Man darf doch träumen!

Autor: Elisabeth
veröffentlicht am: 12.12.2009




Am Abend fiel Jens erschöpft ins Bett. Heute war ein anstrengender Tag für ihn gewesen. Zuerst redete er mit Nadja und überredete sie schließlich zumindest noch solange zu bleiben, bis er einen Ersatz für sie gefunden hatte, danach musste er sämtliche Briefe und andere Sachen erledigen und jetzt war er selbst erledigt. Er drehte sich auf die Seite, sodass er mit einer Hand die Minibar öffnen konnte und mit der anderen eine Flasche Hochprozentiges. Morgen muss ich ja nicht früh aufstehen, dachte er sich, als er die Flasche an die Lippen setzte.
Er war kein Alkoholiker, auch wenn andere Menschen das vielleicht von ihm denken würden. Nein, mit dem Alkohol, den er manchmal trank, wollte er den Schmerz vertreiben. Den Schmerz in seinem Herzen, den Noemie hinterlassen hatte.
Denk nicht daran!!, sagte er sich und nahm den ersten Schluck.
An diesem Abend kamen noch mehrere Schlucke dazu. Als er irgendwann den Schmerz aus seinem Herzen vertrieben hatte, fiel er in einen unruhigen Schlaf. Aber noch nicht einmal in seinen Träumen konnte er sich von ihr losreißen. Sie spukte in seinem Kopf herum wie ein Geist. Seit sie sich von ihm trennte vor genau fünfzehn Monaten, hatte er Träume von ihr, fast jede Nacht. Nur nicht in den Nächten, die er mit anderen Frauen verbrachte. Es war nicht so, dass er Noemie nicht liebte, aber er wollte nicht auf Sex verzichten. Er hatte es versucht, es hatte auch geklappt die ersten paar Monate, aber als er dann feststellte, dass Noemie nicht zu ihm zurückkommen würde, wollte er zumindest diesem Verlangen wieder nachgehen. Es war nie mehr als ein One-Night-Stand, denn erstens wollte er die Frauen nicht verletzten und zweitens wollte er Noemie auch nicht betrügen. Auch diese Nacht träumte er wieder von ihrem letzten Streit, bevor sie ihn für immer verließ.

'Noemie, bitte hör mir zu!' Flehend schaute er ihr in die Augen.
'Ich will aber nicht und jetzt geh mir aus dem Weg!!' Sie versuchte sich an ihm vorbeizudrücken, aber er hielt sie fest an ihren Oberarmen fest. Er wollte einfach nicht, dass sie ihre Koffer packte und ging. Er wollte, dass sie für immer bei ihm blieb.
'Lass mich los!', schrie sie ihn an.
Doch er konnte nicht, obwohl er genau den Schmerz in ihren Augen sah.
'Sag mir erst, was ich falsche gemacht habe!', presste er hervor.
'Du hast es schon wieder getan! Wieso kannst du es einfach nicht lassen?', schrie sie ihn erneut an und versuchte sich gleichzeitig auch zu befreien aus seinem Griff, der hart wie Stahl war.
'Noemie, lass es mich doch erklären. Es war ein Ausrutscher und es kommt nie wieder vor! Du musst mir glauben!!!'
'Ich glaube dir gar nichts mehr und jetzt lass mich gehen!'
Mit einem Ruck entzog sie sich seinem Griff.
Danach packte sie ihre Tasche mit einer Hand und ihre Jacke mit der anderen, warf ihm noch einen wütenden Blick zu und damit war sie weg. Das einzige was er noch hörte war das Knallen der Tür.
Als er aus seiner Erstarrung erwachte wollte er ihr nachlaufen, doch etwas sagte ihm, dass das nichts helfen würde.
Was sollte er jetzt tun?
Plötzlich fing alles an sich im Kreis zu drehen...

Im Gegensatz zu Jens hatte Noemie eine sehr schöne Nacht. Nachdem sie von Kathi´s Salon nach Hause spazierte, kochte sie sich erstmal etwas zu essen und setzte sich dann mit einer Tüte Popcorn und viel Schokolade vor den Fernseher und schob die erste DVD in den Rekorder. Sie hatte sich für diesen Abend verschiedene Liebesschnulzen vorgenommen, angefangen von P.S. Ich liebe dich.
Irgendwann schlief sie dann nach einem Happy-End von irgendeinem der vielen Filme ein.Sie träumte von einem neuen Leben als Pflegerin für Kinder an einem großen Krankenhaus, nicht unbedingt in einer Großstadt, aber in einer Stadt, mit einem kleinen Häuschen und einem Garten mit Lilien. In ihrem Traum hatte sie viele Freunde, hielt aber auch die Freundschaft zu ihrer besten Freundin Kathi. Sie kamen sich regelmäßig besuchen, gingen Kaffee trinken und in die Disko.
In ihrem Traum war einfach alles perfekt. Zu perfekt. Nicht von dieser Welt.
Mit dieser Erkenntnis wachte sie auf mitten in der Nacht und schaut sich schlaftrunken um. Sie stand auf, ging in die Küche und machte sich eine Tasse heiße Milch mit Honig. Danach schaltete sie den Videorekorder aus, der mittlerweile nur noch leise summte und ging in ihr Schlafzimmer.
Wieso waren eigentlich immer nur Täume perfekt?
Wieso konnte denn das Leben nicht einmal so verlaufen wir im Märchen?
'Noemie!', schalt sie sich selbst 'denk nicht daran zurück. Es ist Vergangeheit. Er mochte so aussehen wie ein Märchenprinz, aber das heißt noch lange nicht, dass er auch einer war.'Mit einem Seufzer setzte sie sich auf ihr Bett und zog die Bettdecke bis zu ihrem Kinn hoch.Den restlichen Teil der Nacht verbrachte sie traumlos.

So, das war meine FS. Ich würde mich freuen, wenn ich Kritik oder auch andere Kommentare von euch bekommen würde!
LG, Elisabeth







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