Aus Abneigung kann Liebe werden - Teil 10

Autor: emma1990
veröffentlicht am: 07.06.2012


Kleiner Kommentar: So nun geht’s mit der Geschichte weiter. Dieser Teil ist ziemlich lang geworden. Es ging nicht anders, ist jetzt alles wichtig als Einleitung, für das, was als nächstes passiert. Ich hoffe er gefällt euch und ich verspreche, dass Danny bald wirklich mal ein bisschen Glück hat. Er ist kurz davor. Aber ich will die Spannung jetzt nicht zerstören. Habt noch ein bisschen Geduld, es könnte gut sein, dass es schon im nächsten Teil passiert ;) ;)
Liebe Grüße, Emma!!


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Die Glasscheibe, der Kantine, durch die man in den Flur gucken konnte, zersprang in tausend kleine Splitter. Einige Leute sprangen erschrocken auf. Überall sah man empörte Gesichter.
„Was war das?“, fragte Katy die anderen beiden, ohne dabei wirklich eine Antwort zu erwarten.
Die drei Frauen liefen näher zum Geschehen und blickten verwirrt umher, um herauszufinden, wer das hier verursacht hatte. Aus dem Augenwinkel erkannte Scarlett Joe und Marc. Sie hoffte, dass auch Danny bei ihnen war, da sie ja seine besten Freunde waren. Doch von ihm gab es keine Spur. Dabei wollte sie ihn gerade so gern sehen, nur um zu gucken, wie es sich mit dieser neuen Erkenntnis in seiner Gegenwart anfühlen würde.
„Oh man, Danny?!? Was machst du da??“, rief Marc, der sich in Bewegung setzte und in den Flur rannte. Scarlett wachte aus ihren Tagträumen auf und versuchte den Worten einen Sinn zu zuordnen.
Wieso Danny? Was machte er denn? Scarlett begab sich auch in den Flur und konnte ihren Augen kaum glauben. Sie sah dabei zu, wie Danny gerade eine Glasvitrine mit einem Schläger zerstörte, in der sich einige Ehrenmedaillen befanden. Sofort ging die Vitrine zu Bruch und ihre Einzelteile verteilten sich auf dem Flurboden. Sie wich vor Schreck einen Schritt zurück.
„Hey, hey, hey...gib mir jetzt sofort den Schläger und hör auf damit. Was soll denn der Mist? Du wirst noch gefeuert!“, schrie Joe ihn an, der mittlerweile auch dazugekommen war.
Noch einmal setzte er zu einem Schlag an, um eine weitere Scheibe zu zerstören, doch nun hielten ihn beide fest. Marc schubste Danny zu Boden und packte seine Handgelenke. „Bist du denn des Wahnsinns??“, schrie er ihn an.
Mittlerweile hatte sich eine Menschenmenge um die drei gebildet. Es wurde getuschelt. Doch plötzlich wurde es still. Die Menge teilte sich in zwei Hälften, es bildete sich ein Durchgang. Kurz darauf stand General Evans mit einem anderen Offizier vor den dreien. Beide blickten streng. Sofort standen Marc und Joe kerzengerade vor dem General und salutierten.
„Wem von euch habe ich dieses Chaos zu verdanken?“, schrie der General.
Joe und Marc guckten sich an und überlegten. Bevor sie etwas sagen konnten, wurde ihnen die Gelegenheit dazu genommen. Danny setze sich auf und spazierte dem General entspannt entgegen.
„Ich hoffe das reicht aus, um mich wenigstens ein paar Wochen zu beurlauben.“, er grinste dem General frech zu. „Wenn sie meinen Bitten schon nicht so nachgehen...“, er schritt an ihm vorbei.
„Respektloses, selbstverliebtes Arschloch. Sie packen jetzt ihre Koffer und werden höchstpersönlich vom Grundstück geleitet. Verschwinden sie aus meinen Augen!! Das wird ein Nachspiel haben!“, schrie der General Danny hinterher, der sich nun seinen Weg durch die Menschenmenge suchte, alle blickten ihm verwirrt hinterher.
„Und sie alle widmen sich jetzt wieder ihren Aufgaben. Stehen sie hier nicht so blöd rum. Es gibt nichts mehr zu glotzen.“ Man konnte sehen, wie der General kurz vorm explodieren war.

„Das wird also aus Danny, wenn er verliebt ist?? Eine Art Hulk?“, Katy konnte sich ihren Kommentar nicht verkneifen. Sarah musste lachen.
„Verliebt? Danny?“, mischte sich jemand anderes ein. Beide blickten in das empörte Gesicht von Joe. „Wie kommst du denn auf den Mist?“, er blickte Katy fragend an.
„Tja, du weißt anscheinend weniger als du denkst.“
„Ich weiß auf jeden Fall, dass Danny eher Ballett tanzen würde, als dass er jemals verliebt sein wird. Katy und Sarah konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Na du musst es ja wissen.“,zwinkerte Katy ihm zu.
„Zumindest mehr als du weißt.“
„Dann sag mir mal, was in seinem Kopf vorgeht, dass er so etwas hier anrichtet?“ Joe schwieg. Darauf konnte er keine Antwort finden.

Scarlett rannte zum Team-Haus. Sie musste ihn unbedingt vorher erreichen. Bevor er ging. Und sie ihn wahrscheinlich lange nicht mehr sehen würde. Sie wollte unbedingt mit ihm reden. Ihn beruhigen und erfahren, warum er das getan hatte. Aber am meisten wollte sie jetzt einfach bei ihm sein. Sie musste ihre Gefühle erforschen. Sie war so in Gedanken, dass sie nicht merkte, wie sie jemanden in die Arme lief. „Nicht so schnell, Kleine! Wo willst du denn hin?“. Es war Ben. Sie war ihm geradewegs in die Arme gelaufen. Sie versuchte ihn abzuwimmeln, aber er sorgte sich um sie. Scarlett war selber nicht klar, wie zerstreut und traurig sie in diesem Moment aussah und deswegen ließ er nicht locker. Er nahm sie in die Arme. Scarlett war verzweifelt, jetzt konnte sie ihr Vorhaben wirklich vergessen. Ihre Verzweiflung wuchs noch mehr, als sie in der Ferne erkennen konnte, dass jemand mit Koffern aus dem Team-Haus kam und in Begleitung von zwei anderen Männern in ein Taxi gesetzt wurde. Die Sekunden kamen ihr vor wie mehrere Minuten, als sie das Auto langsam wegfahren sah. Er war weg.
Danny atmete scharf ein, als das Taxi sich in Bewegung setzte. Er blickte noch einmal zurück und bereute es im selben Moment wieder. Hatte er nicht schon genug gelitten und durchgemacht, dass er jetzt auch noch als Abschiedsszene sehen musste, wie Scarlett und Ben umarmend auf dem Gelände standen. „Ist das hier ein schlechter Film?“.

Einige Wochen waren seit dem nun vergangen. Ein Tag, glich dem anderen. Nichts konnte ihn zur Zeit aus der Bahn werfen, jedoch begeisterte ihn auch nichts. Beinahe wünschte er sich das schmerzende Gefühl wieder, dass er verspürte, wenn er Scarlett und Ben miteinander sah. In diesem Momenten hatte er sich zumindest lebendig gefühlt. Nicht so wie jetzt. Sein Tagesablauf war immer derselbe. Er stand auf, aß, ging zum Kampfsporttraining und danach wieder in sein Hotelzimmer zurück. Er trainierte fast jeden Tag in einer Kampfsportschule in der Nähe seines Hotels. Anders konnte er sich im Moment die Zeit nicht vertreiben. Sein sattes Gehalt als Soldat einer Spezialeinheit bat ihm zumindest so viel Freiheit. Von General Evans hatte er vor einigen Tagen einen Brief erhalten. Es sollte ein Disziplinarverfahren wegen seines Ausrasters stattfinden. Den Brief hatte er achtlos in die Ecke geworfen. Bis dahin war noch genug Zeit zu überlegen, wie er sich vor den Vorsitzenden erklären sollte.
Verschwitzt vom Training stellte er sich unter die luxuriöse Hotel-Dusche, er wollte gerade das Wasser anstellen, als sein Handy klingelte. „Warum klingelst du immer in den falschen Momenten?“, fluchte er, als er das Handy nahm.
„Ja?“, entkam es ihm entnervt. Er konnte ein Schluchzen hören.
„Kannst du mich abholen?“
„Jacky? Bist du das? Von wo rufst du denn an? Die Nummer kenn ich gar nicht.“, Danny war sofort besorgt um seinen kleinen Bruder, von dem er schon länger nichts mehr gehört hatte.
„Ich ruf von einer Telefonzelle an. Ich bin im Stadtpark. Du weißt schon welcher. Hol mich bitte ab, Danny.“, aus dem Schluchzen wurde ein Weinen. Schon hörte Danny das Piepen, sein Bruder hatte aufgelegt. Er war nicht überrascht, dass sein vierjähriger Bruder allein im Stadtpark von einer Telefonzelle anrief. Bei diesen Eltern musste so etwas früher oder später passieren. Er zog sich im Gehen an, schnappte sich seinen Autoschlüssel und rannte zur Tür. Tatsächlich wusste er welchen Stadtpark Jacky gemeint hatte. Er musste sich beeilen, denn von seinem Hotel waren es gute eineinhalb Stunden bis dorthin.
Er parkte das Auto achtlos auf einem Gehweg und machte sich auf die Suche nach seinem kleinen Bruder. Eigentlich war er nur sein Halbbruder. Seine Mutter hatte tatsächlich ihren Schlägerfreund geheiratet und war schwanger geworden. Schon bevor er den Kleinen das erste Mal sah, bemitleidete er ihn. Würde sein Vater genauso umgehen, wie mit ihm damals, dann hatte er guten Grund dazu. Danny mochte Jacky und versuchte ihn so gut es ging zu unterstützen, was ihm jedoch nicht leicht gemacht wurde, da er keinen Fuß mehr in das Haus seiner Mutter setzen durfte, was nicht minder an ihrem Ehemann lag. Dafür hasste er seine Mutter noch mehr.
„Da bist du ja...komm her, lass dich ansehen. Ist alles ok mit dir? Hast du dir irgendwie wehgetan?“, er betrachtete den Kleinen sorgsam.
„Ich bin weggelaufen. Mama und Papa haben sich gestritten. Mama hat eine Vase auf den Boden geworfen, dann hat Papa Mama geschubst. Ich hab Angst bekommen, weil Papa immer wütender wurde und...“, noch immer schluchzte Jacky.
„Schon gut...jetzt brauchst du keine Angst mehr haben. Hast du ihnen denn wenigstens eine Nachricht hinterlassen? Ich will nicht, dass sie die Polizei verständigen.“
„Ich hab Mama Bescheid gesagt.“
„Na die war bestimmt begeistert.“ Danny nahm Jacky an die Hand.
„Wir gehen jetzt zu meinem Auto und fahren ins Hotel, dann kannst du dich erst mal ausruhen und etwas essen.“ Jacky lächelte.
Als die beiden am Auto ankamen, konnten sie jedoch zu sehen, wie dieses gerade abgeschleppt wurde. Danny hatte so achtlos geparkt, wahrscheinlich hatte sofort irgendein Spießer den Abschleppdienst angerufen. „Na klasse.“
„Und was machen wir jetzt Großerbruder?“
„Jetzt müssen wir uns ein Taxi rufen. Dieser Tag wird ja immer besser. Setz dich so lange auf die Bank, ich telefonier eben.“ Sofort rannte Jacky zur Bank, die zwischen zwei Kirschbäumen stand, die gerade wunderschön blühten. Überall regnete es kleine rosa-farbende Blütenblätter.
Danny sprach gerade mit der Vermittlung, da er keine Nummer eines Taxiunternehmens im Kopf hatte. Im Hintergrund hörte er Jacky laut Kichern und Singen. „Was stellt der schon wieder an?“, er legte auf und ging schnellen Schrittes zur Bank.
„Was machst du schon wieder für Unsinn Jacky? Du sollst fremde Leute nicht nerven!“ Danny guckte seinen kleinen Bruder mit strengen Blick an. Von der Seite ertönte ein Lachen.
„Auch wenn anscheinend manche Menschen kein Problem damit haben..“, Moment mal, dieses Lachen kannte er doch. Erschrocken drehte er sich zur Seite.
„Hallo Danny!“ Tatsächlich kannte er dieses Lachen. Scarlett grinste ihn mit strahlenden Augen an.
Danny stand mit halb geöffneten Mund vor ihr.
„Seit wann bist du so schweigsam, so kennt man dich ja gar nicht.“ Immer noch kicherte sie vor sich hin.
„Ich...ähm..was machst du hier?“, endlich hatte er seine Stimme wieder gefunden. Doch noch immer war er vollkommen überrascht. Er hätte hier jeden erwartet, aber nicht Scarlett.
„Was ich in Brooklyn mache? Zufälligerweise lebt meine Schwester hier mit ihrem Mann... Danny du lebst ja noch! Ich habe schon ewig nichts mehr von dir gehört!“, sie konnte ihre Freude nicht verstecken.
„Ach was? Hast du meine Briefe nicht bekommen?“, sagte er sarkastisch.
„Haha, du weißt schon, wie ich das meine. Geht es dir gut?“, sie lächelte ihm zu und genau in diesem Moment bemerkte er, wie es ihn aus der Bahn warf. Endlich hatte er das Gefühl, wieder zu leben. Beinahe nahm er dieses Gefühle dankbar in Empfang.
„Willst du jetzt weiter schweigen?“, fragte ihn Scarlett und er konnte hören, wie Jacky lachte.
„Nein, ich bin nur immer noch überrascht...“.
„Und du besuchst anscheinend deine kleine Familie?“, sie zwinkerte ihm zu, hoffte jedoch dass er sagen würde, dass es nicht so war. Aber dieser kleine Junge, war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.
Missmut machte sich in ihr breit. Danny nickte nur flüchtig. Sie konnte nicht glauben, das gerade er ein Kind haben sollte. Danny? Zumindest hatte es für ihn genug Gelegenheiten gegeben eine Frau zu schwängern. Sie musste trotz ihres wehmütigen Gefühls schmunzeln.
„Was macht ihr hier? Wart ihr spazieren?“, versuchte sie das Gespräch ins Rollen zu bringen.
„Nein, ich wollte Jacky nur abholen. Leider wurde mein Auto gerade abgeschleppt.“, Danny senkte entnervt den Kopf.“
„Tja, nicht jeder akzeptiert deine selbst-aufgestellten Regeln!“, sie zwinkerte im erneut zu.
„Ist ja sehr witzig. Dir macht das wirklich Spaß oder?“
„Was macht mir Spaß?“
„Jetzt tu doch nicht so. Andauernd passiert mit irgendein Mist und jedes Mal bist du Live dabei. Es endet immer gleich. Ich leide und du lachst.“
„Ach Danny, jetzt stell dich doch nicht an, das war wirklich nur Spaß“
„Ja,ja immer dieser Satz? Wie geht’s eigentlich Ben, ist der auch hier?“
Scarlett wollte gerade verlegen antworten, als die beiden sich zu Jacky umdrehten, der wieder angefangen hatte zu heulen.
„Oh nein, komm schon. Du musst doch nicht weinen. Ist doch jetzt alles gut, Kleiner.“
„Was hat er??“
„Ach, das ist eine lange Geschichte.“
Scarlett schlug vor, die beiden zumindest bis in den Stadtkern in ihrem Auto mitzunehmen,da sie Mitleid mit dem weinenden Kind hatte. Die Nähe von Danny genoss sie natürlich auch ein wenig.
Der Junge war schon nach kurzer Zeit auf dem Rücksitz eingeschlafen.
„Er scheint ziemlich müde zu sein. Was habt ihr denn alles unternommen, dass er so schnell einschläft? Ich hoffe doch kein Kampfsporttraining?“ Scarlett musste schmunzeln.
„Ach, er ist heute von Zuhause abgehauen. Wahrscheinlich hat ihn das viele Laufen müde gemacht.“
„Er ist abgehauen? Was hast du angestellt, dass er abhaut?“
„Ich hatte damit nichts zu tun...es war wegen seiner Mutter und...“, bevor er seinen Satz beenden konnte, unterbrach ihn Scarlett.
„Seine eigene Mutter lässt ihn abhauen. Ist sie selber noch so ein junges Ding?“ Danny verwirrte dieses Frage.
„Nein, sie ist 40. Wie kommst du darauf?“ Scarlett hätte beinahe eine rote Ampel überfahren, weil sie so überrascht war.
„Du hast ein Kind mit einer 40 jährigen Frau?“
„WIE BITTE?“, Danny guckte Scarlett entgeistert an und musste laut lachen. Erst als sie ihn entnervt und fragend anblickte, klärte er die Situation auf.
„Wie kommst du darauf, dass Jacky mein Sohn sein sollte?“
„Er sieht aus wie du und...genug Gelegenheiten dazu gab es bei dir sicherlich.“ Für diesen Kommentar erntete sie einen Bösen Blick von der Seite.
„Du Zicke!... Naja auf jeden Fall ist er nicht mein Sohn, er ist mein kleiner Bruder. Um genauer zu sein mein Halbbruder.“
„Du hast einen vierjährigen Bruder? Und deine Mutter ist erst 40? Das heißt ja, dass sie dich mit fünfzehn bekommen hat...“, entkam es ihr. Danny rollte mit den Augen.
„Warum ist er von Zuhause abgehauen?“, Scarlett neigte kurz ihren Kopf zur Seite, um Danny zu mustern. „Komm schon, du kannst mir doch wirklich mal was anvertrauen.“
Danny überlegte kurz, wenn dann wollte er ihr schon die ganze Geschichte erzählen.
„Naja, meine Mutter hat nach der Trennung von meinem Vater eben diesen Typen kennengelernt.
Wir sind zu ihm gezogen, als ich Zehn war. Er ist ein ziemlich aggressiver Mensch, trinkt gerne über den Durst. Ich bin mit fünfzehn abgehauen.“
„Wieso genau? Kamst du nicht mit ihm klar?“ Die folgenden Worte fielen Danny schwer.
„Er hat mich ziemlich oft geschlagen. Nicht nur mich. Auch meine Mutter. Ich dachte, sie würde ihn deswegen verlassen. Das tat sie aber nicht. Sie ist nicht nur bei ihm geblieben, sie hat auch nie etwas getan, wenn er mich geschlagen hat. Irgendwann bin ich dann abgehauen. Freiwillig ins Heim und hab da gelebt, bis ich alt genug für Job und Wohnung war.“ Scarlett konnte nicht glauben, was er ihr erzählte. Sie schämte sich, jetzt konnte sie verstehen, warum er damals so ausgerastet war, als sie seine Mutter erwähnt hatte. Sie hätte ihn am liebsten sofort in den Arm genommen.
„Und warum bist du nicht zu deinem leiblichen Vater gezogen?“
„Der ist auch Soldat und hat keinen festen Wohnsitz. Das wäre nicht gegangen. Um zum Thema zurückzukommen, mein Bruder ist abgehauen, weil seine Eltern sich wohl gestritten haben. Kann gut sein, dass er wieder handgreiflich ihr gegenüber geworden ist.“
„Das ist ja schrecklich. Und jetzt? Bringst du ihn wieder zu seinen Eltern und passt auf ihn auf?“
„Ich hab da Hausverbot, ich denke heute lasse ich ihn bei mir im Hotel schlafen. Vielleicht hat sich morgen wieder alles beruhigt.“
„Hausverbot bei der eigenen Mutter? Das ist unglaublich traurig...“, Scarlett überlegte, was sie sagen sollte. „Kommt doch zu mir. Ich wohne nur ein paar Straßen von hier entfernt. Meine Schwester ist auf Geschäftsreise. Die Wohnung ist riesig. Ihr könnt gerne über Nacht bleiben. Der Kleine könnte sich ausruhen.“ Bevor Danny antworten konnte, fiel Jacky ihm ins Wort.
„Auja! Das wäre total toll. Ich will, biiiiitte Danny.“
„Na gut, aber nur, wenn du nicht mehr weinst.“

„Bist du in Scarlett verknallt?“,fragte ihn sein kleiner Bruder, nach Dannys Geschmack in einem zu lauten Ton. Er befürchtete, dass Scarlett es aus der Küche hören konnte, da die Türen offen standen.
„Red keinen Quatsch, Jacky...“.
„Aber du hast mir doch vorhin erzählt, dass du deswegen traurig bist.Weißt du nicht mehr? Du wolltest mich doch damit ablenken. Hast du mich etwa angelogen. Du weißt doch...lügen darf man doch nicht...“, sagte Jacky traurig.
„Ja ich weiß Kleiner, ich lüge ja auch gar nicht. Aber du darfst das doch nicht verraten...“
„Wieso nicht? Wenn ich verknallt bin, erzähle ich es immer allen, hihi.“, kicherte Jacky.
„Ja du...du bist sowieso ein halbes Mädchen...“, Danny tätschelte den Kopf seines kleinen Bruders.
„NEIN, bin ich gar nicht...aber ich finde, dass man sowas nicht verheimlichen darf...das ist fast genauso, wie lügen, das sagen zumindest immer alle Erwachsenen... außer du. Bist du überhaupt erwachsen?“, Jacky guckte ihn mit großen Kinderaugen an. Danny seufzte.
„...Natürlich bin ich erwachsen, aber nicht alle Erwachsenen haben die selbe Meinung, weißt du? Manchmal sollte man es eben nicht ausplaudern. Und deswegen bitte ich dich, dass du es auch nicht an Scarlett weitererzählst...“, Danny sah ihn streng an. Er wusste, wie stur Jacky sein konnte.
„Ich will das aber erzählen.“
„Du willst mich doch nicht ärgern Jacky??“
„Doch, ich will dich ärgern, ich ärger dich so gern!!!“, er lachte laut.
„Jacky....bitte ärger mich diesmal nicht. Du bekommst auch was dafür.“, bettelte Danny.
„Dann will ich morgen ein Eis haben.“
„Ok, na gut. Du bist ganz schon fies, erpresst mich einfach!“
„Stimmt nicht, aber jetzt mach ichs.... SCARLEEEEETT“, Jacky schrie so laut er konnte.
„Hey, du gemeines Biest, er warf seinem Bruder ein Kissen an den Kopf. Scarlett kam aus der Küche und lehnte sich an den Tührramen.
„Was ist denn los?“, sie lächelte dem kleinen Jungen entgegen, erblickte jedoch schnell Dannys panischen Gesichtsausdruck und musste darüber schmunzeln. „Was treibt ihr beiden hier?“
„Wir treiben gar nichts und Jacky wollte nur „Gute Nacht“ sagen, nicht wahr Jacky??“, Danny kniff ihm leicht in die Seite.
„Nur wenn ich zwei Eis bekomme!“
„Ja...schon gut, bekommst du.“ Scarlett guckte die beiden mit verwirrten, etwas schrägen Blick an.
Danny atmete erleichtert aus, er wusste, wie frech sein Bruder sein konnte. Doch dann drehte dieser sich zu seinem großen Bruder und flüsterte ihm ins Ohr.
„Ich helfe dir jetzt, ok?“ Danny guckte ihn entgeistert an. Was konnte er denn damit meinen.
„Jacky, du hilfst mir jetzt bei gar nichts, was auch immer du meinst“, sagte er leise zu ihm.
Doch dieser kicherte nur vor sich hin und guckte Scarlett mit großen Kulleraugen an.

„Schläfst bei mir Scarlett??“, fragte Jacky sie mit einem süßen Kichern in der Stimme.
Danny guckte seinen Bruder erschrocken an,.
„Tut mir leid Scarlett, er hat leider ein loses Mundwerk...“, versuchte er sich zu entschuldigen.
„Er scheint ganz nach dir zukommen,Danny“, Scarlett lachte laut auf. „Das liegt wohl bei euch in der Familie.“, sie zwinkerte den beiden zu. Danny versuchte alles mit einem Grinsen zu überspielen. Doch schon wieder plapperte Jacky drauf los.
„Ich hab Angst, wenn du nicht hier schläfst.“
„Wieso? Danny ist doch da. Oder hast du Angst vor ihm?“, sie lachte Danny an. Obwohl es ihm eher vorkam, als lachte sie ihn aus.
„Jetzt stell mich nicht so schlecht dar, Jacky...“
„Ach, du hast doch kaum noch etwas zu verlieren, liebster Danny.“, noch immer lachte Scarlett.
„Ich werd verrückt.“, Danny lies sich zur Seite fallen und landete weich auf einem Kopfkissen.
„Na gut Jacky, ich schlaf bei dir. Das Bett ist ja auch groß genug für uns drei. Ich leg mich nach außen, dann brauchst du auch keine Angst vor irgendwelchen Unter-dem-Bett-lebenden-Monstern zu haben.“, sie strich Jacky liebevoll über seine blonden Locken.
Danny rutschte beinahe das Herz in die Hose. Sein Herz pochte schneller. Als Scarlett den Raum verließ, um sich ihre Schlafsachen anzuziehen, drehte sich Jacky zu Danny und grinste ihn breit an.
„Was?“
„Hab ich das nicht toll gemacht?“, Jacky grinste immer noch, wie ein Honigkuchenpferd.
Danny musste schmunzeln.
„Du kriegst morgen drei Becher Eis“, zwinkerte er seinem kleinen Bruder zu.






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