Tell the truth 2 - a new beginning

Autor: Angel of Summer
veröffentlicht am: 08.11.2009




'Ich muss nur schnell meine Koffer holen.', bekannte Mag und lief zu ihrem Wagen. Heute Abend war die Gala. Wie das die anderen so meisterten, fragte sie sich schon lange. Den ganzen Tag durchgearbeitet und dann auf Galas glänzen können!Sie holte ihre Tasche aus dem Kofferraum und lief in die Richtung der Limousine. Sie drückte dem Chauffeur die Tasche in die Hand und wollte sogleich einsteigen.
'Mag!', hielt sie eine Frauenstimme vom Gehen ab und sie drehte sich noch einmal um. Helena stand dort und winkte sie mit einem breiten Grinsen heran. 'Wenn dir das hier passt, darfst du es haben.', sie drückte ihr einen Karton in die Hand. Mag sah sie fragend an und wollte den Deckel öffnen, doch Helena legte ihre Hand darauf. 'Nein, guck erst im Hotel nach, ja?'
'Okay…Danke.'
'Viel Spaß, Süße.', sie drückten einander und Mag machte sich erneut auf den Weg zum Wagen. Herr Scholz saß schon längst, wartete jedoch geduldig, ohne sich zu beschweren.'Ach, und Mag.'
Sie drehte sich ein weiteres Mal um. 'Genieß die Gala ein wenig.', zwinkerte sie. Mag nickte verlegen und setzte sich endlich auf die Ledersitze. Immer wenn sie an die Gala von vor fünf Jahren erinnert wurde, fühlte sie sich unwohl. So würde es wohl den ganzen Abend laufen. Herr Scholz war ein Mensch, der gerne in Gedanken in der Vergangenheit lebte und würde sie somit den ganzen Abend auf Trapp halten.
'Das erinnert alles an unsere erste Begegnung, nicht wahr, Mag?', Oh, nein, er fing schon nach wenigen Minuten damit an! Mag nickte zustimmend und wünschte sich, es sei nicht so.'Keine Sorge, Kyle Avery wird nicht da sein.'
'Herr Scholz, das wäre mir so oder so sehr egal', sagte sie und biss sich sofort auf die Zunge, weil sie so angegriffen und bissig reagiert hatte. Eigentlich sollte ihr die Sache doch langsam schnurzpiepegal sein. Fünf Jahre waren ins Land gezogen und sie war doch gar nicht mehr wieder zu erkennen. Sie hatte eine vierjährige Tochter, eine eigene Wohnung, einen Job, eine neue Frisur. Kyle war weite, weite Vergangenheit.
Herr Scholz lachte jedoch beherzt. Er schien sich immer zu freuen, wenn sie widerspenstig wurde.
'Hast du hier in der Limousine Prosecco, Luke?', nannte sie ihn ungewohnter Weise beim Vornamen, aber das wünschte er sich schließlich ständig von ihr.
'Ja…aber warum willst du denn jetzt schon was trinken, auf der Gala wird es genug Alkohol geben.', lachte Herr Scholz erneut und öffnete die Minibar im Innenraum des Autos. Eine ungeöffnete Flasche Prosecco lächelte Mag verführerisch an. Sie wollte sich einfach etwas locker trinken. Deswegen griff sie auch gezielt nach der Flasche, doch ihr Nachbar schloss das Fach wieder.
'Lass das lieber, Mag. Ist besser wenn du nüchtern ankommst. Dort darfst du dich aber ruhig betrinken. Ich habe Hotelzimmer gemietet, damit wir heute Nacht nicht heimfahren müssen.', erklärte er. 'Tust du das nicht immer?', Mag sah enttäuscht auf das verschlossene Fach. 'Doch, aber das letzte Mal bist du einfach abgehauen.'
'Ist das jetzt nicht lange genug her, um die Vergangenheit ruhen zu lassen?', fragte sie und ärgerte sich über seine Vergangenheitsliebende Art.
'Wusstest du eigentlich, dass dein Anblick mich damals total umgehauen hat?', machte er weiter und Mag seufzte in sich hinein. Wäre er nicht ihr Chef würde sie ihm mal die Meinung geigen. Aber so hielt sie sich zurück und lächelte ihn dezent an.
'Ja, du warst wunderschön und anders.'
'Deswegen warst du auch so nett zu mir.', lachte Mag und blickte aus dem Fenster. Sie fuhren gerade auf die Einfahrt eines Hotels zu. Sie waren bald da. Endlich. 'Nun ja…', Luke kratzte sich verlegen am Hinterkopf, 'du bist seitdem aber noch attraktiver geworden. Deine neue Frisur steht dir sehr gut.'
'Danke…', sagte sie flüchtig und wartete schon gar nicht mehr auf den Chauffeur, sondern öffnete selbst die Tür.
Sie setzte ihre Sonnenbrille auf, weil die Sonne sich gerade von ihrer schönsten Seite zeigte. Überrascht sah Mag sich um. Das Hotelgelände sah unglaublich aus. Ein Meer aus den verschiedensten Blumen. Welcher Landschaftsarchitekt sich hier wohl ausgetobt hatte?'Kommst du, Miss Bendson?'
'Ja, natürlich', wie damals hielt Herr Scholz ihr den Ellenbogen hin, damit sie sich einhaken konnte. Geschickt drehte sie sich zu ihrer Tasche und hob sie mit beiden Händen an, als sei sie unglaublich schwer. Luke überging diese Abfuhr mit einem höflichen: 'soll ich deine Tasche tragen.'
Das ließ sich Mag natürlich nicht zwei Mal sagen.

Endlich war Mag mal eine Weile alleine. Das Hotelzimmer war zwar jetzt nicht das Schönste, aber immerhin besser als gar nichts. Das erste was sie jedoch tat, war sich ihr Handy aus der Tasche holen und bei Stefanie anzurufen.
'Hallo?', ertönte Steffs Stimme. Sie konnte sich einfach nicht angewöhnen ihren Namen zu sagen, wenn sie ans Telefon ging.
'Hi Steff! Hier ist Mag'
'Hey Süße.', Mag hörte im Hintergrund irgend ein Rascheln. 'Was macht ihr denn gerade?''Wir sind am Windowcoulor malen, willst du Beirut mal haben?'
'Ja, gerne.', es dauerte einen kleinen Augenblick, dann ertönte auch schon die fröhliche Stimme der kleinen Vierjährigen: 'Hallo Mama!'
'Hallo Beirut, gefällt es dir denn?'
'Ja! Wir malen Windkala', Mag ahnte, dass ihre englische Aussprache noch etwas ausbaubedürftig war, kicherte leise über die zuckersüße Art ihrer Tochter und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch. 'Was malst du denn schönes?'
'Das ist eine Überraschung. Lili ist auch hier.'
'Oh, schön!', Lili war Steffis kleine Nichte. Die Tochter ihrer Schwester Tanja. Ja, Steffi war eine Art Tagesmutter für viele Kinder. Nur eigene wollte sie nicht. Sie sagte immer: 'Ich mag Kinder, solange ich sie wieder abgeben kann.'
Es klopfte an der Tür.
'Warte mal kurz, Liebling.', Mag hielt den Hörer mit ihrer Hand zu und rief ein lautes 'ja?' aus. Herr Scholz kam herein und schloss leise die Tür hinter sich, als er erkannte, dass Mag telefonierte. Er machte komische Handbewegungen, die sie ganz und gar nicht entschlüsseln konnte. 'Kleinen Moment.', flüsterte sie und nahm das Gespräch mit Beirut wieder auf. 'Mama muss jetzt leider auflegen, könntest du mir noch mal schnell Tante Steffi geben?''Ja!', stieß sie aus und flüsterte ganz leiser, bevor sie den Hörer weiter reichte, 'hab dich lieb.'
'Ich dich auch.', freute sich Mag immer, wenn ihre kleine Tochter das sagte. Auch wenn sie es immer tonlos hauchte, wenn Lili in der Nähe war. Dennoch fielen diese Wörtchen nie ins Wasser, egal wie leise sie diese sagen musste.
'Ja?'
'Steffi? Ich wollte dir noch einmal danken. Wenn du jetzt auch noch Lili hast, ist das doch wirklich stressig für dich.'
'Mach dir keine Gedanken. Beirut ist so ein Engelchen. Wir sehen uns Sonntagabend, Süße.'Herr Scholz spielte schon nervös mit den Blättern in seinen Händen, also machte es Mag kurz und hängte auf. 'Was gibt es, Luke?', fragte sie, während sie aufstand und auf ihn zuging.'Wir wollen gleich los und du bist noch nicht umgezogen.'
'Wie gleich?', Mag blinzelte ihn verwirrt an. 'In einer viertel Stunde.'
'Was?!', Mag sah auf ihre zierliche Armbanduhr und erschrak. 'Aber…oh! Ich beeile mich.'Er nickte und verließ kopfschüttelnd das Zimmer. Mag raste ins Bad. Verdammt! Sie hatte doch noch duschen wollen! Mist. Nach kurzem Hin und Her überlegte sie sich, dass sie darauf nicht verzichten konnte und sprang unter die Dusche. Mit großem Zeitdruck spritzte sie sich ab und hüpfte heraus. Alles musste jetzt schnell gehen. Sie föhnte sich und putzte gleichzeitig noch einmal über ihre Zähne. In Unterwäsche lief sie zurück zu ihrem Gepäck. Helenas Karton lächelte sie plötzlich aus den Augenwinkeln an. Nein, dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Nun ja…eigentlich hatte sie zwei Minuten durch ihre Hektik bestimmt gut gemacht! Sie öffnete gespannt das Paket. Ein weißer Umschlag auf irgendeinem Stoff. Sie öffnete den Brief und las die wenigen Zeilen:

'Ich weiß nicht, ob dich dieses Geschenk freuen, oder ärgern wird, aber ich finde, es ist an der Zeit sich nicht mehr von der Vergangenheit fertig machen zu lassen. Und ich sehe dir an, dass du immer noch darunter leidest! Du bist so ein besonderer Mensch, öffne dein Herz für Neues! Wir teilen eine Erinnerung, die für dich nicht schlecht sein soll. Denk an Beirut! Sie ist so ein Segen. Deine Kollegin und Ansprechpartnerin in allen Lebenssituationen,Helena'

Mag staunte nicht zum ersten Mal über Helenas ordentliche, kursive Handschrift. Doch was meinte sie denn mit dem, was sie sagte? Mag hob den Stoff auf und ein kleiner Schockimpuls jagte durch ihren Körper. Es war das Kleid von damals! Das Kleid was sie vor fünf Jahren auf der Gala getragen hatte. Helena hatte Recht! Sie musste endlich über die Vergangenheit siegen. Sie zog sich das Kleid über und stellte überrascht und glücklich fest, dass es ihr immer noch passte. Wie an gegossen. Sie hatte nach Beiruts Geburt so viel Stress und Bewegung gehabt, dass ihre Figur besser denn je war. Sie hatte weiblichere Formen in den Jahren angenommen, doch zugenommen hatte sie nicht. Sie war immer noch dünn und war ein klein wenig stolz darauf. Vor allem, als sie sah, wie gut ihr das Kleid noch stand.
Ein erneuter Schock! Sie hatte keine Zeit mehr. Wieder sprintete sie ins Bad und legte ihre Schminke schnell, jedoch sorgfältig auf. Ihre Haare ließ sie offen, da man damit eh nur noch Stummelschwänzchenzopf machen konnte. Trotzdem liebte sie ihre Schulterlange Frisur. Schnell machte sie sich auf den Weg ins Zimmer, wo Luke schon wieder stand und nervös mit seinen Fingern auf dem Sofapolster trommelte. Er machte große Augen, als er sie aus dem Bad kommen sah, sagte jedoch nichts, was Mag wohlwollend entgegennahm.'Ich muss nur noch mein Kleid anziehen, bin gleich so weit.', sie kramte wieder in ihrer Reisetasche rum.
'Mag…du hast schon eins an.', lachte Luke nervös. Mag sah an sich herunter. 'Das doch nicht! Ich habe mir extra ein Neues gekauft.'
'Dafür haben wir jetzt keine Zeit, komm endlich.', er zog sie am Handgelenk mit sich. Schnell griff sie nur noch nach ihrer Tasche und den Schuhen und folgte ihm. In dem Flur zog sie im Rennen die Schuhe an und schnaufte durch, als sie im Aufzug stand. Sie starrte direkt in den gegenüberliegenden Spiegel und schluckte. Jetzt trug sie auch noch das gleiche Kleid. Aber vielleicht hatte Helena ja Recht. Es war die perfekte Chance mit der alten Geschichte abzuschließen. Sie würde das Kleid tragen, doch er würde nicht da sein. Doch was war, wenn er doch auf der Gästeliste war? Woher wollten sie alle wissen, dass Kyle nicht da sein würde? In Kürze würde sie bescheid wissen. Etwas aufgeregt war sie schon. Doch warum?! Warum um alles in der Welt nach fünf Jahren?! Na gut, im Grunde genommen wusste sie es. Weil sie sich immer schon sicher gewesen war, dass er ihre wahre, große Liebe war und weil er derjenige war, der sie entjungfert hatte und der Vater ihres Kindes. So viel war nie ausgesprochen worden, so viel wühlte sie im Inneren auf, was nach Klärung suchte. Doch würde sie tatsächlich ein Wort rauskriegen können, wenn er jetzt vor ihr stehen würde?In Gedanken versunken verging die Zeit so schnell, dass sie sich gar nicht mehr so ganz sicher war, wie sie jetzt eigentlich zu diesem Gebäude gekommen war. Doch alles war noch so, wie sie es in Erinnerung hatte. Sie wusste sogar noch, auf welchem Parkplatz sein BMW gestanden hatte. Ruckartig drehte sie ihren Kopf rum, nein, er stand nicht mehr dort. Tief atmete sie durch und schüttelte ihre lockeren Haare. -reiß dich zusammen-
Sie lief hinter Herrn Scholz in den großen Saal, wo sich schon die großen Modefutzis aufhielten. Innerlich immer noch am Kopfschütteln. Wie konnte eine Sache, die schon lange verjährt war, für sie immer noch so hautnah sein? War es nicht kindisch? Kindisch! Bei diesem Wort stellten sich bei ihr sämtliche Nackenhaare.
Flüchtig sah Mag sich um, konnte Kyle jedoch auf den ersten Blick nicht ausmachen und sagte sich schließlich, dass er nicht da war. Ihr Unterbewusstsein wollte zwar eine Suchaktion starten, doch sie wehrte sich fleißig dagegen und folgte Luke durch den Saal.Plötzlich rief jemand von hinten ihren Namen. Sie erschrak innerlich, drehte sich jedoch souverän um. Auf die Schnelle hatte sie die Stimme gar nicht erkannt, doch das Gesicht erkannte sie. 'Lara!', stieß sie aus und wusste nicht, ob sie sich freuen oder ärgern sollte. Sie gab ihr ein Küsschen rechts und links, wo Mag gezwungener Maßen mitmachte.
'Ich habe hier gar nicht mit dir gerechnet.', sagte sie und schien sich offensichtlich vollkommen ehrlich darüber zu freuen, dass sie sich begegnet waren, 'Was machst du denn?''Ich bin die Kreativleiterin von Herrn Scholz.', während sie das aussprach, wusste sie, dass Lara sie jetzt mit einem viel atemberaubenderen Beruf und viel Stolz überhäufen würde. 'Schön.'
'Und was machst du?', dieses trockene Gespräch passte ihr so ganz und gar nicht! 'Ich arbeite als Model. Was hältst du davon, wenn wir uns gemeinsam an einen Tisch setzen?'Sie überging ihre Auskunft so schnell, dass Mag verwirrt blinzelte. War Model nicht der Beruf, den sie uns in der Schule schon prophezeit hatte zu machen? War das nicht Grund genug anzugeben? Sie hatte ihre Ziele erreicht! Mag musste sich eingestehen, dass Lara einen großen Schritt in Sachen Persönlichkeit gemacht hatte. Ob das an dem Anhängsel lag, welches vermutlich den gleichen Ring trug, der ihre rechte Hand zierte? Sie war verheiratet! Unglaublich! Ihr Mann war bestimmt Brad Pitt oder Johnny Depp! Warum hatte sie die Hochzeit nicht in ihrer Klatschzeitschrift gelesen?
Sie setzten sich zusammen an einen runden Tisch. Beide mit Blick auf die Tanzfläche.Lara sah heute Abend wirklich bezaubernd aus. Sie trug ein weinrotes Kleid ohne Träger. Sie hatte ihre blonden Haare mit dem Lockenstab bearbeitet und hatte ihr Make-up passend zu dem Kleid angelegt. Sie wirkte ausgeglichen und glücklich. Vielleicht war es das, was sie von damals unterschied. Sie war nicht mehr diejenige, die krampfhaft versuchte beliebt zu sein.'Mag, darf ich dich etwas fragen?', begann sie plötzlich vorsichtig. 'Natürlich', zuckte Mag mit den Achseln und wartete gespannt.
Sie spielte an ihrem Ehering herum, aber nicht, um anzugeben, sondern um ihrer Nervosität Raum zu geben.
'Als du damals von der Schule gegangen bist, ging das Gerücht herum, du seihst schwanger sitzen gelassen worden…', sie machte eine Pause und guckte Mag auffordernd an, setzte dann aber schließlich mit ihrer Frage fort, 'ist das wahr?'
Mags Lippen umspielte ein sanftes Lächeln. Gerücht…Ja….Gerüchte…
'Ja, es ist wahr.', machte Mag es kurz. Mitleidig sah Lara sie an und legte schüchtern ihre Hand auf Mags Handrücken, 'das tut mir sehr Leid.'
'Danke, das ist lieb. Aber es ist alles in Ordnung wirklich. Beirut ist ein Engel, sie gibt meinem Leben einen Sinn.'
Lara nickte, schwieg aber nachdenklich. Was sie darüber dachte? Das würde Mag mal tierisch interessieren. Sie hatte auf einmal das Gefühl, sich ihr anvertrauen zu können.
'Bist du Heute alleine hier?', fragte Mag, um das Thema in andere Bahnen zu lenken.'Ja, meinem Mann ging es nicht gut.', sie hielt sich eine Hand neben den Mund und beugte sich geheimnisvoll zu ihr herüber, 'aber ich bin davon überzeugt, dass er sich nur drückt. Er hasst solche Veranstaltungen.'
Konnte Mag ihm nicht verübeln!
'Deswegen bin ich so froh, dass du Heute hier bist.'







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