Verlorene Kindheit

Autor: Elvira3
veröffentlicht am: 21.02.2010




Hallo. Das hier ist eine wahre Geschichte, aber uninteressant. Es geht weder über Mystik, noch um eine Liebesgeschichte. Es geht einfach um meine Kindheit. Aber jedes Wort welches ich geschrieben habe, hat sich so zugetragen. Ich habe es hauptsächlich für mich geschrieben. Ich konnte/kann mit niemanden drüber reden und habe es für mich einfach aufgeschrieben. Mir kommt alles noch wie gestern vor. Und doch ist es jetzt ein halbes Jahr her. Und doch schreibe ich dies auf als Erinnerung an meine Mutter. Möge sie mir eines Tages verzeihen.

_________________________________________________

Gegenwart
Tränen liefen mir die Wangen herunter, heiße, dicke Tränen. Ich wusste nicht warum ich weinte. Ob es an die verlorene Kindheit lag? Der Schmerz bringt mich noch um! Und doch war ich schon tot. Zumindest innerlich. Eine leere Hülle ohne Wärme. Und warum? Was hatte ich bloß getan? Ich hatte tolle Noten in der Schule, ich habe nie geraucht und getrunken und ich habe gehorcht. Na ja meistens zumindest. Und doch stand ich hier an einem trostlosen Wintertag und weinte. Ich dachte an die Zeit zurück, wo ich keine Sorgen kannte und mit meiner naiven und fröhlichen Art, die Welt hätte umarmen können. Ich schluckte. Bilder stiegen in mir auf. So viele Erinnerungen! Als ich meine Mutter glücklich umschlungen hielt. Nun würde ich sie nie mehr berühren, nicht mal mehr sehen. Nur meine Erinnerungen und Träume blieben mir noch. Nicht mal Bilder von ihr hatte sie mir gegönnt. Und das schlimmste war, sie war nicht gestorben. Sie ist feiwillig gegangen. Warte! Ich bin doch gegangen, war es also nicht meine Schuld? Aber ich wollte sie doch nicht verlassen oder habe ich etwa gesagt: 'Für mich bist du aus meinem Leben gestorben?' Ich hörte förmlich ihre raue Stimme. Der Satz hat sich in mein Leben gebrannt. Ich schluckte den nächsten Schwall Tränen herunter. Ach wie ich doch Selbstmitleid hasste. Und doch tat es so gut. Sonst hatte ich ja niemanden, der mir hätte Mitleid schenken könnte. Meine Freundinnen waren so vernarrt in ihren Problemen, dass sie meine völlig vergaßen. Es tat weh vergessen zu werden, aber es tat noch mehr weh freiwillig vergessen zu werden!

Vergangenheit
Ich hörte ihn kommen. Ich war zu Besuch bei meiner Oma in Polen. Es war mein fünftes oder sechstes Lebensjahr, wer zählte schon in so einem jungen Alter? Schließlich hatte man ja noch Zeit. 'Wo war meine Mama?' …'Wahrscheinlich weg.' Ich machte mir keine weiteren Gedanken, sondern wartete auf ihn, meinen jüngsten Onkel. Ich lächelte als ich seine Stimme hörte. Und bevor ich nachdachte, bewegten sich meine kleinen Füße schnell zu ihm. Wie ein Wirbelwind rannte ich auf ihn zu in seine Arme. Er schaute verblüfft, fing aber schallend an zu lachen. Er nahm meine kleine Hand in die seine und ging mit mir in sein Zimmer nach oben. Als er mir die Tür offen hielt, rannte ich hinein und sprang unelegant auf sein Bett. Als ich ihn anschaute, sah ich seinen merkwürdigen Blick. Aber ich war jung, ich dachte nicht darüber nach. Dann hörte ich seine Stimme, die belegt klang.
'Wir spielen jetzt ein Spiel. Das wird dir bestimmt Spaß machen! Ich zeig dir wie das geht.' Ein schwarzer Fleck, ich weiß nicht mehr was geschehen war. Da habe ich einen Riss. Und doch erinnere ich mich auf einmal, wie meine Hose und meine Unterhose auf den Boden lagen. 'Was macht er da?' fragte ich mich ängstlich. Ich spürte seinen Mund und seine Zunge. Ich spürte ein widerliches Gefühl in mir aufsteigen.
'Ich möchte nicht mehr spielen.' höre ich mich flüstern. Tränen der Angst rollen mir über die Wange und im gleichen Moment höre ich ihn gekränkt sagen.
'Du musst. Du hast mich doch lieb oder? Dann musst du das machen. Wenn jemand einen lieb hat, macht man das. Also nicht weinen, es ist doch schön oder nicht. Nein? Also hast du mich nicht mehr lieb?! Also doch, na also.'
Sein Kopf senkt sich wieder. Ich möchte schreien, kriege meinen Mund nicht auf. Endlich lässt er von mir ab. Aber halt! Warum zieht er seine Hose jetzt aus?
'Jetzt bist du an der Reihe! Du hast doch schon einen Lolli gelutscht? Das geht beinahe genauso, schmeckt aber viel besser.'
Wieder Riss. Dann erinnere ich mich nur noch an seine Schwanz in meinem Mund. Ein salziger, abartiges Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Und der einzige Gedanken lautete: Wo bist du nur Mama? Warum bist du nicht bei mir?

'Hast du endlich deine Sachen gepackt?'
'Ja Mama, habe ich.' antwortete ich genervt. 'Wie oft sind wir noch mal umgezogen, ach ja nur achtmal.' Doch es ging an ihren Ohren vorbei. Bis jetzt hatte ich mich nie beschwert, aber es tat schon verdammt weh. Sie war schnell für neues, außer ständig ihre Wohnungen und Autos zu wechseln, wechselte sie auch gerne ihre Männer. 'Und meine Kindermädchen und dann noch polnische dazu! In einem deutschen Land! Denn für mich hatte sie nie Zeit.' dachte ich schmollend. Und so zogen wir in die nächste Stadt. Sigmaringen. Wieder der gleiches Chaos. Sachen auspacken. Mit Mutter streiten, wenn sie dann mal da war. Kindermädchen ärgern. Neue Freunde finden. Schule kennen lernen. Freundinnen-Mutter vorstellen. Keine Freundinnen mehr weil die Mutter alles versaut hat. Umzug.
'Warum hast du eigentlich Sandy so mies behandelt! Sie war meine beste Freundin. Sie kann doch nichts dafür das sie Sonnenallergie hat. Da musst du sie nicht als jämmerliches Baby beleidigen! Und wäre dein Bekannter nicht hier gewesen, der sie nach Hause gefahren hat, so müsste sie in der prallen Sonne 4km laufen.'
'Wir ziehen doch bald um, also ist es doch egal.'
Ich hatte mich so in Rage und Wut geredet, dass es mich ausrasten ließ, das sie nicht im geringsten Gewissensbissen hatte. Doch das kannte ich an ihr. Sie tat was sie wollte und solange sie bekam was sie wollte, waren andere scheiß egal. Ich ging in mein Zimmer und knallte die Tür so laut ich konnte zu. Sie rannte hinter mir her und schrie mich wegen dem knallen an. Das mir Tränen über die Wangen liefen interessierte sie nicht, sie wurde sogar noch wütender und schrie ich solle nicht weinen. Ich wäre ein pennerisches Kleinkind schrie sie und ging. Am nächsten Tag bestach sie mich mit neuen Inlinern. Typisch. Und den Streit darauf bekam ich ein Keyboard. Aber meinen Wunsch erfüllte sie nie. Eine einfache, ernste Entschuldigung.

'Elfter-Umzug.' Ich war schon älter und reifer. Ich saß auf meinem Stuhl und hörte gerade ein trauriges Lied von einer unbekannten Sängerin. Mein Hund Bello, der in dieser Zeit 1 1/2Jahre alt war, sprang auf meinen Schoß. Ich dachte an die schöne Zeit in Sigmaringen, das erste mal hatte ich geweint und geschrien, weil meine Mutter wieder mit mir wegzog. Jahrelang in Städten gewohnt, war es ungewohnt in einem langweiligen Dorf zu leben. Ich kraulte meinen Yorkshire Terrier und dachte an meine Mitschüler. Abscheu erfüllte mich. Ich war ein normales Mädchen. Haselnussbraunes Haar, sowie Augen, kleine Stupsnase, kussreiche Lippen und ovales Gesicht. Ich war etwas zu klein für mein Alter, war aber kurvig was das Wachstum etwas wettmachte. Und doch wurde ich gemobbt. Ich kannte nicht mal den Grund. Ich war durchschnittlich in der Schule und im Aussehen. Warum ich also? Im Sport wollte mich keiner in der Mannschaft haben, ich hörte sie über mich lästern und lachen und in der Schule saß ich oftmals alleine herum. Sonst hatte ich immer so viele Freunde und dort wurde ich gehasst. Und meine Mutter? Sie interessierte sich nicht dafür. Bello leckte mir übers Gesicht, vielleicht aus Mitleid? Mit ihm konnte ich wenigstens über alles reden, wie damals mit Max. Ich hatte mal einen Mops gehabt, den ich über alles geliebt hatte. Meine Mutter hat ihn nach Polen verschoben als ich nicht da war. Es brach mir mein kleines Herz. Aber wie kleine Kinder eben sind, vergaß ich ihn schnell. 'Ich werde dich nie wegnehmen lassen, vorher bringe ich mich lieber um!' Wie zur Antwort bellte Bello und sprang von mir ab um in windesschnelle die Treppe runterzurennen. Ich wartete das mein Telefon klingelte und mein Stiefvater anrief. Nicht mal. Er war mein Stiefvater, aber nun da meine Mutter sich von ihm scheiden ließ, ist er nur ein Mann. Und mein leiblicher Vater? Der hat die Flucht angetreten. Ich weiß weder seinen Namen, noch wie er aussieht. Doch das war egal. Als die Tür aufging wusste ich wer kam. Meine Mutter! Endlich…. Doch noch jemand folgte ihr. Als ich ihn sah, gefror mein Blut. Sein Lächeln, sein Haar, sein Körper, alles gleich. 'Ich habe kein Kindermädchen mehr gefunden.' Entschuldigte sich meine Mutter. Doch die Worte flossen ohne jede Bedeutung von mir ab. Ich war nur auf ihn fixiert. Meinen Onkel.So vergingen Stunden, Tage und Monate, bis ich einen Anruf von meinem Stiefvater (Papa) erhielt. Ich bemerkte seine aufgeregte Stimme und war ganz Ohr.
'Überraschung!' Du ziehst zu mir!!!'
Und so folgte wieder packen, diesmal mit Lachen und schon war ich bei ihm. Ich kannte das Haus von den Besuchen in den Ferien. Es war groß und schön. Meine Oma wohnte über uns. Ich verabschiedete mich von meiner Mutter und packte meine Sachen aus. Auch dort lernte ich viele Freunde kennen, die Schule lieben und sah meine beste Freundin wieder, die ich als Kleinkind kennen gelernt hatte. Ich war immer mit ihr immer in Verbindung geblieben. Mein Leben war perfekt. Ich stattete meiner Mutter Besuche in den Ferien ab. Alles war schön: endlich hatte sie Zeit für mich und wir stritten selten. Und doch schwebten mir immer noch Erinnerungen hoch. Die Gewalten in Polen, als meine Mutter meine Oma geschlagen hat. Oder als Mamas anderer, älterer Bruder Mamas jüngeren und letzten Bruder, meinen perversen Onkel, durch das Glas der Küchentür geschleudert hat. Oder als Mamas ältester Bruder von ihrem Freund geschlagen wurde. Viele Gewalttaten folgten noch. Und einmal als ich bei meiner Mutter anrief, erzählte sie mir, wie mein Onkel, also ihr jüngerer Bruder seinen Freund arrangierte, meinen älteren Bruder zusammen zuschlagen, sodass er sofort ins Krankenhaus musste und beinahe gestorben wäre. Dann wäre meine Tante zu einer schwangeren Witwe geworden. Doch hatte ich nicht alle Gewalttaten mitbekommen, zumindest nicht die letzte, da ich die Verbindung nach Polen abgebrochen hatte. Aber erst in den späten Jahren. Erst als wir in der 5.Klasse Sexual besprochen hatten und ich verstand was mein Onkel mir angetan hatte, verspürte ich die lähmende Angst in Polen ungeschützt zu sein. Ich musste mich wachrütteln. Ich war hier in Niedersachsen, bei meinem Vater in Sicherheit. Viel Freude und Spaß erwarteten mich. Keine Umzüge mehr. Das hatte sie versprochen. Und doch hatte sie schon tausende von Versprechungen gebrochen. Aber ich glaubte ihr. Und doch sollte ich enttäuscht werden, in meiner naiven Art.
Zwei Jahre hielten mein Glück an. Dann rief meine Mutter an aus dem Handy ihres abartigen Freundes und verkündete mir, sie sei schwanger und ich solle nun dort hinziehen. Ich war öfters zu Besuch in Baden-Wüttermberg gewesen, hatte ihren Verlobten kennen gelernt und seine zwei Töchter. Die eine 13 die andere 11. Beide waren süß. Aber dort hinziehen? Nein danke.
'Ich habe hier so viele Freunde wie nie und das willst du mir weg nehmen?'
'Freunde findest du überall und ich bin deine Mutter. Sind dir deine Freunde etwa wichtiger als deine Mutter?'
'Du hast es mir versprochen hierzubleiben!'
'Solange bis ich eine Wohnung finde!'
Gegen ihren Dickkopf kam ich nicht an, ging dann aber zum Jugendamt. Doch sie half uns nicht weiter das einzige was sie mir sagte war:
'Falls ihr in das Gericht zieht, wird deine Mutter wahrscheinlich als Sieger hervortreten. Er ist nicht dein leiblicher Vater, nicht mal dein Stiefvater. Er ist sozusagen nur irgendein Mann. Ihr könnt es versuchen, aber ihr habt nur eine kleine Chance.'
So entmutigt bin ich dann freiwillig zu meiner Mutter gezogen. Ich habe nicht geweint und meine Großmutter und Vater in dem Glauben gelassen, es sei nicht so schlimm. Schrecklich genug das ich innerlich weinte, so wollte ich ihnen nicht den gleichen Schmerz antun. Und so vergingen Wochen in Stuttgart, in denen ich gereizter und gereizter wurde. Und desto zickiger ich wurde, desto mehr wurde mir gedroht. Ich hatte keinen Kontakt mehr mit meinen Freunden. Und stritt mich jeden Tag mit meiner Mutter sodass sie öfters handgreiflich wurde. Auch ihren Freund hasste ich. Und denn wollte sie bald heiraten. Pah! Und dann fingen die Drohungen an: -Ich nehme dir dein Handy weg, dann kannst du nicht mehr deinen Vater Simsen. -Bald darfst du deine Stiefschwestern nicht sehen, dann hast du hier niemanden mehr. -Ich schicke dich deine Ferien nach Polen. -Du darfst deinen Vater bald nicht sehen. -Du willst also zu ihm zurückziehen, dann schicke ich dich freiwillig nach Polen bis du volljährig bist. Wenn du noch einmal frech bist, tuhe ich das echt!' Und das war der Punkt in dem bei mir alles zu brechen drohte. Alle Drohungen hatte sie erfüllt, außer die letzte. Ich hatte kein Handy mehr, ich durfte keinen Kontakt zu meinem Vater haben und ich vermisste Niedersachsen. Ich weinte nächtelang durch, tagelang war ich wie tot und nur Bello war das einzige erfreuliche. Dann hatte ich mich einmal ausversehen geschnitten und entdeckte das Ritzen. Das tat ich, bis das Blut floss. Und bald dachte ich ernsthaft über Selbstmord nach. 'Was bringt mir das Leben noch?' Ich erinnerte mich, wie mein Vater mir über eine Videobotschaft mitgeteilt hat das er keinen Kontakt mehr zu mir haben dürfe und ich mich mit tränen verabschiedete. Und nun hasste ich die ganze Welt. Und dann kam der Tag an dem ich seine E-Mail bekam. Und ich verstand. So schrieb ich ihm wenn alle zu bett waren um 3 oder 4uhr morgens. Ich schlief dann bis mittags aber das war mir egal. Ich schrieb ihm von meinen Selbstmordgedanken und er tröstete mich. Und dann wollte ich fliehen. Ich packte meine Sachen und stellte meinen Wecker auf 6uhr. Da ich die ganze Nacht grübelte, war ich am nächsten Tag so träge das ich weiterschlief und damit alles vermasselte. Aber Papa erinnerte mich an mein Geheimhandy und immer wenn ich mit Bello rausging steckte ich es unauffällig in meine Tasche. So rief ich ihn an und er gab mir eine Nummer vom Jugendamt Stuttgart. Nachdem sie von Papa die ganze Geschichte gehört hatte, hatten wir einen Plan entwickelt Sie sollten mich um 10uhr abholen in einer Straßenecke, dessen namen ich ihnen nannte. Ich tat so als ob ich mit bello hinausginge um in Wahrheit mit ihnen zu dem wartenden Auto zu rennen. Und die würden mich zu einem Kinderheim bringen. Mehr dachte ich nicht nach. Das war meine einzige Möglichkeit. Und was meine Mutter mich nicht gehen lassen würde, so würde die Polizei hinein kommen und mich mit Gewalt herausholen. Ich lächelte vor Glück auf den nächsten Morgen und meine Mutter schaute mich misstrauisch an. Doch wir konnten nicht ahnen, was uns noch alles bevorstand!

' Nicht traurig sein, bald siehst du ihn wieder. Nur will die Vermieterin keine Hunde im Haus haben. Nun geben wir ihn meiner Freundin und die wird sich gut um ihn kümmern'Dabei konnte meine Mutter nicht von meiner Flucht wissen und somit nicht, dass ich Bello erst mal nicht wieder sehen würde. Und mein Plan war damit auch hin, denn wie sollte ich erklären, dass ich morgen raus musste. Ich hasste Spaziergänge und das wusste sie. Das einzige was sie von mir wusste. Und so erfand ich tausende Ausreden. Als der Tag folgte, stand ich auf und zog mich an. Ich ging zur Tür, erwartete das Mama noch schlief und drückte die Türklinke hinunter. Doch in diesem Augenblick sah ich sie. Sie schaute mich misstrauisch an.
'Ich gehe Obst kaufen.' Sage ich. Alles an mir sieht normal und ruhig aus, sogar meine Stimme. Nur meine Hand zittert. Und genau auf diese, ist der Blick meiner Mutter gerichtet.'Und warum die Tasche?'
'Ich brauche doch mein Portmonee.' und dann ging ich, das letzte mal durch die Tür hinaus, ohne ihre Antwort abzuwarten. Und ich gehe zum Auto und werde in ein Kinderheim gewiesen. Kurz darauf wird meine Mutter benachrichtigt, dass ich jetzt unter der Obhut vom Jugendamt bin. Ich gehe vor Gericht. Noch sind sie sich nicht sicher ob ich in ein Kinderheim in Niedersachsen untergebracht werden soll oder ob mein sozialer Vater (mein Papi) mich bekommt. Und doch komme ich nach tränen-und wutreichen Kämpfen Mamas Seiten aus und Verzweifelten und wutreichen Kämpfen meiner aus, als Siegerin hervor. Ich ziehe nach Monaten zu meinem Vater zurück. Ohne Gegenstände, welche meine Mutter geschworen hatte zu verkaufen und ohne Hund. Ich hatte Erfahrungen gesammelt und dinge herausgefunden, wie z.B. die Tatsache, das meine Mutter nicht in der Diskotheke gearbeitet hatte, sondern als Prostituierte. Somit konnte ich das Kind von jedem Vollidioten sein. Und das Sorgerecht wurde ich auch entzogen. Nun bleibt mir nur noch Erinnerungen und eine Nachricht von ihr.
Hallo,
Du hast mich enttäuscht. Das du so eine Lügnerin bist, hätte ich nie gedacht. Du hast uns alle blamiert. Deine Sachen befinden sie jetzt alle mitsamt Hund in Polen und haben neue Besitzer. Ich wollte dich nur informieren, dass du in Zukunft nicht mehr meine Tochter bist. Für mich bist du aus meinem Leben gestorben Und du sollst keinen Kontakt mehr zu MEINER Familie haben. Viel Glück für dein neues Leben.

Unterschrift.


Gegenwart
Und nun bin ich hier. Draußen im schneeweißen Garten. Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen. Ich habe mit niemanden je drüber geredet. Sämtliche Vorschläge, ich solle zum Psychiater gehen, habe ich mit einem spöttischen Augen drehen abgelehnt. Und doch schreibe ich dies, weil mein Herz immer noch nicht geheilt ist. Heute habe ich einen Anruf von meiner Tante in Polen bekommen. Mama ist nun verheiratet und hat heute am 20.02 ihr Baby geboren. Sie heißt Laura. Immer noch laufen mir unentwegt Tränen über die Wangen. Und ich werde auch die ganze Nacht nicht richtig schlafen, von Alpträumen verfolgt und geplagt werde ich. Aber ich will Alpträume von ihr haben. Das sind meine einzigen Erinnerungen. Ich vermisse sie. Obwohl sie nie für mich da war, mich verabscheut hat, vermisse ich sie. Ich vermisse ihre Antworten und ihr Lachen, wenn sie mal eins übrig hatte. Und am allermeisten vermisse ich bello. Was wird er sich denken. 'Hat mein Herrchen mich nicht mehr gewollt?' Inzwischen geht es mir tagsüber gut. Ich habe ein neuen Hund 'Bella' mein Alltag hat sich wieder eingerenkt und ich denke nicht mehr sooft an die Vergangenheit. Nur abends, wenn alles still ist , werden die Gedanken unerträglich. Und doch halte ich das alles aus, aus Liebe für meinen Vater und meine Oma. Denn würde ich zusammenbrechen, so würde ich auch die anderen beiden zerstören. Und so lächele ich, wenn ich muss. Ich lache, wenn´s nicht anders geht. Auch nach 13 Umzügen bin ich stark und belaste niemanden mit meiner Vergangenheit. Mein Ich ist tot. Ich werde nie mehr sein können wie ich war. Und ich frage mich: Hat sich das Opfer wirklich gelohnt? War es richtig zu fliehen?









© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz