I'll be there to catch you

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 20.03.2010




Langsam ging ich Richtung Straßenbahn. Glücklicherweise kam grad die nächste, die mich zu dem Treffpunkt bringen würde.
Während der Fahrt blickte ich aus dem Fenster. Sah Menschen und machte mir Gedanken.Jeder Mensch hatte doch seine Probleme, oder? Waren meine nicht belangloser als die, die beispielsweise jemand hatte, der geliebten Menschen beim Sterben zusah oder selbst sterbenskrank war? Hatte nicht jeder seine Laster zu tragen? Sei es eine zerbrochene Freundschaft oder ein leichter Husten..
War ich egoistisch? Weil ich am liebsten gestorben wäre, als mein Leben in tausend Scherben zerfallen ist? Okay, nein. Das war klar. Jeder ist sich selbst der Nächste, logisch. Jeder findet seine Probleme schwerwiegender als die der Anderen.
Falsch war das. Man solle andere Menschen über sich stellen, bekommt man überall gesagt. In der Kirche, in der Schule, Zuhause, .. oh. Womit wir wieder beim Thema wären. Zuhause. Das es nicht mehr gab. Nie mehr.

Die Straßenbahn hielt und ich stieg aus. Während ich an der Ampel wartete, dass sie grün wurde beobachtete ich wieder die Leute.
Hektisch. Sie mussten alle irgendwo hin.
Wütend. Ich spürte Wut und und Hass, überall.
Liebe. Hier und da war eine Mutter, die sich selig lächelnd ihr Kind vor sich herschob. Dort ein junges Paar, das sich an den Händen hielt und ab und zu mal stehen blieb um sich einen Kuss zu geben. Kurz und zärtlich.
Dann gab es die glücklichen Menschen. Sie lächelten oder summten vor sich her.Aber der Hass. Der zerstörte alles. Menschen, die ignorierten, dass sich zwei Jugendliche schlugen. Menschen, die sich ankeiften. Menschen, die ihr Leben hassten und mit leerem Blick und gesenktem Kopf ihre Wege gingen.

Die Ampel wurde grün. Ich ging über die Straße, darauf achtend niemanden zu berühren. Der Hass sollte sich nicht auch auf mich übertragen.
Ich erreichte die andere Straßenseite und ging weiter Richtung Museum. Erneut Menschen. Eine Schulklasse kam mir entgegen. Drei Mädchen hatten sich eingehakt und sangen verflossene Hits. Vier Typen, die anscheinend in einem wichtigem Gespräch vertieft waren. Ich schnappte irgendwelche Computerbegriffe auf.
Alle wirkten sie entspannt. Wahrscheinlich eine Klasse, die hier auf Klassenfahrt war.Nur einer schien nicht dazu zugehören. Er hatte längere braune Haare und trug eine zerfetzte Jeans, Chucks und ein Bandshirt. Er lief ein ganzes Stück hinter der Gruppe. Als ich an ihm vorbeiging blickte ich in seine Augen.
Irgendwo, irgendwo hatte ich diese Farbe schon einmal gesehen ..
'Abby?', sagte er.
Oh mein Gott! Das war Matt! Boa! Er hatte sich absolut verändert. Und er sah .. heiß aus!'Abby! Woa, deine Haare!', flüsterte er.
Ich lachte.
'Das kann ich nur zurückgeben! Cool!'
'Es gefällt dir?'
'Jap. Aber irgendwie warst du doch mal blond.'
'Das war gefärbt gewesen. Ich hab jetzt wieder meine Naturhaarfarbe. Aber du .. du hast deine wunderschönen langen Haare abgeschnitten!'
'Ja, ich wollte mich mal verändern.. aber genug von Haaren gequatscht. Lass uns mein Zeug holen.'

Auf dem Weg redeten wir ununterbrochen über Gott und die Welt. Ich erfuhr, dass er im Deutschen Museum jobbte um sich sein Musikstudium finanzieren zu können. Ich erfuhr, was er nach der Trennung der Hot Boys gemacht und wann er seine letzte Freundin gehabt hatte. Was noch gar nicht so lange her war. Aber den Grund für die Trennung wollte er mir nicht verraten. Und schwuppsdiwupps waren wir bei dem Haus, das ich mal mein Elternhaus nannte.
Ich holte den Ersatzschlüssel aus seinem Versteck und schloss auf.
Ein letztes Mal ging ich in die Küche, ein letztes Mal ins Wohnzimmer und ein letztes Mal ins Bad. Und dann. Das letzte Mal in mein Zimmer. Ich drückte Matt den Koffer in die Hand und nahm meinen Kuscheltiger. Ich strich über die Möbel. Dann lief ich ein letztes Mal den Flur entlang.
Das war hart, wirklich. Mein Blick strich über die gesamten Bilder, die dort hingen und ruhten dann auf dem Familienbild. Langsam ging ich darauf zu und konnte meinen Blick nicht abwenden.
Dann schlug ich zu. Meine Faust haute das Glas kaputt. Meine Hand begann zu bluten, aber ich bemerkte es nicht. Ich brach hysterisch schluchzend zusammen, vergessen, dass ich nicht allein war.
Aber das merkte ich wenige Sekunden später, als mich jemand umarmte. Ich hörte Matts Stimme neben meinem Ohr, er flüsterte, dass alles gut werden würde. Dann sang er leise 'Don't cry' von Guns 'n' Roses.
Seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich wurde ruhiger und ruhiger, mehr und mehr. Als das Lied zu Ende war, konnte ich wieder aufstehen.
Wir verließen das Haus ohne die Scherben wegzuräumen.

Ich ließ ihn mit meinem Koffer vorgehen und hing mal wieder meinen Gedanken nach. Eben, als er mich im Arm gehalten hatte war mir sein Duft in die Nase gestiegen. Er roch .. männlich und nach irgendeiner Frucht. Ich mochte seinen Geruch. Und ich mochte ihn. Er hatte sofort gesagt, dass ich zu ihm kommen könnte. Noch immer fragte ich mich wieso. So einen super Eindruck hatte ich doch gar nicht hinterlassen können, nicht wie ich mich benommen hatte.
Schnell schüttelte ich den Kopf um solche Gedanken loszuwerden. Ich ging einen Schritt schnell um mit ihm auf gleicher Höhe zu sein.
'Matt?', fragte ich.
'Ja?'
'Wo gehen wir hin?'
'Ich nehm dich erstmal mit zu mir. Ein, zwei Nächte wirst du doch auf meinem Sofa schlafen können? Auch wenn ich im selben Raum bin?'
'Öhm..'
'Sonst fällt mir grad nichts ein.'
Er blieb stehen und blickte mir in die Augen.
'Abby. Du kannst froh sein, dass ich die überhaupt helfe. So wie du dich bei unserer letzten Begegnung mir gegenüber benommen hast.'
'Ja. Das tut mir leid, ich .. ich dachte halt du bist so ein aufgeblasener Boygroup - Fuzzie.'Er grinste und gab mir dann ein Zeichen weiterzugehen.







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