Keine Hoffnung ist je vergessen

Autor: AwryOne
veröffentlicht am: 24.01.2010




Kapitel 1 – leere Gasse

Es war einfach nur kalt drau?en und ich musste nat?rlich nachts auch noch arbeiten. Mein Name ist Sarah, bin sechszehn Jahre alt und arbeitete f?r j?ngere Jungs die eine ziemliche Ahnung davon haben wie man gute Gesch?fte macht. Mein Arbeitgeber meinte am besten k?nnte man Geld verdienen, wenn man sich einfach mal umschaut und die anderen betrachtet wie sie andere ausbeuten. Doch was soll man machen? Ich bin ein Waisenkind das die Schnauze voll hat arm zu sein und keine Eltern zu haben. Ja ganz richtig. Meine Eltern hatten mich ins Heim gegeben, einfach so ohne Grund, das vermutete ich. Immer wird uns im Heim jeden Tag klar gemacht das wir nicht alleine sind und das unseren richtigen Eltern einen ehrlichen Grund hatten uns hier rein zugeben. Das stimmt ?berhaupt nicht, als ich hier abgegeben wurde war ich sechs Jahre alt und in meinem Kopf war es immer nur so, dass meine Eltern mich nicht mehr haben wollten. Ich hasste sie so sehr. Daf?r das aus mir kein gew?hnliches M?dchen wurde, das in einer Familie gl?cklich wurde. Nein, ich war ehrlich gesagt noch nie in meinem Leben gl?cklich, ich hatte einfach Angst. Fing an mit zw?lf zu rauchen an, mit dreizehn das erste Mal betrunken und jetzt fehlte nur noch eine
Vergewaltigung. Ich k?nnte heulen, nein schreien und sogar Selbstmord begehen. Ich gebe meinen Eltern die ganze Schuld. Sie sind der Grund wieso aus mir eine
“asozialer“ Mensch wurde. Ich bin der Beweis daf?r dass ich sp?ter nie ein anst?ndiges Leben bekomme. Aber die ganze Zeit fragte ich mich wieso es dazu kam das ich so wurde. Lag es an meinen Freunden? Aber die waren ja nicht einmal ehrlich zu mir. Sie waren so etwas wie ein Haustier das man mal br?uchte und einmal mal nicht mehr. Man schmei?t sie weg oder entsorgt sie auf illegale Weise. Das Leben kann ja so sch?n sein, sagte meine Erzieherin im Heim, aber f?r mich war es kein sch?nes Leben, ich hasste es. Wenn es man so ausdr?cken will, w?rde es hei?en, man sauft ab. Ich bin auf eine verdammt schlechte Bahn gerutscht, von der ich vielleicht nie wieder herauskomme. Was will ich denn mit einem Hauptschulabschluss? Klo putzen? Nein, ich m?chte auf die FOS gehen, aber daf?r brauche ich den Mittleren Bildungsabschluss. Ich m?sste auf die Handelsschule gehen, aber daf?r bin ich zu faul. In meinem Leben hatte ich ja nie jemanden der mir eine zweite Chance gab, selbst die Erzieher meinten immer man solle seinen Weg selbst bestimmen. Aber welchen Weg? Ich irre im Nichts herum, allein und mit meinen riesen Problemen. Mein Weg hatte schon aufgeh?rt weiter zu gehen, als meine Eltern mich alleine lie?en. Ab da war mein Leben schon vorbei. Ich wurde in der Schule schlecht, wurde immer zickiger, abtr?nniger und immer schlecht gelaunt. Ich sehnte mich so sehr nach jemanden der mir die Augen ?ffnete, der mir sagte ich soll nach vorne schauen, der mir hilft von meiner Bahn hinunter zu kommen. Einfach zu verschwinden und ein neues Leben anzufangen, doch wie soll das gehen? Selbst meine Freunde sind so asozial und wissen mit ihrem Leben nichts anzufangen.
Mir kullerte eine Tr?ne die Wange runter und ich zog die Kapuze ?ber meinen Kopf. Die Stra?en waren dunkel und eigentlich wusste ich gar nicht was ich zu tun hatte. Mein Arbeitgeber sagte ich solle die Augen aufhalten nach ?rger. Naja, er stellte mich bei sich ein als er h?rte dass ich einen achtzehnj?hrigen Jungen und eine sturzbetrunkene siebzehnj?hrige verschlug. Ich war f?r drei oder vier Wochen im Gef?ngnis wegen K?rperverletzung. Im Gericht sagte ich kein Wort und deswegen konnten die mir auch keine sechs Wochen aufbrummen. Nur als sie mich zum f?nften Mal fragten ob ich die Tat begangen hatte, willigte ich ein. Ich gab keine Antwort bei Warum, wieso, weshalb, und den anderen W-Fragen. Ich hatte keine Lust ins Gef?ngnis zu kommen, jedoch musste ich noch zwei Wochen daf?r arbeiten gehen und war dann frei. Doch das ?nderte nichts an meinem Leben, Gar nichts. Es wurde eigentlich noch schlimmer und immer mehr zerst?rte ich mich selbst durch mein Saufen und durch das Rauchen. Man k?nnte sogar sagen meine Seele w?re schwer gesch?digt, mein Geist und selbstverst?ndlich mein K?rper.
Als ich so in meine Gedanken vertieft war h?rte ich ein Geschreie aus der Gasse. Schnell lief ich dort hin und schaute mich um. Ein junges M?dchen wurde von einem ziemlich gro?en Typen beraubt und wahrscheinlich auch geschlagen, denn sie lag auf dem Boden und blutete an der Lippe. Am besten helfe ich ihr, dann tue ich vielleicht mal etwas Gutes.
„Hey Vollidiot!“, schrie ich und die Frau h?rte auf zu winseln. Sie blickte zu mir und in ihren Augen sah man die Angst.
„Hey Schnecke, das war nicht nett.“, lachte er sp?ttisch und kam auf mich zu.„Mal sehen was du so bei dir tr?gst und hei? bist du ja auch noch.“
Er stand vor mir und ich hatte keine Angst. Ich empfand nur Wut und Hass. Doch wartete ich auf den passenden Moment und dann schl?ge ich zu.
Er durchfuhr mein langes glattes Haar und roch einmal kr?ftig an ihnen.
„Die riechen gut und du hast so einen tollen Braunton. Zieh dich doch mal aus. Mal sehen was an dir noch so gut riecht.“
Jetzt ging er mir richtig auf den Geist. Ich hob die Hand und traf ihn genau auf dem Nasenbein. Vor Schmerzen schrie er und ich schlug noch einmal, doch dieses Mal in den Bauch. Da kr?mmte er sich zu Boden und winselte dort noch.
„H?r bitte auf…“, jauchzte er.
Immerhin sagte er bitte.
„Vielleicht ?berleg ich es mir noch!“, jagte ich ihm noch mehr Angst ein. Das junge M?dchen kam zu mir und nahm mich in den Arm.
„Danke, vielen Dank. Du hast mir das Leben gerettet, der verr?ckte h?tte sonst etwas mit mir gemacht.“ Ihr kullerten Tr?nen hinunter und sie dr?ckte mir etwas in die Hand. Es war eine silberne Kette mit einem Anh?nger. Es war ein Engel mit einer kleinen Harfe. Was das echtes Silber?
„Ist schon gut, du brauchst dich nicht zu bedanken. Hier nimm die bitte wieder an dich.“, meinte ich und versuchte nicht weich zu klingen.
Sie starrte mich lange an und r?hrte sich nicht. Ihr Blick sah verwundert aus, dennoch unsicher.
„Na nimm schon.“, entging mir die Geduld.
Sie b?ckte sich schnell, hob ihre kleine Tasche auf und lief davon.
„Hey!“, rief ich ihr nach und da war sie schon um die Ecke verschwunden. Der Typ stand auf und lief schreiend weg. Ich rollte die Augen hoch und setzte mich auf eine Holzkiste. Die Kette betrachtete ich n?her und dachte nach wieso sie sie nicht mehr haben wollte. Wieso gab das M?dchen ausgerechnet mir die Kette? Ich habe keinen Schutzengel verdient. Wenn ich Gottes Engel gewesen w?re und das hier alles abziehen w?rde, w?re ich wahrscheinlich jetzt ein schwarzes Wesen oder l?ngst in der H?lle.
Ich zog aus meiner Jackentasche meine Zigarettenpackung und nahm mir eine Zigarette. Ich z?ndete sie mit meinem fast leeren Feuerzeug an, musste es aber ein paar Mal wieder versuchen, weil die Flamme nicht kam. Als Eine da war, wehte der Wind so stark das sie wieder ausgepustet wurde.
„Schei?dreck!“, fluchte ich und schmiss es gegen die Wand. In einer Pf?tze lag es dann und ich ?rgerte mich dar?ber dass ich jetzt keine Feuerzeug mehr hatte. Oben von der Gasse kam ein Junge runter, ungef?hr in meinem Alter, schwarze Haare, kurz, gut aussehendes Gesicht, doch f?r mich uninteressant. Ich habe mit Jungs nichts mehr am Hut, seit mich mein letzter Freund fast vergewaltigt hat. Das war furchtbar und seitdem will ich eigentlich nicht mehr mit denen unternehmen.
Er blieb neben mir stehen und hielt mir ein Feuerzeug vor die Nase. Ich griff zu und z?ndete meine Zigarette an.
„Danke.“, sagte ich lustlos.
Ich gab es ihm wieder und da setzte er sich einfach neben mich. Naja so lange er nichts sagte, war mir das egal.
„Schon schei?e, so ein Leben, nicht?“, fragte er mich.
„H?r mal Junge, wenn du ?rger willst, dann sucht dir lieber jemand anderen zum Pr?geln, ich bin grade nicht gut drauf.“, meckerte ich und schaute ihn nicht an.Ich sagte nichts mehr, was f?r mich komisch war, weil normalerweise die Typen immer abhauen, doch er war da anders.
„Wenn du so denkst und dir dein Leben gef?llt, dann viel Gl?ck.“ Ohne eine weiteres Wort zu sagen stand er auf und ging einfach los.
Irgendwie hatte ich das Gef?hl das er mir gerade etwas damit sagen wollte, ?ber mich und mein Leben. Als h?tte jemand meinen stummen Hilfeschrei geh?rt. Noch keiner hatte das zu mir gesagt und ich wollte dann nicht dass er wegging.
„Warte!“, rief ich und er blieb stehen, drehte sich dennoch nicht um. Ich seufzte und senkte den Kopf.
„Also gut, ich…“
Auf einmal wollte ich nicht mehr an meiner Zigarette ziehen, schmiss sie auf den Boden und trat drauf.
„Das stimmt nicht, was du da gerade sagtest. Mein Leben ist nicht toll.“Ich senkte meinen Kopf und ich war dann so erleichtert, dass endlich jemand mal erkannte wie ich mich f?hlte. Es kam mir auch ein Gedanke hoch, als h?tte, dank der Kette, Gott mir einen Engel geschickt, der mich aus der H?lle heraus holte. An den Gedanken erfreute ich mich.
Er setzte sich wieder neben mich und schaute mich an.
„Lass mich raten du hast kein zu Hause, keine Arbeit, keinen Vern?nftigen Schulabschluss und trinkst jede Woche Alkohol.“
Das war gerade die perfekte Beschreibung f?r mein Leben gewesen. Nur das noch fehlte, dass ich wegen K?rperverletzung im Gef?ngnis war und massenweise rauche.
„Ja, das ist mein beschissenes Leben.“, lachte ich mich selber aus.
„Ich war auch einmal wie du, nur viel schlimmer.“
„Wie bist du das raus gekommen und was hast du getan?“
Er kratzte sich besch?mend am Kopf und verzog ein trostloses Gesicht.
„Nun ich w?rde dir gerne alles erz?hlen, aber ich muss leider gehen. Sonst komme ich zu sp?t zur Arbeit. Pass auf, wenn du wirklich ein neues Leben starten m?chtest treffen wir uns einfach morgen um neun wieder hier, alles klar?“, fragte er und stand schon auf.Ich antwortet zuerst nichts, doch er sagte dann wieder:
„?berleg es dir einfach, also ich werde da sein.“
Ich schaute zu ihm hoch und er drehte sich um.
„Warte, ich wei? deinen Namen noch nicht.“, hielt ich ihn an.
„Nenn mich einfach Felix.“, sagte er und ging weiter.
Ich fand den Namen recht h?bsch und mit ihm dar?ber zu reden, war einfach herrlich. Ich sp?rte in mir einen Wiederaufbau. Morgen wollte ich auf jeden Fall wieder hier sein, vielleicht ist er derjenige der mich endlich von meiner Bahn holte.
Aus der Gasse ging ich heraus und am Stra?enrand, an der Wand stand mein Arbeitgeber, er schaute mich an.
„Sarah!“, rief er und ich w?nschte ich h?tte ihn ?berh?rt.
Ich blieb stehen und schaute ihn an. Sein Grinsen gefiel mir nicht.
Ich ging zu ihn r?ber und er starrte mich an. Obwohl er f?nfzehn war, war er dennoch gr??er als ich und anscheinend auch schlauer.
„Hast du was gefunden?“, fragte er mich und ich wollte den Engel des kleinen M?dchens nicht her geben. Irgendwie hatte ich das Gef?hl, das er mir etwas bedeutete. Auch wenn er aus echtem Silber besteht und ich ihn vielleicht f?r zwanzig Euro verkaufen k?nnte, w?rde ich es trotzdem nicht tun.
„Nein, heute war nichts los.“, murmelte ich und hatte den Drang wieder eine Zigarette zu rauchen, doch dann dachte ich an Felix. Er wollte meine Leben vielleicht wieder hinbiegen.
„Dann versuche es morgen wieder.“
„Ja.“
Ich drehte mich um und ging wieder weiter. So gegen halb zw?lf, kam ich im Heim an und ich wusste dass auf mich ?rger wartete. Es war sehr ruhig und ich ?ffnete die T?r mit meinem Schl?ssel und blieb ganz leise. Vielleicht hatte ich Gl?ck und sie suchen nicht nach mir, weil ich wieder so sp?t weg war. Aber ich bin sechszehn und darf bis zw?lf weg bleiben. Ich lief hoch in mein Zimmer und Aline, meine Zimmergenossin, schlief schon. Ich legte mich zur Ruhe und schlief dann ein.







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