Heaven is close - Teil 7

Autor: aLeks
veröffentlicht am: 31.08.2011


„Mia.. Mia war am Telefon- Mia..“ sie weinte heftig. Die ganze Aufmerksamkeit im Lokal war auf uns gerichtet. „Ja und.. und was hat sie gesagt?“ fragte ich unruhig. „Oh mein Gott...“ sie schluchzte. „Valentina..“ als er nach ihrer Hand griff schluchzte sie noch mehr.
„Sie sind tot, alle tot..“ sie schnappte nach Luft.
„Wer denn?“ ich begann sie zu schütteln. Lucas sah erschrocken aus.
„Oh Gott.. Lex.. Wieso..“ sie schluchzte und vergrub sich regelrecht in meinem Hemd.
„Wer Tina?! WER?“ ich brüllte sie fast an.
„Angela, Jamie, sogar seine Schwester.. Alle tot.. TOT..“ sie schüttelte ihren Kopf, ihr Kinn bebte.
Das waren Patricks Eltern, die gemeint waren und sogar seine Schwester Alicia. Jetzt war die ganze Familie wie ausgelöscht. Und der einzige Gedanke, der mir kam, war Esmée. Darum war sie also so spurlos verschwunden! Gegangen ohne sich zu verabschieden. Sie hat ja einen tollen Hinweis hinterlassen. Schnell nahm ich ihre Jacke und ging raus mit ihr. Lucas bezahlte wohl gerade die Rechnung. Viele Blicke blieben an uns kleben, als ich sie bei der Hand raus zerrte. Sie konnte fast nicht gehen, schien es mir. Als Lucas raus kam machte er einen verstörten Eindruck. Ich schluckte noch immer ganz benommen. „Waren das eure Freunde?“ fragte Lucas vorsichtig.
„Es waren die Eltern von Patrick und Alicia. Jetzt sind alle.. gegangen.“ erklärte ich und konnte es nicht glauben. Ist das wirklich meine „Freundin“ gewesen? Konnte sie das getan haben? Wo zur Hölle war sie?
„Ich hasse SIE..“ Tina stotterte, ihr Atem ging noch immer unregelmässig.
„Sei still..“ zischte ich. Sie starrte mich geschockt an.
„Wage es ja nicht sie in Schutz zu nehmen!“ kaum hatte sie das gesagt, liess ich sie los. Lucas schien nicht zu wissen, wen oder was er ansehen sollte.
„Ich gehe mal.. Melde dich, wenn du was brauchst, okay? Bis dann..“ sagte er schliesslich. Memme.
Ich nickte und sagte noch „Tschüss“, dann war er weg. Valentina starrte auf eine Hausmauer.
„Sie war es.“ meinte sie sicher.
„Und was wenn nicht?“ fragte ich wütend. Das glaubte ich doch wohl selbst nicht!
„Patrick hat sie doch auch..-“ 'getötet' brachte sie nicht über die Lippen, „Das sagt doch schon alles!“ zischte sie leise. Ich konnte nichts dagegen tun, aber die Wut stieg in mir.
„Ich glaube das alles nicht.“ ich verteidigte Esmée, nicht weil ich es wusste.. Ich fühlte mich ihr dazu verpflichtet.Gleichzeitig war mein Misstrauen grösser denn je, aber was solls?
„Deine kleine, kranke Freundin hat das getan!“ jetzt schrie Tina. Ich sagte nichts mehr, weil ich befürchtete sie gleich zu erwürgen, obwohl ich es ja auch glaubte! Also drehte ich ihr den Rücken zu und ging. Sie machte sich auch nicht die Mühe mir nach zu laufen, oder sonst was. Ich ging nicht nach Hause, das konnte ich noch nicht. Die Wut in mir kochte über und ich fing an mich zu fragen, ob es wohl an mir gelegen ist? Vielleicht sollte ich mich nicht versuchen zu melden? Vielleicht sollte ich Esmée in Ruhe lassen? Sofern ich das konnte. Als ich neben Lucas' Haus vorbei ging, sass der beim Eingang. Ich blieb stehen und überlegte mir, ob ich zu ihm gehen sollte.
„Hey Lucas..“ meinte ich.
„Hi..“ sofort erhob er sich und kam verstört auf mich zu. „Wie gehts ihr?“ fragte er verwirrt und holte Zigaretten aus der Tasche. Er wartete auf meine Antwort, bis er sie anzündete.
„Nicht so gut, aber das wird wieder.“ meinte ich beruhigend.
„Patrick Fitz, oder?“ bei Patricks Namen zuckte ich zusammen.
„Kanntest du ihn?“ ich war verwirrt.
„Nein.. Ich lese gelegentlich in der Zeitung.. Furchtbar was hier passiert ist.“ sagte er mitfühlend.
Ich sagte nichts. Denn am liebsten hätte ich ihm alles erzählt. Schweigen wollte ich nicht mehr. Es brannte mir wortwörtlich auf den Nägeln, etwas zu sagen.. Um Hilfe zu bitten? Esmée hatte sich noch immer nicht gemeldet und so langsam glaubte ich tatsächlich, sie nun in Ruhe lassen zu müssen. War es besser so? Mich von diesem Menschen zu distanzieren, um was genau zu bezwecken? Ihre Einsamkeit zu fördern?! Sie fühlte sich doch jetzt schon ganz alleine auf sich gestellt und von ihrer Familie missverstanden. Okay, eine Mörderin die sich missverstanden fühlte, ich musste zugeben, dass das alles andere als normal war, aber so war es. Das war die Realität. Und ich liebte sie.
„Was ist?“ fragte er schon fast etwas besorgt.
„Ich weiss nicht, was ich noch alles machen soll.. Es ist furchtbar hier zurzeit.“ vor ihrem Haus zu stehen liess mich Revue passieren.
„Wer würde so etwas Schreckliches tun?“ er schüttelte seinen Kopf und zog an der Zigarette.
Esmée.
Dieses Mädchen würde so etwas furchtbares tun. Sie sah aus wie ein Engel, aber war so grausam und unmenschlich. Sie war ja sogar an Patricks Beerdigung gekommen. Die Mörderin selbst, hatte seinen Eltern in die Augen gesehen! Wie konnte man das nur tun? Und nun, hatte sie wohl gedacht: Wenn ich gehe, dann richtig. Ich fragte mich die ganze Zeit, was wohl mit ihr nicht stimmte..
Würde es ihr in einer geschlossenen Abteilung, auf einer Psychiatrie besser gehen? Würde es durch jede Menge Haldol besser werden? Wenn man sie in ein Isolierzimmer sperren würde? Konnte man ihre Seele denn reparieren?
„Ich weiss es nicht..“ meinte ich und konnte ihn nicht ansehen. Ich log doch gerade, oder? Natürlich hoffte ich auf einen bösen Zufall. Aber wer sonst konnte es gewesen sein?
„Ich glaube, ich gehe mal rein.. Das war etwas zu viel für mich..“ erklärte er vorsichtig und ehrlich. Trotzdem, passte es mir nicht. Für mich war es schon seitdem Esmée hergezogen war ZU VIEL gewesen und jetzt war sie weg!
„In Ordnung.. Bis bald.“ meinte ich.
„Hey.. Bevor ich es vergesse! Hier.“ er reichte mir ein Stück Papier.
„Meine Nummer, bitte ruf mich doch an, wenn es was Neues gibt.. Oder- wenn du reden möchtest..“ der letzte Satz klang ziemlich merkwürdig, aber ich bedankte mich. Vielleicht war er doch nicht so ein Blödmann? Auch egal.

*

Als ich zu Hause war, hatten es meine Eltern auch schon gehört. Mein Vater war sehr betroffen und meine Mutter weinte. Claire war schon im Bett. Mom erzählte mir, dass alle Leichen im Haus gefunden wurden. Es war wohl geplant gewesen, denn die Opfer hatten viel Blut verloren. Das Haus wurde verwüstet. Vielleicht geplanter Einbruch und doch nicht Esmée?
Mia, die beste Freundin von Alicia, hatte alle tot aufgefunden. Sie hatten sich verabredet und Alicia war nicht gekommen. Also wollte Mia nach dem Rechten sehen. Mir wurde fast übel.
Mom holte tief Luft und wischte ihre restlichen Tränen weg. Ihre Augen waren rot und geschwollen und sie hatte eine ganz heisere Stimme.
„Hat sie.. sich wenigstens gemeldet?“ sie fragte nach Esmée, bevor sie laut und tief einatmete.
Ich schüttelte den Kopf.
„Tut mir Leid für dich..“ meinte sie und tätschelte meine Wange. Ich nickte.
„Ich glaube, ich gehe mal schlafen, dass solltet ihr auch tun.. Es war ein harter Abend.“ meinte ich beruhigend und umarmte meine Mutter. Dann ging ich schlafen.
Das dachte ich. Schön wär's! Ich tat kein Auge zu und dachte an die Morde. Wenn nicht Esmée die Mörderin war, wer dann? Und wenn sie es wirklich nicht war, hiess es wohl oder übel, dass der Mörder hier frei herum lief. Bei dem Gedanken zog sich mein Magen fest zusammen. Beim Gedanken, dass SIE in Gefahr sein könnte, verzweifelte ich. Wieso war sie gegangen? Ich hätte sie beschützen können. Für den Fall der Fälle.
Am nächsten Tag, holte ich Claire bei Dr. Mironow ab und begegnete Lucas. Er sass am Eingang beim Empfang und telefonierte wohl mit einem Patienten. Ich setzte mich ins Wartezimmer und wartete auf meine Schwester. Im Wartezimmer sass noch ein anderer Typ. Er beachtete mich gar nicht. Es war Claires vorerst letzte Sitzung.
Claire war Dr. Mironow nach, wieder einigermassen okay und brauchte die vielen Sitzungen momentan nicht mehr. Wenigstens das war wieder einigermassen in Ordnung. Ich war erleichtert darüber und es freute mich zu sehen, dass es ihr besser ging. Als wir zu Hause waren, war ich müde und erschöpft. Endlich gelang es mir zu schlafen.
Es war ein schwerer, traumloser Schlaf und als ich aufwachte war niemand zu Hause. Ich schrieb Lucas eine Sms und bis er antwortete, geisterte ich im Haus herum, alleine. Danach versuchte ich nochmals Esmée zu erreichen.
Nichts, keine Antwort. Dann schrieb er: 'Komme gleich vorbei okay? Wo wohnst du genau?'
Ich erklärte ihm so gut es ging, wo genau wir wohnten und setzte mich aufs Sofa. Unruhe machte sich mal wieder in mir breit, wie so oft in letzter Zeit. Nach einer halben Stunde, war ich noch immer alleine und drehte so langsam durch. Ich merkte, wie gereizt ich wurde. Gegessen hatte ich auch noch nichts. Ich verspürte keinen Appetit. Es klopfte. Wow, Lucas hatte es schnell gefunden. Seufzend öffnete ich die Tür.
„Was machst du hier?“ fragte ich überrascht, wütend und ein wenig erleichtert. Sie war hier.
„Ich dürfte nicht hier sein..“ begann sie und sah mich kalt an. Wollte sie mir nicht um den Hals fallen und mich küssen?
„Also, warum bist du dann hier? Ich meine, es war ja sehr leicht für dich zu gehen..“ sagte ich wütend. Jetzt keimte sie wieder auf, meine Wut und Enttäuschung.
„Glaub mir, ich wollte gar nicht kommen.“ sagte sie kalt. Was sollte das denn? Jetzt war ihr Gesicht wie am Anfang, als wir uns erst kennengelernt haben. Steinhart. Ein Marmorgesicht.
„Dann verschwinde!“ ich brüllte sie richtig an. Sie schreckte nicht auf. Ihre Miene blieb glich. Wie an der Beerdigung. Ohne mit der Wimper zu zucken fuhr sie fort: „Ruf mich nicht mehr an.“ sie sah mir in die Augen. Es versetzte mir einen Stich.
„Fein.“ meinte ich und zuckte mit den Schultern.
„Wie gehts dir?“ fragte sie plötzlich.
„Fragst du das gerade wirklich?“ ich war erbost.
„Ich weiss, dass viel passiert ist.. Und das tut mir Leid für dich..“ meinte sie.
„Nichts weisst du. Du hast ja keine Ahnung. Der ganze Ort hier ist in Panik und Entsetzen getaucht..“ meinte ich vorwurfsvoll.
„Das ist normal.“ sie klang wie jemand, der zwar wusste dass alles falsch gewesen war, aber NULL Einsicht hatte. Ich musste mich korrigieren: Sie war so jemand.
„Es war alles falsch..“ erklärte sie.
„Was?“ fragte ich.
„Mit dir.. Das war alles falsch. Ich liebe dich nicht, wahrscheinlich nicht so sehr, wie du mich.. Ich kann dich auch nicht so lieben. Ich bin ein Monster. Da hab ich mich wohl zu fest in etwas rein gesteigert weil du mich nicht sofort abgestempelt hast.. Aber es ist besser so. Auch für dich. So Leid es mir tut..“ sagte sie noch immer in der gleichen Stimmlage. Als ob man Esmée auf ein Handyprofil gestellt hätte, immer gleich, immer ganz monoton.
„Schön, danke für die Info. Und jetzt verpiss dich.“ meinte ich und schloss ihr die Tür vor der Nase zu. Wieder klingelte sie.
„Leb wohl.“ sagte sie und umarmte mich. Ich bemühte mich nicht aus der Fassung zu geraten. Sie nicht zu küssen und auch nicht zu erwürgen.
„Esmée..“ begann ich unschlüssig. Reden.. Reden war doch ein Anfang.
„Ich werde jetzt gehen Alexej, bitte pass auf dich auf..“ sie fuhr mit der Hand über mein Gesicht, dann lächelte sie ein kurzes Lächeln, aber es war nicht echt.
„Vertraue nicht allen. Vor allem denen nicht, die dir Gutes wollen.“ sagte sie plötzlich noch.
„Was?“ fragte ich, aber sie schüttelte energisch den Kopf.
Schliesslich drehte sie mir den Rücken zu. Und fing an zu gehen. Mich erneut zu verlassen.
Ich schloss die Tür. Weg. Wieder weg.

Hab keine Angst vor morgen, hab keine Angst vor dir.
Mach dir nur keine Sorgen, ich schlafe neben dir.
Heut Nacht.
Lass mich rein, lass mich rein, lass mich rein, lass mich rein
Bevor ich noch erfriere.
Lass es sein, lass es sein, lass es sein, lass es sein..
Muss nicht sein, dass ich das kapiere.
Weine, weine, weine, weine.. Soviel und solange du willst.
Wenn du brauchst, lass ich dich auch alleine..
Bis der Schnee auf den Gehwegen schmilzt.
Ich verjage alle Geister,
Und die Dämonen schick ich fort.
Leg den Kopf an meine Schulter-
Es ist der weltsicherste Ort..


FORTSETZUNG FOLGT!



Das war Teil 7.

Lied: Phillip Poisel - Hab keine Angst


Ich hoffe es hat euch gefallen. =) Freue mich über Kommentare.

LG aLeks





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