A Piece Of Life - Life In Pieces

Autor: lilliana
veröffentlicht am: 15.11.2009




A Piece of Life

-

Life in Pieces


I kissed your dead body
And the lights of feelings went out
I fell into a red sea
Of my tears in love to you
And now -
I will be forever alone


1.Kapitel


Ich sah aus dem Fenster und da stand er. So unschuldig, so schön. Er, meine Liebe.

Die Tropfen prasselten auf mich nieder. Ich strich meine nassen Haare zurück und streckte meinem Kopf mit geschlossenen Augen dem Wasserstrahler entgegen.
Am liebsten öffnete ich sie nie wieder und verharrte einfach in meiner Traumwelt, weidete mich in purer Dramatik, in Leidenschaft und verbotener Liebe. Hier konnte ich mich meinen Gefühlen einfach hingeben, die ich normalerweise zu unterdrücken versuchte.
Noch einmal schäumte ich meinen Körper ein. Ich fuhr mit dem Duschgel in der Hand meine frisch rasierten Achseln entlang und ging über zu meinen wohlgeformten Brüsten.Das Wasser wurde langsam immer kälter. Ich stellte es ab und genoss dabei die letzten Tropfen, die meine Haut berührten.
Mit meiner rechten Hand zog ich den Duschvorhang beiseite. Vor mir hatte der Raum sich in ein Dampffeld verwandelt. Ich trat nackt vor den Spiegel, an dem sich der Niederschlag festgesetzt hatte. Mit meinem linken Zeigefinger schrieb ich das Wort velvety. Meine melancholische Seite hatte wieder die Oberhand über mich gewonnen.
Langsam beugte ich mein Gesicht dem Spiegel entgegen. Jetzt war ich nur noch wenige Zentimeter von dem Geschriebenen entfernt. Ich holte tief Luft und versuchte beim Ausatmen die Worte wieder ins Nichts verschwinden zu lassen. Doch blieb sowohl ein Nachklang dort als auch in mir zurück. Ablenkung half jetzt nur noch. Ich schaltete das Radio ein. Es tönte mir 'Girls just want to have fun' entgegen. Ein kurzes Lächeln huschte über mein Gesicht als mir die Ironie der Wahrheit dieses Liedes bewusst wurde. Meine Laune schritt mit dem Fortlauf des Liedes an. Denn sobald man etwas hört, verschwindet das Gefühl der Einsamkeit.
Ich wickelte mich in ein großes Handtuch ein und versuchte meine braunen, widerspenstigen Locken durchzukämmen, was nahezu unmöglich erschien. Es war halb neun. Noch eine halbe Stunde bevor die anderen kämen. Das würde ich niemals schaffen, wie immer!
Ich rann hektisch in der Wohnung umher auf der Suche nach meinem blau-weiß-karierten Hemdkleid, für das ich mir auf einer Shoppingtour in Berlin meine Füße blutig gelaufen hatte.Auf dem Wäschehaufen wurde ich fündig. Vorsichtig tastete ich mich mit der Nase näher heran, roch und untersuchte es nach Flecken. Geht durch... und danach würde es sowieso wieder nach Rauch und verschütteten Alkohol stinken. Dazu die schwarze Leggings, die meine meine Beine dünner erschienen ließen, eine schwarze Kette plus die schwarzen Absatzschuhe. Das Outfit saß perfekt; die Schminke jedoch nicht. Gerade als ich meinen letzten Lidstrich gezogen hatte, klingelte es an der Tür. Pierre war eingetroffen. Ich liebte ihn einfach für seine Art. Er wäre der perfekte Schwiegersohn. Alle Mütter verehrten ihn. Das einzige Problem war , dass auch er Männer bevorzugte.
So musste ich mich damit abfinden einen super Hairstylisten zu haben und nebenbei einen fabelhaften Freund, der mir in jeder kritischen Lage weiterhalf und immer direkt hinter mir stand. Als wir gerade dabei waren meine Haare auf Vordermann zu bringen, klingelte es zum zweiten Mal. Lynn und Manuel waren eingetroffen. Manuel pflegten wir stets Manuelle zu nennen, einfach um ihn ein wenig zu ärgern.
Lynn konnte man als meine beste Freundin bezeichnen, obwohl wir eigentlich verschiedener nicht sein konnten, da sie andere Prioritäten in ihrem Leben setzte.
Wir hatten uns damals in der Schule kennengelernt. Da wir beide die Neuen in der Klasse waren, banden wir uns vorerst zwangsläufig aneinander. Am Anfang waren wir uns beide sehr fremd. Sie war der kleine Streber, mit festem Freund, der nie die Schule schwänzte und fast jede Party versäumte. Ich hatte eine feste Clique, die keine Party ausließ. Trotzdem fanden wir zueinander und sie lernte sich mir zu öffnen.
Mittlerweile waren die Jahre vergangen und wir hatten uns beide zum positiven weiterentwickelt.
Ich brachte sie auf den Geschmack des Partylebens. Aber der Nebeneffekt dabei war leider, dass sie lernte ihren Freund zu betrügen. Sie war ein Mensch, der eigentlich immer einen Mann an ihrer Seite brauchte, der sie auffängt, aber wollte sich dabei nicht an eine Person binden. Er liebte sie aufrichtig, sah aber nicht welche Freiräume sie doch braucht. Wüsste er von ihren nächtlichen Affären, wäre die Beziehung schon längst in Bruchstücke zusammengefallen. Danach wären die Tränen wieder groß, denn sie lernte Sachen erst wirklich zu schätzen, wenn sie diese verloren hatte. Das liegt wahrscheinlich am femininen, permanenten Eroberungsdrang.
Trotz allem konnte ich ihren Drang nach Freiheit sehr gut nachvollziehen. Ich bin kein Beziehungsfreak, der auf Dauer mit einer Person zusammen leben könnte. Vielleicht liegt es auch einfach an meinem gestörten Gefühlswesen. Nicht, dass jenes schon immer so gewesen war.

Als ich zwölf Jahre alt war, fuhr ich mit meiner Familie auf einem Campingplatz. Dort sah ich diesen fabelhaften, französischen Jungen an der Rezeption mit diesen tiefen, braunen Augen. Im Geheimen nannte ich ihn Alain, da ich seinen richtigen Namen niemals erfuhr und er mindestens fünf Jahre älter als ich war. Aber dieses Gefühl, das in mir aufkam, wenn ich ihn sah, hatte ich bisher für niemand anderen mehr empfunden.
Obwohl ich niemals mit ihm gesprochen hatte, wusste ich, dass ich für niemanden mehr so viel fühlen konnte. Schon als ich ihn das erste Mal bei der Ankunft sah, wusste ich es. Er war es. Perhaps the love of my life.
Jeden Tag hoffte ich ihn zu sehen. Schon abends im Zelt überlegte ich mir wie ich ihm am nächsten Tag über den Weg laufen könnte. Umso schlimmer war es als der Tag der Abreise kam. Meine Mutter entschloss kurzfristig einige Tage früher zu fahren, da das Wettervorhersagen nur noch Regen vorhersagten. So blieb mir nicht sehr viel Zeit mich auf den Abschied vorzubereiten. Am Abend wünschte ich mir ein Wunder herbei und flehte jedes übermächtige Wesen an, welche ich zu der Zeit kannte, mir beizustehen. Dann war die Zeit des Abschieds gekommen. Wir verließen am Morgen den Campingplatz und furhen an der Rezeption vor, um die letzten Rechnungen zu bezahlen. Er stand draußen vor der Rezeption. Einfach so. Ich weiß heute noch, was er genau trug. Alain hatte eine dunkelblaue Jeans an und oben blitzte seine lilafarbene Boxershorts hervor. Sonst nichts, oberkörperfrei. Seine braunen Haare waren leicht verwuschelt als wäre er gerade aufgestanden. Er sah mich für einen Augenblick mit seinen braunen Augen an und lächelte als sei dies sein Abschiedsgeschenk für mich. Es begann zu regnen und mit dem Regen verließen wir ihn. Es schien als weinte der Himmel für mich.
Und so zerbrach mein junges Herz mit jedem Meter, den ich mich von ihm entfernte. Im Auto lief Phil Collins ' We fly so close' und ich übergoss mein Tagebuch mit Tränen und Worten. ' You have broken my heart.' Seitdem fehlt ein Stück.
Er war der einzige, dem ich jemals so viel Liebe entgegenbrachte.
Noch ein Jahr später trauerte ich ihm hinterher. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr verschwamm sein Gesicht. Je mehr er verschwamm, desto unglücklicher wurde ich. Ich wollte ihn nicht vergessen, ich wollte ihn wieder sehen, in meine Arme schließen und ihn nie wieder loslassen. Leider bin ich ihm nie wieder begegnet. Die Jahre darauf habe ich versucht meine Familie immer wieder dazu zu bewegen noch einmal dort hinzufahren. Erfolglos. Immer noch dachte ich sehr oft an ihn, aber ich hatte es aufgegeben zu hoffen ihn jemals wiederzusehen. Und so unterdrückte ich die Sehnsucht, die Liebe, die Leidenschaft, um mein Leben weiterzuleben. Nach außen hin gelang es mir meist den freudigen Schein zu wahren, aber in meinem Tagebuch, was mittlerweile Alain hieß, ergoss ich meine Gedanken weiterhin.

Mein Liebster,
Seit mehr als acht Monaten schreibe ich nun an dich. Ich kann dich einfach nicht vergessen... und ich friere, will erfrieren. Bitte erlöse mich vor diesen großen Qualen. Wenn ich mich bald von dir verabschiede, denn bei Gott das muss ich endlich, verspreche ich dir trotzdem dich niemals zu vergessen. Aber ich muss endlich weiterleben und das heißt die Liebe zu dir zu verbannen. Jede Hoffnung dich wiederzusehen erscheint mir so sinnlos. Lass mich endlich wieder leben! Mann, es schmerzt so sehr. Aber wenn du in Lebensgefahr geraten solltest, würde ich dich retten, auch wenn das hieße, dass mein Herz dafür aufhören müsste zu schlagen.
Deine dich liebende
Pay

Soviel zu meinem verkorksten Gefühlsleben. Wie konnte ich mich in dem Folgejahr nach Frankreich so fanatisch auf diesen Jungen fixieren?
Trotzdem glaubte ich, dass es einen perfekten Mann dort draußen gibt, den ich in der Lage wäre zu lieben. Aber jetzt noch nicht.
'Pay? Auch noch einen Schluck Wodka?' , fragte Pierre.
'Klar, ein Schluck geht immer!' Ich war wieder in der Realität angelangt und es war Partytime. So prosteten, lachten über vergangene Abende, die oft sehr betrunken endeten.Lynn hatte an der letzten Disconacht mit ihren Mittelfinger fast schon ins Gesicht gedrückt, da ich sie immer wieder Kotnascher nannte. Sehr amüsant.
Manuelle schämte sich ständig für uns, weil es ihm ein wenig an dem verrückten, aufgedrehten Gen fehlte. Er behauptete er erträgt uns zusammen nur sehr betrunken. Es war ihm immer peinlich, wenn wir laut und ich meine wirklich laut lachten oder unseren Standardspruch ' Solidarität, babe!' schrien. Dieses wurde natürlich von Getränk zu Getränk lauter, aber auch undeutlicher. Diesen Spruch hatten wir damals mit 16 aus einem Film aufgeschnappt und er ist seitdem ein stiller Begleiter unserer Freundschaft geworden.Sobald der Alkohol durch unsere Adern floss, waren wir die glücklichsten Personen, die sich in der Lage sahen die Welt zu erobern. Wir prosteten, Glas für Glas, bis wir bereit waren loszulaufen. Mit dem Alkoholpegel steigt die Stimmung, aber auch das Selbstbewusstsein. Je mehr Alkohol ich trank, desto verführerischer fühlte ich mich. Die ganze Schüchternheit fiel ab.
Wir liefen los. Obwohl der Weg nur zehn Minuten dauerte, nehmen wir uns Sicherheitshalber noch Wegproviant mit. Die Flasche, in mit einer gute Mischung Wodka gemischt ist, wurde von Hand zu Hand gereicht. Meine Blase drückte, aber ich musste durchhalten. Noch ungefähr fünf Minuten bis zum Club.
'Los schneller Leute, meine Blase tut Not!' Lynn lacht neben mir. 'Dein Vokabular nimmt komische Züge an, sobald dein Alkoholpegel ansteigt.' Ich haute ihr auf den Po. Sie rannte weg und ich verfolgte sie. Wir mussten beide laut lachen. Kurz darauf lagen wir uns wieder in den Armen und schreiten unseren Spruch: 'Solidarität, babe!' Lachend liefen wir Arm in Arm weiter und erreichten endlich den Club. Sofort rannte ich zum Klo. Eine Erleichterung überkam mich als ich einfach alles loslassen konnte. Als fiele alle Last und Probleme von mir. Ich musste kurz grinsen.
Oh fuck! Das Klopapier war wieder alle. Hätte ich bloß an die Tempos gedacht.Doch wie immer hatte ich sie vergessen.
' Hat jemand Klopapier?' , rufe ich verlegen und hoffe sitzend auf eine positive Antwort.' Pay? Bist du das?' Als ich es bestätige, ertönt ein kurzes Lachen.Dieses konnte nur von einer bestimmten Person kommen. Das Glück war wie immer nicht auf meienr Seite. Es war Susi, die wir stets Hode nannten. Sie war damals für ein Jahr in unserer Klasse und dachte sie sei die Größte, obwohl sie nur 1,55 m groß war. Wir brauchten damals einen Decknamen, der uns in Ruhe über sie lästern ließ, ohne, dass sie etwas mitbekam. Das wäre zu fies gewesen! Auf jeden Fall suchten wir damals nach einem Wort, dass sie geschickt umschrieb. Das ekligste, was uns in diesem Alter in den Sinn kam, waren Hoden. Da sie weiblich war, wurde sie in die Hode getauft.
Sie reichte mir Klopapier unter der Tür durch. Wenigstens eine gute Tat, die sie in ihrem Leben vollbracht hatte. Trotz allem blieb sie ein kleines Miststück, die ihre Freunde hinterging, sobald sich die Gelegenheit dazu ergab. Ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln und wir tauschten ein paar nette Worte aus. Ich hasste es mich verstellen zu müssen, aber ich wollte nicht mit ihr streiten. Momentan wollte ich einfach nur mein Leben genießen. Wir waren gerade mit dem Abitur fertig und uns blieben nur noch 3 Monate bis wir uns für ein Jahr ins Ausland absetzten. Davor mussten wir noch ein wenig arbeiten. Lynns Vater gehörte ein Cafe, in dem er uns als Kellnerinnen engagierte.
Ich verließ das Klo und ließ mit ihr mein aufgesetztes Lächeln hinter mir. Die anderen hatten sich eine Couch im Saal geangelt. Trotzdem ging ich erst einmal an ihnen vorbei mit dem Zeichen eine Rauchen zu gehen. Wenn ich betrunken war, ging ich gerne alleine umher. Man kannte generell sehr viele Leute hier, da sehr oft dieselben Menschen dort waren. Mein Zigarettenkonsum stieg mit meinem Alkoholpegel an. Aber mein Biolehrer beruhigte mich damals: ' Alkohol macht die Arterien größer, Zigaretten machen sie wieder kleiner!' Perfekt! Das war doch eine super Voraussetzung für eine Person, die gerne feiert und nicht auf beides verzichten möchte. Auch das war das einzige, was ich von dem Biologiestoff behalten hatte.

Im Raucherraum angekommen traf ich auf Fred. Endlich ein freundliches Gesicht, das man gerne sah. Obwohl ich ihn äußerlich anziehend fand, hatten wir nie etwas miteinander gehabt. Von beiner Seite wurde das Bedürfnis nicht geäußert. Es wäre irgendwie falsch und schmutzig gewesen. Wobei schmutzig nicht immer etwas Schlechtes bedeutet. Aber wir pflegten mittlerweile eine lange Freundschaft, die durch keinen Sex der Welt zu ersetzen wäre. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung. Fred reichte mir Feuer und wir kamen ins Gespräch.

Und dann sah ich ihn zum ersten Mal. Es war einer dieser Momente, die alles verändern, dich total aus der Bahn werfen und dir die Luft zum Atmen nehmen. Er kam auf uns zugelaufen. Dabei musterte er mich, indem er seine Augen von unten an mir hochwandern ließ. Einen kurzen Augenblick blieb er an meinen Augen hängen. In dieser Zeit nahm ich nichts mehr um mich herum wahr. Die Musik hörte auf zu spielen. Die Menschen um mich herum lösten sich in Luft auf. Es gab nur ihn und mich. Für einen Bruchteil einer Sekunde dachte ich den Sinn der Welt erfasst zu haben. Dann wandte er sich Fred zu und ich befand mich wieder in der Realität. Er schenkte mir keine Beachtung mehr und vertiefte sich in ein Gespräch mit Fred. Seine Haare waren braun verwuschelt, als hätte er sich vergessen zu kämmen. Trotzdem lagen sie perfekt. Dazu diese grünen Augen, bei denen man das Gefühl bekam, dass sie in dich hineinsehen. Diese Tiefe sog einen ein. Hätte ich mich mit ihm unterhalten müssen, wäre ich am ganzen Körper rot angelaufen, wie ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal mit einem Jungen spricht. Der Alkohol war wie weggeblasen und ich war schüchtern wie nie zuvor.Aber nicht nur mir fiel seine Besonderheit auf. Je mehr ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, desto mehr nahm ich die schüchternen Blicke der Mädchen um mich herum wahr. So ein Begehren hatte ich noch nie für eine Person empfunden und ich wollte ihn, jede Sekunde, in der er vor mir stand. Ich musste hier raus, aber mit einem eleganten Abgang. Ich ließ die Zigarette vor mir auf den Boden fallen, und atmete den Rauch des letzten Zuges aus. Ich sah nach unten, lächelte kurz und trat mit meinen hochhackigen Schuhen die Zigarette aus. Ich merkte, dass sein Blick dabei auf mir ruhte. Mit einem Augenaufschlag sah ich Fred an und deutete mit einem Lächeln an, dass ich wieder in den Saal zurückkehrte. Ohne ihn anzusehen, wollte ich den Raum verlassen. Eine triumphierende Stimmung kam schon in mir auf. Als ich mich jedoch umdrehte und elegant davon stöckeln wollte, rempelte ich einen Jungen an, der sein Drink deshalb halb verschüttete. Hinter mir hörte ich durch die Musik zwei Jungen lachen. Es benötigte keinen Blick, um festzustellen wer es wohl war. Ich ging auf den Jungen zu und fragte, ob ich es wieder gut machen könne. Er sah mich an, lächelte kurz und meinte: ' Wie wäre es, wenn du mit mir einen Cocktail trinkst?' Ich lächelte ihn nett an. Also schenkte mir wenigtens ein Junge seine Aufmerksamkeit. Zusammen gingen wir zur Bar im Raucherraum und er bezahlte die Cocktails. Ich unterhielt mich noch kurz mit ihm, bedankte und entschuldigte mich noch einmal und machte mich auf dem Weg zurück in den Saal.
Wie konnte ich mich nur so blamieren! Nicht, dass es selten wahr, wenn meinetwegen Sachen fielen und zu Bruch gingen. Aber ich wartete für die Blamagen immer den perfekten Augenblick ab. Ich suchte Lynn, die ich auf der Tanzfläche fand. An meinem Blick bemerkte sie sofort, dass es wohl Zeit war für eine nächste Schnapsrunde. Auf dem Weg zur Bar, die in eine Ecke gebaut war, sodass man an zwei Seiten bestellen konnte, erzählte ich ihr meine peinliche Aktion. Sie lachte. 'Lynn, die Sache ist ernst! Ich habe mich aufs bittere blamiert!' Sie drückte mir den Schnaps in die Hand.
' Pay, das wird jeder innerhalb der nächsten fünf Minuten vergessen haben. Mach dir nicht immer so einen Kopf. Uns bleiben nur noch wenige Wochen hier, Schätzchen. Uns kann niemand was anhaben. Das ist die schönste Zeit in unserem Leben.' Ich lächelte kurz, stoß mit ihr an und kippte den Schnaps. Sie hatte den Ernst dieser Lage nicht erkannt. Er war einer der bezaubernsten Jungen, die ich jemals gesehen hatte. Es enttäuschte mich wie wenig Interesse er doch an mir zeigte, aber erweckte gleichzeitig die Jagdlust in mir.Ich musste mich ablenken. Gerade begann 'It is Britney Bitch' und wir stürmten auf die Tanzfläche. Dieses Lied war zu einen unserer Klassiker geworden. Manchmal fuhren wir einfach aus Spaß in der Stadt umher und ließen immer wieder den Anfang abspielen. Sobald jemand an unserem Auto vorbeikam, drehten wir die Anlage auf ganz laut und ließen Britney ihre Worte zum Besten geben. Ein wahnsinniger Spaß.
Wir gesellten uns zu Pierre und Manuelle, die während unserer Schnapsrunde auf der Tanzfläche auf uns gewartet hatten. Meine Stimmung stieg wieder an und ließ ihn mich für einen Moment lang vergessen.
Trotzdem nervte mich Hode in meinem Blickwinkel zu haben, die nur wenige Meter mit ihren Mädchen in einem Kreis tanzte. Aber auch sie würde mir diesen Abend nicht versauen. So unterdrückte ich das aufkommende Hassgefühl und lächelte stattdessen Pierre an. Ein Junge lächelte mich an, der selber gerade die Tanzfläche betreten hatte. Er sah nicht schlecht aus und was sprach gegen einen Flirt. Lynn stupste mich von der Seite an. ' Sieh mal, ich habe einen kleinen Move einstudiert', meinte sie lachend. Sie kreuzte ihre Beine und versuchte sich elegant einmal um ihre Achse zu drehen. Dabei verlor sie fast das Gleichgewicht. Als ich zu lachen begann, fiel sie mit ein. Kurz darauf versuchten wir ihren Supermove noch einmal zusammen. Es wurde nicht besser und wir hingen beide in der Luft.
Wieder nahm ich Blickkontakt zu dem süßen Jungen auf der Tanzfläche auf. Ich lächelte ihn nett an und wendete mich wieder den anderen zu.
'Pay? Flirtest du etwa wieder fremde Jungen an?', fragte Pierre, der mich bei meinem letzten Zulächeln ertappt hatte. 'Du sollst ihnen doch nicht immer das Herz brechen!'
'Du weißt ganz genau, dass ich das nicht mache! Sei nicht immer so gemein zu mir!' Ich streckte ihm di e Zunge raus und lachte, in das er miteinstimmte. Wir stachelten immer den jeweils anderen, wussten jedoch immer, wie es gemeint war.
Nach einer kurzen Zeit verließ ich die Tanzfläche, um für mich und Lynn noch einen Cocktail zu holen. Als ich diese verließ, warf ich dem schönen Jungen noch ein letztes Lächeln zu. Als ich gerade an der Bar angelangt war, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich um und sah den schönen Jungen von der Tanzfläche vor mir stehen. ' Darf ich dir etwas ausgeben?' Ich sah ihn einen Moment lang an.
'Ja, sehr gerne.'
Ohne mich zu fragen, was ich wollte, bestellte er zwei Tequila Sunrise. Ich mochte Jungen, die nicht immer nach allem fragten, was der andere wollte, sondern einfach das taten, was sie für richtig hielten. Wir stießen zusammen an. Wie sich herausstellte hieß er Paul und war gerade zu Besuch bei seiner Familie, da er gerade Semesterferien hatte. Sein Humor war unübertrefflich und ich schämte mich nicht laut wie immer zu lachen. Zu meiner Überraschung mochte er mein Lachen. ' Du bist schön', meinte er mit einem nachdenklichen Blick. Dabei strich er mit seiner Hand über meinen Arm. Als ich gerade etwas erwidern wollte, sah ich ihn wieder. Er stand an der anderen Seite der Bar, einfach so und beobachtete mich mit einem Lächeln. Ich musste die Fassung wiedergewinnen! Wieso fühlte ich mich schuldig hier mit einem anderen Jungen zu stehen, obwohl ich ihn nicht mal kannte?' Darauf kommt es nicht an', antwortete ich Paul und ließ ihn alleine an der Bar stehen. Verwirrt wollte ich ihn ansprechen. Ich hatte mir schon einen Plan auf der Tanzfläche zurechtgelegt. Ich würde ihn fragen, ob er Fred gesehen habe. So zeigte ich nicht wirklich Interesse an ihm, aber wir kämen uns näher.
Ich schritt auf ihn zu. Das Adrenalin schoss durch meine Adern. Ich war nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Er konnte mich noch nicht sehen, da er mit dem Rücken zu mir gewandt da stand. Als ich gerade meine Hand erheben wollte, um ihn anzutippen, bekam er eine Jacke von einem Mädchen in die Hand gedrückt. Arm in Arm verließen sie den Club. Ich war zu spät gekommen.









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