Der verstoßene Prinz

Autor: X-Wächterin - Dämonenkrieg
veröffentlicht am: 29.03.2010


Kapitel 1, das Geburtstagsgeschenk



„Sheila, warte!“ rief May und versuchte mich vergeblich zu erwischen. Ich streckte ihr lachend die Zunge aus und May rannte schneller. Sie war schon immer ziemlich langsam gewesen, aber ich dagegen war die Schnellste, Stärkste und allgemein die Sportlichste der Klasse. Die Sonne schien hell am Horizont und es war keine einzige Wolke in Sicht. Der Betonboden war so heiß, dass Bahrfußlaufen Selbstmord wäre. Das Wetter war einfach traumhaft! „Versuch doch mich zu erwischen!“ lachte ich und sie grinste. „Du hast es so gewollt!“ Sie stürzte sich auf mich und wir fielen zu Boden. Wir prusteten los und ich kroch unter Mays Körper hinweg in die Freiheit. Lachend standen wir auf und klopften uns den Straßendreck von den Knien. May fuhr grinsend mit ihren Fingern, durch ihr kurzes Hasselnussbraunes Haar und ich richtete meinen dunkelbraunen Pferdeschwanz. Noch immer grinsend rannten wir, im selben Tempo, auf die Schule zu. Wir kamen völlig gut gelaunt im orange gestrichenen Klassenzimmer an und setzten uns, wie jeden Tag auch, auf unsere Plätze. „Ich glaube die Sonne tut euch nicht so gut!“ Wir erschraken erst und sahen Mr. Sunnyboy persönlich hinter uns stehen. Er grinste breit und hatte seinen Kopf auf unsere Schultern gelegt. „Och, Mensch, Chris! Erschreck uns, doch nicht immer so!“ schmollte May und Chris lachte. Er richtete sich auf und streckte sich lächelnd. Lächelnd strich er sich durch sein blondes längliches Haar und setzte sich zu meiner Linken. Wir Drei waren das: „Sommer-Duo“ So hat man uns zumindest getauft ohne, dass wir es wussten. Im Sommer waren wir alle drei wie hyperaktive Rennmäuse und im Winter liefen wir mit völlig deprimierender Stimmung schweigend neben einander her und machten so gut wie gar nichts. Doch zum Glück war es Juni und extrem heiß! Er schloss genüsslich seine grasgrünen großen Augen und atmete tief durch. „Was, bist du etwa müde?!“ riefen ich und May im Chor - Mit einem gespielten Entsetzen im Gesicht. „Kathy hat mir gestern Abend mit ihren Anrufen die Nacht geraubt.“ Er gähnte und sein Kopf knallte auf die Tischplatte. „Wir haben dich vor ihr gewarnt!“ erinnerte ich ihn und er hob seinen Kopf. „Blll!“ machte er bloß und ließ seinen Kopf wieder auf den Tisch donnern. „Aua …“ Ich und May lachten schon wieder los. Er sah beleidigt auf und konnte sich kein Grinsen verkneifen, als er uns so beim Lachen zu sah. „Ich kann nichts dafür, dass sie mich mit ihren Skateboard und ihrer Esprit-Jacke verführt hat!“ verteidigte er sich und wir drückten uns unsere Handflächen auf die Münder, um unser Gelächter zu dämpfen. Ungefähr so verging der ganze restliche Schultag. Wir stupsten uns andauernd an, zogen dämliche Grimassen und versuchten gleichzeitig nicht zu lachen. Wir waren echte Multi-Talente! „Und was will unser liebstes Geburtstagskind an ihrem großen Tag?“ fragte Chris schelmisch und May kratzte sich am Kopf. „Hmmm!“ machte sie bloß und Chris klatschte begeistert. „Tolles Geschenk! Das besorg´ ich dir sofort!“ rief Chris. Der Sarkasmus in seinen Worten war nicht zu überhören. „So auf die Schnelle fällt mir eben nichts ein!“ konterte May und verschränkte die Arme vor der Brust. Wir schlenderten durch die Innenstadt und schleckten leckeres Eis. Chris seufzte und May blieb abrupt an einem Schaufenster stehen. ich und Chris brauchten noch ein bisschen Zeit, um zu merken, dass sie nicht mehr zwischen uns lief. Sie starrte völlig geistesabwesend durch die Glasscheibe und glotzte irgendetwas an. „Ich hab´s zuerst gesehen!“ rief ich und stellte mich neben ihr. „Was ist es?!“ fragte ich mit einem mysteriösen Unterton in der Stimme. Sie zeigte komplett abwesend auf ein silbernes Amulett mit einem schwarzen Diamant. Chris trottete her und pfiff, als er sich das Preisschild ansah. „Na, dann, viel Glück beim betteln.“ Ich biss mir auf die Unterlippe und berührte vorsichtig die rechte Hosentasche meiner Shorts. „Ich wollte mir eigentlich mit dem Geld einen neuen Laptop kaufen, aber …“ Ich zog mein Portmonee hervor und sah traurig auf die vielen Scheine. May schreckte aus ihrem Traum auf und sah entsetzt in mein Gesicht. „Nein, vergiss es! Du kaufst dir deinen Laptop! Ich hab´ nur ein bisschen geschwärmt! Ehrlich, ich will es nicht!“ rief sie bestürzt, als sie meinen ungläubigen Blick sah. Ich schob meinen Unterkiefer vor und dachte nach. „Dann suchen wir was anderes für dich.“ sagte ich schließlich und wir liefen weiter. „Ah, ich hab´s!“ rief Chris und rannte in ein Geschäft. Irritiert blieben ich und May vor dem Laden stehen, in dem Chris gerannt war und sahen uns überrascht an. Nach ein paar Minuten tauchte er lächelnd wieder auf. Mit zufriedenem Blick und einer großen Einkaufstüte in der Hand öffnete Chris die Ladentür und ging weiter, als wäre nichts gewesen. Ich und May liefen - noch immer verwirrt - hinterher und starrten auf die Tüte. Aber wir konnten den Inhalt trotzdem nicht entziffern! „Ähm, Chrihiiiis?“ riefen wir im Chor und er sah zu uns nach hinten. „Jahaaa?“ fragte er und schlang schützend seine Arme um die Tüte. „Was da drihiiin?“ Er schüttelte den Kopf und grinste frech. „Als ob ich das verraten würde, während May da ist, Doofis!“ Mit übertrieben empörten Gesicht stolperten wir zu ihm vor boxten ihm gleichzeitig in die Arme. „Au!“ rief er beleidigt und drückte die Tüte enger an sich. Wieder lachten wir und machten uns vereinzelt auf den Weg nach Hause. „Bin wieder da!“ rief ich meiner Mutter zu, raste aber gleich die Treppen zu meinem Zimmer hoch. „Willst du nichts essen?“ rief meine Mutter mir hinterher und ich bremste kurz. „Nein, ich hab Bauchschmerzen vom Zitronen-Eis!“ Ich schloss die Tür und schmiss mich auf mein Bett. >Soll ich May morgen das Amulett kaufen? Etwas anderes fällt mir nicht ein! < Ich drückte ein Kissen auf mein Gesicht und zog meine Brieftasche aus meiner kurzen Jeans. „Neunhundert Euro bar.“ flüsterte ich und bekam einen Schauder, als ich daran dachte wie lange ich gespart hatte. „Und das Amulett kostet Achthundertneunundvierzig Euro und neunundneunzig Cent.“ murmelte ich. Dann würden mir gerade mal einhundert Euro (und ein Cent!) übrig bleiben! Ich hatte keine andere Wahl … Morgen sollte ihre Geburtstags- Beachparty stattfinden.



„Okay, Leute, also auf drei!“ flüsterte Chris den versteckten Partybesuchern zu, als wir Mays Schritte hörten. „Eins … Zwei … Drei!“ Wir sprangen auf und riefen: „Alles Gute zum Sechzehnten!“ May schlug ihre Hände auf ihren Mund und sah sich beeindruckte, die improvisierte Strandgegend an. „Leute, ich glaub´s nicht!“ hauchte sie. Chris reichte ihr ein großes, in >gepalmtes< Geschenkpapier gewickeltes, Geschenk und grinste. „Willkommen in Hawaii, May!“ rief er und sie nahm mit großen Augen das Geschenk in Empfang. Eine verspielte Strandmusik erklang und wir reichten May Hula-Rock und bunte Blumenketten. Alle fingen das tanzen an und May kreischte überglücklich, als sie einen Schulranzen mit Strandaufdruck in die Höhe hielt. Das hatte Chris ihr gekauft! Lenya schenkte ihr ein typisches Hawaiihemd (für Männer) und ein Muschelarmband. Sie wurde mit Strandartikeln nur so überhäuft und ihr überglückliches Kreischen nahm kein Ende. Ich wurde ein bisschen nervös, als ich ihr mein Geschenk reichte. Es war ein ungewöhnlich kleines Päckchen, das aber reichlich mit Glitzerpartikeln beschmückt war. Meine Hände waren feucht und ich lächelte sie nervös an. Sie nahm mir das Päckchen neugierig ab und ich strich mir durch mein - ausnahmsweise - gewelltes Haar mit feschen Partylocken und einer schönen Hibiskusklammer. Sie öffnete es eifrig und erstarrt, als den schwarzen Diamant wieder erkannte. „Nein … Sheila! Ich glaub´s nicht! Das Amulett!“ kreischte sie und sprang wild umher. „Danke, danke, danke, danke!“ schrie sie und stürzte sich auf mich. „Du bist die beste Freundin der Welt, ich liebe dich!“ Sie streifte sich die Kette über den Kopf und sah verträumt auf den schwarzen Diamant. An dem Moment erinnerte ich mich an den merkwürdigen Kerl, der mich die ganze Zeit angestarrt hatte, als ich es gekauft hatte. Seine kalten Augen und der hassererfüllte Blick. Wer war er und was hatte er über mich gedacht, als er mich so ansah?










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