Das Testament der G?tter

Autor: Romana
veröffentlicht am: 20.03.2010




Proviant

Ich schlich am Schlafzimmer vorbei und kramte im Arbeitszimmer, in demselben Schrank herum, wo ich den Karton fand. Ich fand eine Taschenlampe, allerdings ohne Batterien.Genervt stieg ich die Treppen schwer hinunter und durchsuchte in der K?che im Siedeboard, in einer Schublade nach vollen Batterien. Nach langem Suchen fand ich zwei St?ck und steckte sie sogleich in die Taschenlampe. Als sie bei meinem Testversuch aufleuchtete, steckte ich sie in eine kleine Tasche, die aus schwarzem Leder war mit einer wei?en Bestickung „All Times“.
In der K?che steckte ich mir noch eine Flasche Wasser ein, ich bekomme immer Durst. Noch eine kleinen Schokoriegel und eine Banane, weil ich jetzt schon Hunger hatte, dies mir aber f?r sp?ter aufhob. Immer wieder schaute ich dem Fenster in den Himmel und die Sonne ging schneller unter als ich dachte. Es waren keine Wolken zu sehen, deswegen war es auch noch so hell.
Ich flitzte zur Garderobe und zog mir meine Schuhe und meine Jacke an. Drau?en stand ich vor der Garage und zog das Tor nach oben auf. Es quietschte furchtbar und ich musste meine Augen kurz zu petzen. Drinnen nahm ich meine Fahrrad und schob es heraus. Ich lehnte es an einem Zaun an, der gleich daneben stand und rannte dann wieder zum Garagentor. Mit einem kr?ftigen Ruck schloss ich es fest zu und stieg auf mein schon altes Fahrrad. Die Kette war ziemlich verrostet, aber das war nicht weiter schlimm, solang es nur gut fuhr. Ich nahm noch einmal kurz Luft und fuhr los.

Ostina – Wald

Ich fuhr zuerst durch die Stadt, die Autos hupten und brummten nur so vor sich hin. Der Stadtl?rm war f?r mich fast unertr?glich, weil ich an das Leben auf dem Land gew?hnt bin. Aber auch morgens muss ich mit dem Fahrrad zur Schule fahren und das fast jeden Tag. Sogar der furchtbar stinkende Geruch lag mir meist Stunden in der Nase und das nervte mich sehr. Die ganze Abgase, die vermischt sind mit dem Essen und dann noch mit den verschieden riechenden Restaurants, aus denen der meiste Rauch heraus kam. Ich wollte so schnell wie m?glich wieder auf dem Land sein, was mir nach einer halben Stunde gelang. Ich fand mich auf einem Feld wieder und von weitem sah ich schon den gro?en Wald kommen. Egal wo ich hinsah, er h?rte nirgends auf. Umso n?her ich ihm kam, umso bedrohter f?hlte ich mich von ihm. Es kam mir so vor als w?rde er mich einengen wollen und die B?ume wurden auch immer gr??er und ?ngstlicher.
Ich hatte mir eigentlich geschworen nie wieder hierher zu kommen, aber um meine Neugierde zu befriedigen muss ich unbedingt wissen, was hier passiert war, sonst finde ich keine Ruhe. Am Waldrand stellte ich mein Fahrrad am Baum ab und hoffte es w?rde nicht geklaut werden, aber hier drau?en war keiner mehr um diese Uhrzeit.
Als ich drinnen war und mich an einen engen Pfad entlang zw?ngte, fragte ich mich immer wieder wieso ich das jetzt tat. Soll es mir helfen? Aber das Geschehen war vor zw?lf Jahren und als w?rde ich jetzt noch einen Hinweis finden. Was mich jedoch am meisten st?rte, das es einfach nicht m?glich war, das zwei Personen hoher Intelligenz – ein Physiker und eine Chemikerin – einfach spurlos verschwinden. Die Polizei glaubte auch, dass sie ein B?r oder eine andere Art angegriffen haben k?nnte. Eher unwahrscheinlich. Meine Mutter hatte auch au?er Chemie auch einige B?cher der Natur studiert. Sie erz?hlte mir manchmal von den Gefahren im Wald. Doch ich glaubte kaum, dass ein B?r mich angreifen k?nnte. Au?erdem bin ich ziemlich schnell.
Der Weg wurde dann breiter und ich blieb vor einer Gablung stehen. Die ?ste waren mir im Weg, die hingen alle in meinem Gesicht.
Dann stellte ich mir wieder die Frage Was mache ich hier? Es wird dunkel und das mit meinem Eltern geh?rt eigentlich der Vergangenheit an. Wieso kann ich nicht loslassen? F?llt es mir denn wirklich so schwer? Ich lie? den Kopf sinken, als h?tte ich eine Niederlage erlitten. Es wurde bald so dunkel, dass ich meine Taschenlampe aus meinem Rucksack nahm und sind anmachte. Meine braunen Haare band ich mir zusammen. Ich hatte es leicht, weil meine Haare glatt und lang waren. Mein Seitenpony lie? ich so und kehrte der Gablung den R?cken zu. Ich rannte, als w?rde ich vor etwas fliehen. Vor der Dunkelheit? Aber dann bekam ich Panik. Meine Beine liefen immer schneller und dann h?rte ich ein heftiges Rascheln im Geb?sch. Ich blieb blitzschnell stehen, als w?re ich gegen eine Wand gelaufen. Mit rasendem Herzklopfen und bildenden Schei?perlen auf meiner Haut drehte ich mich um meine eigene Achse. Aber dort war nichts, gerade das machte mir noch mehr Angst.Doch als ich weiter gehen wollte, verlor ich komplett die Orientierung. Ich sah nur noch B?ume und enges Pflanzengestr?pp und alles kam auf mich zu. Mir wurde dann furchtbar hei? und ich bekam eine solche Angst. Mein K?rper tropfte vor Angstschwei? und meine Beine bebten, sodass ich schon dachte man w?rde das Beben sp?ren. Dann stieg alles in mir hoch, mir wurde so furchtbar schlecht und ich b?ckte mich, da ich dachte ich m?sse mich ?bergeben. Doch dann wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel um.
Als ich aufwache lag ich sitzend am Baum und rieb an meinem Kopf. Neben mir brannte ein Feuer. Wer hat das blo? entz?ndet? Und wer hat mich an den Baum gelegt? Ich kann mich an nichts erinnern. Ich glaube ich war vor irgendetwas auf der Flucht.
St?hnend stand ich auf, fiel jedoch wieder zur?ck.
„Ich f?hle mich furchtbar.“, murmelte ich keuchend.
„Das ist normal bei einem Schwindelanfall.“, sagte eine m?nnliche Stimme. Sie war ganz in meiner N?he und ruckartig drehte ich mich um.
„Wer ist da?“
„Ich bin Van.“
Hinter mir h?rte ich ein knistern und drehte mich gleich um. Ein Junge setzte sich auf den Boden und hielt die H?nde ans Feuer.
„Hast du das Feuer entz?ndet?“, fragte ich und strich mir mein Haar hinters Ohr. Langsam n?herte ich mich ihm und er fixierte sich nur auf das prasselnde Feuer.„Ja. Wenn man schon…“
Er stockte kurz und kniff dann die Augen zu.
„Wenn man schon hier ist, kann man auch ein Feuer anz?nden, au?erdem bist vor mir einfach umgefallen.“
„Wie bitte?“
Ich setzte mich auf den Boden und ?berdachte alles nach, was vor meinem Schwindelanfall passierte, aber ich erinnerte mich an nichts. Ich wusste nur dass ich sehr schnell lief und dann kam nichts mehr.
„Wieso brachtest du mich nicht ins Krankenhaus?“
„Wegen eines Schwindelanfalls? Ich wei? zwar nicht wer du bist, aber hier nachts im Wald rum zu rennen, ohne irgendeinen Schutz, ist doch sehr riskant.“
„Ich wollte Hinweise f?r meine verschwundenen Eltern wieder finden.“„Was?“, rief er und drehte sich zu mir um. Ich sah in sein Gesicht und spiegelte mich in wundersch?nen smaragdgr?nen Augen wieder. Irgendwie beruhigte mich das f?r einen Moment, alles war verflogen und viel Fragen schwirrten mir im Kopf herum.

Seine kurzen braunen Haare schimmerten im Licht und es wirkte wie Seide. Sein Gesicht war eigentlich ordentlich und sehr gepflegt. Seine Haut war glatt und dunkler als meine. Ich hatte eine wei?e Haut, fast schon k?sig. Seine war beinahe knusprig braun.
„Ja, also ich war auf der Suche nach Hinweisen.“
Er starrte wieder ins Feuer und dieses Mal waren seine Augen mit Tr?nen gef?llt, das sah ich daran, weil das Licht einen wei?en Schimmer in seinem Auge da lie?. Durch das Tr?nenwasser spiegelte sich das flackernde Feuer.
„Was hast du?“
Er sch?ttelte seinen Kopf, als wolle er damit seine traurigen Gedanken ausl?schen.
„Nichts.“ „Das hei?t, meine Eltern sind auch verschwunden in diesem Wald.“
Ich standerschrocken auf und schaute runter zu ihm.
„Nun ja, es geschah vor zehn Jahren bei einem Spaziergang und ich war dabei. Als wir uns irgendwann verirrt hatten und es keinen Empfang auf dem Handy gab, waren wir aussichtslos. Meine Mutter war v?llig verzweifelt und mein Vater suchte eine L?sung. Aber egal wohin man sah, ?berall gab es nur B?sche, Str?ucher und hohe B?ume. Als ich m?de war, ging mein Vater nach einen Ausweg suchen und genau wie jetzt z?ndeten meine Mutter und ich ein Feuer an. Es war kalt. Dann kam er nicht mehr wieder. Lange hatten wir gewartete, bis meine Mutter entschlossen hatte nach ihm zu suchen. Auch sie kam nie wieder.“
Er senkte traurig den Kopf, als wolle er gleich seinen ganzen Frust herausschreien. Ich wusste genau wie es ihm ging, wie er sich f?hlte. Das muss einfach schrecklich gewesen sein.
„Aber was war dann mit dir?“
„Was w?rdest du denn tun, wenn du pl?tzlich nachts alleine bist und hunger hast?“
Ich seufzte und neigte den Kopf hoffnungslos.
„Als ich morgens aufwachte, waren sie immer noch nicht da und mein Magen knurrte wie verr?ckt, nach einigen Metern fand ich einen Fr?chtebaum. Erst einmal a? ich mich satt. Als ich dann Mutters Halstuch fand.“
Er zog aus seinem Hemd ein seidenes Cremefarbendes Tuch, das eine viereckige Form hatte.„ich trage es immer bei mir.“, murmelte er und wollte dies eigentlich f?r sich sagen.
Wieder sch?ttelte er heftig den Kopf und wollte nicht den Faden verlieren.
„Sp?ter fand ich doch einen Ausweg und kam zuerst zu meiner Oma. Aber nach zwei Jahren verstarb sie an einem Tumor und so war ich allein. Das Hei habe ich satt, deswegen laufe ich meistens weg. Immer hierher, wo meine Eltern verschwanden.“
Pl?tzlich stand er nach einer kurzen Pause schnell auf und schaute mich mit gro?en Augen an.„Wir k?nnten doch zusammen suchen.“, schlug er vor. Ich war zuerst nicht davon begeistert, doch es war doch wirklich ein Zufall, das seine Eltern verschwanden und das wir uns erst trafen, als ich der Sache auf den Grund gehen wollte. Ich ging kurz in mich. Soll ich ja sagen? Oder es lieber dabei belassen, vielleicht bringt mich das in ernste Schwierigkeiten?







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