Sommer - Teil 4

Autor: Julia
veröffentlicht am: 16.09.2011


Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und drücke mein Gesicht in seine dunklen Haare. Sie riechen gut. Er läuft um die nächste Ecke. Je schneller er sich bewegt, desto mehr kitzeln sie mich im Gesicht. Der Gedanke, was passiert wenn er fällt kommt mir nicht. Ich berühre ihn. Das ist alles, an das ich denken kann.
Da stehen Leute. Unheimlich viele Leute stehen in kleinen Gruppen vor großen Bildern an der Wand. Ein Museum? Es ist still. Die Leute, die reden flüstern nur leise und die einzigen Geräusche, die ich hören kann, sind seine schnellen Schritte auf den glatten Mamorfliesen und mein klopfendes Herz. Ich berühre ihn!
Vor einer geschmacklosen Sofagarnitur in grünem Kort bleibt er stehen. Er lässt mich langsam von seinem Rücken hinunter und stellt mich auf die Füße. Langsam dreht er sich zu mir um. Sein Lächeln nimmt mir den Atem. Eines der vielen Dinge, die ich an ihm liebe. Es reicht bis zu den Augen und bringt sie zum leuchten. Ich kann nicht aufhören ihn anzusehen, doch aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er langsam die Hand hebt. Ich spüre die Berührung an meiner Wange. Noch einmal lächelt er und sein Gesicht naht sich dem meinen. Ich schließe die Augen und...werde wach.
Einer von vielen Träumen, die ich von ihm habe. Ich habe eine blühende Fantasie. Ein Museum? Ich hasse Museen und hab mich die letzten Jahre stets mit Bravour davor gedrückt. Ein grünes Sofa aus Kort? Mein Sofa ist weder grün noch aus einem sonderlichen Stoff gefertigt. Aber das ist nicht das Unwirkliche in dem Traum. Das Unwirkliche ist ER. ER ist nicht hier. Ich muss gestehen, das Kortsofa auch nicht…aber das vermisse ich nicht.
Die meisten meiner Träume enden wie dieser, kurz vor einem Kuss. Warum kann ich nicht weiter träumen? Wenn ich ihn nicht küssen darf, wenn ich wach bin, so will ich es mir wenigstens vorstellen können. Wahrscheinlich träume ich nicht davon, gerade weil es mir so viel bedeuten würde. Es steht sogar auf meiner Löffelliste. Gleich neben Spanisch lernen und Paragliding: IHN küssen
Aber was dann? So weit war ich mit meinem Plan noch nicht. Ich küsse ihn und er verliebt unsterblich in mich? Wohl kaum. Meine Erfahrungen im Küssen sind gleich null. Also doch nur reden. Aber über was? Über seine Malibu Barbie? „Na, seid ihr glücklich? Ja? Das freut mich aber…“ Über was redet man mit jemandem, von dem man ein halbes Jahr nichts gehört hat? Vermutlich über alte Zeiten. Aber das will ich nicht. Es tut weh, daran zu denken.
Noch etwas missachte ich bei meinen Plänen: Um mit ihm reden zu können, müsste er hier sein. Doch mit dem Stadtfest in einer Woche kommt vielleicht eine reelle Chance…und wer weiß schon wie viele noch kommen…






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