The Way You See Me

Autor: seisai
veröffentlicht am: 27.12.2009




Wochen spaeter hatte Maya das Ereignis verdraengt. Nicht vergessen, verdraengt. Ihr Leben lief weiter, sie hatte ihren Weihnachtsbummel und Schokolade bekommen. Weihnachten und Neujahr waren vergangen und die Welt war nur noch ein dunkles Loch, das sehnsuechtig auf den Fruehling wartete. Irgendwann hatte sie auch noch Geburtstag gehabt, irgendwann zwischen jetzt und damals und sie hatte gemerkt, dass sie alt wurde. Sie wuerde naechstes Jahr 30 werden.
'Frau Yamagata, Ihre Post.'
Ihre Sekretaerin, 5 Jahre juenger, blond und schwanger, gab ihr einen Stoss Briefe. Jedes Mal, wenn Maya ihre Sekretaerin sah, fuehlte sie sich alt und ungluecklich. Sie strich sich eine ihrer dunklen Locken hinter das Ohr.
Langweilig, langweilig, langweilig- Schokoladenfabrik?? Sie grinste. Den Fall wuerde sie annehmen. Sie oeffnete den Umschlag, das Briefpapier war dick und cremefarbend.

Sehr geehrte Frau Yamagata,

wie Sie vielleicht wissen, feiert Ritter- Schokolade das 55 jaehrige Jubilaeum. Bla, bla, bla..Zu diesem Anlass wollen wir einen Ball mit unseren besten Freunden und Partnern veranstalten. Dieser soll am 11.Februar dieses Jahres sein. Bla.. bla, bla
Wir wuerden uns sehr freuen, wenn auch Sie uns die Ehre erweisen und zu dieser Veranstaltung erscheinen.
Mit freundlichen Gruessen,
Nikolas Ritter

Dann folgte handschrifltlich:
'Frau Yamagata, als Entschuldigung fuer mein Verhalten. Ich wuerde mich freuen, wenn Sie kommen. N.Ritter.

Nikolas Ritter... Der Typ fuer den sie uebersetzt hatte... Sie erinnerte sich an ihn, nicht unbedingt als den nettesten Menschen, aber dennoch. Sie sah nocheinmal auf das Briefpapier. Das Wort 'Schokolade' stach ihr in die Augen. Immer auf die Schwachstellen. Sie seufzte und beschloss das ganze mit Kat zu besprechen.

'Hey, Kat?'
'Hey. Schatz, du sollst nicht meinen sondern deinen Namen sagen, wenn du mich anrufst.''Ich weiss doch, dass du weisst, dass ich es bin.'
'Auch wieder war. Also was ist?'
'Ich habe eine Einladung zu so nem Ball bekommen. Von der Ritter Schokoladen Firma da.''Darf ich fragen warum?'
'Weil du ich fuer dich uebersetzt habe.'
'Ah, der Typ. Stimmt, der war davon der Chef oder so.'
'Der war doch Kinderbuchautor?'
'Als Hobby, ja.'
'Ahso. Naja, wuerdest du annehmen?'
'Ja, warum nicht? Es gibt bestimmt Schokolade. Und reiche, junge Maenner. Vielleicht soger ein paar Singles...'
'Kat!'
'Ich mein ja nur. Du kannst nichts verlieren.'
'Hier steht irgendwo irgendwas von Begleitung. Willst du mitkommen?'
'Ich glaub die haben eher an eine maennliche Begleitung gedacht.'
'Steht nichts von dirn. Also kann ich auch weibliche Begleitung mitnehmen. Begleitung wird nirgendwo definiert.'
'Ist ja auch kein Gesetzbuch.'
'Auch wieder wahr. Und? Kommst du mit?'
'Wenn du unbedingt willst... Dann muessen wir aber shoppen gehen!'
'Du hoerst dich regelrecht gezwungen an.' Maya schmerzte der Kopf wenn sie an shoppen dachte.
'Nicht jeder ist so ein Langweiler wie du.'
'Danke. Ich muss arbeiten. Aber danke. Koennen wir das shoppen dieses Wochenende machen?'
'Warum nicht? Du willst es hinter dich bringen, oder?'
'Genau. Also, dann Samstag, 10 Uhr, bei mir.'
'Okay! Bis dann! Byee! Lieb dich.'
'Lieb dich auch.'


Der Samstag kam schneller als Maya es wollte. Um Punkt 10 stand Kat vor ihrer Wohnungstuer und kam mit frischen Broetchen herein. Das war ihre Tradition. Sie trafen sich bei einem von den beiden, fruehstueckten gemuetlich und machten sich erst dann auf.Die Stadt war relativ leer, niemand wollte einkaufen gehen wo doch Weihnachten erst ueberstanden war. Und die Geschenke waren schon umgetauscht.
Sie liefen von einer Boutique zur naechsten. Beide waren schlank und gross, was die Auswahl jedoch eher schwieriger machte. ALLES sah gut aus.
2 Stunden spaeter hatte Kat ihr Kleid. Es war traegerlos, weiss und hatte ein braunes Band unter der Brust. Maya sah noch verzweifelt aus.
'Okay. Rot, schwarz, weiss, lila oder cremefarbend?'
'Rot.'
'Aber das faellt so auf.'
'Ach wo! Es ist ein dunkles rot! Und es steht dir!' Nach einer halben Stunde gutem Zureden kaufte Maya endlich das rote Kleid. Schmuck und Schuhe waren kein grossen Problem, mit dem Kleid waren diese Sachen relativ vorbestimmt.

Das Shoppen hatte Maya ueberstanden. Und auch das tiefe Schminkegespraech hatte sie ueberstanden. Sie sollte einmal in ihrem Feministenkreis ansprechen, dass Maenner sich auch schminken sollen. Gleichberechtigung. Sie seufzte. Genauso real wie den Maennern die Tage kriegen lassen. Man kann es ja einmal versuchen. Wenn man zu viel Zeit hat, was bei ihr wohl in 1000 Jahren passieren wuerde.
Das Telefon klingelte. Es war ihre Mutter.







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