Der Traum

Autor: Demre
veröffentlicht am: 13.02.2010




Teil 2

( Überraschung )


' Sie soll endlich aufwachen.', jammerte eine bekannte Stimme.
Ich versuchte die Augen zu öffnen, doch irgendwie waren sie wie zu geklebt.
' Vielleicht sollten ich ihr noch eine Spritze geben.', hörte ich eine andere Stimme sagen.Spritze? Wo war ich?
Ich versuchte ein Ton rauszukriegen, mein Hals fühlte sich jedoch so trocken an.
' Tun sie alles was nötig ist.'
Plötzlich stach mir etwas Schmerzhaftes in den Körper und ich zuckte zusammen.
Eine leere bereitete sich in mir aus, und ich konnte endlich meinen Körper spüren.
Ich lag reglos auf einem weichen Bett, etwas Warmes schmiegte sich an meinen Körper und hüllte mich bis zu den Zehspitzen ein.
Endlich schaffte ich es, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Ein schwacher Lichtstrahl schien mir von der Decke aus ins Gesicht.
Eine Krankenschwester war über mich gebeugt. Unscharf erkannte ich blaue, freundlich blickende Augen und die blonden, geflochtenen Haare.
' Hey.', begrüßte sie mich und trat einen schritt zurück, um meiner besorgten Mutter platz zu machen.
' Schätzchen, endlich. Du bist wach. Geht es dir gut? Hast du sehr starke Schmerzen?'
Ich schüttelte nur schwach den Kopf und versuchte meine Gedanken zu sortieren.
Ich war in einem Krankenhaus, dass wüsste ich. Ich spürte auch, dass sich mein Körper anfühlte wie Blei und das ich anscheinend verletzt war, da mir einige Körperteile schmerzten.Das letzte woran ich mich erinnern könnte, war das ich mich von David verabschiedet hatte, und nach Hause fahren wollte. Der Rest war ein schwarzes Loch.
' Möchtest du irgendwas? Falls du Schmerzen hast, sag beschied, wir können…'
' Mir geht's gut.', krächzte ich, obwohl dass nicht ganz der Wahrheit entsprach.
' Ich sag dem Arzt bescheid.', sagte die Krankenschwester und ging aus dem Zimmer.Meine Mutter setzte sich auf die Bettkante und strich mir sanft über die Wangen.' Du hattest einen schweren Autounfall. Dein Bein…' Und da sah ich es. Mein linker Fuß war in Gips eingelegt, schweren, festen Gips, den ich gar nicht wahrgenommen hatte.
' Was ist mit meinem Bein passiert?', fragte ich entsetzt, meine Stimme klang brüchig.Meine Mutter schüttelte gequält den Kopf, und Tränen rangen ihr plötzlich über ihre Wangen.' Mama, es tut mir so schrecklich leid.' Ich drückte ihr kurz die Hand, mir brannten ebenfalls Tränen in den Augen.
' Du musst stark bleiben, Schätzchen. Versprich mir alles zu tun, was der Doktor dir sagen wird, okey?'
Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Sie sprach so, als würde ich gleich irgendwie ausrasten.' Ähh, okey…'
Genau in diesem Moment ging die weiße Tür auf, und ein gutaussehender Mann, im weißen Kittel kam herein. Er hatte braune Stoppelhaare und breite Schultern. Aus seinen braunen Augen sprach purer Mitleid.
' Guten Tag, Josephine Wade.' Er setzte sich auf einen Stuhl und überschlug die Beine. Eine schwarze Aktenmappe in seiner Hand.
' Also, ich fange gleich an. Wir haben dich so gut wie möglich behandelt.' Er schlug die Mappe auf. ' Sie hatten einen schweren Unfall. Starke Prellungen, gebrochene Rippen, Schwellungen und Aufschürfungen.'
Mein Magen rebellierte, ich fühlte wie Säure in mir aufstieg.
' Und durch ihr Bein… Wir lassen zwar ihnen die Wahl, aber wir bitte sie, für ein paar Wochen ihr Bein ausruhen zu lassen. Sagen wir mal vier Wochen im Krankenhaus und dann vier Wochen mit dem Rollstuhl, natürlich mit Therapie. Und danach sollten sie wieder so werden wie vorher.'
Es sollte einfach so sein, schoss es mir durch den Kopf. Das Schicksal war erbarmungslos. Jedoch hinderte das mich nicht dabei, zu weinen, aus vollem Leibe zu schreien und anschließend mich zu übergeben, bis sich mein Magen anfühlte wie ein Luftballon.

Drei Tage später:

Nachdem ich es aufgegeben hatte, durch meine Kotzerei Aufmerksamkeit zu erregen, verzog ich mich meist unter die Decke und weinte.
Beruhigend war es nicht, aber ich musste einsehen, dass ich zum Krüppel geworden war. Es war nicht meine Art, so zu denken, aber es war einfach alles meine Schuld. Mir fiel ein, wie der Unfall passiert war, wie dumm ich gewesen war, zu denken ich hätte mich erneut verliebt. Wie dumm es war zu weinen!
Anfangs quengelte ich noch und blieb in meinem Zimmer, aber nach eine Zeit, gab ich auf und fuhr mit meinem neuen, Rollstuhl zur Therapie.
Es war Mittwoch, ich schaute mir gerade Desperate Housewives an, als ein Klopfen an der Tür erklang.
Ich dachte es wäre meine Mutter, die kurz zu Hause vorbei geschaut hatte, als die Stimme erklang, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
' Kann ich reinkommen?', fragte David unsicher und seine Hand erschien zwischen der Tür. Ich sagte nichts. Schwieg weiter, selbst als David besorgt vor meinem Bett stand und mir zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht strich.
' Was machst du nur für Sachen?', wollte er wissen, seine Stimme klang angespannt.Er versuchte meine Hand zu nehmen, ich entzog sie ihm jedoch.
' Geht es dir gut?' Sein Gesichtsausdruck war so traurig, dass ich am liebsten an dieser stelle, in Tränen ausgebrochen wäre.
' Mir geht es fantastisch.', erwiderte ich stattdessen, und ich konnte nichts dafür, dass es sich sarkastisch anhörte. Noch gekränkter wandte er den Blick ab.
Er wollte schon gehen, da packte ich ihn an der Hand und schaute ihm entschuldigend ins Gesicht. ' Es tut mir leid.', flüsterte ich. Er schaute mich wieder an und lächelte sanft.' Mir tut es auch leid. Es tut mir leid, dass ich dich in diese Nacht habe, alleine fahren lassen. Mir tut es leid, das ich erst jetzt komme, mir…' Erschrocken über seine Worte beugte ich mich vor und legte zwei Finger auf seine Lippen.
' Du hast an gar nichts schuld. Ich bin einfach zu schnell gefahren. Bitte, dir braucht gar nichts leid zu tun.'
Seine Augen schlossen sich kurz. Er nahm meine Hand, küsste vorsichtig die Fingerspitzen und drückte sie.
' Ich hoffe du erholst dich schnell.' Ich erwiderte nichts. Mein kaputtes Bein lag unter der Bettdecke, also sah er es nicht. Gut so, dachte ich mir. Er sollte meine Verpflichtung zum Rollstuhl nicht erfahren. Ich würde es ihm nicht sagen. Nicht jetzt.







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