Fernbeziehung - Teil 10

Autor: MusicJunkie91
veröffentlicht am: 01.06.2011


ER
Ich schaute ihr hinterher, als sie den Raum verließ. In der Zeit, wo wir uns nicht gesehen hatten war sie echt komisch geworden.
Ich machte meinen Koffer auf und holte meinen „Anzug“ raus. Anzug. Total übertrieben. In dem Geschäft war mir gleich klar gewesen, dass mir Anzüge einfach nicht stehen. Ich sah darin aus wie ein Bundestagsangestellter, der sich noch von seiner Mutter anziehen lässt. Also hatte ich einfach nur ein Jackett und Schuhe gekauft. Dazu zog ich mir eine zerfetzte Jeans an und ein enganliegendes schwarzes T-Shirt.
Danny sah echt klasse aus in seinem Anzug. Das tat er wirklich. Als wäre er rein geboren worden.
Mile stolperte ins Zimmer. Wieso stolperte sie?
„Können wir?“, sagte sie leicht undeutlich.
„Mile? Hast du getrunken?!“, fragte ich entsetzt.
„Ach Quatsch, ich bin nur müde“, erwiderte sie, „komm!“
Sie nahm mich an der Hand und zog mich runter.
„Wir warten nur auf Marcel.“
„Ja, alles klar.“
„Ich hab ihn darum gebeten eine Flasche Wodka für die Bowle mitzubringen. Wir müssen diesen langweiligen Ball etwas aufmischen.“
Wie bitte?!?! Mile? Was in drei Teufels Namen war hier los? Bevor ich weggezogen war hatte sie höchstens mal ein Glas Sekt getrunken oder auch mal ein Bier, aber nie, nie wollte sie mit trinken, wenn jemand Schnaps trinken wollte.
Es klingelte. Mile machte die Tür auf und zwei Sekunden später sah ich mich in einer Umarmung gefangen.
„Stefan, mein Freund!“, schluchzte es neben meinem Ohr.
„Ähm..“
Unbeholfen tätschelte ich Marcels Rücken. Mein Lachen konnte ich mir kaum verkneifen. Marcel ließ mich los. Als ich in sein Gesicht schaute sah ich: Er hatte nie geweint! Er hatte mich nur verarscht, der Sack! Aber übel nahm ich es ihm nicht. Selbst hätte ich es wahrscheinlich auch nicht anders getan.
„So!“
Er klatschte in die Hände.
„Dann wollen wir mal los!“
„Hast du den Wodka?“, fragte Mile hinter mir.
Marcel sah sie stirnrunzelnd an.
„Nein. Du hast in letzter Zeit eh viel zu viel getrunken.“
„Pssst! Stefan darf das nicht wissen, sonst mag er mich nicht mehr!“
Sie begann hemmungslos zu weinen.
„Mile, was ist los?“, wollte ich wissen.
„Niihiiix! Miiihr geeeheets gut..“
Ich glaubte ihr kein Wort.
„Amelie Yvonne Fäuer!“
Sie holte Luft.
„Okay. Ich .. ich geh noch mal aufs Klo.“

SIE

Mit diesen Worten stolperte ich aus dem Zimmer. Verdammt. So wollte ich den Abend ja nicht verbringen. Gut, dass Marcel den Wodka nicht mitgebracht hatte.
Im Bad angekommen sah ich mich nach brauchbaren um und schnappte mir schließlich meine Zahnbürste. Wäre doch gelacht, wenn ich den Alkohol nicht aus meinem Körper heraus bekommen würde..

Es klappte. Ich putzte mir die Zähne und ging wieder runter.
Stefan schaute mich an.
„Besser?“
Ich nickte.
„Dann können wir ja los.“
Er nahm meine Hand und zog mich mit sich zu Marcels Auto. Grinsend begrüßte er den Kerl, der auf dem Beifahrersitz saß und mir klappte der Mund auf. War das etwa dieser Danny?Hm. Schlecht sah er nicht aus. Und er schien nett zu sein .. sonst wäre Stefan wohl kaum mit ihm befreundet.
„Hey, ich bin Mile!“, stellte ich mich mit einem Lächeln vor.
„Hi“, musterte er mich von oben bis unten, „schön, dich kennenzulernen.“
Stefan hielt mir die Tür auf und ich kletterte auf die Rückbank. Er setzte sich neben mich und begrüßte Sarah. Sofort begannen die beiden zu reden, Danny und Marcel, der jetzt losfuhr, redeten mit. Ich allerdings rutschte so nah wie möglich an Stefan und genoss seine Nähe.
Viel zu schnell kamen wir an der Kulturhalle an. Marcel erwischte den letzten Parkplatz und wir alle stiegen aus. Sofort wurde Stefan von Evi, Madgalene, Schwein, Mona, Suzie und Tini umringt. Alle redeten durcheinander, stellten ihm Fragen. In der Halle tanzten alle mit ihm, alle außer mir. Ich stand in der Ecke und starrte ihn an, ich wollte, dass er mir mehr Aufmerksamkeit schenkte, er sollte nur mit mir tanzen, ich sollte als einzige zählen, ich, ich, ich, ich, ICH!
Alkohol gab es keinen, also ging ich, als ich keine Lust mehr hatte, raus und setzte mich abseits auf eine Bank.

ER
Ich wollte nicht von all diesen Menschen bestürmt werden, ich wollte zu Mile, meiner Mile. Ich war doch nur wegen ihr hier!
Nach einer Stunde lichtete sich die Traube um mich und ich konnte endlich zu ihr. Das heißt, ich wollte zu ihr, aber ich fand sie nirgends. Ich fragte ein paar Mal nach und wurde schließlich von einem Mädchen, das ich noch nie gesehen hatte, rausgeschickt. Und da saß sie. Abseits von all dem Trubel. Langsam ging ich zu ihr und setzte mich neben sie.
„Mile.“
Sie drehte ihren Kopf zu mir und legte ihn dann an meine Schulter.
„Würdest du wirklich Evi nehmen?“
Ich legte meinen Arm um sie. Jetzt war es wohl Zeit.
„Niemals würde ich Evi nehmen. Du wärst meine erste Wahl.“
„Ich?“
Langsam hob sie ihren Kopf und sah mich an. Ich lächelte.
„Ja, du. Oh Gott, ist dir denn nichts aufgefallen?“
Sie schüttelte den Kopf und lächelte auch.
„Ich würde auch immer dich nehmen.“
Und als sich dann ihre Lippen langsam auf meine senkten, war das einer der schönsten Augenblicke in meinem bisherigen Leben. Und ich hoffte, das er nie vorbei ging.

Ende :)

Ich wollte die Geschichte nicht offen lassen. Jetzt hat sie ein Ende, mehr oder weniger :D Eigentlich hatte ich geplant noch mehr zu schreiben, halt über die Beziehung und so xD Aber keine Lust .. vielleicht ja irgendwann anders nochmal ;D





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