Future Wife - Teil 18

Autor: Lora15
veröffentlicht am: 13.05.2011


Kapitel 18 – Geplante Falle


Nach einigen Wochen ging es mir besser und ich versuchte nicht mit Nik in Kontakt zu kommen, da ich sonst wieder Trauer emp-fand. Ich weiß nicht was er gedachte hatte, als ich ihm erzählte, das wir zusammen waren, aber ich wusste, das ihn das nicht so wirklich interessierte.
Es gab auch keine Neuigkeiten über Benett oder von seinen Truppen. Lumo meldete sich und berichtete in der Wüste, in einer Schlucht eine Höhle entdeckt zu haben. Der Ort wäre per-fekt geeignet, um sich zu verstecken und deswegen fragte er den Professor, ob er die Erlaubnis gäbe, mich, Ryan und Nova dort hin zu schicken. Elius meinte es sei gefährlich, aber dennoch auch interessant. Wenn wir einen Beweis an die restlichen Wis-senschaftler schicken, dann könnte man Benett vielleicht erst-mals vor Gericht ziehen. Da Benett jedoch ein mächtiger Mann war, hatte er bestimmt Tricks sich aus der Sache zu entziehen und würde vielleicht nur bestimmte Gebiete betreten dürfen. Da ihm aber sein Gefolge beistand, wie zum Beispiel Olivia oder Novas Schwester Terra, konnten sie die Armee beeinflussen und es würde genauso weiter gehen wie bisher. Der beste Beweis wäre, ein Zeuge, der aussagt, das Benett ihnen die Befehle er-teilt hätte. Aber leider schweigen alle, da bin ich mir absolut sicher. Benett muss ihnen wie ein Prophet zugeredet haben. Er glaubte so fest daran die Eaganer zu vernichten, dass ihm wahr-scheinlich mehr als zehntausend Menschen folgten.
Am besten wäre, Benett natürlich umzubringen, aber als ich schon gegen ihn kämpfte, musste ich wirklich meine gesamte Kraft einsetzen. Aber mit den anderen fünf könnten wir es wirk-lich schaffen ihn als Team zu besiegen.
Am Nachtmittag bat der Professor mich, Nova und Ryan zu sich. Wir saßen vor seinem Schreibtisch und hörten ihm aufmerksam zu.
„Lumo hatte wirklich eine ausgezeichnete Idee gehabt euch in die Wüste zu schicken. Die Schlucht ist nur mit einem Schiff zu erreichen oder durch einen Tunnel, der aber höchstwahrschein-lich bewacht wird. Wenn ihr erst mal die Schlucht erreicht habt, dann klettert ihr heimlich hinunter und durchsucht die Höhle. Ihr werdet Linsen bekommen mit denen ihr unsichtbare Menschen aufspüren könnt. Ruht euch noch aus, denn morgen früh wird es dann losgehen.“
Wir nickten und bereiteten uns auf morgen vor. Ich packte alles Nötige wieder am Hosenbein in meine kleine Tasche.
Schließlich betrat am Abend JC mein Zimmer.
„Ich hörte morgen wirst du wieder nach Desar gehen.“
„Genau.“, lächelte ich.
„Hör mal, das mit Nik,…“
„Bitte JC, ich weiß du meinst es nur gut, aber mir wird es nicht besser gehen, wenn wir darüber reden. Es fällt mir wirklich schwer über Nik hinweg zu kommen, aber er erinnert sich ein-fach nicht mehr an mich und das muss ich nun akzeptieren.“
„Die Ärzte meinten es sei vielleicht nur vorrübergehend und sein Gedächtnis kehrt irgendwann wieder zurück.“
„Nein, JC, das glaube ich eher nicht. Sein Gedächtnis ist schon seit einigen Wochen verloren und deswegen besteht für mich keine Hoffnung mehr.“
„Hast du ihm erzählt, was du für ihn empfandst?“
„Ja, das heißt, ich sagte nur dass es mehr als Freundschaft gewe-sen war, seitdem hatte ich kein einziges Wort mehr mit ihm ge-wechselt. Ich denke eher, dass es ihn wenig interessiert, was vorher war.“
„Das glaube ich nicht!“, entgegnete sie. „Nik liebt dich, Lou.“
„Das hatte er mal, JC.“, seufzte ich und senkte den Kopf. „Wenn es dir nichts ausmacht JC, würde ich jetzt wirklich gerne schla-fen.“
„Natürlich.“, sagte sie und ging auf die Tür zu. „Gute Nacht, Lou.“
Ich legte mich aufs Bett und hörte wie das Schloss zufiel.
Danach schaltete sich das Licht aus und ich schlief ein.
Am nächsten Morgen flogen wir nach Desar, wo uns Lumo er-wartete. Wir grüßten ihn und waren auf dem Weg zu seinem Schiff.
„Ist die Schlucht tief in der Wüste versteckt?“, fragte Nova.
„Oh ja, ich meine, mit dem Schiff dorthin zu kommen, ist kein Problem, aber zu Fuß schon. Von Desar sind es circa siebzig Ki-lometer.“
„Das ist ziemlich viel.“, staunte ich.
„Fakt ist aber, das sie lange brauchen werden, um Desar über-haupt anzugreifen. Die Strecke ist zu Fuß enorm und deswegen denke ich, warten sie auf ein Zeichen oder auf mehr Hilfsmateri-alien. Wir glauben jetzt dass sie das Unsichtbarkeitsserum be-nutzen und da dies illegal ist, hatten wir es zuerst als Möglichkeit nicht miteinbezogen. Wir bräuchten nur ein Flugfahrzeug zu er-wischen, das in die Schlucht fährt, um den anderen Soldaten Essen und Trinken zu bringen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sie neues Serum einliefern werden. Wenn wir Beweisfotos machen, dann haben wir sie an der Angel.“
„Aber wenn wir doch schon einmal da sind, wieso nehmen wir sie nicht gleich fest? Dann hätten wir sie nicht nur an der Angel, sondern schon gleich serviert.“
„Das ist ein zu großes Risiko, du weißt nicht wie viele es sind.“
„Dann müssen wir es eben abschätzen können und wenn es zu viele sind, gehen wir deinem Plan nach, wenn nicht nehmen, wir sie alle fest, alles klar?“, schlug ich vor.
„Also gut.“
Wir kamen am Schiff an und flogen los. Die Wüste war wirklich sehr groß und wir machten uns für kurze Zeit unsichtbar.
„Sagtest du nicht es sei illegal?“
„Ja, aber Schiffe dürfen es verwenden, wenn du eine Lizenz be-sitzt und da ich dem Lord diene, war es kein Problem eine Ge-nehmigung zu bekommen.“, rief er aus dem Cockpit.
Ich schaute aus dem Fenster und sah ein großes erhobenes Pla-teau. Es war ungefähr zwei Kilometer lang und drei Kilometer breit. In der Mitte entdeckte ich ein Loch, das musste die Schlucht sein. Wir landeten davor und schauten uns erst einmal um.
Es war furchtbar heiß, mindestens siebenunddreißig Grad. Die Sonne prallte auf meinen Kopf und ich hielt meine Hände, wie einen Schirm davor. Als wir vor der Wand standen, musste ich meinen Kopf ins Genick werfen, um das Ende zu sehen.
„Die Wand ist genau hundert Meter hoch.“
„Aber wie willst du da hinauf?“, fragte ich.
„Nun ja, wir könnten das Schiff benutzen, hoffentlich hören die uns nicht.“, nuschelte er zum Schluss ungewiss.
„Dann los!“, rief Ryan und wir setzten uns wieder ins Schiff.
Oben kamen wir an und Lumo drückte uns ein Kopftuch in die Hand, deren Schleier über die Schulter hingen.
„Das schützt euch vor der Sonne.“, meinte er und wir stiegen aus.
Es war noch heißer als erwartet, aber in einigen Minuten kamen wir schon an. Ein großer Schatten überdeckte die Höhle und dort unten schien es angenehm kühl zu sein. Zuerst entdeckten wir noch nichts, aber dann packten wir unsere Linsen aus. Ich hielt eine Box in der Hand, wo Kontaktlinsen drinnen waren.
Ich zog sie mir an und dann schaute ich erneut auf die Höhle. Ich konnte Umrisse von Menschen sehen, es waren sehr viele. Wie eine riesige Masse standen sie unten und unterhielten sich. Es schien auch so als ob einige auf etwas warten würden.
„Und? Was könnt ihr sehen?“, fragte Lumo gespannt.
„Es sind mindestens tausend von ihnen. Die meisten stehen in der Höhle und andere halten Wache. Wenn wir dort hinunter springen, wäre das unser Tod.“, erklärte Ryan.
Wir legten uns auf den Boden und streckten die Köpfe vorsichtig über den Rand.
„Was nun, Lumo?“, fragte ich.
„Wir müssen warten bis es dunkel ist.“
Wir seufzten.
Im Flugzeug klappte Lumo einige Betten herunter und stellte uns Essen aus einem Kühlschrank auf den aufklappbaren Tisch.
„Wir müssen uns stärken und ausruhen. Wir könnten die ganze Nacht dort unten sein, deswegen möchte ich auch später kein Gejammer hören, alles klar?“
Wir nickten.
Nach dem Essen legte ich mich ins Bett, versuchte zu schlafen, aber Lumo war noch wach und traf einige Vorsichtsmaßnahmen ein.
„Unser Schiff ist für einige Stunden unsichtbar, trotzdem habe ich ein Signal entfacht, das uns alarmiert, sobald ein fremdes Schiff sich dreihundert Meter weit nähert.“
Er legte sich ebenfalls hin und schlief ein. Ich konnte nicht schla-fen, weil ich es nicht gewöhnt war, tagsüber einzuschlafen, je-doch hörte ich Lumo leicht schnarchen und Nova hatte sich zur Wand umgedreht. Ryan lag vor mir, aber er schlief nicht. Er hatte sich hingesetzt und den einen Fuß auf das Bett aufgesetzt. Den Kopf drückte er gegen die Wand und schloss manchmal die Augen.
„Kannst du nicht schlafen?“, flüsterte ich.
Er drehte den Kopf zu mir.
„Nein.“
„Ich auch nicht. Wir sind wohl zu gewöhnt in der Nacht zu schla-fen, nicht am Tag.“
„Das wäre mein kleinstes Problem.“
„Was ist los?“, fragte ich besorgt und setzte mich neben ihn.
„Ich gebe mir irgendwie die Schuld daran, das Nik sein Gedächt-nis verlor.“
„Aber Ryan, das ist nicht deine Schuld, wenn man am Gehirn operiert wird, bestehen nun mal solche Risiken.“
„Trotzdem. Wenn ich früher gekommen wäre, hätte sich der Tumor nicht noch mehr vergrößert und die Risiken wären gesun-ken.“
„Sie wären aber immer noch da gewesen. Du kannst Risiken viel-leicht reduzieren, aber sie werden niemals verschwinden. Eigentlich gab ich mir die Schuld an Niks Schicksal. Wäre mir das mit dem Geschwür und dem Ceck früher eingefallen, dann hätte ich ihn noch retten können.“
„Vielleicht sind wir auch beide daran schuld.“, seufzte er.
„Sag mal, was interessiert dich so sehr an Niks Gesundheit, wieso gibst du dir daran die Schuld? Du mochtest ihn doch nicht besonders, es müsste dir eigentlich egal sein.“
Er drehte den Kopf von mir weg.
„Das hat seinen Grund.“
Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und seufzte verletzt.
„Ich möchte nicht dass du es mir sagst. Schon einmal begann ich den Fehler dich zu drängen und als du es mir zeigtest, hatte ich dich nur noch mehr verletzt und das möchte ich nicht ein weite-res Mal tun.“
„Zwischen uns hat sich aber nichts geändert.“
„Doch. Sehr viel sogar. Merkst du denn nicht Ryan, das du kaum noch lächelst? Als du in Desar einige Minuten für dich allein sein wolltest, wusste ich, das ich dich verletzt hatte und das verzieh ich mir nie.“
„Ach Lou, das hat doch rein gar nichts damit zu tun.“, entgegne-te er mit ernster Stimme.
„Doch, das hat es. Du hast dich wieder verschlossen und bist ruhiger geworden. Ich vermisse dein Lächeln, Ryan. Es schmerzt mich einfach zu sehen, was ich dir angetan hatte und das will ich wieder gut machen.“
Ich stand auf und legte mich wieder hin.
„Ich werde versuchen noch ein wenig zu schlafen.“
Nach vielen Überlegungen und tiefen Gedanken schlief ich schließlich doch noch ein und dann wurde ich durch Lumos Ge-schrei geweckt.
„Alle aufstehen!“, rief er.
Als ich meine Augen öffnete und durch das Fenster im Cockpit sah, da die anderen mit Rollläden überdeckt waren, war es schon sehr dunkel.
Wir packten unsere ganzen Materialien ein, die wir brauchen könnten und zogen die Linsen an. Als wir ausstiegen, merkte ich den rasenden Temperaturunterschied. Es war wirklich kalt. Ich rieb an meinen Oberarmen und blickte Lumo an.
„Warte, ich gebe dir Stulpen.“
Er ging wieder ins Flugzeug und brachte mir schwarze Baumwollstulpen, die ich dann über die Arme zog.
„Danke.“
Wir kamen schließlich wieder an der Schlucht an und dieses Mal war keiner der Soldaten da, nur einige standen in der Höhle. Eine schwache Lampe brannte und es schien so, als würde der Rest schlafen.
„Unten ist alles frei. Ich sehe nur zwei Soldaten in der Höhle.“
„Folgt mir!“, rief er.
Wir liefen am Rand entlang und standen nun seitlich der Höhle. Wir hielten uns alle an Ryan fest und teleportierten uns hinunter. Nova gab uns ein Stück ihres Armbandes und als ich es anzog, schmiegte es sich eng an mein Gelenk.
„Schild ist aktiv.“, flüsterte sie.
Lumo schaute um die Ecke. Ein Gang ging weiter nach innen und bog an einer Ecke ab. Die zwei Soldaten mussten ausgeschaltet werden. Dann fragte jemand per Headset, ob alles in Ordnung wäre. Sie bestätigten. Das war unser Stichwort. Lumo nickte uns zu und rannte auf sie zu. Sie wollten mit ihren Gewehren auf ihn schießen, jedoch schlug Ryan sie von hinten ohnmächtig. Wir entfernten ihre Gewehre und zerstörten sie durch einen wuchtigen Schlag von Lumo. Der Gang wurde immer heller, durch hängende Gaslampen an den Wänden. Bald hörten wir schon Gelächter und Gläser klirren. Soldaten genossen anscheinend den Abend und Lumo schoss ständig Fotos. Durch eine eingebaute Kamera an seinen Kopftuch.
„Kommt! Wir gehen schlafen, bevor wir Ärger von der Herrin bekommen. Also steht auf, ihr besoffenen Soldaten.“, lachte einer laut. Dann verstummte das Gelächter und wir gingen den Gang weiter, bis wir in den Raum kamen, in denen sie aßen und tranken. Er war recht klein und es standen sechs große Tische mit Stühlen im Raum herum. Wir entdeckten fünf sichtbare Sol-daten, die ihre Kopf auf den Tisch liegen hatten und völlig be-trunken waren. Zwei lagen auf dem Boden und schliefen. Wir schlichen uns leise vorbei und folgten dem Gang weiter.
„Bis jetzt ist hier nichts Interessantes.“, flüsterte ich.
„Vorsicht, es könnte sein, das meine Schwester hier ist.“, warnte Nova uns.
Als wir an eine Gablung kamen, wählten wir die rechte Seite aus und kamen wieder an eine weitere Verzweigung. Man konnte geradeaus oder nach links gehen.
„Wenn wir ihre Herrin finden und vielleicht sogar eliminieren, dann würde hier völliges Chaos herrschen.“, plante Lumo.
„Aber hast du auch einen Plan wo wir sind?“, fragte ich.
„Nein, aber wir müssen uns eben einen Weg suchen.“
Nach vielen vergeblichen Versuchen landeten wir schließlich an einer dicken Metalltür. Sie war gut verriegelt, jedoch könnte sich Ryan auf die andere Seite teleportieren.
„Ich werde mich teleportieren.“
„Du weißt nicht was auf der anderen Seite ist.“, verbat ich ihm sein Vorhaben.
„Aber wie willst du sonst noch dort hinein kommen?“
„Mit diesem hübschen Entschlüssungsgenerator.“, antwortete Lumo und zeigte uns eine halbe schwarze Metallkugel. Am Fuß war ein Magnet und dann heftete er ihn genau auf dem Schloss an. Es drehte sich und da hörte man ein kleines Klicken.
„Sie ist offen.“
Die halbe Metallkugel löste sich vom Schloss und Lumo schmiss sie weg.
„Was tust du? So etwas ist wirklich nützlich.“, meckerte ich.
„Sie ist nur einmal verwendbar. Aber keine Sorge, von denen habe ich noch ein paar.“
Wir öffneten langsam die Tür und schauten um die Ecke. Ein kleiner Raum, indem auch ein Mann lag ohne Unsichtbarkeitsse-rum. Er hatte seine Füße auf den Tisch hochgelegt, die Hände zusammengefaltet und den Kopf zur Seite gedreht. Er schnarchte laut.
Wieder schlichen wir langsam an ihm vorbei und wollten gleich die nächste Tür öffnen, als wir merkten, dass jemand hinter uns stand. Noch bevor ich mich rechtzeitig umdrehte, schlug Ryan ihn ohnmächtig und legte ihn leise zu Boden. Meine Anspannung war groß. Schon allein die riesige Metalltür machte mir Angst. Hier musste sicher ihre Herrin sein und wenn es tatsächlich Terra war, dann würden sich Nova und ihre Schwester sicher bekriegen.
Die Tür quietschte beim Öffnen und es war etwas dunkel. Eine kleine Lampe in der hinteren rechten Ecke brannte. Ein großes Bett stand am hinteren Ende des Raumes, jedoch leer. Als wir eintraten, war es ein Schlafzimmer, zusammen mit einem Büro. Links stand noch ein Spiegel mit einem kleinen Tisch, rechts ein Schreibtisch mit vielen Büchern und Stapeln Papier. Wir schau-ten uns genau um, aber niemand war hier. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl dabei. Ein Zimmer, das gut abgesichert wor-den war, mit einer Wache, die leider schlief und dann ein perso-nenloser Raum? Das kam mir ziemlich merkwürdig vor und ich schaute mich genauer um. Dann spürte ich ein Lebenszeichen hinter mir. Ich schaute hoch zur Decke und eine Frau mit silber-nen Haaren, blauen Augen und blassem Gesicht, schaute auf uns hinab. Sie hing mit Armen und Beinen gehockt an der Decke. Dann wollte sie sich auf Nova stürzen, jedoch bemerkte ich ihr metallisches Armband und schleuderte sie mit meiner Magnet-kraft gegen das Bett. Sie stand sofort wieder auf und blickte zu mir.
„Ah, du musst Lou sein. Benett berichtete mir von dir und wie sehr er dich in seiner Gewalt hätte. Du hast ihm seinen Wunsch gerade erfüllt. Schiffe sind schon längst unterwegs hierher.“
„Terra, wie kannst du nur Benett dienen!“, schrie Nova wütend.
„Er hatte mich gerettet. Deswegen diene ich ihm.“
„Und warum lebst du? Du solltest doch tot sein.“
„Tja, da sieht man mal, was für ein Dummkopf du gewesen bist. Du hattest überhaupt keine Ahnung warum ich damals unseren Vater umbringen wollte. Warum ich mich für Benett entschieden hatte. Er ist ein großzügiger Mann und es ist immer wieder er-staunlich, dass du einem alten, dummen Mann dienst.“
„Halt dein Maul!“, schrie sie und lief auf sie los. Nova wollte mit der Faust auf sie einschlagen, aber Terra blockte es mit einem langen Schwert ab. Schon beim ersten Anblick wusste ich, dass es besonders war. Es ist kein Metall, sonst könnte ich ihr Schwert zu mir ziehen. Aber was ist es dann? Anscheinend kann nicht einmal Nova das Schwert aufhalten.
„Unglaublich, dieses Material ist so kostbar wie Platin. Es nennt sich Gegon und ist unzerstörbar. Man kann einen unglaublichen Druck darauf ausüben und trotzdem hält es stabil. Jedoch ist es sehr empfindlich Feuer gegenüber.“, erklärte Lumo.
„Ist es so teuer?“
„Es ist ein Vermögen wert.“
Terra stieß ihre Schwester von sich weg und wollte an uns vorbei rennen, jedoch blieb sie vor mir stehen.
„Dich müsste ich mitnehmen!“, rief sie und packte meinen Arm. Ryan packte seine Lanze aus und schlug auf sie ein. Mit einem geschickten Zug, wehrte sie den Angriff mit ihrem Schwert ab. Ich aktivierte mein Magnetfeld und wieder flog die durch den Raum. Sie landete mit dem Oberkörper an der Wand und ver-suchte ein weiteres Mal zu mir zu dringen. Aber das Magnetfeld schützte mich. Dann geschah etwas Unglaubliches. Ihr Schwert verwandelte sich zu einer Silber glänzenden Maschinenpistole. Die zwei Kugeln landeten in meinem Bauch und ich prallte ge-gen die Wand. Blut floss an der Seite heraus und mein Magnet-feld löste sich. Wie konnte sie durch Novas Schild schießen?
„Lou!“, rief Ryan. Er kniete sich zu mir runter und schaute auf meine Wunde.
„Ich verstehe das nicht. Die Kugeln waren nicht magnetisch und ich kann mich nicht heilen, meine Fähigkeiten sind gehemmt.“, keuchte ich und drückte gegen die Blutung.
„Die Kugeln sind auch etwas ganz spezielles.“, lachte sie und kam auf mich zu.
„Ihr habt keine Chance. Sie wird sterben, wenn ihr sie hier nicht behandeln lässt. Bis nach Desar schafft ihr es nicht mehr. In fünf Minuten wird Benett eintreffen, dann kommt ihr einfach mit uns und Lous Blut wird ihr entnommen. Vielleicht dürft ihr sogar gehen.“, schlug sie vor und sie hatte damit leider vollkommen recht. Bis nach Desar zu fliegen wäre zu spät und Ryan würde uns alle drei nicht mitnehmen können, einer müsste dann zu-rückbleiben. Das möchte ich nicht zulassen. Die anderen sollen fliehen und ich werde mich schon selbst befreien können. Da-mals in der Zelle hatte ich keine Fähigkeiten und hatte es trotz-dem geschafft zu entkommen. Wieso sollte ich es nicht wieder schaffen? Einer muss dem Professor und dem Lord berichten, dass sich hier Truppen befinden.
„Nur leider hast du etwas vergessen, Terra!“, meinte Lumo grin-send und tippte mit dem Finger auf sein Kopftuch. „Diese Bilder werde sofort an die Ordnungsbehörde geschickt und ich denke sie wird auch in fünf Minuten hier eintreffen. Mal sehen wer als erster ankommt.“
Terra biss sich auf die Zähne und blickte dann mich an. Mein Bauch schmerzte mir immer mehr und mehr. Das Blut floss wei-ter und ich wurde immer schwächer. Bald schon hatte ich ein-fach keine Kraft mehr die Wunde zuzudrücken, aber Ryan legte seine Hand auf meine.
„Tja, dann muss ich eben den Plan ein wenig ändern.“
Sie nahm eine handgroße plastikartige Halbkugel heraus und schmiss sie an die Decke. Sie piepste und blinkte rot.
„In einer Minuten stürzt die komplette Höhle ein.“, grinste sie, stieß Ryan weg und zielte mit der Pistole auf ihn. Sie nahm mich über die Schulter und schloss hinter sich die Tür. Ich hörte wie sie verzweifelt versuchten die Tür zu öffnen, aber sie rührte sich nicht.
„Ryan!“, schrie ich mit letzter Kraft und konnte mich nicht ein-mal auf ihrer Schulter wehren. Ein Soldat kam uns entgegen und ich wurde in andere Arme gelegt. Terra keuchte.
„Schnell, raus hier, die Höhle explodiert gleich.“, schrie sie.
Dann rannten sie weiter und einige Männer kamen mit ihr. Wieso teleportierte Ryan sich nicht? Die Tür müsste sie hem-men, genau wie meine Fähigkeiten. Terra musste uns in eine Falle gelockt haben. Er durfte nicht sterben, ohne seine Telepor-tation werden sie sterben. Wir kamen draußen an und ein riesi-ges Schiff flog über dem Graben. Eine Leiter wurde herunter gelassen und man packte mich am Handgelenk. Dadurch dass ich wie an einem Faden hang und mein Bauch getreckt war, riss die Wunde noch mehr auf und ich erlitt furchtbare Schmerzen. Oben wurde ich endlich auf eine Trage gelegt und ein alter Mann mit weißem Kittel versorgte mich. Dann ertönte ein riesiger Knall und ich wusste die Höhle war eingestürzt. Was war, wenn die anderen dort mitbegraben wurden? Ryan durfte nicht tot sein, ich weiß dass er schlau und stark ist. Aber wieso war er dann nicht hier?
Mir liefen schwere Tränen die Wange hinunter und ich spürte wie sie die Kugeln aus meinem Bauch entnahmen. Aber meine Kraft war viel zu schwach, als das ich mich hätte noch wehren können. Sie spritzten mir etwas in meine Adern und ich schlief langsam ein.
Benett hatte mich an der Leine. Ich wusste sie brachten mich wieder zu seinem Zentrum und würden mir mein Blut nehmen, um den Giganten zu wecken. Dennoch bin ich ihm schon einmal entkommen, aber nur durch Ryans Hilfe. Ich war nun allein und es gab niemanden der mich beschützen könnte.

Als ich aufwachte befand ich mich festgenagelt an ein Gerät. Meine Hand- und Fußgelenke waren durch ein spezielles Band befestigt, sogar mein Bauch und mein Hals. Ich konnte mich nicht bewegen und ich versuchte das Magnetfeld zu aktivieren, etwas blockierte es. Dann hörte ich ein höhnisches Lachen und Benett kam mit Olivia und drei Hilfsassistentinnen her. Er schau-te mich an und sein boshaftes Grinsen ließ mein Körper erbeben.
„Endlich kann mein Gigant leben und Desar zur Hölle schicken. Der Lord muss mitsterben, sowie auch seine Gleichrassigen.“, verkündete er mir seinen Plan.
„Das wird dir nicht gelingen.“, schrie ich.
„Und wer will mich daran hindern?“, lachte er wieder und gab den Assistentinnen ein Handzeichen. Sie kamen mit zwei dünnen Schläuchen und an der Spitzte befand sich eine Nadel. Sie steck-ten sie mir einmal in den rechten und linken Arm. Dann floss das Blut die Röhren entlang und sie hefteten sie an zwei Glasbehäl-ter mit abgemessenen Strichen darauf, wo das Blut hineinfließen sollte.
„Wir brauchen mindestens zwölf Liter Blut, falls du also kurz vorm sterben bist, werden wir dich entketten und du darfst dich zwei Tage lang ausruhen, danach wirst du wieder hier ange-schlossen.“, erklärte mir Benett noch und ging mit Olivia um die Ecke zum Aufzug.
Ich blickte den riesigen Menschen an. Er schwamm reglos in dem Wasser herum und manchmal stiegen Blasen empor. Er muss auf irgendeine Art mein Blut spüren. Es dauerte fast zwei Stunden und auf dem jedem Behälter waren schon eineinhalb Liter Blut. Ich wurde immer schwächer und fühlte mich völlig ausgelaugt. Irgendwann spürte ich meine Beine nicht mehr und mir wurde furchtbar kalt.
Eine Assistentin sah mich ständig an, als würde sie sich um mich sorgen. Dauernd würgte ich und spürte wie meine Lippen taub wurden. Plötzlich kam sie zu mir und machte die Nadeln ab.
„Was tust du denn da?“, schrie eine andere.
„Sie wird sterben, wenn wir sie nicht ruhen lassen. Sie dir doch ihr Gesicht an. Wenn kein Blut mehr im Körper ist, dann wird auch Benett keine zwölf Liter mehr haben.“
Sie schaltete einen Hebel um und es öffneten sich die Verschlüs-sen. Ich fiel zu Boden und konnte nicht mehr genau fühlen ob er kalt oder warm war. Ich hatte keinen Tastsinn mehr. Die Frauen trugen mich auf eine Bahre und schleppten mich in meine einst gesessene Zelle. Damit ich meine Fähigkeiten nicht benutzen konnte, schaltete eine Blonde den Hebel um. Wenigstens lag ich auf einer weichen Matratze und sie schien mich ein wenig zu wärmen.
„Benett wird wütend sein.“, motzte sie.
„Wir haben doch schon drei Liter Blut von ihr.“
„Genau, das wird nicht reichen, er wollte ihr mindestens fünf heute entziehen. Wenn du nicht so barmherzig wärst, dann hät-ten wir jetzt mehr Blut.“, rief eine Rothaarige Frau, die ihren Zopf zu einem Knoten zusammen band.
Alle drei schauten die barmherzige Frau verärgert an und ver-schwanden mit ihr aus dem Gefängnis. Ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen, tatsächlich spürte ich wie mein Körper kein Blut mehr hatte. Schließlich schlief ich ein und erwachte einige Stunden später durch ein lautes Geräusch. Erschrocken fuhr ich hoch und sah wie meine Haut wieder dunkler war. Mir ging es fiel besser. Dennoch schaute ich von wo dieses laute Geräusch herkam. Benett machte sich auf den Weg zu mir und ich legte mich wieder auf die Matratze. Den Kopf drehte ich zur Wand und tat so, als ob ich schlafen würde.
„Schläft sie noch?“, fragte er, bevor er zu mir hineinschaute.
„Ja, Sir.“, antwortete ein Soldat in Uniform.
„Drei Liter Blut ist viel zu wenig, gibt es den keinen Vorgang der dies beschleunigen könnte?“
„Selbstverständlich, Sir. Dadurch dass wir ihre Fähigkeiten blo-ckierten, machten wir sie zu einem normalen Menschen. Jedoch wenn wir die Fähigkeiten ihr lassen würden, dann würde sich das Blut schneller aufbauen und könnten sogar das Dreifache be-kommen.“
Benett fasste sich an sein stoppeliges Kinn.
„Nur müssen wir schauen, dass sie ihr Magnetfeld nicht eröffnet und müssen verhindern, dass sie zum Schnipsen kommt. Deswe-gen werden wir ihre Finger auch an Bändern anschließen und schon haben wir ein weiteres Problem gelöst.“
„Sollen wir Vorbereitungen treffen?“
„Ja, ich denke ihr geht es nun viel besser.“
Ich konnte hören, dass zwei verschwanden, aber einer blieb ste-hen.
„Du hast doch nicht wirklich geglaubt, das ich denke du schläfst, Lou.“, lachte er höhnisch.
Ich drehte mich zu ihm um und ging zum Zellengitter. Noch nie hatte ich Benett so nah gestanden um ihm tief in die Augen zu blicken. Ich hatte keine Furcht vor ihm, weil ich mir bewusst war, das er nie gegen mich siegen würde. Trotzdem erkannte ich in ihm den Hass gegen die Eaganer. Mich würde zu gern interessie-ren, was ihm widerfahren war. Man entwickelt nur richtigen Hass, wenn man Rache verspürt.
„Es ist wirklich Schade, dass du in die Hände eines alten Opas gefallen bist.“, lachte er spöttisch.
„Du weißt überhaupt nichts über den Professor!“, biss ich kräftig auf die Zähne.
„Aber du weißt eine Menge über ihn?“
„Mich interessieren die Eigenschaften und Vergangenheiten nicht so sehr, wie der Mensch selbst. Mein Interesse besteht bei Gefühlen und Vertrauen.“
„Da kommen mir ja die Tränen hoch.“, sagte er kaltherzig und verspottete mich zugleich.
„Du kannst ja nicht einmal weinen.“
„Weißt du, Gefühle sind der beste Schwachpunkt jemanden zu schwächen. Wer braucht denn schon Freude, Trauer und Schmerz, genauso wie Hass und Wut. Diese Dinge sind mir alle gleichgültig und deswegen wird es sehr schwer sein meinen Schwachpunkt zu finden.“
„Und du denkst wirklich du hättest keine? Jeder Mensch spürt etwas, auch jemand der so kaltherzig ist wie du. Ich weiß zwar nicht warum du so einen Hass gegen die Eaganer entwickelt hast und selbst das ist ein Gefühl.“
„Da könntest du Recht haben, jedoch lebe ich ja nur noch von Hass und Wut. Es bringt mich immer höher und deswegen bin ich auch an die Macht gekommen.“
„Du wirst nie an die Macht kommen! Das Volk wird sich gegen dich stellen und auch du hast im Moment nur Geld und mehr nicht. Die vierzehn Professoren werden dir auf die Schliche kommen und dich einsperren lassen für die Ewigkeit.“, schrie ich wütend und umfasste die Zellestäbe. Der abwehrende Strom sollte eigentlich verhindern die Stäbe zu berühren, aber ich war so wütend und deswegen schien es so, als würde er meine Hand umgehen.
„Nur leider wird das nichts nützen. Ich habe spezielle Profis an meiner Seite, die mich befreien werden und ich werde weiter die Eaganer vernichten und selbst mein…“, er stoppte und blickte dann auf den Boden.
Plötzlich kam er mir anders vor, er war traurig. Was schoss durch seinen Kopf, als er stoppte? Ich wusste dass er eine schwere Vergangenheit hatte oder auch nur einen Lebensabschnitt, den er am liebsten für immer vergessen wollte.
Jedoch blickte er wieder zu mir, setzte sein höhnisches Grinsen auf, strich eine abstehende Haarsträhne zurück und doch blieben seine Tränen im Auge zurück. Ich konnte es nicht glauben, das Benett so sehr gegen seine Trauer ankämpfen musste. In meinen Augen war er nur ein hinterlistiger, grauenhafter Gauner, der Hass auf die Eaganer hatte, aber doch sah ich sofort, dass ihm schlimmes Leid zugefügt worden war.
Er ballte eine Faust, drehte sich von mir weg und ging zum Auf-zug. Er hatte bemerkt, wie schockiert ich war seine Tränen gese-hen zu haben. Jetzt war er wütend und wusste dass ich ihn leiden sah. Aber genau das ist wahrscheinlich die Lösung. Wenn wir Benetts Akte vielleicht finden, dann könnten wir schauen, ob etwas über seine Vergangenheit darin stand. Jedoch wird er Pro-fis angeheuert haben, um genau diese wichtigen Dinge aus der Datenbank zu löschen. Ich denke, genau das wird seine Schwachstelle sein. Hoffentlich käme ich hier bald raus, damit ich mit der Suche beginne.
Es dauerte wieder etliche Stunden bis zwei Assistentinnen ka-men, mich aus der Zelle ließen, mir Handschellen anketteten, die meine Kräfte unterdrückten und mich wieder an das Gerät anbrachten. Doch dieses Mal konnte ich meine Fähigkeiten benutzen, aber es brachte mir trotzdem nichts. Ich spürte wie sie die Nadeln einfuhren, aber dickere. Schließlich floss das Blut wie eine Strömung aus mir heraus und lief in die Tanks. Schon nach einer Stunde waren jeweils rechts und links vier Liter drinnen und so langsam wurde ich ziemlich schwach. Ein normaler Mensch wäre daran gestorben, aber da meine Fähigkeiten nicht unterdrückt wurden, bildete sich in Sekundenschnelle neues Blut. Das rettete erstmals mein Leben, jedoch rückte die Aufer-stehung des Giganten immer näher. Meinen Kopf konnte ich nicht mehr aufrechterhalten und ließ ihn hängen. Wieder wurde mir eiskalt, meine Beine zitterten und wurden taub. Genau wie meine Arme. Ich betete ständig dass mich endlich jemand be-freien käme, aber die Hoffnung war eher gering.
Schließlich hatte er fast zwölf Liter Blut von mir und ich versuch-te mich mit letzter Kraft los zu reißen, aber vergeblich. Die Bän-der waren zu fest und ließen mir kaum Bewegungsfreiheiten. Ich gab auf und starrte auf den Giganten der vor meiner Nase in der Flüssigkeit umherschwamm. Manchmal stiegen Blasen wieder aus seinem Mund und es schien sogar so, als würde es kurz zu-cken. Benett bekam schon wieder was er wollte. Wieso siegte er immer wieder? Es regte mich auf und machte mich wütend und dann hörte ich auch schon seine höhnische Stimme durch den Raum schallen.
„Ich sehe, es fehlen nur noch wenige Milliliter. Bald wird mein Gigant erwachen und mir meine Zerstörung bringen.“
„Sir, ich denke das wird sogar auch ausreichen.“, meinte Cooper.
„Heißt es nicht umso mehr, desto besser?“, grinste er und zwin-kerte mir spöttisch zu.
Ich musste nachdenken. Mit meinen Fähigkeiten müsste ich doch etwas ausrichten können. Da schoss mir auch schon gleich eine Idee durch den Kopf. Eigentlich dringt die Nadel in meine Haut ein und es entsteht eine kleine Wunde. Wenn ich meine Heilfähigkeiten benutze, dann müsste es die Nadel aus der Haut stoßen.
Ich wartete den passenden Moment ab und als alle woanders hinschauten, benutzte ich meine Kräfte. Tatsächlich konnte ich die Nadeln aus meiner Haut stoßen und die Wunde verschließen. Sie baumelten am Tank hin und her und zuerst viel es keinem auf, das nichts mehr in den Tank floss, aber dann bemerkte es die blonde Assistentin.
„Hey, was machst du da?“, schrie sie mich an und wollte die Na-deln wieder in meinen Arm stechen. Doch ich versuchte mit aller Kraft mich von den Bändern loszureißen. Dann konnte ich ein Bein befreien und trat ihr mit Wucht in den Bauch. Sie krümmte sich vor Schmerz und glitt auf den Boden. Benett blickte mich mit seinem üblichen ernsten Blick an und wollte die Sache selbst in die Hand nehmen. Plötzlich gab es einen riesigen Knall im Gang, wo sich der Fahrstuhl befand. Dann tauchte Ryan hinter Benett auf und stieß ihn mit einem Ruck beiseite, worauf er auf den Boden fiel. Ryan befreite mich aus meinen Fesseln und den-noch konnte ich nicht stehen. Meine Beine waren taub. Ich stürzte fast wieder zu Boden, jedoch fing er mich auf. Er packte mich unter den Beinen und teleportierte sich zu den anderen vier, die in den Raum gelaufen kamen.
„Lou!“, riefen sie und ich lächelte ihnen erleichtert zu.
„Geht es dir gut?“, fragte Nova und streichelte über meinen Kopf.
„Abgesehen davon das mir das Blut zweimal ausgesaugt wurde und meine Beine taub sind, geht es mir gut.“
„Das wird wieder. Erstmals bringen wir dich hier heraus.“
„Schafft ihr es allein? Denn sonst teleportiere ich mich direkt zum Schiff.“, fragte Ryan, der alles daran setzte mich so schnell wie möglich von hier weg zu bringen.
Alle nickten und dann landete ich schon beim nächsten Wim-pernschlag auf einer weichen Trage. Ryan lächelte mich erleich-tert an und legte seine Stirn auf meine. Ich konnte in seine wun-dervollen Augen blicken.
„Hast du mir einen Schrecken eingejagt.“, seufzte er.
„Tut mir leid.“, lächelte ich.
Dann küsste er meine Stirn und setzte sich neben mich auf einen Sitz. Er hielt meine Hand fest und blickte zum Cockpit. Sein Blick suchte nach den anderen und geduldig wartete er ab. Ich hörte schon Geschreie und wieder einen lauten Knall. Ryan stand auf, drückte einen Schalter und der Rest spazierte in das Schiff hin-ein. Dann flogen wir sofort los.
Ich war ziemlich erleichterte das niemand vergessen worden war oder jemand geschnappt wurde. Trotzdem hatten sie das verfügbare Blut und konnten den Giganten erwecken. Jim kam auf mich zu.
„Das war ja mal ´ne aufregende Rettungsaktion, obwohl ich es schon gewöhnt bin dich dauernd zu retten, Lou.“, lachte er.
„Was heißt denn dauernd?“
„In Naga musste ich dich retten, dann…“, ich unterbrach ihn. „Wann war denn das passiert?“, kicherte ich. „Soweit ich mich erinnere, hatte ich dich suchen müssen, weißt du noch?“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und zog ein langes Ge-sicht.
„Das war wohl hart, Jim!“, lachte Nova und schlug ihm auf die Schulter.
„Sehr witzig! Außerdem war es ja wohl deine Schuld, Lou. Schließlich tat ich mein Bestes um dich nicht aus den Augen zu verlieren, aber…“, wieder unterbrauch ich ihn. „Tja, dann musst du das nächste Mal dir eine Brille zulegen oder aufhören in die Luft Löcher zu starren.“, grinste ich frech.
Er grunzte beleidigt.
Als wir nach wenigen Minuten ankamen, spürte ich wieder mei-ne Beine und Ryan stützte mich, indem ich meinen Arm um sei-nen Hals schlang.
Alles kribbelte noch, meine Kraft war ziemlich aufgebraucht und dennoch schaffte ich es hoch zum Professor, der mir bei meiner Ankunft einen weiteren besorgten Blick zuwarf.
„Oje, Lou, was machst du bloß immer? Du bist schon so oft ge-kidnappt oder verfolgt worden. Du bist ein richtiger Magnet für solche Sachen.“, seufzte er.
„Tut mir Leid, Professor, ich hoffe es passiert nicht wieder.“
In meinem Zimmer ruhte ich mich erstmals aus und wachte in der Nacht gegen zwei Uhr auf. Ich war hellwach und konnte ein-fach nicht mehr einschlafen. Schließlich stand ich auf, ging aus der Tür und lief in eine Küche, die weitere Stockwerke unter mir war. Ab sechsundzwanzig Uhr darf in diesem Gebäude nicht mehr gearbeitete werden und morgens um vier geht es dann wieder los. Deswegen musste ich mich selbst bedienen und schaute mich im glänzenden Saal um. Die Wände waren aus Glas, jedoch konnte man nicht hindurchsehen. Die Theke setzte man aus Plastik und Holz zusammen, das Besteck und die Kü-chenwerkzeuge, bis auf die Töpfe, bestanden auch aus Plastik. Das was auf dem Herd kam, wie zum Beispiel eine Pfanne, waren aus einem nicht magnetisierbaren Material hergestellt. Es fühlte sich rau an und war braun.
Ich öffnete einen Kühlschrank, durch Knopfdruck, der eine Breite von mindestens drei Metern hatte und sah das viele Essen. Eini-ges kannte ich überhaupt nicht, jedoch stellte ich am Geruch eine Ähnlichkeit fest mit den Lebensmitteln, die ich von früher kannte. Ich fand Bananen, Äpfel, Pfirsiche, Mandarinen und wei-tere Obstsorten. Sie mussten Samen der Pflanzen mitgenommen haben und auf Eos angepflanzt haben. Ich griff mir bekanntes Gemüse und Obst aus dem Kühlschrank und wusste dass es wahrscheinlich Diebstahl war. Zumindest war es nicht richtig sich ohne Erlaubnis Lebensmittel aus dem Kühlschrank zu nehmen. Dennoch knurrte mein Magen ohne Halt. Ich hatte schon lange nichts mehr gegessen, wahrscheinlich seit zwei Tagen nichts. Benett gab mir immer nur Wasser und geschmacklosen Brei, den ich zu Essen weigerte. Ich legte alles auf den Tisch und griff zuerst nach dem Apfel und biss genussvoll ab. Als mein Hunger dadurch noch angeregter wurde, begann ich schneller zu essen und war kaum zu stoppen. Doch dann hörte ich wie der Fahrstuhl sich betätigte und sich schließlich die Tür öffnete. Ich legte die halbgeschälte Mandarine beiseite und wartete gespannt ab. Was war wenn der Küchenchef früher anfing und mich beim Essen erwischte? Mein Herz raste und hielt mich angespannt am Stuhl fest. Ich hörte deutliche Schritte und neigte mich ein wenig zum Tisch, sodass er mich vielleicht übersah, da es dunkel war und nur ein Licht im anderen Raum brannte. Ich konnte einen deutlichen Schatten auf den Boden entdecken und drehte meinen Kopf zur Seite.






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