Keine Hoffnung ist je vergessen

Autor: AwryOne
veröffentlicht am: 30.01.2010




Kapitel 2 – Das Wiedersehen

Es war morgen und es schien die Sonne. Ich wollte nicht fr?hst?cken, hatte irgendwie keine Lust mehr mit den anderen mit zu essen. Das Geld das ich von meinem Arbeitgeber bekam, obwohl es nur ein f?nf Euro waren, wollte ich f?r ein Essen in einer Imbissbude ausgeben. Ich hatte keine Lust jedes Mal dasselbe zu essen. Am besten ich verzichte auf mein Fr?hst?ck und ??e mich dann in einer Imbissbude satt. Als ich gerade aus meinem Zimmer gehen wollte, kam jemand anderes herein.
„Sarah!“, erschrak Aline und schob die T?r weiter auf.
„Aline, ?schuldige, aber ich muss gehen.“
„Warte, darf ich fragen wohin?“, fragte sie mich und lie? mich nicht an ihr vorbei.
Ich hatte keine Lust jetzt mich mit ihr zu streiten, also sagte ich ihr einfach was sie wissen m?chte.
„Zu meinem Arbeitgeber.“
„Du arbeitest? Das ist ja Klasse! In einem Restaurant, in einem Gesch?ft?“„Nein, das geht dich nichts an.“, hob sich meine Stimme.
„Schon gut.“, murmelte sie und lie? mich durch. Ich lief schnell an ihr vorbei und ging die Treppe hinunter, wo dann auch gleich Kiana, meine Erzieherin unten stand und mir einen b?sen Blick zu warf.
„Wohin des Weges?“, fragte sie w?tend.
„Nach drau?en, ich will spazieren gehen.“
„Wann bist du gestern nach Hause gekommen?“
Ich rollte die Augen nach oben und verschwand aus der T?r. Sie wollte mich noch aufhalten, aber ich ignorierte es einfach. Ich zog den Arm weg und lief aus dem Heim davon.
„Um sechs Uhr bist du wieder hier!“, schrie sie mir noch nach und ich musste sp?ttisch lachen. Das geht ?berhaupt nicht. Ich muss mich um neun mit Felix treffen, da kann ich einfach nicht um sechs schon nach Hause gehen.
Unser Heim war etwas abgelegen von der Stadt, es war in einem Wald. Deswegen musste ich erstmals hoch und dann war dort auch schon die Stadt. An einer sehr bekannten Gasse stand ein Junge, aber dort sollte eigentlich mein Arbeitgeber stehen, dessen Name ich noch nie erfuhr.
„Hey, wo ist der andere Typ?“, fragte ich.
„Hat frei. Ich soll dir eine Arbeit geben, das hei?t falls du illegal arbeiten kannst.“
Wie bitte? Was sagte der gerade, illegal? Ich gebe zu ich breche verdammt oft die Regeln, aber soll ich jetzt schon illegal handeln? Der spinnt doch.
„Was verlangst du von mir?“
Er zog zwei kleine Beutel heraus und dr?ckte sie mir in die Hand. Im dem einem war ein wei?es sandiges Pulver drinnen und in dem anderen Beutel auch. Doch als ich auf den beiden Beuteln las: Kokain, Heroin, konnte ich es nicht fassen. Jetzt soll ich auch noch ein Drogendealer werden oder was? Unten stand noch der Name Marc drauf. F?r was soll das denn stehen?
„Hey, das ist doch nicht euer ernst, oder?“
Er blickte zu mir und z?ndete eine Zigarette an.
„Pass auf. Das sind nur zwei P?ckchen, die musst du diesem Marc bringen, der wartet unter der Westbr?cke der Stadt. Du musst einfach nur die Treppe runter gehen und da steht er schon. Du musst es nicht machen, aber daf?r springen f?r dich f?nfzehn Euro raus. Also was sagst du?“
Ich konnte es einfach nicht fassen. Jetzt noch dealen? Aber um ehrlich zu sein, br?uchte ich das Geld, au?erdem deale ich nicht, sondern ?berbringe nur etwas. Aber die Sache war mir nicht ganz geheuer. Was ist wenn unterwegs mich die Polizei erwischt? Mein Magen kribbelte und mir war nicht gut.
„Ganze f?nfzehn M?use.“
Ich k?nnte mir noch einen Nachschlag holen, wenn ich heute Nachmittag endlich wieder gut essen gehe. Vor allem warmes Essen. Ich sehnte mich so sehr danach und vielleicht kann ich den Rest des Geldes f?r morgen verwenden. Mir lief im Mund das Wasser zusammen und mein Magen brummte.
„Was ist jetzt, ich habe nicht ewig Zeit!“, meckerte er, seine Stimme blieb jedoch gesenkt.
Ich nickte z?gernd, drehte mich um und ging.
Gott m?ge mir f?r diesen Fehler verzeihen. Wieder sank ich noch tiefer nach unten und ich dachte es w?re wirklich aus mit mir. Die Schutzengelkette hatte ich mir angezogen und versteckte sie unter meinem schwarzen T-Shirt. Meine R?hrenjeans war auch nicht gerade die beste, aber Hauptsache sie hielt mich noch warm. Mein schwarzer Mantel war d?nn und hielt kaum warm, so sehr w?rde ich mir eine dicke kuschelige Jacke kaufen, aber ohne Moos ist nix los.
Mal eine andere Frage, wie viel kosteten die Drogen eigentlich, das hatte er mir ?berhaupt nicht gesagt. Naja, das wird der K?ufer bestimmt schon wissen und dr?ckt mir das Geld in die Hand, falls nicht verkaufe ich sie f?r drei?ig Euro zusammen. Ich habe zwar keine Ahnung was so eine Droge kostete, aber drei?ig werden wohl reichen. Er bekommt f?nfzig Prozent von dem Geld und ich. Ich finde das gerecht. Au?erdem ist er selbst schuld, er h?tte mir ruhig den Preis nennen k?nnen. Die ganze Zeit wusste ich dass ich nicht das Richtige tue, aber ich hatte solchen Hunger und wollte unbedingt mal wieder was Anst?ndiges essen. Mein Magen knurrte wieder und ich hatte wieder den Drang eine Zigarette zu rauchen. Doch ich z?gerte. Ich muss mich damit abfinden, ich darf keine Zigaretten mehr rauchen, das ist ein guter Anfang finde ich. Aber eine kann ich eigentlich noch nehmen, oder? Nur eine noch. Ich nahm aus meinem Mantel die Packung und zog eine heraus. Ich borgte mir das Feuerzeug von Aline aus, das bei ihr auf dem Schreibtisch lag. Ich werde es wieder zur?ck legen, wenn ich ein neues habe. Es tat eigentlich gut wieder an einer Zigarette zu h?ngen, aber ich sollte wirklich damit aufh?ren, ob mir Felix dabei half?
Schon nach einer viertel Stunde stand ich an der Br?cke und tats?chlich war dort auch ein Junge, naja er sah genau so Armseelig aus wie ich. Er hatte eine Wollm?tze auf, eine billige Lederjacke und eine Sporthose an. Die Schuhe waren vielleicht aus der Altkleidersammlung. Auf jeden Fall machte er einen nerv?sen Eindruck. Ich ging die Treppe runter und als er mich kommen sah, h?rte er auf herum zu hampeln.
„Bist du Marc?“, fragte ich und versuchte genervt zu klingen, so hielt man sich bei komischen Typen unn?tige Gespr?che vom Hals.
„Ja, hast du mein Zeug?“, fragte er und schien unter Druck zu stehen.„Wieso bist du so unruhig?“, fragte ich und nahm die zwei kleinen Beutel heraus. Ich zog eine Augenbraue hoch und ihm war auch irgendwie kalt.
„Naja, ich brauch erstens meinen Stoff und zweitens eine warme Jacke.“Dem Kerl ging es genauso schlimm wie mir.
„Aber nicht kostenlos.“
„Ja, wie viel willst du f?r die zwei?“, fragte er und nahm aus der Hosentasche zwei Zehnerscheine heraus.
„Drei?ig!“, antwortete ich ihm und hielt meine leere Hand hin.Er kramte nochmal in seiner Hosentasche herum und zog dann noch einen Zehnerschein heraus. Da dr?ckte er sie mir die in Hand und nahm seine zwei Beutel. Er verschwand auch gleich wieder, als er oben die Stra?e ?berquerte und nicht mehr zu sehen war. Ich schaute auf meine Armbanduhr und es war kurz vor zw?lf. War ich schon so lang unterwegs, vielleicht sollte ich jetzt etwas essen gehen. Mein Magen knurrte wie verr?ckt.
In der Stadt fand ich eine Imbissbude, wo ich einmal gemeinsam mit Aline zusammen a?, sie lud mich ein und sie war auch die einzige deren Leben noch normal war. Sie rauchte zwar, aber trank keinen Alkohol, war noch nie im Gef?ngnis, war eine gute Realsch?lerin.Sie br?uchte nur noch die zehnte Klasse zu machen und hatte schon ihren Mittleren Bildungsabschluss. Das war mein Traum mal so einen tollen Abschluss zu haben, aber was soll ich tun? Ich k?nnte heulen, so schlecht geht es mir. Auf das einzige was ich mich heute noch freuen kann ist Felix zu treffen, er k?nnte mir aus der Lage helfen. Ich versteh nur nicht wieso ich ihm so sehr vertrauen kann.
In einer Imbissbude a? ich ein warmes Schnitzel mit Pommes, es tat gut nicht st?ndig altes Essen unserer Cafeteria schmecken zu m?ssen.
Ich zog aus meiner Hosentasche die f?nfzehn Euro und betrachtete sie.
„Oh Mann, was hab ich mir nur dabei gedacht…“, murmelte ich und seufzte hinterher. Ich steckte sie wieder ein und schnitt ein St?ck meines Schnitzels ab.Die ganze Sache gef?llt mir irgendwie nicht so ganz. Zuerst verschwindet mein richtiger Arbeitgeber, dann kam so ein neuer Typ und brummt mir auf die Drogen zu verkaufen. Was w?re gewesen wenn mich die Bullen erwischt h?tten? Daran durfte ich gar nicht denken.Jeden Tag jammere ich dass ich so ein furchtbares Leben hatte. Es kr?nkte mich einfach zu sehr. Ich verstand nicht wieso ich so weit gesunken bin, nein, ich kann es einfach nicht verstehen. Was half mir denn das wenn meine Eltern daran die Schuld tragen? Nichts. Es ?nderte nichts an meinem Leben und nichts an meinen guten Chancen.
Ich schaute auf die Stra?e, die vielen Leute an, wie sie gestresst hinauf und hinab rannten. Die einen ruhig und gelassen und die anderen hetzten sich ab. Doch da kam auch der erste der Unruhe in die Menschenmenge einbrachte und die Polizei lief ihm anscheinend hinterher. Er schlug sich an den Leuten vorbei und blieb dann mit seiner Sportweste an einem Ast h?ngen. Mit Kraft riss er sich los und verursachte ein kleines Loch, aber die Polizei war ihm dicht hinter den Fersen. Immer wieder schaute er hinter sich und hatte furchtbare Angst. Sein Gesicht konnte ich zwar durch die M?tze nicht sehen, aber man merkte es ihm trotzdem an das er eine zu gro?e Angst hatte.
Pl?tzlich blickte er nach rechts und rannte ?ber die Stra?e, aber von links kam ein Auto und schaffte es nicht rechtzeitig zu Bremsen. Der Junge flog durch die Windschutzscheibe.„Oh nein!“, schrie ich und stieg vom Hocker ab.
Jetzt hatte ich Angst, ein komisches Gef?hl im Magen. Ich sah zuerst nur Blut und alles war aufgew?hlt in mir. In mir breitete sich Panik aus, die ich schon lange nicht mehr sp?rte. Mir war alles im Leben eigentlich egal gewesen, aber das hier war anders. Es ging um ein Menschenleben. Die Polizisten riefen den Notruf und eine Person stieg aus dem Auto.„Oh mein Gott!“, schrie sie und ich rannte zu dem Unfall hin.
Das Bild das ich sah, wie der Junge mit dem Kopf im Fenster steckte und alles blutete, werde ich nie vergessen. Da war noch ein Beifahrer drinnen und der hatte auch Kopfverletzungen. Die Polizei zog den Jungen aus der Scheibe vorsichtig und er bewegte sich kein bisschen. Es war so furchtbar schlimm, mir liefen sogar die Tr?nen die Wangen herunter. Noch nie hatte ich so sehr geweint wie jetzt, als w?re aller Schmerz aus mir heraus gekommen. Alles was mir wehtat kullerte die Wangen herunter.
Ich kenne diesen Jungen ?berhaupt nicht und trotzdem weine ich. Vielleicht ist es ein Teil meiner Zukunft? Ich werde sp?ter auch klauen und einmal einen Unfall bauen. Ich werde vielleicht auch so sterben.
„Oh nein, bitte nicht.“, winselte ich und wusch mir die Tr?nen aus den Augen.„Bitte, helfen sie meinem Mann!“, schrie die Frau die aus dem Wagen stieg.„Hilfe ist schon unterwegs.“
Schon bald traf der Krankenwagen ein und einige Helfer und ein Arzt stiegen aus. Sie liefen zu dem Jungen der auf dem Boden lag und der Arzt ma? seinen Puls. Er lie? den Kopf h?ngen und sch?ttelte ihn leicht.
Das darf nicht wahr sein. Der Junge ist tot und dabei hat er nur ums ?berleben auf der Stra?e gek?mpft. Das ist zu hart, viel zu hart.
Ich nahm tief Luft und versuchte mich zu beruhigen.
Der Junge wurde auf eine Bare gelegt und in einen Leichensank versperrt. Dem Mann wurde auch geholfen und er ?berlebte. Auf eine andere Bare wurde er erstmals versorgt und in den Krankenwagen geschleppt. Das was der Junge gestohlen hatte, war offensichtlich ein Paket, denn die Polizei nahm es wieder an sich.
Doch was mich erst richtig aggressiv machte, war, dass es sie irgendwie absolut nicht k?mmerte dass der Junge jetzt tot war. Der Junge hat ums ?berleben gek?mpft und sie k?mmerte das ?berhaupt nicht. Die sind froh dass sie einen Job haben und ein tolles Leben haben, was nicht jeder hat, aber was sich wirklich da drau?en abspielt, davon haben sie ?berhaupt keinen Plan. Sie sind wie Scho?h?ndchen die nur das eine Leben kennen und die anderen die keinen Job bekommen, m?ssen dann noch ums Leben k?mpfen. Ich k?nnte ausflippen, nein, ausrasten. So egozentrische Gro?kotzer.
Die Polizisten r?umten den Platz, da viele Leute sich dem Unfallort n?herten und sperrten ihn mit einem Absperrband.
Der eine Polizist fing an zu lachen und schlug dem anderen aus Spa? auf den Arm. Kein Mitgef?hl. Dabei dachte ich immer Polizisten m?ssen bei Taten ruhig und gelassen bleiben, aber die beiden haben es offensichtlich grad noch so durch die Pr?fung geschafft.
Ich ballte die F?uste.
Da erschrak ich f?rchterlich, als jemand nach meiner Schulter griff. Blitzschnell blickte ich nach oben und sah dieses bekannte Gesicht. Woher kam er denn?







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