-Schlafsaal ist direkt neben deinem Zimmer, Lou.“, meinte Nova.
„Hoffen wir mal, dass der Professor nichts Böses findet. Ich habe keine Lust mehr durch Beben geweckt zu werden und mich in ein weiteres Abenteuer zu stürzen. Der Professor hatte eine gute Entscheidung getroffen mich hier zu lassen.“
„Stimmt ja. Heute müssen wir nach Desar, Alex. Jim kommt doch mit, er hatte sich durchgesetzt, da sie ihn ständig hier lassen.“, erinnerte Nova Alex daran.
„Gut, es ist besser zu viert zu sein, dann können wir uns auch in Gruppen aufteilen.“
„Dann werde ich mal gehen und wenn ihr zurück seid, erzähle ich euch was passiert ist.“
„Wir wollen keine schlechte Nachrichten hören, Lou, klar?“, lachte Alex und begab sich wieder in sein Zimmer, um sich fertig zu machen.
„Dann werde ich dich auch mal fertig machen lassen, Nova. Viel Glück bei der Mission.“
„Danke.“, lächelte sie und ich kehrte in mein Zimmer zurück. Teilweise fand ich es gut dass der Professor mich nicht mitließ, da ich wirklich in den letzten Wochen nur unterwegs war. Es gönnte mir Ruhe und doch hatte ich immer noch das Erdbebenproblem. Sogar zu Hause wurden meine Probleme nicht weniger.
Eine halbe Stunde später tauchte JC auf und bat mich zum Pro-fessor zu kommen. Jetzt wird er mir bestimmt eine Erklärung geben für das Erdbeben. Hoffentlich war es nichts Ernstes.
Ich betrat sein Büro und er schrieb gerade etwas auf Papier.
„Sie wollten mich sprechen?“, fragte ich.
„Oh ja, bitte, setz dich.“
Als er den Zettel weggelegt hatte, nahm er tief Luft und erklärte mir die Situation. „Nun, du brauchst keine Angst zu haben, denn fünfzehn Stockwerke unter dir, arbeiten Leute an der Hauswand. Einiges war unstabil und musste deswegen neu gemacht werden. Sobald die Arbeiten in weniger als zwei Tagen abgeschlossen ist, wird es sich wieder beruhigt haben.“
„Wenn sie das sagen, Professor.“
Ich stand auf und wollte gehen, aber Elius hielt mich noch auf.
„Ach und bitte sei nicht allzu sauer auf mich, das ich doch habe nicht nach Desar fahren lassen. Glaub mir, ich denke eine Pause würde dir gut tun.“
Ich nickte und verließ ihn. Elius war zu unvorsichtig. Es konnte nicht sein, das mein ganzes Zimmer vibrierte, wenn fünfzehn Stöcke unter mir gearbeitet wurde. Was würde dann mit denen sein, die unter mir arbeiteten? Durch so ein Beben würde dann ja die Decke einstürzen. Ich denke der Professor nahm das Ganze nicht ernst und deswegen blieb mir nichts anderes übrig, als der Sache selbst auf den Grund zu gehen.
Ein Stockwerk unten, gab es einen Flur und an der Wand wollte ich sehen, ob es vielleicht Rissspuren gab oder einen Hohlraum. Also stieg ich in den Fahrstuhl und fuhr ein Stockwerk tiefer. Niemand war zu sehe, drückte mein Ohr gegen die Wand und klopfte. Tatsächlich war die Wand hohl. Ich klopfte fester und es wurde immer deutlicher. Dann untersuchte ich alles und suchte nach Rissspuren, die durch das gestrige Beben vielleicht entstanden sind, aber vergeblich. Die Wand war sauber und unversehrt. Als ich an einer verdächtigen Stelle mich an sie lehnte, viel ich durch die Wand und prallte mit dem Kopf gegen das nächste Hindernis. Die getarnte Klappe fiel zu. Es war stockdunkel und sah überhaupt nichts und versuchte wieder auf die andere Seite zu kommen. Dann klopfte ich wild dagegen, aber keiner war in der Nähe. Ich lehnte mich gegen die Wand und musste schauen wie ich hier heraus käme. Jedoch entschloss ich mich die Gegend abzutasten und schob den Fuß immer ein wenig vor mich. Ge-genüber von der Klappe war eine weitere Wand und links auch. Also tastete ich mich nach rechts und nach einigen Minuten rutschte mein Fuß einen Abgrund hinunter.
„Ah!“, erschrak ich und es schallte ein wenig. Der Boden war aus Holz und das machte mich noch ängstlicher. Wer weiß wie weit es dort hinunter ginge und wie stabil der Boden wohl war. Ich rutschte ein wenig zurück und musste erst mal ruhiger werden. Ich schaute ob es vielleicht einen anderen Weg gäbe, aber dort war nur ein Abgrund. Dann wühlte ich in meiner kleinen Tasche herum und suchte ein Feuerzeug, fand aber keines. In meiner Hand hielt ich nur einen Plastikdeckel, ein Tuch und zwei Verbände. Nichts nützliches, aber ich kam auf die Idee den Deckel hinunter fallen zu lassen, um zu schauen wie weit er fiel. Ich zählte die Sekunden. Bei der sechsten prallte er auf. Das müssten viele Meter sein. Völlig hoffnungslos setzte ich mich zur Klappe zurück. Im Gang war kein Mensch und ewig zu klopfen, brachte auch nichts.
Ich saß wahrscheinlich einige Stunden schon im Dunkeln und dann geschah etwas Außergewöhnliches. In der Finsternis er-kannte ich Umrisse. Ich sah den Abgrund und auf der gegenüberliegenden Seite verlief der Weg weiter. Man konnte nach rechts oder links gehen, der Abstand war ungefähr eineinhalb Meter. Also lief ich zurück um Anlauf nehmen zu können und rannte los. Es war ein Klacks über die Schlucht zu springen und stieß mich an der Wand ab. Jedoch wohin sollte ich weiter gehen? Vorsichtig schlich ich nach links und es ging wirklich sehr weit hinunter. Irgendwann war ein Stockwerk unter mir eine Brücke. Ich sprang hinunter und ich merkte dass ich nicht alleine war. Wieso sollten sonst diese Wege gebaut werden und vor allem wozu? Ich lief in einen kleinen Gang hinein, wo ich dann Geräusche und Stimmen hörte.
„…das kann nicht sein.“, brüllte eine bekannte Jungenstimme.
„Ich schwöre es Ihnen, sie ist im ganzen Zentrum nicht zu finden. Zuletzt meinte ein Angestellter sie gesehen zu haben wie sie ein Stockwerk tiefer fuhr. Dann hatte sie niemand mehr gesehen.“, erklärte ein anderer Mann ihm beruhigend.
Jetzt fiel es mir wieder ein, das muss Ryan sein, da bin ich mir absolut sicher. Ich hämmerte gegen die Wand und schrie nach seinem Namen.
„Lou?“, bemerkte er meine dämpfende Stimme.
„Ryan! Hilf mir! Ich bin hier drinnen!“, schrie ich so laut ich konnte.
Er hämmerte gegen die Stelle an der ich war. Dann merkte ich wie er neben mir war und ich seine Nähe spürte.
„Ryan!“, rief ich erleichtert und stürzte mich auf ihn.
„Was machst du hier?“, fragte er besorgt.
„Ich wollte nicht schon wieder etwas anstellen, ich bin durch eine Klappe gefallen und kam nicht mehr heraus. Dann irrte ich in den Wänden herum, wo ich wieder Recht hatte, etwas stimmt hier nicht. Deswegen ging ich auf Wegen und sprang auf Brücken hinunter. Dort vorne ist ein Abgrund und er geht sehr weit runter.“
„Wie konntest du dich hier so gut durchtasten?“
„Es mag Merkwürdig klingen, aber ich kann im Dunkeln sehen, zumindest sehe ich die Umrisse sehr gut. Siehst du, ich weiß wo deine Hand ist.“, erklärte ich und griff nach ihr.
„Lou!“, rief er dann erschrocken.
„Was hast du?“
„Deine Augen…“, stammelte er. „Sie leuchten und deine Iris ist weiß. Du musst sofort hier heraus, ich teleportiere uns direkt zum Professor.“
Er griff mein Handgelenk und wir landeten sofort beim Professor im Büro.
„Ich hab sie gefunden!“, rief er und Elius schaute erschrocken auf.
Doch dann brannten meine Augen wie Feuer. Wie ein Stechen schmerzten sie und ich verdeckte sie sofort mit meinen Händen.
„Meine Augen!“, schrie ich.
„Was hast du?“, fragte Ryan panisch und kniete sich zu mir hinunter.
„Lass es, Ryan!“, rief der Professor und kramte in einem Kühl-schrank herum. Er kam mit einer Sprühflasche zu mir.
„Ganz ruhig, Lou. Öffne deine Augen bitte, ich muss dir etwas in die Augen spritzen und dann kannst du wieder sehen, versprochen.“
Ich hielt sie so gut es ging geöffnet und versuchte den Schmerz zu unterdrücken. Doch schon bespritzte er meine Augen. Jedoch konnte ich nichts sehen, alles war zu verstrahlt. Es war so, als würde eine Lampe in meine Augen gehalten werden.
Ryan und der Professor schauten mich an.
„Was ist mir ihr?“, fragte Ryan schockiert und nahm meine Hand.
„Das liegt nicht an ihr, sondern es ist meine Schuld. Jeder von euch hat eine weitere Fähigkeit, wobei ich bei dieser dachte, sie käme nie zum Einsatz. Wenn Lou eine lange Zeit im Dunkeln ist, verwandeln sich ihre Augen in sogenannte „Leuchten“.“, erklärte er.
„Sie kann im Dunkeln sehen und das ziemlich gut wie sie be-merkt haben muss. Es war gedacht, falls ihr wirklich in eine Situation kommt, wo ihr in Dunkelheit eingesperrt werdet. Man müsste mindestens zwei Stunden nur Dunkelheit sehen können und dann werden sich die Augen verwandeln. Es war wirklich ein Fehler sie euch zu geben. Es tut mir so leid.“
„Wird es wieder weggehen?“
„Natürlich. Durch das Spray habt ihr keine Schmerzen mehr und es vergeht schneller. In einer halben Stunde müsstest du wieder sehen können. Ryan wird dich in dein Zimmer begleiten.“
Wir verabschiedeten uns und ich klammerte mich an Ryans Arm. Ich konnte wirklich nur schwer etwas erkennen, durch das helle Licht. Trotzdem merkte ich das Leute an mir vorbei gingen und mich schockiert ansahen. Ich drückte meine Augen gegen Ryans Arm und schloss sie.
„Was hast du?“
„Sie starren mich alle an.“
„Ach nein, das bildest du dir nur ein.“, log er und wollte mich damit nur beruhigen.
„Selbst wenn ich versuche mich auszuruhen, bringe ich selbst im Zentrum nur Ärger. Vielleicht sollte ich einfach eingesperrt in meinem Zimmer bleiben und nur wenn ich Hunger habe, etwas Essen gehen.“
„Dann wärst du aber ziemlich einsam und dir wäre langweilig.“, lachte er.
„Du würdest nicht zu mir kommen?“
„Natürlich.“
„Siehst du, dann bin ich doch gar nicht einsam.“, grinste ich.
„Stimmt.“
Bald schon betraten wir mein Zimmer und ich konnte Umrisse der Berge sehen und meines Bettes. Vorsichtig führte er mich zu ihm und ich setzte mich.
„Wird es besser?“, fragte er.
„Ja, ich kann schon Umrisse entdecken.“
Kurz herrschte Stille. Ryan stand auf, ich dachte er würde gehen und hielt ihn am Arm fest.
„Bitte geh nicht!“, bat ich ihn.
„Ich wollte nur die Tür schließen.“, beschwichtigte er mich.
Er schloss die Tür und schmiegte sich wieder an mich. Ich schaute ihn an und konnte schon fast wieder sein Gesicht erkennen. Vorsichtig fasste ich an seine Wange und lächelte.
„Ich kann dich schon fast sehen.“
„Siehst du, geht wohl doch schneller vorbei als der Professor meinte.“
Mich beruhigten seine Worte und ich vergaß zuerst was passierte. Trotzdem musste ich Ryan darüber berichten, das ich spürte dort nicht allein gewesen zu sein. Manchmal hörte ich auch ein Schleifen oder ein Knistern des Holzes. Da muss jemand anderes ganz bestimmt noch gewesen sein.
„Ryan in dieser Wand war ich nichts allein.“, erzählte ich.
„Wen hast du noch gesehen?“
„Niemanden, aber ich hatte so ein Gefühl und hörte manchmal Geräusche die jemand verursachte. Ich weiß, ich brauche Beweise und sollte mich nicht immer auf Gefühle verlassen, aber keiner baut in einer Wand Wege und Gänge. Außerdem hattest du mir auch nicht geglaubt, als das Erbeben in der Nacht geschah und wieder hatte ich Recht behalten. Ich bin mir auch absolut sicher, dass dieser Hohlraum etwas damit zu tun hatte. Vielleicht war etwas eingestürzt und das löste das Beben aus.“
„Aber was sollte es bringen einen Hohlraum zwischen Wänden zu errichten?“, fragte er.
„Nun, du kannst von Stockwerk zu Stockwerk springen ohne bemerkt zu werden und wenn ich richtig denke, dann gibt es diese Klappen in jeder Etage.“
„Dann muss es jemand sein, der dem Zentrum etwas antun möchte. Außerdem müssen die Hohlräume schon eine Ewigkeit dort sein. Um so etwas zu erbauen, erfordert Zeit, Baummaterial und…“, er stoppte.
„Und…?“
„Da stimmt etwas nicht.“
„Was meinst du?“
„Wenn man einen Hohlraum erschafft und trotzdem unbemerkt bleiben möchte, kann man nur in der Nacht bauen. Das heißt, wenn die Angestellten verschwinden und jeder schläft. Trotzdem wäre es unmöglich, so leise zu bauen, dass es niemand merkte. Ich denke es gibt jemanden unter uns, der denjenigen deckt und Ausreden ihm auftischt.“
„Willst du damit sagen den Leuten werden Lügen erzählt?“, fragte ich und so langsam verstand ich was er mir damit sagen wollte.
„Erinnerst du dich noch was der Professor zu dir sagte?“
„Er meinte einige Stöcke unter uns würde an einer Wand gear-beitet werden und deswegen das Beben entstanden sein muss.“
„Leider ist dort nichts und ab sechsundzwanzig Uhr darf nicht mehr gearbeitet werden.“, fügte er hinzu.
„Also hat uns der Professor belogen und macht geheime Sachen von denen wir nichts wissen.“
Ich musste kurz Luft holen, weil es mich ein wenig schockierte, dass Elius derjenige ist der das veranlasst hatte. Wieso sollte er einen Hohlraum zwischen den Wänden errichtet haben? Wenn wir ihn fragen würden, wäre er dann sauer oder würde uns nur weiter belügen?
„Was machen wir jetzt? Sollen wir selber nachschauen oder fragen wir den Professor?“
„Auf keinen Fall! Elius würde uns nur weiter belügen und uns vielleicht sogar unter Quarantäne stellen. Ich denke wir gehen der Sache selbst auf den Grund. Wenn deine Augen wieder klar sind, schnappen wir uns eine Taschenlampe und ein Seil.“, schlug er vor.
„Würde der Professor so weit gehen?“
„Wenn ihm sein geheimes Projekt wichtig ist, dann schon.“
Durch diese unverhoffte Sache wurde ich ein wenig misstrauisch. Was war wenn ich tatsächlich den Professor nicht kannte, so wie Benett mir sagte. Vielleicht hatte ich zu viel Vertrauen in ihn gesetzt.






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