Verboten

Autor: Dreamer.
veröffentlicht am: 01.11.2009




Und noch ein kleiner Oneshot. Und damit ihr schon vorher wisst, worum es geht, sage ich es euch jetzt mal:
Katharina, eine junge Frau von Mitte zwanzig, war monatelang in Noah verliebt. Als sie merkte, dass daraus nichts wurde, erhörte sie die Gebete von Matthias, der sie schon lange liebte. Sie ist glücklich mit ihm, doch trotzdem kann sie sich nicht ganz mit Noah abfinden und so treffen sie sich noch regelmäßig, wenn auch nur freundschaftlich. Aber nach einer Zeit ist irgendetwas zwischen den Beiden nicht mehr so wie früher und Katharina weiß nicht, woran es liegt.
Jetzt gerade ist sie bei Noah Zuhause und er versucht, wie so oft, ihr zu erklären, warum er sich so komisch verhält. Doch sie will davon nichts hören.

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Ich stand abrupt auf. Was erlaubte er sich?! Er konnte doch nicht ernsthaft verlangen, dass ich ihm, obwohl ich einen Freund hatte, dabei zuhörte, wie er mir ein Geständnis machen wollte!Ich stampfte rücksichtslos den Weg zur Tür, wohl wissend, dass Noah wahrscheinlich gleich hinter mir stehen würde. Ich war auf alles vorbereitet: Darauf, dass er mich am Arm zurückhielt, dass er vor mir bei der Tür war und sie zuhielt, dass er mich von hinten umklammerte. Aber ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, was er tatsächlich machte.Er war blitzschnell ein paar Schritte vor mir und hob mich mit einem Arm direkt über seine Schulter. 'Du gehst jetzt noch nicht.', stellte er fest.
Erst war ich ein bisschen irritiert, doch dann fing ich an, wie wild rum zu fluchen.
'Lass mich los! Sofort! Hast du gehört?!', schrie ich und zappelte hilflos herum. 'Lass mich runter!'
Doch er lief einfach ruhig weiter, als würde ich mich gar nicht wehren. Ich hatte keine Ahnung, wohin er lief, doch auf jeden Fall passte es mir jetzt schon nicht. Schließlich ließ er mich runter und ich fand mich direkt vor einer Wand wieder. Er stand vor mir und lehnte sich mit beiden Armen gegen sie, damit ich nicht fliehen konnte.
'Findest du das jetzt witzig?', fragte ich sarkastisch.
'Nein.', antwortete er schlicht. 'Nein, das finde ich nicht. Aber wenn es die einzige Lösung ist, damit du mir zuhörst, muss ich das wohl machen.'
Ich starrte ihn wutentbrannt an und wünschte ihm den Tod. Noch niemals hatte ich ihn so sehr verabscheut wie in diesem Augenblick. Ich wollte doch einfach nur gehen. Wollte meine wunderschöne Beziehung zu Matthias nicht kaputt machen. Wieso verstand er das nicht und musste mich quälen?
Als mir klar wurde, wie aussichtslos ein weiterer Fluchtversuch wäre, wandte ich meinen Blick ab und Tränen schossen mir in die Augen. Beinahe hätte ich losgestöhnt, so unpassend fand ich das in diesem Moment, aber ich versuchte stattdessen, sie irgendwie zu unterdrücken, obwohl es mir nicht gelang. Als sich die erste Träne ihren Weg über meine Wange bahnte, seufzte Noah und drehte mein Gesicht sanft und vorsichtig in seine Richtung.
'Was hast du denn jetzt schon wieder?', fragte er besorgt.
Ich hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Mich erst hier gefangen halten und dann noch fragen, wieso ich weine! Er war so ein Idiot!
'Was soll das Ganze hier?', fragte ich verzweifelt und weitere Tränen flossen.'Ich will dir jetzt schon bestimmt zum fünften Mal etwas erklären, aber du lässt es mich nie aussprechen, sondern haust immer vorher ab. Ich will, dass du zumindest einmal hörst, was ich dir zu sagen habe.'
Ich wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Ich hatte es die ganze Zeit verdrängen wollen, wollte es nicht wahrhaben. Doch jetzt würden meine ganzen Überzeugungen, meine ganze Welt auf den Kopf gestellt werden. Nur durch diese eine Aussage, die er gleich machen würde.
Ich war von seinen Worten so gefesselt, dass ich einen Moment lang sprachlos war. Das nutzte er aus, um mir zu sagen, was er mir schon vor drei Wochen hatte sagen wollen.'Katharina, du bist der wundervollste Mensch, den ich jemals getroffen habe und ich hätte wirklich keine Ahnung, was ich ohne dich tun sollte. Du hast mir so viel gezeigt, zum Beispiel, wie wichtig es ist, die Menschen nicht zu vernachlässigen, die man am meisten liebt. Glaub mir, ich habe schon sehr oft versucht, mir das auszureden, aber jedes Mal, wenn ich sehe, wie du Matthias küsst, würde ich ihn am liebsten von dir stoßen und selbst seine Stelle einnehmen. Es macht mich jedes Mal aufs Neue wütend, zu sehen, wie er dich berührt, wie er mit dir redet. Ich finde, du solltest das wissen.'
Ich wandte meinen Blick ab und sah auf den Boden. Seine Worte hallten in meinen Ohren wieder und ich hörte meinen rasenden Puls. Es war ganz still, bis er diesen einen Satz sagte, von dem ich gehofft hatte, er würde ihn nicht sagen.
'Ich liebe dich, Katharina.', flüsterte er und ich hob meinen Kopf wieder. Er sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an. 'Ich liebe dich so sehr.'
Ich konnte nichts dagegen tun, die Tränen kamen einfach. Wie lange hatte ich auf diesen Augenblick gewartet und dann kam er ausgerechnet jetzt? Ich hatte fünf Monate lang nur ihn gewollt, aber da hatte er scheinbar noch kein Interesse an mir gehabt. Wieso mussten die Worte, die ich schon, seit ich ihn das erste Mal gesehen hatte, hören wollte, unbedingt jetzt aus seinem Mund kommen? Jetzt war es zu spät. Ich hatte doch jetzt Matthias.
'Warum jetzt?', fragte ich nun laut und spürte das warme Wasser weiter meine Wangen hinuntergleiten. 'Warum hättest du mir das nicht vor zwei Monaten sagen können?''Ganz ehrlich', wisperte er 'Ich hab keine Ahnung.'
Ich senkte meinen Kopf wieder und fasste mir mit Daumen und Zeigefinger an den Nasenrücken. Noah legte seine rechte Hand an mein Gesicht und strich sanft über meine Wange. Nur durch diese zaghafte Berührung schien mein Körper unter Strom zu stehen.'Du hast keine Ahnung, wie sehr ich es hasse, dich so zu sehen.', sagte er leise. 'Vor allem, weil ich weiß, dass es wegen mir ist. Ich hatte niemals vorgehabt, dich zum Weinen zu bringen.'
Ich sah ihm in die stahlblauen Augen, die ich so sehr liebte. Das helle Blau in ihnen schien flüssig zu sein, wie Wasser. Er blickte mich voller Trauer an. So ernst hatte ich ihn noch nie gesehen. Normalerweise lächelte er, oder zumindest seine Augen taten es, doch jetzt lag nur pure Verzweiflung und Schuldbewusstsein in ihnen. Ich wollte wegsehen, weil ich wusste, dass ich mich in ihnen verlieren konnte, doch ich schaffte es nicht. Egal wie sehr ich es versuchte, meine Augen blieben die ganze Zeit fest auf seine gerichtet.
Ich wusste nicht, wie lange wir so dastanden, doch irgendwann nahm er mein Gesicht in seine Hände und ich erkannte etwas Neues in seinem Blick.
Hoffnung.
Ich wusste, dass das nicht richtig war und dass ich es auf jeden Fall bereuen würde, aber in dem Moment, in dem seine Hände mein Gesicht berührten, setzte mein Verstand aus. Seine Lippen kamen langsam näher und er schätzte noch ein letztes Mal meine Reaktion ab. Ich schloss nur allzu bereitwillig meine tränennassen Augen.
Als seine Lippen die Meinen berührten, war es, als würde ein Stromschlag durch meinen Körper laufen. Mein Herz setzte aus.
Es war ganz anders als mit Matthias. Bei Matthias war es ein wohliges Gefühl, wenn er mich küsste, es war vertraut und beruhigend. Bei Noah dagegen war es, als würden wir beide unter Strom stehen. Da war dieses Verlangen nach seinen Berührungen, sobald er mich küsste. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle.
Er blieb die ganze Zeit sanft und küsste mich mit seiner ganzen Zärtlichkeit. Ich wusste nicht, wieso, aber ich genoss das Gefühl, seine weichen Lippen zum ersten Mal auf meinen zu spüren. Durfte ich das überhaupt? Bestimmt nicht.
Ich durfte eigentlich noch nicht mal hier sein, mit ihm. Matthias hatte mir deutlich gesagt, dass er nichts davon hielt, wenn ich mich mit Noah traf. Aber ich war trotzdem hier hin gegangen.
Wieso?
Vielleicht hatte ich ja insgeheim gewollt, dass das passierte. Hatte ich mich die ganze Zeit zu ihm hingezogen gefühlt, wollte es nur nicht wahrhaben? Ich konnte nicht richtig denken, weil sein Mund noch immer auf meinem lag.
Ich löste mich, wenn auch unfreiwillig, von ihm und hielt ihn ca. zwei Zentimeter auf Abstand. Meine Augen hielt ich geschlossen.
'Das ist nicht richtig.', flüsterte ich, als mir klar wurde, was ich hier gerade tat. Ich küsste gerade einen Mann, bei dem ich mir eigentlich geschworen hatte, dass ich es niemals tun würde. Seit ich mit Matthias zusammen war, hatte ich meine Prioritäten noch einmal überdacht.
Doch sie alle wurden gerade über den Haufen geworfen.
'Es ist richtig, wenn es sich für dich gut anfühlt.', wisperte er zurück und ließ seine Lippen erneut auf meine nieder. Und wieder konnte ich nicht denken. Fühlte es sich gut an? Ich konnte es nicht beurteilen, zu sehr war ich geblendet von seinen Berührungen. Jedes Mal, wenn unsere Lippen sich berührten, lief mir ein Schauer über den Rücken. Aber hieß das nicht, dass ich es schön fand?
Ich wusste es nicht und beschloss in demselben Moment, das Denken für ein paar Sekunden aufzugeben und mich voll und ganz auf ihn zu konzentrieren. So dumm es auch gewesen sein mag.
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und automatisch ließen seine Hände von meinem Gesicht ab und legten sich auf meine Taille. Er drückte mich sanft gegen die Wand und presste seinen Körper vorsichtig etwas gegen meinen. Noch ein Stromschlag durchfuhr meinen Körper.
Er löste seine Lippen kurz von meinen und bevor er sie wieder auf sie legen konnte, ergriff ich die Chance, zu denken und sagte heiser: 'Warte.'
Er gehorchte mir sofort. Auf der Stelle lockerte er seinen Griff etwas und wartete auf meine Reaktion. Ich glaubte, er wusste, dass das nun der letzte Kuss gewesen war.
Ich blickte ihn an und sagte mit so fester Stimme wie möglich: 'Darf ich bitte gehen?' Eine Träne rollte mir über die Wange. 'Ich muss nachdenken.'
Er hatte ja keine Ahnung, wie schwer es mir gefallen war, diesen wunderschönen Moment zu beenden. Doch ich musste es. Langsam und unsicher ließ er mich los und auch ich ließ meine Arme von seinem Hals sinken. Jetzt fühlte ich mich freier, aber nicht besser. Die Tatsache, dass ich jetzt wieder ohne Probleme denken konnte, machte mir klar, was ich da gerade für einen Mist gebaut hatte.
Ich lief wortlos den Weg zur Tür, blieb jedoch abrupt stehen, als ich ihn hinter mir fragen hörte: 'Wann werden wir uns wiedersehen?'
Ich drehte mich um. Noah blickte mich voller Sehnsucht an und es brach mir das Herz, dass ich ihm keine Antwort geben konnte.
'Ich weiß es nicht.'
Dann ging ich, noch immer weinend, aus dem Haus.









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